Berichte aus Brasilien
Staatschef Lula stellt klar – kein Linker

von Klaus Hart

09/03
 
 
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Deutschlands Kommerzmedien und sogar die pseudolinke Presse stufen den neuen brasilianischen Staatspräsidenten und Ex-Gewerkschaftsführer Luis Inacio Lula da Silva kurioserweise immer als „Linken“, „Sozialisten“, „linksgerichteten Präsidenten“ ein, obwohl bereits ein oberflächlicher Blick auf Lulas politische Bündnisse deutlich macht, daß davon keine Rede sein kann. Erneut hat Lula jetzt für die nötige Klarstellung gesorgt, wird deshalb von den bürgerlichen Medien Brasiliens mit Ovationen bedacht. Auf eine Journalistenfrage in Caracas antwortete Lula Ende August:“Mein ganzes Leben lang mochte ich überhaupt nicht, als Linker, Linksgerichteter klassifiziert zu werden. Und als sie mich zum ersten Mal fragten, ob ich Kommunist sei, habe ich geantwortet: Ich bin Dreher.“

Zudem wäre es sehr ungewöhnlich, jemanden heutzutage als „links“ einzustufen, der bestimmte Sympathien für Adolf Hitler hegt. Bereits als Gewerkschaftsführer sagte Lula in einem Interview wörtlich – und nie dementiert, berichtigt:“Hitler irrte zwar, hatte aber etwas, das ich an einem Manne bewundere – dieses Feuer, sich einzubringen, um etwas zu erreichen...Was ich bewundere, ist die Veranlagung, Bereitschaft, die Kraft, die Hingabe.“ Doch unter Deutschlands Pseudo-Progressiven, sogar jenen aus der drittweltbewegten Ecke, ist nicht üblich, derartiges zur Kenntnis nehmen zu wollen -  man zieht es vor, in Bezug auf Brasilien sozialromantisch zu verdrängen.

„Lula hat nie der Linken angehört“, erläuterte dazu der Soziologe Francisco de Oliveira, Professor an Sao Paulos Universität USP, Mitglied der sozialdemokratischen Arbeiterpartei PT, in der Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“.  „Er steht nicht links -  ist eine charismatische Figur, dessen Partei, ebenso wie die Gewerkschaftsbewegung durch die End-Krise der Diktatur in eine linke Richtung gestoßen wurde.“

In Kommentaren der bürgerlichen Medien Brasiliens  wurde betont:“Lula hat ein sozialdemokratisches Programm für Brasilien – kein linkes.“

Kein Geheimnis, daß Lula, seine Führungsriege sehr enge Arbeitskontakte zu den deutschen Sozialdemokraten pflegen, daß Lula ausgerechnet Tony Blair lobt, George Bush sehr sympathisch findet.  Doch das alles wird Deutschlands Überflieger-Journaille nicht daran hindern, Lula weiter als links, gar sozialistisch einzustufen. Die hat noch ganz andere Politiker Brasiliens wider besseres Wissen als links-progressiv bejubelt..

Editorische Anmerkungen

Der Autor schreibt regelmäßig Berichte aus Brasilien, die er auch dem Trend zur Verfügung stellt. So. z.B.: