Editorial
Heimat halt's Maul


von Karl-Heinz Schubert

5/6-2014

trend
onlinezeitung

Dank wachsamer AntifaschistInnen gelingt es der NPD und ihren braunen Fußtruppen zur Zeit kaum, sich im öffentlichen Raum – außer durch Plakate (knapp unterhalb der Strafrechtsgrenze zur Volksverhetzung) zu den Europawahlen – wirksam zu präsentieren. Da kommt ihnen eine Facebook gepuschte Bewegung aus der sauberen Mitte der Gesellschaft gerade recht, die sich das imperialistische Ringen der kapitalistischen Großmächte um die Einflusssphäre „Ukraine“ zu Nutze macht, um sich mit dämlichen Parolen aus der Verschwörungsküche – wie z. B. "Gegen die Todespolitik der Federal Reserve" und "Für eine ehrliche Presse" als Friedensbewegung zu inszenieren. Näheres dazu nachzulesen in dem Linksunten.Indymedia-Artikel: Völkische Friedensbewegung goes Reichsbürger.

Übrigens handelt es sich hier um eine schon länger bekannte Methode rechter Diskurspiraterie, wozu als gemeinsame ideologische Klammer von der rechten Mitte bis an ihre Naziränder ein völkischer Nationalismus dient, in den sich die NPD gerne einbringt, um im öffentlichen Raum wieder unbehelligt präsent sein zu können. Deshalb kann die gute alte antinationale Antwort auf solche Auftritte nur lauten: „Heimat halt's Maul“. Doch es gilt zu bedenken, dass die Wirkmächtigkeit dieses rechten „Friedens“-Diskurses zu unterbinden, wahrscheinlich nicht allein durch diskursive Lichterketten zu erreichen sein wird.

Der Meinungsstreit hierüber sei darum empfohlen:

Für eine Einschätzung des völkischen Hype in der aktuellen Friedensfrage, ist es nicht unbedingt abwegig, so wie dies Eugen Hardt tut, zu behaupten, dass diese  rechte Piraterie deswegen zu gelingen scheint, weil die linke Friedensbewegung von ihren ProtagonistInnen zu einer staatsbürgerlichen Veranstaltung des herrschenden politischen Personals umfunktioniert wurde; und es andererseits zur Zeit keine schlüssigen Alternativen dazu gäbe. Hardt verweist als Indiz in diesem Zusammenhang auf die rückläufigen Teilnehmerzahlen bei den diesjährigen Ostermärschen.

Aber auch ein Blick auf das neue "Friedens"lager lohnt sich, um zu verstehen, zu welchen politischen Umorientierungen das imperialistische Ringen um die Ukraine im rechtsextremen Spektrum führt. Hier stellt uns Bernard Schmid eine dezidierte Darstellung der aktuellen Strömungen und Konstellationen zur Verfügung. Darin resumiert er: "Tatsächlich schlägt sich eine spürbare Mehrheit der europäischen extremen Rechten im Augenblick nicht auf die Seite ihrer ukrainischen braunen Kameraden."

Was aber gar nicht geht, ist das, was sich Christian Girschner in seinem Kommentar leistet. Girschner ein ausgewiesener Kenner der marxschen Kritik der politischen Ökonomie hat ganz offensichtlich dessen dialektische Methode gänzlich über Bord geworfen, wenn er meint, dass „kritisches Urteilen“ über tagespolitische Fragen nur gelingt, wenn man dem Volk aufs Maul schaut. Auf diese Weise transformiert sich für ihn das völkische Geblöke „Wir sind der Chef! Unsere Regierung ist nichts weiter als unser Angestellter! Aber unser Auftrag ist kein beliebiger! Unser Auftrag ist unser Land, unser Frieden und unsere Freiheit.“ in eine seriöse zivilgesellschaftliche Friedenspolitik, die es zu verteidigen gilt. Zu diesem Zwecke imaginiert sich Girschner eine denunziatorische Linke, die in ihrer ideologischen Scheune (süddt. „Stadel“) - oder besser davor, um in seinem schlichten Bild zu bleiben - die Rolle von denunziatorischen Tempelwächtern spielt, um diese friedliebenden deutschen Landsleute als „rechts, antisemitisch und verschwörungstheoretisch" nieder zu machen. Und zu allem Überfluss will Christian Girschner schließlich den LeserInnen noch weißmachen, dass diese eine Linke nicht einmal vor einer Verleumdungskampagne „Hand in Hand mit den Mainstreammedien“ zurückscheut.

Christian Girschner bezeichnet seinen Artikel als „abweichende Meinung“ - wohl wahr. Er weicht deutlich von dem ab, was im breiten strömungsübergreifenden Konzept unserer Onlinezeitung politisch möglich ist. Wenn es denn also zur Fortsetzung des hier angeregten Diskurses bei TREND kommen sollte, dann wird es allerdings für solche Meinungen bei TREND heißen: „Heimat halt's Maul“.

++++++++++++

Doppelnummern unserer Onlinezeitung TREND bedeuteten immer: Es ist Ferienzeit. Letztmalig erschien eine im Jahr 2012. Es wird Zeit also höchste Zeit mal wieder einen Urlaub einzuschieben. Dieses Jahr werden daher die Redaktionsferien zwischen dem 16. Mai und dem 15. Juni liegen.

Vorher werden wir noch eine wichtige Veranstaltung durchführen, wo es um die Zukunft des Tempelhofer Feldes gehen wird. Schließlich soll der bereits fünf Jahre andauernde Kampf um das  Tempelhofer Feld zur Rückeroberung des kollektiven Rechts auf urbane Räume nicht umsonst gewesen sein.


 

TREND(s) im Netz - hier die jüngsten Zahlen:

Die BesucherInnenzahlen vom April 2014, in Klammern 2013, 2012

  • Infopartisan gesamt: 127.791 (119.298, 115.008)
  • davon TREND: 91.157 ( 80.295, 83.503)

Diese Auswertung fasste alle Seitenaufrufe eines Besuchers,  gekennzeichnet durch seine IP-Adresse und seine Browserkennung, zu einem Besuch (unique visit) zusammen. Ein Besucher wurde nur gezählt, wenn er mindestens eine Page-Impression, d.h. eine vollständig geladene Seite mit dem Rückgabewert 200 oder 304, ohne Bestandteile wie Bilder und Dateien mit den Endungen .png, .jpg, jpeg, .gif, .swf, .css, .class oder .js auslöste. Liegen mehr als 30 Minuten zwischen den einzelnen Page-Impressions, so wird der Besucher mehrfach gezählt. Ein Besuch kann maximal 30 Minuten dauern.

  • 2.181  BesucherInnen verbuchte die Agit 883 Seite.
  • Es wurden 1.952 Ausgaben der Agit 883 aufgerufen
  • 5.797 BesucherInnen besuchten das Rockarchiv
  • 8.117 Seiten wurden im Rockarchiv abgerufen

Die am meisten gelesene Seite im April 2014 bei Infopartisan war:

Der am meisten gelesene TREND-Artikel im April  2014:

Die am meisten gelesenen TREND-Artikel der 4/2014-Ausgabe im April 2014:

Weitere stark nachgefragte TREND-Artikel aus vorherigen Ausgaben im April 2014

Seitenaufrufe bei INFOPARTISAN gesamt im April 2014: 271.282
Seitenaufrufe bei TREND im April 2014: 201.587