Vom ökonomischen
zum politischen Kampf

10/09

trend
onlinezeitung

"Heute ist es eine Fabrik, morgen ist die ganze Welt unter  Arbeiterkontrolle" (Alejandro López, Fasinpat, 23.9.09)

TREND Onlinezeitung zeigt in Kooperation mit dem Infoladen  LUNTE vier Filme über ArbeiterInnenkämpfe, jeweils mit Inputreferat und anschließender Diskussion

6.10.2009 – 20.45 Uhr c/o Stadtteil- & Infoladen LUNTE, Weisestr. 53, 12049 Berlin

Schneeglöckchen blühn im September (BRD, 1973, 110 min)
Durch diesen Spielfilm werden die legendären Septemberstreiks von 1969 wieder lebendig. Er zeigt, wie in einem Betrieb unter den gesellschaftlichen Bedingungen eines festen Bündnisses von DGB, Kapital und Regierung zur Knebelung der ArbeiterInnenklasse ökonomische Forderungen (Lohnerhöhungen und höhere Sozialplanzahlungen) mithilfe eines wilden Streiks durchgesetzt werden. Er vermittelt aber auch, wie schwierig es ist, kollektiv zu handeln. In diesem Zusammenhang werden die Rolle des Betriebsrats, der Vertrauensleute und einer linken Betriebsgruppe beleuchtet.

13.10. 2009 – 20.45 Uhr c/o Stadtteil- & Infoladen LUNTE, Weisestr. 53, 12049 Berlin

Der Streik der Belegschaft des Bosch-Siemens-Hausgerätewerks in Berlin gegen die Schließung (BRD, 2007, 81min)
Durch die längste Betriebsversammlung der Bundesrepublik Deutschland – nämlich vom 6.9. bis zum 22.9.2006 als Kampfmaßnahme gegen die drohende Werksschließung kommt es zu einem Kompromiss. Dieser wurde von der IG Metall mit der Kapitalseite ausgehandelt: Keine Schließung des Werkes gegen den Abbau von 1/3 der Arbeitsplätze (200) bis 2010, eine durchschnittliche Lohnkürzung von 20 Prozent und keine Neuinvestitionen in die Produktion. Dieser Dokumentarfilm zeigt, wie eine kampfbereite Belegschaft langsam durch die Taktiererei der Gewerkschaft in ihrem ökonomischen Kampf zermürbt wird. Schließlich stimmt nur ein Drittel der Belegschaft für den Kompromiss. Jedoch nach der IG-Metall- Satzung ist das Verhandlungsergebnis damit angenommen. Die KollegInnen fügen sich und der Arbeitskampf ist beendet.

20.10.2009 – 20.45 Uhr c/o Stadtteil- & Infoladen LUNTE, Weisestr. 53, 12049 Berlin

Die Fabrik brennt (F, 2004, 95 min)
Dieser Spielfilm, in dem die ArbeiterInnen von damals mitspielen, dokumentiert ihren militanten Kampf im Jahre 2000 für den Erhalt der Arbeitsplätze bei der insolventen französischen Firma Cellatex, einem Viskosehersteller. In diesem Kampf entstehen spontan lokale, flüchtige Strukturen von Selbstorganisation und die Kampfformen (Fabrikbesetzung, Geiselnahme der Vorgesetzten), die wenig Rücksicht auf bürgerliches Rechtsempfinden nehmen, signalisieren den Legitimationsverlust, den traditionelle Arbeiterorganisationen in solchen Konflikten erleiden und markieren gleichzeitig eine Schnittstelle zwischen ökonomischem und politischem Kampf.

27.10.2009 – 20.45 Uhr c/o Stadtteil- & Infoladen LUNTE, Weisestr. 53, 12049 Berlin

Fabrica Ocupada (BRD, 2006, 58 min)
Am 12.8.2009 entschied die argentinische Provinzregierung, die Keramikfabrik Zanon den ArbeiterInnen rechtmäßig zu übertragen. 2001 hatte die Belegschaft die Fabrik besetzt und sie in Fasinpat (Fabrik ohne Bosse) umbenannt. Ihr Konzept heißt von der „ArbeiterInnenkontrolle" zur „ArbeiterInnenselbstverwaltung", denn sie führen ihren Kampf als Teilkampf für eine sozialistische Umgestaltung Argentiniens. Von daher war ihr ökonomischer Kampf immer ein politischer Kampf. Der Film zeigt eindringlich, welche Fragen und Probleme bei einer Selbstverwaltung von Produktion und Vertrieb auftreten, Im Film wird das Projekt auch mit anderen besetzten Betrieben in Argentinien verglichen, wo die ArbeiterInnen sich allerdings im Gegensatz zu Zanon auf die Lösung der innerbetrieblichen Probleme konzentrieren.