Editorial
Mehr als nur Video gucken


von Karl Mueller

11/09

trend
onlinezeitung

Am 10.10. 09 trafen sich etwa zehn GenossInnen in der Lunte, um die politische Einschätzung der Septemberstreiks  zu diskutieren, wie sie von der IKS vertreten wird. Trotz nicht zu leugnender Differenzen war dies eine solidarische und fruchtbare Debatte und bildete von daher einen angemessenen Abschluss unserer Septemberaktivitäten. Schließlich zeigt sich auch, dass eine Kombination aus Film und Diskussion motivierender sein kann, als Veranstaltungen, wo ex cathedra letzte Weisheiten verkündet werden, die von üblichweise anwesenden BesserwisserInnen zerredet werden.

In ähnlicher Weise produktiv  verlief im Oktober die TREND-Filmreihe Vom ökonomischen zum politischen Kampf. An vier Abenden dikutierten durchschnittlich 15 Leute grundlegende Fragen des Kampfes in den Betrieben und seiner Vernetzung, sowie die Visionen einer nichtkapitalistischen Gesellschaft frei assoziierter ProduzentInnen.

Kurzum: Bei den allen sechs Filmveranstaltungen (2 im September und 4 im Oktober) zeigte sich, dass es eben um mehr als nur Video gucken ging. Dies lag sicherlich auch daran, dass der TREND dabei sowohl von den FilmemacherInnen als auch von der LUNTE tatkräftig unterstützt wurde. Im Hinblick auf die im Anschluss an die Filme geführten Diskussionen ist die Tatsache nicht zu unterschätzen,  dass es jeweils ein Inputreferat und ein Begleitheft zum Film gab.

Diese positiven Erfahrungen haben uns veranlasst, im kommenden Jahr weitere Filmveranstaltungen anzubieten. Dazu wird es im November eine Beratung mit dem politischen Beirat unserer Zeitung geben. Geplant ist für 2010, soviel kann bereits heute gesagt werden, eine Reihe "Die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung im Film". Allerdings werden wir schon im laufenden Monat mit zwei Filmen zum Thema Faschismus weitermachen.

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Im letzten Editorial widmete ich mich der neuen Nummer 2 des Kosmoprolet und bot den "FreundInnen" eine öffentliche Aussprache zu grundsätzlichen Fragen einer aufs Proletariat bezogenen Politik an. Ihre Antwort fiel am 9.10.09 kurz und knapp aus: "Hallo Karl,
wir haben Deine Texte gelesen und besprochen, bitte gib uns noch etwas Zeit zum Formulieren der Antwort, schöne Grüße von den Freundinnen".
Die mündlicher Ankündigung eines Genossen, man werde  zu unserer Veranstaltung mit der IKS am 10.10. kommen, wurde leider nicht eingelöst.

In der Zwischenzeit erreichte mich die 5. Ausgabe einer regelmäßig erscheinenden an ca. 50 MultiplikatorInnen verbreiteten Rundmail, worin die "Kosmoproleten" folgendermaßen ideologisch charakterisiert werden:

Ganz offensichtlich gibt es unter dem Dach von Kosmoprolet einen Part, der um die Schwierigkeiten weiß, die neuen Entwicklungen mit alten Begriffen zu fassen, und der daran arbeitet, die ganzen Schwierigkeiten und Ambivalenzen so gut es geht „auf den Begriff“ zu bringen (wozu auch das Bewußtsein gehört, daß diese Ambivalenzen nicht einer Unzulänglichkeit des Denkens oder mangelnder Radikalität entspringen, sondern daß die Dinge so liegen und auch so erstmal ausgehalten werden müssen). Ein anderer Part bringt weder diese Ernsthaftigkeit, noch diese Geduld auf. Er greift stattdessen zur radikalen Phrase (wobei der Situationistenslang hervorragende Dienste leistet — wahrscheinlich sind dies zwei Seelen in einer Brust, also nicht Fraktionen innerhalb des Kosmoproleten).

Meine persönliche Nachfrage am 19.10. bei einem mir bekannten Genossen "der FreundInnen" ergab, dass es bei ihnen in Bezug auf meinen Vorschlag zwei gegensätzliche Positionen gibt: Die eine Richtung kann sich einen öffentlichen Disput vorstellen, die andere lehnt ihn rundweg ab. Das war dann - in Bezug auf die o.a. Rundmail - ein wenig wie ein AHA-Erlebnis, wenngleich auch die "Kosmoproleten" mehr als die "FreundInnen" sind, zumindestens quantitativ.

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Am 19.10. 09 war die Lunte brechend voll. Gut 40 Leute, die meisten darunter Betroffene, diskutierten darüber, wie Kapital & Senat Nord-Neukölln umgestalten wollen. Die Diskussion konzentrierte sich vor allem auf die "Task Force Okerstraße" und das Quartiersmanagement, welche den Gentrifizierungsprozess vorantreiben. In der Diskussion konnten wir vom TREND auf den Zusammenhang zwischen dem "Schülerknast"-Konzept und dem Kiezumbau verweisen. Es zeigte sich dabei, dass das in dieser TREND-Rubrik bereitgestellte Material von den Anwesenden zur Information genutzt wird, was uns anspornt, weiter zu recherchieren. In dieser Ausgabe gibt es Infos zum Konzept: Kriminalpräventive Räte.

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Es ist ja nicht mehr zum Aushalten. Überall 20|09. Deutschland feiert sich als Nation und (fast) alle machen mit. Grund genug, den in diesem Kontext verbreiteten Legenden entgegen zu treten. Wir versuchen es mit vier sehr unterschiedlich erscheinenden Texten, die aber dadurch verbunden sind, dass sie sich aus dem Mainstream ausklinken. Besonderes Augenmerk richten wir dabei auf den Reprint von "Löcher in der Mauer", weil die darin vertretenen Ansichten bereits damals quer zu den griffigen "linken" Deutungen lagen. Von daher empfehlen wir Bernard Schmids Artikel Rückblick „20 Jahre danach“unbedingt in Ergänzung dazu zu lesen.

Nachgereicht am 5.11.2009

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Die BesucherInnenzahlen vom Oktober 2009, in Klammern 2008, 2007

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