Editorial
Subjektivismus

von Karl Mueller

10-2012

trend
onlinezeitung

Bei weitem nicht in Allem. Aber da wo DIE Recht hatten, hatten sie Recht. Gemeint ist die DDR und hier im Besonderen das Feld der Philosophie im Hinblick auf die folgende Definition von Subjektivismus. Demnach handelt es sich um eine

"Auffassung (oder die ihr entsprechende Haltung), daß die gesellschaftlichen Ereignisse subjektiv-willkürlich gestaltbar seien, bzw. allgemein die voluntaristische Übertreibung der Rolle des subjektiven Faktors. In dieser Form ist der Subjektivismus Wesensmerkmal der meisten idealistischen Gesellschaftstheorien, darunter der idealistischen Soziologie, welche die geschichtlichen Prozesse und gesellschaftlichen Strukturen letztlich auf das Triebleben, auf die Rolle von Eliten, auf die Bedeutung von Ideen, Idealen, Moralprinzipien, auf ideologisch-normative Wertgefüge (Rollenbegriff, Gruppenbegriff) zurückführen. In der Politik äußert sich der Subjektivismus in Auffassungen oder Maßnahmen, die vorwiegend von bestimmten Wünschen oder Illusionen und nicht oder nur unzureichend von der realen Situation ausgehen." [ Das philosophische Wörterbuch Band 2,  herausg. von Georg Klaus und Manfred Buhr, Berlin 1970, S. 1050]

Mit solchen ideologischen Positionen hatten unsere Herausgeber-GenossInnen in letzter Zeit häufiger bei ihrem Versuch, den NaO-Prozess theoretisch und praktisch am Klassenkampf auszurichten,  zu tun. Schließlich führte ein Polit-TüV, dem sie sich unterziehen sollten, zu ihrem Ausscheiden aus dem NaO-Prozess. Sie sollten nämlich unter Beweis stellen, dass sie "subjektive Revolutionäre" seien. Examinieren wollte sie ein Administrator des NaO-Blogs, der glaubte festgestellt zu haben, dass der Beitritt von AKKA zum NaO-Prozess nur dazu gedient habe der Arbeit an der Realisierung des SIB-Vorschlages, besser von innen des NaO-Prozesse entgegenzuwirken als durch Kritik von außen.“  Als leidenschaftlicher Verfechter des "revolutionären Bruchs" hatte er allweil unter Beweis gestellt, dass er für diese Beurteilung über die zureichenden persönlichen revolutionären Qualifikationen verfügte.

Wer mehr über die Konflikte zwischen AKKA und dem NaO-Prozess erfahren möchte sollte folgende Artikel lesen: "Deshalb war es gut so, dass wir ausgestiegen sind." Ein Interview mit drei AKKA-Genossen, sowie deren Erklärung zum Austritt in: Good Bye NaO - oder warum der AKKA aus dem NaO-Prozess ausgeschieden ist.

Dazu eigentlich gehört auch der Artikel von Tino P. Zwei Wege, zwei verschiedene NaO-Konzepte, der auch ein bezeichnendes Schlaglicht auf den gegenwärtigen Zustand des NaO-Prozesses - allerdings aus einem anderen Blickwinkel - wirft.

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Dass der Subjektivismus nicht eine Randerscheinung in der spätkapitalistischen BRD-Gesellschaft ist, lässt sich auch gut an dem Buch von Gunnar Hinck "Wir waren wie Maschinen" feststellen. Darin soll über die Geschichte der BRD-Linken der 1970er Jahre  informiert werden, indem Hinck uns die persönlichen Erinnerungsfetzen von Exlinken darbietet, um damit die damaligen "geschichtlichen Prozesse und gesellschaftlichen Strukturen" zu erklären. Karl-Heinz Schubert hat das Buch gelesen und festgestellt, dass es sich eigentlich um ein Plagiat einer BKA-Studie handelt, die methodisch genauso vorgeht und zu den gleichen Ergebnissen kommt.

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Eine andere Spielart von Subjektivismus konnte ich neulich bei einer Veranstaltung einer Stadtteil-Ini erleben, wo es darum ging, eine Untersuchung zur Mietenstruktur des Donau-/Reuterkiezes vorzustellen. Diese empirische Untersuchung (ca. 80 Fragebögen) eines mehrere Tausend MieterInnen umfassenden Wohngebiets, kam völlig ohne zur Kenntnisnahme der objektiven Strukturen aus und wurde trotzdem als wichtiges Ergebnis für eine mögliche politische Intervention angesehen. Es ist ganz offensichtlich so, dass diese Art von soziologischem Subjektivismus ohne den theoretischen Werkzeugkasten der Kritik der  politischen Ökonomie auskommt, weil er bei den AktivistInnen gar nicht bekannt ist. Hier sieht die Redaktion weiterhin eine Aufgabe Texte aufzuspüren, die diese Lücke schließen helfen. In dieser Ausgabe ist es eine Replik auf einen polit-ökonomischen Aufsatz der letzten Ausgabe mit dem Titel "Zur Diskussion um theoretische Fragen der politischen Ökonomie der Mietwohnung". 

Wir wollen nicht verschweigen, dass unsere Fixierung auf die "Polit-Ökonomie" aus dem politischen Anspruch resultiert, Miet- und Wohnfragen nicht jenseits anderer kommunaler Strukturen und der Lohnarbeit bzw. der Erwerbslosigkeit zu sehen. Nur wenn diese (Teil)bereiche von den AktivistInnen zusammengedacht und politisch praktisch vernetzt werden, werden unsere Kämpfe mehr Erfolg haben.

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Solche Vernetzung von unten fürchten die da "Oben" wie der Teufel das Weihwasser. Deswegen werden ab und an Bücher auf den Markt geworfen, mit denen Zwietracht gesät oder bereits bestehende Konflikte vertieft werden. Ein hervorragendes Instrument ist dafür der Rassismus. Neuestes Elaborat auf diesem Gebiet, was sich in Bürgerkreisen wie warme Semmeln verkaufen lässt, ist Buschkowsky Buchs "Neukölln ist überall". Wir können heute schon eine Vorstellung dieses Machwerks durch die Trend-Redaktion am 19. November 2012 in der LUNTE ankündigen. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe..

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