Kapitalismus und Lebenswelt
Zur Theorie des bürgerlichen Individuums bei Marx Teil 8

von Günter Jacob
09/05

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Die "Stile" und Lebensweisen sind prinzipiell aus dem Kontext ihrer ursprünglichen Entstehung und Bedeutungsinhalte herausgelöst und können als "Habitus" wieder neu zusammengestellt werden. Dabei steht der hedonistische Mensch nicht alleine, sondern er erhält Beratung und Hilfe von diversen Mode-, Einrichtungs- und Hobbyzeitschriften, die ihm die Orientierung ermöglichen und ihm etwa erklären, daß Blumentöpfe aus Chrom eher zu einer "jungen Wohnung" passen als zu Stilmöbeln. Zwar gehen in die konkrete Komposition des je individuellen "Habitus" auch wesentlich per "Familie", "Viertel" und Bildungsniveau vermittelte Momente der Klassenstrukturiertheit der Gesellschaft ein, aber bei der oberflächlichen Betrachtung des Gesamtbildes lassen sich diese Einflüße oft nur sehr schwer nachweisen: Der Mercedes fahrende Arbeiter parkt am Supermarkt neben dem (Zweit-) Golf der Frau des Chefs.

Diese schöne Welt des hedonistischen Individuums begegnet uns am massivsten in der Werbung. Viele Firmen und Institutionen bemühen sich um die Aufmerksamkeit der klassenneutralen Figur des Konsumenten. Alle wollen etwas von ihm. Geworben wird für ("Güter") des täglichen Lebens wie z.B. für Waschmittel, kochfesten Reis oder einen Mantel mit interessanter Kragenauflösung. Gleichzeitig wird in den Publikumszeitschriften für Investitionsgüter geworben, gerade so, als kaufe "der Konsument" sich genausogut Lastwagen, Verpackungsmaschinen usw. wie Möbel oder Autos. Ebenfalls gleichzeitig wird auch für politische Programme geworben, sei es, daß der Konsument eine Partei wählen soll, oder sei es, daß er als Spaziergänger den Wald schützen soll. Ob er sich gegen Unfälle versichern oder öffentliche Nahverkehrsmittel dem Auto vorziehen soll (für das eine Seite vorher noch geworben wurde), - in jedem Fall wird ihm auf diese Weise bestätigt, daß er in seinen Entscheidungen frei ist, und daß er einen wichtige und mächtige Person ist.

Daß man den Konsumenten (die Konsumentin ist hier immer mitgemeint) gleichzeitig als "Schlemmer" bzw. "Genießer" und als gewitzten Energiesparer, Geldsparer usw. anspricht, macht ihn nicht irre, weil dies seiner wirklichen Lage entspricht: "Man kauft ein Bücherregal, stellt es auf und hat dann keine Bücher?! Bei unserem Bücherregal für DM 98.- bleibt natürlich noch Geld für einige Bücher" (Werbetext). Die quantitative Schranke, von der Marx spricht, wird hier durch eine private opportunity-costs-Strategie "überlistet". Das Sicheinrichten-müssen in seinen Möglichkeiten wird zum Geschäft eines Teils der Kapitalisten. Die "platzsparende Sofagarnitur" mit eingebautem Doppelbett und in modernem Design für die "nette kleine Wohnung", - auf diese widersprüchliche Weise vollzieht sich die Ästhetisierung des Alltags, der Einbezug der Lohnabhängigen in die bürgerliche Zivilisation (98).

Wichtig und daher kurz zu erwähnen ist auch der Kauf von Dienstleistungen und von billiger Handarbeit aus der Peripherie der kapitalistischen Kernländer. Die zunehmende Fähigkeit auch des "kleinen Mannnes", fremde Arbeit direkt zu kommandieren, macht aus dem "König Kunde" einen wirklich kleinen Herrscher. Sich bedienen zu lassen und dabei den "liebenswürdigen Schein" (Marx) des und vor allem der Bedienenden erwarten zu können, das ist längst kein Privileg der "Reichen" mehr. Selbst die Pizzeria bringt das Essen notfalls bis ans Bett, - auch dem Langzeitarbeitslosen, der selbst morgens Brötchen austrägt. Wenn dieses Kommando-Verhältnis dann noch über die Kaufkraft der nationalen Währung gegenüber Leuten in anderen Ländern - im Urlaub wirksam wird, dann erscheint der "kleine Mann" mitunter sogar als "imperialistisches Individuum" (99). Das hohe Ansehen von erworbener "echter Handarbeit" entspringt einem ähnlichen Zusammenhang. Wie auch immer: Dieses hedonistische Individuum ist eine reale Figur.

Andererseits haben wir aber gesehen, daß diese Gesellschaft ebenso real klassenstrukturiert ist. Bei der Analyse des Individuums als Klassenindividuum handelt es sich ja nicht nur um eine theoretische Kategorie, sondern das Klassenindividuum ist reales Moment bzw. realer "Schnittpunkt" des schillernden und "eskapistischen" Individuums. Der französische (strukturalistische) Kultursoziologe Bourdieu hat versucht, diese Klas-senstrukturiertheit auch am in der Massenkultur aufgelösten Individuum nachzuweisen. Er nähert sich dem Thema jedoch nicht auf die gleiche Weise wie Marx, sondern bezieht von vorneherein die Sinnproduktion, die Wertungen, Traditionen usw. in die Betrachtung ein. Bourdieu hat die Lebesstile und Habitusformen untersucht und meint herausgefunden zu haben, daß diese Formen sich nicht vollkommener Willkür verdanken, sondern eine - sehr vermittelte "Klassenstruktur" aufweisen.

Was sich als beliebige individualistische Vielfalt darstellt, ist bei genauerer Betrachtung durchaus strukturiert. Bourdieu spricht von "Habitusklassen", wobei - wie gesagt - sein Klassenbegriff bereits mehr umfaßt als etwa die Marx'sehen Repräsentanten personifizierter Dinge: "Eine Klasse definiert sich durch ihr Wahrgenommen-Sein ebenso wie durch ihr Sein" (100). Nach Bourdieu bilden sich die Lebensstile auf der Grundlage eines strukturierten und strukturierenden Habitus. Im Verlauf ihrer kollektiven Geschichte, insbesondere im Prozeß ihrer Lebensgewinnung, bilden die Menschen (durch Wiederholung) Bedeutungsmuster (101), Sinngebung etc. heraus, die Bourdieu als "Systeme dauerhafter Dispositionen, strukturierte Strukturen" bezeichnet und die seiner Meinung nach geeignet sind, als "strukturierende Strukturen" zu wirken.

Zum Teil ganz ähnlich wie bei einigen Lebenswelt-Theoretikern erzeugen diese als "Habitus" bezeichneten Prozesse selbst wieder Praxisformen (102). "In der Terminologie der generativen Grammatik Noam 2Chomskys ließe sich der Habitus als ein System verinnerlichter Muster definieren, die es erlauben, alle typischen Gedanken, Wahrnehmungen und Handlungen einer Kultur zu erzeugen" (103). Der Habitus ist daher eine "Erzeugungsformel", mit der sich sozial unterschiedliche Praxisformen - insbesondere im Bereich des Konsums und daher der Lebensstile - erklären lassen. Praxisformen und die Konsumprodukte selbst werden dabei zu einem System "distinktiver" Symbole. Das einzelne Individuum erwirbt seine eigenen Habitusformen in seiner eigenen Geschichte.
Diese eigene Lebenspraxis ist geprägt von seinem "sozialen Raum", d.h. von Familie/Beziehung, Wohnviertel, Größe der Stadt oder des Dorfes, religiöser und sexueller Orientierung, überhaupt von spezifischen Wertesystemen und natürlich von der Berufsarbeit, der Hausarbeit usw.. Es sei bemerkt, daß Bourdieus Theorie an dieser Stelle deutlich offen ist für eine "Unterlegung" der Marxschen Analyse der Verkehrungen.

Warum der private Haushalt der Lebensmittelpunkt ist, während die (Lohn-) Arbeit als bloßes Mittel zum "eigentlichen" Leben erscheint, das wissen wir von Marx. Ebenso entspricht es der Marx'sehen Analyse, daß die Deutungsmuster der Menschen selbst soziale Praxis konstituieren. Bourdieu hebt als wesentliches Muster der Umwandlung sozial-historischer Erfahrungen in spezifischen Habitusformen hervor, daß die Menschen "aus der Not eine Tugend .. machen" (104), was sich vollkommen mit Marxens "Sie stellen sich theoretisch auf den Standpunkt, zu dem sie praktisch gezwungen sind", bzw. "Sie wollen was sie müssen und halten dann ihren bereits domestizierten Willen für frei" deckt. Bourdieu gewinnt aus diesen Mustern die Kategorie des "Klassenethos", d.h. er unterscheidet danach, aus welcher Not die Leute ihre Tugenden, ihre Moral, ihren "Charakter" und auch ihren "Geschmack" verfertigen. Eine herausragende Stellung hat bei Bourdieu gerade der Geschmack. Darunter versteht er die Fähigkeit zur materiellen und symbolischen Aneignung von Gegenständen, sozialen Praktiken etc.

Diese Aneignungsweisen im sozialen Raum, aber insbesondere im Raum des Nichtarbeitsbereiches klassifiziert er zu unterschiedlichen Lebensstilen: "Der Geschmack bildet.. den praktischen Opera-tor für die Umwandlung der Dinge in di-stinkte und distinktive Zeichen ... durch ihn geraten die Unterschiede aus der physischen Ordnung der Dinge in die symbolische Ordnung signifikanter Unterscheidungen" (105). Der Geschmack ist die praxisbewertende Seite des Habitus. Eine soziale Klasse läßt sich niemals allein aus ihrer Lage und Stellung innerhalb einer gesellschaftlichen Struktur, d.h. aus den Beziehungen bestimmen, die sie objektiv zu anderen Klassen unterhält; eine Reihe ihrer Eigenschaften verdankt sie nämlich dem Umstand, daß die Individuen, die diese Klasse bilden, absichtlich oder ohne es zu merken, in symbolischen Beziehungen zueinander treten, die die Differenzen von Stellung und Lage in logischer Systematik ausdrücken und diese Unterschiede somit in signifikante Unterscheidungsmerkmale verwandeln trachten" (105).

Bourdieu betont ausdrücklich die "relative Unabhängigkeit dieses Systems" von der Stellung in der Sozial Struktur. Es sei bemerkt, daß er seine Theorie ausdrücklich in die Nähe des Weber sehen Begriffs des "Standes" rückt, sich aber auch auf Textstellen von Marx und Engels beruft, wo diese von der Abstumpfung der Klassengegensätze auf der Oberfläche sprechen.

Nach Weber gliedern sich "Klassen" nach den Beziehungen zur Produktion und zum Erwerb von Gütern, während sich "Stände" nach den Prinzipien des Güterkonsums und der spezifischen Art der Lebensführung gliedern. "Neben die spezifisch ökonomischen Unterschiede treten also symbolische Unterscheidungen nach der Art der Verwendung", wodurch sich alle Waren verdoppeln. Sie werden in Zeichen verwandelt, d.h. die faktischen Unterschiede verwandeln sich in symbolische Unterscheidungen, wodurch "eine Manier, die Form einer Handlung oder eines Gegenstandes auf Kosten ihrer Funktion in den Vordergrund tritt.

Daher besitzen von allen Unterscheidungen diejenigen das größte Prestige, die am deutlichsten die Stellung in der Sozialstruktur symbolisieren, wie etwa Kleidung, Sprache oder Akzent und vor allem die "Manieren", Geschmack und Bildung. Denn sie geben sich den Anschein, als handele es sich um Wesenseigenschaften einer Person, ein aus dem Handeln nicht ableitbares Sein, eine Natur, die paradoxerweise zu Bildung, eine Bildung, die zur Natur, zu einer Begnadung und einer Gabe geworden seien." (107)

Bourdieu betont, daß die bürgerlichen Individuen nach subtilen Unterscheidungen (den "feinen Unterschieden") ständig suchen. Die Unterscheidung liegt im Prinzip der Sozialstruktur! Wo jedoch die Klassenstrukturiertheit auf der Oberfläche per Geld verwischt wird, müssen Unterscheidungen auf andere Weise dort herbeigeführt werden, wo sie sich nicht oder nicht deutlich genug von selbst einstellen. Sprache, Bildung, Kleidung, Schmuck etc. erfüllen wegen ihres hohen Symbolwerts die Funktion von Trennung (bzw. Verbindung innerhalb sozialer Gruppen) An ihnen erkennen sich die Individuen als irgendwo zugehörig oder nichtzugehörig.

Das einzelne Individuum nutzt also diese Symbole sowohl zur Abgrenzung von allen anderen Individuen - hier ist es das ganz persönliche und einzigartige Subjekt, "Individualist" - als auch um Zugehörigkeit zur Gruppe seiner Wahl zu demonstrieren. Diese Wahl existiert innerhalb eines bestimmten Spielraums durchaus, weil es z.B. kulturelle Gruppen gibt, die quer zu allen oder vielen sozialen Gruppen liegen. Es bilden sich also Lebensstile heraus, die mit sozialen Verhältnissen zu tun haben, aber nicht auf diese zu reduzieren sind. Die Abgrenzung wird immer wieder zum Problem. Ein Stil verbreitet sich, z.B. über die Massenproduktion, und verliert damit seine Eigenschaft als Unterscheidungszeichen. Bourdieu zeigt, daß die Notwendigkeit zu "feinen Unterschieden" nicht zuletzt darauf beruht, daß die Gegenstände alleine kein ausreichendes Abgrenzungsmerkmal mehr sind. Dadurch wird die Bedeutung bestimmter Sprachstile, Gesten etc. und sodann des Rahmens, innerhalb dessen diese Gegenstände konsumiert werden, zunehmend wichtiger.

Andererseits führt die pure Wiederholung eines Lebensstils, einer Geste, einer Sprechtechnik etc. dazu, daß sich diese Abgrenzungen verfestigen, außerhalb bewußter Kontrolle stattfinden und so als der Natur eines Individuums zugehörig erscheinen. Das einzelne Subjekt sieht sich dann umso weniger als "ensemble" der Verhältnisse, es "ist" einfach so wie es ist, es denkt sich als einzigartig. Bourdieu geht es darum, zu zeigen, daß alles an diesem Individuum seinen sozialen Sinn und Zusammenhang hat. Das ist auch vom Standpunkt der Marxschen Theorie ein akzeptables Forschungsprogramm. Bourdieu s Konstruktionen sind jedoch prinzipiell strukturalistisch und daher erscheint m.E. bei ihm das Individuum als Gefangener eben dieser Struktur.

Als Forschungsprogramm verstanden lassen sich seiner Theorie m.E. aber durchaus wichtige Hinweise entnehmen. Er selbst sagt: "Es bliebe daher zu untersuchen, inwiefern die Struktur der ökonomischen Beziehungen, indem sie zugleich die Lage und Stellung der sozialen Subjekte determiniert, die Struktur der symbolischen Beziehungen zu bestimmen vermag, deren Gliederung und Organisation einer Logik gehorcht, die nicht die der ökonomischen Verhältnisse ist." (106) Dies ist genau die Frage, auf die es ankommt, denn offensichtlich ist die schöne bunte Welt der hedonistischen Konsumenten doch nicht das Resultat völliger Willkür entfesselter Individualität. Obgleich diese Welt eigenen Gesetzen gehorcht und obgleich dort und von dort auf die Existenz von Klassen nicht unmittelbar geschlossen werden kann, bricht die objektive Klassenstrukturiertheit der bürgerlichen Gesellschaft in sehr eigenartiger Weise in das scheinbar willkürliche Getriebe herein (107).

Alltag: individueller Sinn und Lebensstrategien

Wenn man mit Hilfe der Marx'sehen Theorie das (ideale) bürgerliche Individuum derart "eingekreist" hat, wie es im bisherigen Text versucht wurde, wenn man also dieses Individuum als "Schnittpunkt" ganz verschiedener Momente seines sozialen Daseins bestimmt und zudem die Grundstrukturen seiner Bewußtseinsformen und -Inhalte herausgearbeitet hat, dann stößt man - wie zuletzt mit Bourdieu gezeigt - auf das Problem, wie und über welche Wege sich das bürgerliche Individuum diese (verkehrte) Welt praktisch (sinnlich und denkend) aneignet. Bourdieu hat zu zeigen versucht, wie sich in diesen Aneignungsformen auf ganz eigenartige und verdrehte Weise Klassenstrukturen verbergen. Ihm ging es darum, die Herausbildung von strukturierten und strukturierenden "feinen Unterschieden" zu untersuchen. Unklar ist jedoch noch, auf welche genaue Weise sich das einzelne Individuum diese Welt erschließt, wie es sich aus den umlaufenden Deutungen seinen "persönlichen Sinn" heraussucht, woher es zu wissen glaubt, welches Wissen es zur Lebensbewältigung benötigt und auf welches es glaubt, verzichten zu können und wie es schließlich dazu kommt, eine "Lebensstrategie" zu entwerfen, die ihm dann als Leitfaden und Maßstab im alltäglichen Leben dient.

Einige allgemeine Bestimmungen sind uns über diese Zusammenhänge bereits bekannt: Das Individuum (Individuum heißt eigentlich "das Unteilbare", aber hier scheint es nicht anders zu sein als beim Atom) wurde in eine bereits fertige Welt und auch in fertige Weltdeutungen hineingeboren und kann darin nur leben, wenn es lernt, mit dem Fertigen umzugehen, es als Material seiner Zwecke zu verstehen.

Eine genauere Bestimmung dieser Vorgänge macht es jedoch notwendig, den Marxschen Anspruch zu erfüllen, nämlich die Institutionen, materielle Werte und Deutungssysteme in ihrem Entstandensein aus der menschlichen Tätigkeit konkret zu entwickeln. Marx hat darauf hingewiesen, daß es relativ einfach ist, den irdischen Kern verschiedener Mystifikationen herauszufinden, daß es jedoch weitaus schwieriger ist, die konkreten Alltagsvorstellungen aus den wirklichen Lebensverhältnissen zu entwickeln (108). Es war immer ein Problem für viele Marxisten, wenn sie feststellen mußten, daß z.B. zwei sich in der (scheinbar oder wirklich) gleichen "objektiven Lage" befindenden Menschen - etwa im Falle einer Entlassung - diese Lage unterschiedlich oder gar gegensätzlich interpretierten und entsprechend handelten.

Die Methode der nachträglichen Zuordnung solcher Handlungen zur "objektiven Lage" mußte in diesem Fall sichtbar scheitern und es mußte zu Hilfskonstruktionen gegriffen werden ("unterschiedliches Klassenbewußtsein", "Manipulation" etc.), die ihrerseits unerklärt bleiben mußten. Solche Versuche einer "Parallelisierung" von "Basis und Überbau" umgehen immer das wirkliche Problem: die eigenständige Entwicklung der Kategorien des Alltagslebens im Rahmen einer materialistischen Lebensweise-Forschung (109). Die marxistischen Versuche in diese Richtung sind nicht gerade zahlreich.

Bekannt geworden sind Anfang der 80er Jahre vor allem die Arbeiten von Agnes Heller, Henri Lefebvre und Lucien Seve. Agnes Hellers Texte leiden unter der Verselbständigung der Philosophie gegenüber der empirischen Sozialforschung. Ihr Ausgangspunkt ist ein m.E. anthropologischer Gattungsbegriff, d.h. sie beginnt mit der natürlichen Allgemeinheit des Menschen und hat dann Schwierigkeiten, solche Kategorien wie etwa "Moral" überzeugend an eine differenzierte kapitalistische Realität anzubinden (110).

Henri Lefebvre's Schriften sind eher als "kulturkritisch" einzustufen. Er begrenzt das Alltagsleben auf den Bereich "Vermittlung von Natur und Gesellschaft", d.h. er grenzt die rein gesellschaftlichen alltäglichen Tätigkeiten aus. Wie das Gegensatzpaar "NaturGesellschaft" schon vermuten läßt, geht es bei ihm insbesondere um den Tatbestand der "Entfremdung", was uns aber nicht weiterhilft, wenn wir wissen wollen, wie das bürgerliche Individuum aus diesen Verhältnissen seine ganz persönliche Biographie verfertigt (111).

Lucien Seve versteht sich als marxistischer Philosoph und bemüht sich als solcher um eine "Theorie der Persönlichkeit". Er geht davon aus, daß im Marxschen "Kapital" handelnde Menschen nicht vorkommen, weil er den Begriff der Charaktermaske lediglich als theoretische Kategorie versteht, als eine bloß theoretische Konstruktion. Damit ist ihm m.E. der Weg verbaut, das bürgerliche Individuum als Schnittpunkt verschiedener realer Abstraktionen auf der Grundlage von Marx einzugrenzen. Seine prinzipiell richtige Forderung nach einer materialistischen Psychologie tritt bei ihm an die Stelle einer Ableitung der verschiedenen Bestimmungen, aus denen das bürgerliche Individuum "zusammengesetzt" ist (l 12). Trotz dieser Kritik sind diese Schriften mit Gewinn zu lesen. Insbesondere Agnes Heller kommt das Verdienst zu, alle relevanten Aussagen von Marx über Bedürfnisse, Gefühle, Charakter, Alltag etc. zusammengetragen zu haben. Zudem stammen von ihr überzeugende Kritiken an den Äußerungen bürgerlicher Autoren zu diesen Gegenständen. Eine genauere Auseinandersetzung mit diesen Autorinnen würde jedoch die hier lediglich geplante Skizze der Problematik einer materialistischen Theorie des bürgerlichen Individuums sprengen. Zu dieser Skizze gehört allerdings die Erwähnung derjenigen sozialwissenschaftlichen Theorien, die beanspruchen, den Problemen von Alltagsleben und Alltagswissen weitaus näher gekommen zu sein als die Marxisten. Neben Bourdieus Habitus-Theorie sind dies die Theorien der "Lebenswelten" und die "Ethnomethodologie".

Die zwei Welten des Individuums

Bei Marx heißt es: "Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirn der Lebenden". "Auf den verschiedenen Formen des Eigentums, auf den sozialen Existenzbedingungen erhebt sich ein ganzer Überbau verschiedener und eigentümlicher Empfindungen, Illusionen, Denkweisen und Lebensanschauungen. (...) Das einzelne Individuum, dem sie durch Tradition und Erziehung zufließen, kann sich einbilden, daß sie die eigentlichen Bestimmungsgründe und der Ausgangspunkt seines Handelns bilden." (113)

Marx benennt also zwei Welten, die den Individuen vorgegeben sind, in die sie hineingeboren werden: 1. Die sozialen Existenzbedingungen und 2. Die bereits
vorhandenen Deutungsmuster. Wie eignet sich die Einzelnen diese beiden Welten an? Betrachtet man die "sichtbare" Tätigkeit der Menschen, ihre Lebenstätigkeit als Ganzes (Arbeitswelt, Privatwelt etc.), so lassen sich bestimmte Regelmäßigkeiten hinsichtlich des alltäglichen Lebensablaufes feststellen und außerdem lassen sich hinsichtlich der Interpretation der Verhältnisse überindividuelle Muster nachweisen.

Es muß gleich etwas hinzugefügt werden: diese Regelmäßigkeiten und überindividuellen Muster haben in jeder Epoche und sogar innerhalb der Epochen jeweils verschiedene Inhalte und wenigstens ein Teil der Inhalte ist auch an bestimmte "Schichtzugehörigkeiten" gebunden. Die Menschen werden also in eine fertige Welt hineingeboren, und diese Welt besteht nicht nur aus Sachen, sondern auch aus bereits fertigen Deutungen, Bedeutungen, Weltbildern usw. Der Einzelne muß sich beides aneignen, wenn er überleben will und er eignet sich die Welt der Sachen zunächst mittels der fertig vorgefundenen Deutungsmuster an. Die Welt der Sachen und der zwischenmenschlichen Kommunikation ist seine praktische Welt, Gegenstand seiner praktischen Handlungen, zu denen er zwecks eigener Reproduktion gezwungen ist. Die Welt der Deutungen erschließt er sich im praktischen Umgang aber als denkendes Wesen.

Damit ist gesagt, daß der Einzelne (bzw. die Einzelne) den umlaufenden Deutungen seinen (ihren) Sinn unterlegen und sie daher modifizieren kann. Es fragt sich nun, wie aus dem kollektiven (Durchschnitts-) Sinn ein persönlicher Sinn wird? Dem einzelnen Individuum fließt der kollektive Sinn auf verschiedenen Wegen zu. Zunächst ist hier seine unmittelbare Umgebung zu nennen. Das sind normalerweise der familiäre Haushalt und sodann die jeweils etwas entfernteren Personen oder Personengrup-pen in seiner Umgebung: das "Milieu", das Dorf, die Siedlung etc. Agnes Heller bezeichnet diesen Bereich als einen der face-to-face-Beziehungen. Jede dieser Gruppen der untersten Ebene pflegt innerhalb der kollektiven Deutungsmuster bestimmte Sonderinterpretationen, z.B. bestimmte Auffassung der Familie über Sexualität.

Die empirische Betrachtung zeigt, daß der Einfluß dieser face-to-face-Gruppen tendenziell abnimmt. Eine wachsende Bedeutung haben hingegen die entfernteren "Institutionen" der Vermittlung der kollektiven Deutungen, z.B. Schule, Betrieb oder - noch entfernter -die Massenkommunikationsmittel. Auf die genannte Weise erfolgt bei den Einzelnen eine spezifische psychische Strukturbildung (z.B. Erlebnisfähigkeit), sodann die Vermittlung dessen, was man mtf Bourdieu "Klassenethos" (Klassen im Sinn von "Schicht" oder "Milieu") nennen könnte und schließlich die Vermittlung dessen, was in der Gesellschaft "Konsens" ist, d.h. was sich mittels gesellschaftlicher Auseinandersetzungen als durchschnittlich "üblich" herausgebildet hat und auch als Macht interpretiert werden kann (114).

Gerade der letztgenannte Aspekt fallt beiden phänomenologisehen Ansätzen heraus. Alle diese Werte, Normen, Wertungen, Traditionen etc. werden vom Individuum also zu seinem ganz persönlichen Sinn "synthetisiert" und machen zusammen mit seiner praktischen Stellung in der Gesellschaft seine einmalige, einzigartige und unwiederholbare Biographie aus. Genauer gesagt: Das Individuum setzt sich unter Berücksichtigung seiner Stellung in der gesellschaftlichen und betrieblichen Arbeitsteilung, in der "Familie", im "Viertel" etc. und unter Hinzuziehung seiner persönlichen Interpretationen ein Lebensziel.

Sich ein Lebensziel setzen, heißt aber etwas denkend antizipieren, etwas in der Zukunft erst Eintretendes am Maßstab der gegenwärtigen Deutungen beurteilen. Etwas erkennen, bedeutet die Fähigkeit, intra- und intersubjektiv die Wirkungen von Ursachen als Zwecke vorwegzunehmen, somit selbst Zwecke zu setzen und die Ursachen als Mittel zur Verwirklichung dieser Zwecke einzusetzen. Zwischen den Individuen ermöglicht die Sprache eine Verständigung über Zwecksetzungen und daher z.B. Arbeitsteilung und Kooperation.

Die Fähigkeit, erst in Zukunft Eintretendes oder in der Vergangenheit schon Zurückliegendes in der Gegenwart präsent zu haben, ist wesentlicher Ausweis des Vorhandenseins von Bewußtsein. Der absichtsvolle Vorgriff auf die Zukunft bzw. der Rückgriff auf die Vergangenheit ist die Voraussetzung für eine einsichtige Zwecksetzung. Entgegen allen ethologi-schen und psychologischen Lerntheorien, entgegen allen dort so beliebten Mensch-Tier-Gleichsetzungen, bleibt daher richtig, was Marx im Zusammenhang mit dem Arbeitsprozeß schrieb: "Eine Spinne verrichtet Operationen, die denen des Webers ähneln, und eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister. Was aber von vorneherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, daß er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das bei Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideell vorhanden war. Nicht, daß er nur eine Formveränderung des Natürlichen bewirkt, er verwirklicht im Natürlichen zugleich seinen Zweck ..." (115)

Individuelle Strategien beinhalten daher die Absicht im Falle eines Ereignisses, dieses in einer ganz bestimmten Weise mit dem persönlichen Lebenskonzept zu verbinden. Diese vorweggenommene Ordnung in den eigenen Handlungsmotiven, die Existenz also einer Hierarchie von "Wichtig" und "Unwichtig", führt notwendig dazu, daß zwei Personen in einer (für einen externen Beobachter) exakt gleichen Situation völlig unterschiedlich "reagieren". Handele es sich nun um eine Kündigung, eine private Angelegenheit, ein politisches Ereignis oder um was auch immer, - das jeweils gefällte Urteil relativiert sich nicht nur an einer eventuell "meßbaren" persönlichen Betroffenheit, sondern vor allem an dem Stellenwert, den der Einzelne diesem Ereignis im Kontext seiner persönlichen Strategie beimißt.

Das menschliche Individuum ist also in der Lage, in der Zukunft erst eintretende oder in der Vergangenheit schon eingetretene Diskrepanzen zwischen seinen Wünschen und den Normen der Gesellschaft sich zu vergegenwärtiqen und kann deshalb die Verwirklichung seiner Bedürfnisse bewußt verfolgen, sei es in Rücksicht auf übergeordnete Normen, sei es im Vergleich oder gemeinsam mit anderen Subjekten. Handeln ist daher erstens an einen subjektiven Zweck und - als soziales Handeln - an Handlungspartner bzw. Normen, Diskurse etc. gebunden. Da wir unterstellen, daß die Menschen ihre Geschichte zwar nicht aus freien Stücken, aber doch selbst machen, kann man dies nun dahingehend konkretisieren, daß auch Einzelne in ihrem Handeln als Mitglied der Gesellschaft dieser gegenüber relativ autonom sind, mittels persönlichen Deutungsweisen ihre eigene Tätigkeit selbst strukturieren und dadurch auf die Gesellschaft einwirken. Ihre Sinndeutungen und Strategien sind Moment der gesellschaftlichen Alltagspraxis und bestimmen (im Gegensatz zu den strukturalistischen Theorien) auch den herrschenden Diskurs. Die "Lebenswelt" der Einzelnen konstituiert Realität. Andererseits muß gegen die Lebenswelttheoretiker betont werden, daß die Lebensentwürfe, wie auch die "Kommunikation" (das Konkurrenzhandeln!) weder alleine noch beliebig Realität schaffen. Die Aneignung der kollektiven Deutungsmuster zu persönlichen Bedeutungen ist immer Aneignung von Verdinglichungen. "Das Alltagsleben ist die Gesamtheit der Tätigkeit der Individuen zu ihrer Reproduktion, welche jeweils die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Reproduktion schaffen. (...) Die Reproduktion des Einzelnen ist die Reproduktion des konkret Einzelnen: eines Einzelnen, der in einer bestimmten Gesellschaft einen bestimmten Platz innerhalb der gesellschaftlichen Arbeitsteilung einnimmt." (116)

Im pragmatischen Alltagsleben und im praktischen Alltagsverkehr kann das bürgerliche Individuum sich immer nur so reproduzieren, daß ihm seine gesellschaftlichen Kräfte als fremde und sachliche Kräfte wieder gegenüberstehen. Der Mystifikation der eigenen Partikularität entspricht die Mystifikation der Gesellschaft als eine dem Indidivuum äußere Macht. Das auf allen Stufen (privater Haushalt, Gemeinde, Nation) dennoch anzutreffende "Wir-Bewußtsein" (117) ist nicht weniger mystisch, denn dieses "Wir" ist ideologischer Natur. Obgleich sich in ihm das Bewußtsein ausdrückt, daß sich der Einzelne nur als Mitglied der Gesellschaft reproduzieren kann ist dieses "Wir" aufgesetzt, denn es handelt sich gerade nicht um eine vernünftige gemeinsame Aktion.

Die Gemeinsamkeit stellt sich vielmehr als Konkurrenzkampf, als Kampf gegen andere dar. Die Analyse des Alltagslebens kann deswegen nur dessen Kritik sein. Zu Recht hat daher Bernd Waldenfels darauf hingewiesen, daß die ungeschichtliche Methodik der Phänomenologie den unentfremdeten Menschen weder denkt noch denken kann. Hans-Georg Brose bezeichnet die Einzigartigkeit der Biographie als "Erfahrungszusammenhang" und zugleich als "Grenze der Erfahrung" (118). Diese Grenzen ergeben sich aus der spezifischen Art der Verknüpfung der im eigenen Lebenszusammenhang gemachten begrenzten Erfahrungen und der biographischen Prägung des Relevanzsystems. In diesem Lebenszusammenhang werden jedoch, gesellschaftlich gesehen, falsche Erfahrungen gemacht, z.B. die, daß es das Kapital ist, das die Produktivkräfte steigert. Die Verknüpfung dieser Erfahrungen mit dem eigenen Relevanzsystem führt spontan zu einer Relativierung der eigenen Relevanzen an historisch und sozial vorgegebenen Verhältnissen, an Typisierungen und institutionalisierten Handlungsabläufen, die fertig vorgefunden werden und undurchschaut sind

Anmerkungen

(98) Der beschränkten Genußfähigkeit stellt eine auf Ausdehnung der Genüsse /ielende Technik gegenüber So kommt es. daß auf SuperStereoanlagen die ab-scheulichöte Musik gehört wird! Auf die Gemütsverfassung bürgerlicher Individuen läßt sidi auch aus dem Design der Waren schließen. z. H. aus dem "Bürgerkriegs-Design" der modischen Jeeps mit Namen wie "Samurai". "Trooper" oder "Pctrol". aus dem "Survival-Design" der HipHop-Mode, aus dem "RisikoDesign" von High-Tech-FahrrSdem. Fest verankerte Glücksvorstellungen, verbunden mit Distink-tionsgewinn. drückt das Design mancher Küchen ebenso aus, wie die Kreation neuer Parfüms, deren Duft "Echtheit" und/oder "Exotik" verströmen lassen soll. Bei der Vermittlung solcher Ssthetischen Sinnstit-tungsmuster ins alltägliche Leben hat die Werbung heute eine Funktion übernommen, die früher der Kunst vorbehalten war. Statt auf Produktbeschreibung, wie in den Anfängen, konzentriert sich die Werbung längst auf den psychologischen Zusatznutzen, den "Sinn" der Ware, den sie an die Zeichen der Ware bindet Diese Konstruktion neuer Wirklichkeiten durch Reklame vergleichen Adomo/Horkheimer mit der totalitären Parole. Das Bedürfnis nach dieser Parole resultiert jedoch aus den I,ebensbedingungen der Individuen selbst. Die Werbung spricht nur aus. strukturiert es und bezieht es auf Produkte bestimmter Firmen
(99) Es wäre auch wichtig, die Anziehungskraft des Individualitätsmodells der westlichen Metropolen auf den Osten (vgl. hierzu: Jacob. G :"Der Trabi - Eine Fallstudie", in: Unterhaltung. Heft 1) und die "Dritte Welt" zu untersuchen (regen das IVinzip der abstrakten Subjektivität der Moderne und dessen imperialistische Globalisierung setzoi z. B. islamische Fundamentalisten auf einen religiös-reaktionären, antiindividualistischen Kollektivismus und auf die Verkopplung von Wissens-Sphäre und Glaubens-Sphäre.
(100) s. Bourdieu, Die feinen Unterschiede. Frankfurt 1982. S. 754.
(101) s. Bourdieu, Soziologie der symbolischen Formen, Frankfurt 1983, S. 128.
(102) ebd.. S. 134.
(103) ebd., S. 143.
(104) ebd. S. 53.
(105) Bourdieu. Unterschiede. S.248
(106) Boudieu, Soziologie. S.60 .
(107) ebd.. S. 70.
(108) ebd., S. 74.
(109) vgl. Bourdieu , Sozialer Kaum und Klassen. Frankfurt 1985, S. 42ff und 125ff und Heller. Theorie der Gefühle, Hamburg 1980, S. 36ff und 327ff.
(110) s. Heller , Das Alltagsleben. Frankfurt 1978 , S. 19 und S. 118ff.
(111) s. Lefebvre, Das Alltagsleben in der modernen Weh, Frankfurt 1972 und die Kritik bei Hartmann. D., Leben als Sabotage, Tübingen 1981, S.77
(112) vgl. Seve, Marxismus und Theorie der Persönlichkeit, Frankfurt 1972.
(113) s. MEW 8, S. 115 und 139.
(114) vgl. Giddens, Die Klassenstruktur fortgeschrittener Gesellschaften, Frankfurt 1979, S. 38.
(115) vgl. Marx, Kapital I, S. 193
(116) s. Heller. Das Alltagsleben, Frankfurt 1978, S.25
(l 17) ebenda, S.34
(118) vgl. Brose, Zum berufsbiographischen Erwerb von Handlungsmustem bei Industriearbeitern, Opladen 1983, S. 13

Editorische Anmerkungen

Der vorliegende Text erschien in der Hannoveranischen Zeitschrift SPEZIAL links & radikal, Nr. 95, 1993, S. 29ff, OCR-Scan by red. trend
Die SPEZIAL-Säzzer schreiben in dieser Ausgabe als Anmerkung:

Wir setzen an dieser Stelle den (in diesem Abschnitt ungekürzten) Abdruck der längeren Arbeit von Günther Jacob aus Hamburg „ Zur Theorie des bürgerlichen Individuums bei Marx" fort. In diesem 8. Teil - es werden noch andere folgen - befasst sich G. Jacob zunächst weiterhin mit den Auswirkungen der Verdinglichung auf die 'Gefühlswelt' des bürgerlichen Individuums.

Daran anschließend wendet er sich der Frage zu, wie sich das einzelne Individuum aus den umlaufenden Deutungen seinen 'persönlichen Sinn' heraussucht und dazu kommt, eine 'Lebensstrategie' zu entwerfen.

Am Ende dieser Folge untersucht G. Jacob als zentrale Determinanten die zwei Welten des Individuums: Seine sozialen Existenzbedingungen sowie die bereits vorhandenen Deutungsmuster.

Wir danken der Zeitschrift 17°C für die Genehmigung zum Abdruck.