König
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Die Integration der Lohneinkommen in den kapitalistischen
Gesamtreproduktionsprozess |
Zur Theorie des bürgerlichen Individuums
|
Auch wer nicht VWL studiert hat,
weiß heute von der Wichtigkeit der
privaten Endnachfrage und hierin speziell der Endnachfrage der
Millionen von Lohnabhängigen für das Funktionieren der
Volkswirtschaft. Die Gewerkschaften kämpfen im Namen der
"Kaufkraft" für höhere oder gleichhoch bleibende Löhne, die
Arbeitslosigkeit gilt allgemein als ein Anschlag auf das
volkswirtschaftliche Gleichgewicht, und jede Steuermaßnahme,
Zinspolitik, Sparförderungspolitik etc. hat sich an ihren
Wirkungen auf die Beziehungen zwischen Abteilung 1 (Produktion von
Produktionsmitteln) und Abteilung 11 (Konsumwarenproduktion)
messen zu lassen. Die aggregierte Konsumfunktion und gleichfalls
die Sparfunktion sind charakteristische Elemente der keynesschen
Theorie. Das in einer Volkswirtschaft während eines Jahres
entstandene Bruttosozialprodukt wird als Summe aus privatem
Konsum, privater Bruttoinvestition, staatlichen Ausgaben für
Konsum und Bruttoinvestitionen und Außenbeitrag (Export minus
Import) verstanden. Die VWL setzt diesen Zusammenhang als
Gleichung und fragt dann, wieviel die Leute konsumieren müssen,
sollen oder dürfen, damit zum Schluß alles im Gleichgewicht
bleibt. Auf diesen Gedanken kam die VWL hauptsächlich in Gestalt
der Theorie von Keynes erst zur Zeit der Weltwirtschaftskrise.
Tatsächlich ist der private Massenkonsum noch nicht lange von
realer Bedeutung. Das "allgemeine Interesse" an der privaten
Endnachfrage, die heute zu etwa 75 % aus Löhnen und erhaltenen
Transferleistungen kommt, bezieht sich aber weniger auf diesen
Anteil und die absolute Höhe (heute etwa 1 000 Mrd. DM pro Jahr,
ohne Ersparnisse), sondern auf die Art der Ausgabe. Diese Löhne
tauschen sich nämlich überwiegend gegen Industrieprodukte und das
bedeutet, daß sie real Bestandteil des kapitalistischen
Gesamtreproduktionsprozesses geworden sind. Das ist durchaus neu:
Seit etwa 1900 lebt die Mehrheit der deutschen Bevölkerung in
Städten. Die kapitalistische Industrialisierung hatte zu einer
Landflucht geführt. Während in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch
mehr als die Hälfte der Berufstätigen in der Landwirtschaft
beschäftigt waren, sank dieser Anteil bis 1913 auf ein Drittel und
bis 1939 auf ein Viertel. Dem gegenüber erhöhte sich der Anteil
der in Industrie und Handwerk Beschäftigten bis 1913 auf ein
Drittel; gleichzeitig wuchs die Beschäftigung beim Staat, in
Handel, Verkehr, Banken, Versicherungen usw. Auffallend ist, daß
das städtische Handwerk zumeist nicht kapitalistisch
wirtschaftend einen hohen Anteil beibehalten konnte. Immerhin
waren bis 1913 mehr als 40 % der werktätigen Bevölkerung in der
Landwirtschaft und im Handwerk beschäftigt und dieser Anteil lag
noch bis 1939 bei etwa einem Drittel. Obwohl die Verstädterung die
bäuerliche und halbbäuerliche Basis der Emährungs- und
Lebensmittelversorgung sowie überhaupt die Eigenproduktion
verschiedener Gebrauchsgegenstände ein Stück beseitigte und die
Arbeiter mittels Geldwirtschaft (Lohn) vom Markt abhängig machte,
war es keinesfalls so, daß die Lohnarbeiter nun alle ihre Nahrungsmittel,
Kleidung, Schuhe, Möbel usw. bei den Kapitalisten der Abteilung 11
gekauft hätten. Dagegen sprach folgendes: Zum einen waren die
Reallöhne relativ niedrig, weil die Konsumgüter relativ teuer,
d.h. relativ unproduktiv hergestellt wurden. Zum anderen wurden
bestimmte Gebrauchsgegenstände (z.B. Massenkonfektion) und
Dienstleistungen (z.B. Wäschereinigung) noch gar nicht als
industrielle Leistungen angeboten. Zum dritten waren die
Verbindungen der städtischen Lohnarbeiter zum Land nicht
vollständig abgerissen: Es gab Wochenmärkte,
Verwandtschaftsbeziehungen, Nebenerwerbslandwirtschaft usw. Zum
vierten war es noch sehr lange Zeit üblich, allerlei
Gebrauchsgegenstände und Lebensrnittel selbst zu produzieren bzw.
zu reparieren etc., z.B. Kleintierhaltung in Städten,
Gemüsegärten, Konservierung von Obst, Gemüse usw., Nähen von
Kleidern etc. Karin Hansen hat in ihrer "Sozialgeschichte der
Nähmaschine" (133) diesen widersprüchlichen Prozeß am Beispiel der
Verwendung dieses "Haushaltsgerätes" verfolgt. Die Nähmaschine,
die um die Jahrhundertwende in vielen Haushalten stand, diente
nicht nur der Herstellung der Familienkleidung aus den Stoffen der
Textilindustrie, sondern auch der Heimarbeit für dieselbe. Worauf
es hier ankommt, ist: Die Geldausgaben der Lohnarbeiter gingen nur
teilweise an Kapitalisten der Konsumgüterindustrie. Ein großer
Teil des Lohns geht für die Miete drauf, die Nahrungsmittel
stammen vom Metzger, Bäcker, Bauern oder aus eigener Herstellung.
Ausnahmen sind z.B. Tee und Kaffee, Zigaretten und Bier. Geheizt
wird mit Kohlen (Industrie) und Holz (verschiedene Quellen).
Schuhe werden wenigstens teilweise bei Handwerkern gekauft und z.T.
selbst repariert. (Auch die von den Handwerkern verwendeten
Vorprodukte stammen nur teilweise aus industrieller Produktion.)
Kleider werden größtenteils selbst genäht bzw. umgenäht.
(Kindersachen aus Stoffresten und abgetragenen Kleidern
Erwachsener). Der Rohstoff Textilien vom
Meter stammt über den Umweg des Einzelhandels von der Industrie.
Weitere industrielle Produkte sind verschiedene Eisenwaren,
Chemieerzeugnisse (Soda etc.) und Geschirr. Schränke und Tische
entstammen verschiedenen Quellen teils dem Handwerk, teils von
der Kleinindustrie. An den Staat sind Steuern zu zahlen, an die
Versicherungen Beiträge, an den Arzt Honorar und damit ist das
Geld schon ausgegeben. Es hat sich bevorzugt gegen Gegenstände und
Dienste alter und neuer Mittelklassen getauscht, ansonsten noch in
Staats, Kassen und Vereinsgelder umgesetzt und nur wenig blieb
bei industriellen Kapitalisten hängen. Gemessen am Gesamtetat des
Jahres spielten die Ausgaben für die zum sofortigen Verbrauch
bestimmten Konsumgüter die größte Rolle. Sogenannte langlebige
Konsumgütcr (heute z.B. Auto, Waschmaschine etc.) spielten keine
große Rolle. Eine Ausnahme machte wie gesagt die Nähmaschine. Die
hier geschilderten Verhältnisse liegen durchaus nicht Jahrhunderte
zurück. Immerhin bezogen die Lohnabhängigen bis zum 2. Weltkrieg
noch etwa 80% ihrer Waren und Dienstleistungen aus dem
"nichtkapitalistischen Sektor". Man versteht jetzt, warum es in
Deutschland bis vor dem 2. Weltkrieg keine Konsumfunktion und
keine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik gab (vgl. die
Brüning-Kontroverse).
Die hier geschilderten Zusammenhänge sind
ihrerseits Bestandteil eines spezifischen Akkumulationsmodells. In
Deutschland und im Grunde überall in Westeuropa entwickelte sich
der Kapitalismus anfangs relativ unabhängig von den Konsumweisen
der breiten Massen, d.h. die private Endnachfrage der Lohnarbeiter
bildete im Kapitalkreislauf keine relevante Größe. Die
Rückverwandlung der Waren in Geld und Mittel der erweiterten
Reproduktion erfolgte auf anderen Wegen: Die
Produktionsmittelindustrie realisierte ihren Mehrwert durch
Verkauf innerhalb der eigenen Abteilung, durch Verkauf an den
Staat (Eisenbahnen, Militärwaren etc.), durch Export, durch Umsatz
mit Landwirtschaft und Handwerk und durch Verkauf an die Konsumgülerindustrie. Letztere spielte hierbei lange Zeit keine
große Rolle, aber soweit sie eine spielte, so war es eine andere
als heute: Die Konsumgüterindustrie realisierte den Wert und
Mehrwert ihrer Produkte durch Austausch gegen Profite, Vermögen,
abgeleitete Revenuen neuer Mittelschichten (Beamte etc.) und auch
gegen die Geldeinkommen des alten nichtkapitalistischen Sektors
(Bauern, Handwerker etc.). Ein Teil der Konsumgüterherstellung war
sogar ausgesprochene Luxusproduktion. Personenkraftwagen zum
Beispiel, die es ja immerhin schon seit 150 Jahren in Deutschland
gibt, waren bis in die 1950er Jahre den wohlhabenderen Schichten
vorbehalten, während man in den USA schon in den 20er Jahren die
Rushhour kannte, denn dort waren Autos und elektrische
Haushaltsgeräte damals schon Konsumnorm (72).
Der Aufbau der industriellen Basis des Kapitalismus vollzog sich
in Deutschland also unabhängig von der privaten Endnachfrage der
Lohnarbeiter. Die Verflechtungen zwischen den Abteilungen 1 und 11
waren recht spärlich, viele industrielle Konsumgüter waren
regelrechte Luxusgüter. Wie wir sahen, tauschten sich die
Arbeitslöhne gegen bäuerliche und handwerkliche Leistungen und
verschiedene Dienstleistungen. Schaut man genauer hin, so war es
in erheblichem Umfang die "unbezahlte" Familienarbeiiskraft der
Bauern und Handwerkerfamilien, die die Reproduktionskosten der
Arbeiter billig hielten. Andererseils alimentierten die
Lohnarbeiter bereits in Ansätzen Teile der städtischen
Mittelschichten (nicht nur die Bestandteile des Mehrwerts
konstituieren neue Mittelschichten!). Die Umwälzung des damaligen
Akkumulationsmodells in Richtung der heutigen engen Verflechtung
zwischen den Abteilungen 1 und 11 wurde auf verschiedenen Ebenen
in Gang gesetzt: Erstens erzwang die Massenabwanderung in die
Städte höhere Löhne auf dem Land und dies war ein wichtiger Impuls
zur Einführung (bereits bekannter) neuer Produktionsmethoden.
Diese Agrarrevolution verbilligte (im Zusammenhang mit neuen
Distributionssystemen: Großhandel, Verkaufsketten etc.) die
Reproduktionskosten der städtischen Arbeitskraft.
Eine
komplizierte Kombination (aus Platzgründen kann hier auf Details
nicht eingegangen werden) aus den Wirkungen der permanenten
Agrarrevolution, der gewerkschaftlichen Kämpfe, staatlicher
Eingriffe usw. verbesserte die Einkommensverhällnisse der
Lohnarbeiter und ein Teil dieser Einkommen konnte nach und nach zu
anderem verwendet werden als nur zum Kauf von Brot und Kartoffeln.
Mit den relativ höheren Reallöhnen stiegen aus verschiedenen
Gründen auch die Geldlöhne und dies (sowie die Verkürzung der
Arbeitszeiten) war für die Kapitalisten ihrerseits Ansporn zu
Modernisierungs- bzw. Rationalisierungsinnovationen. Man kann sich
das so vorstellen, daß es zunächst zu lohnkosteninduzierten
Modernisierungen in der Produktion von Lebensmitteln (im weiten
Sinn des Wortes) kam, so daß die Produzenten von Ausrüstungen etc.
einer größeren Nachfrage z.B. nach Zigarettenmaschinen,
Fleischverarbeitungsmaschinen etc. gegenüberstanden. Die
Konkurrenz innerhalb der Abteilung 11 verbilligte abermals die
verschiedenen Lebensmittel und auf diese Weise stieg nach und nach
die Kaufkraft der Löhne, d.h. die Massennachfrage. (Adam Smith
spricht statt von "Kaufkraft" anschaulicher vom "Kommando" über
einen Teil des Reichtums). Nach und nach lösten sich die
Verbindungen der Lohnabhängigen-Haushalte zum bäuerlichen Sektor
und ebenso sukzessive wandelte sich die Rolle, die das Handwerk
für sie spielte: in Richtung Reparatur, Dienstleistung überhaupt.
Auf der an deren Seite benutzten Handwerker wie Bauern ihrerseits zunehmend
industrielle Vorprodukte. Die Lösung des Massenkonsums vom
traditionellen Sektor, dessen eigene Umwandlung und sodann das
Wachstum der Abteilung 11, führten sowohl zu einem völlig
veränderten Akkumulationsmodell als auch zu einer neuen
Konsumstruktur und Lebensweise der (sich in dem Prozeß auch
ausdehnenden) lohnarbeitenden Bevölkerung. Die Integration der
Lohnabhängigen in den kapitalistischen Gesamtprozeß ist nun auch
hinsichtlich des Kaufaktes vollbracht. Die Figur des Konsumenten,
unser "schillerndes Individuum", ist nun nicht nur eine
Massenfigur, sie wird nun auch vom Standpunkt des Kapitals real
wichtig. Ihre Umwerbung, ihre Ansprache als "König Kunde" ist
nicht bloße Ideologie, sondern hat jetzt einen harten (Geld)Kem.
Dabei geht es allerdings nicht mehr nur um die Gegenstände des
täglichen Bedarfs: in dem Moment, wo die Lohnarbeiter sogenannte
"langlebige Konsumgüter": industriell gefertigte Autos,
Haushaltsgeräte, Möbel etc. konsumieren, handeln sie der Form nach
wie kapitalistische Investoren. Sie tätigen z.B. einen Autokauf
die Automobilproduktion ist heute der umsatzstärkste
Industriezweig in der BRD! eher in Phasen des Aufschwungs,
während sie diesen Kauf in Zeiten des konjunkturellen Abschwungs
vermeiden, also verschieben. Dieses Käuferverhalten zu studieren,
es mittels Sparprämren, Konsumentenkrediten, vorgezogenen
staatlichen Leistungen (z.B. Steuersenkung) oder sonstigen
Maßnahmen (Geldstabilität) etc. zu beeinflussen, wird zur
eigenständigen Wissenschaft und Politik. Eine solche Aufwertung
der Figur des Konsumenten bestätigt diesen wiederum im Bewußtsein
seiner Bedeutung: Warentest, Verbrauchervereinigungen, etc. Der
klassenlose Konsument organisiert sich, beschwert sich, fällt
wirksame Urteile über die Leistungen "der Industrie" und damit
über seine Leistungen als arbeitende Person! Historisch ist diese
hier skizzierte Entwicklung vor allem an die großen Einschnitte in
die Arbeitsproduktivität gebunden, insbesondere an die Namen
Taylor und Ford, d.h. an die wissenschaftliche Betriebsführung und
an das Fließband. In Westeuropa wurde das erste moderne Fließband
1913 installiert, jedoch ohne gleich die Wirkungen hervorzurufen,
wie schon lange vorher in den USA. Die standardisierte
Massenproduktion wurde dann in der Kriegswirtschaft mehr
verallgemeinert und erfaßte nach und nach auch die alltäglichen
Konsumgüter. Was die langlebigen Konsumgüter betrifft, so fällt
deren Produktionsbeginn interessanterweise in die Zeit des
Faschismus. Die angelaufene VOLKSWagenproduktion wurde aber schon
bald zugunsten der Kriegsproduktion umgestellt. Erst das sogen.
NachkriegsWirtschaftswunder sollte auch hier zu Verhältnissen
führen, wie sie in den USA seit den Zeiten des NewDeal üblich
waren.
Damit ist auch darauf
hingewiesen, daß die ganze Entwicklung keine rein
"wirtschaftliche" ist, sondern eine politische Regulierungsweise der
kapitalistischen Ökonomie darstellt. Was Marx in den
"Grundrissen" als
notwendige Tendenz analysiert hat, daß nämlich die Realisierung
des Mehrwerts quantitative und qualitative
Erweiterung der Bedürfnisse und
somit der effektiven Nachfrage erfordert (73), diese
Tendenz kann sich nur in
konkreten gesellschaftlichen Auseinandersetzungen verwirklichen, oder auch
nicht!
Der amerikanische NewDeal beruhte auf politischen Deal zwischen
Gewerkschaften, Kapitalisten und Staat,
wobei letzterer
z.T. unter Ausnutzung der
weltpolitischen Spannungen die Unternehmer teilweise zum Kompromiß zwang.
Der Inhalt dieses Kompromisses bestand in
der Hinahme der
Steigerung der Arbeitsintensität durch die Gewerkschaften zum
Preis der Koppelung
von Produktivitätszunahme und Lohnzunahme. In Deutschland
war dieser Weg vor
1933 politisch nicht durchsetzbar. Die Faschisten wollten den
New-Deall
deshalb auf den Leichen der radikalen Arbeiter gewaltsam herstellen und sie schufen auch erste
Voraussetzungen. Auf den in Zwangsarbeit gebauten Autobahnen (die
längst vor 1933 geplant, aber im Reichstag nicht durchsetzbar
waren) sollten tatsächlich nicht nur Panzer fahren. Sie stellten
auch eine Kopie des amerikanischen Highway-Programms von 1916 dar.
Der zum Volksgenossen domestizierte Massenarbeiter sollte seine
Arbeits- und Kampfkraft durch Freude am volkswirtschaftlich
nützlichen Konsum erhalten. Keynes und die amerikanischen
Ökonomen beobachteten seinerzeit sehr genau die Entwicklung des
faschistischen Konzeptes der "Neuen Ordnung", das vor allem darin
bestand, auf Grundlage der Zerschlagung der politischen
Arbeiterbewegung Deutschland zu einem Technologiezentrum im
"Großwirtschaftsraum" der unterworfenen Länder zu machen und auch
darin, die unterworfenen Arbeiter mittels eines sozialen Netzes
vollständig in diese Volkswirtschaft zu integrieren. Umgekehrt
wurden die Ideen von Keynes in Deutschland genau studiert,
darunter von Ludwig Erhard, der 1944 eine Studie zur
Kriegsfinanzierung vorlegte und später an der Durchsetzung der "nivellierten
Mittelstandsgesellschaft" beteiligt war. Die wirkliche Schöpfung
des "bedürfnisreichen, weil eigenschafts und beziehungsreichen"
(Marx) Individuums ist also ein Produkt von Trennungen. Diese
Trennungen stellen sich geschichtlich in Deutschland (ähnlich, wie
bei der Herstellung des Staatsbürgers) als politische Durchsetzung
eines veränderten Akkumulationsmodells dar, wobei die
reformistische Idee der Koppelung von Konsumsteigerung und
Steigerung der Arbeitsintensität und faschistische "nivellierende"
Gewalt als zwei mögliche Konsequenzen aus dem verdinglichten
Umgang mit der widersprüchlichen Form kapitalistischer
Individualisierung aufzufassen sind (74).
Anmerkungen (im Text in
Klammem)
72) vgl. T. Hurtienne, Theoriegeschichtliche Grundlagen
sozialökonomischen Entwicklungsdenkens Bd. II, S.301
73)Marx,
Grundrisse, S.312f
74)Zum "König Kunde"
in der "Dritten Welt", vgl.
Barnet/Müller "Die Krisenmacher" und auch Hurtienne
Editorische
Anmerkungen
Der vorliegende Text erschien
in der Hannoveranischen Zeitschrift SPEZIAL links & radikal, Nr. 93,
1993, S. 27ff, OCR-Scan by red. trend
Die SPEZIAl-Säzzer schreiben in dieser Ausgabe als Anmerkung: Diese Anmerkungen enthalten lediglich vergleichende Quellenhinweise. Die
Liste mit den
vollständigen Anmerkungen des Autors schicken
wir auf Wunsch gerne zu.
Der für die SPEZIAL gekürzte Text von Günter
Jacob wurde unter dem Titel "Kapitalismus und
Lebenswelt" in der Nr.3 der linken Zeitschrift "17 Grad Celsius" abgedruckt.
Vorher ist bereits eine (andere) Kurzfassung unter dem Titel "Persönliches
Pech" in "Spex" 3/89 erschienen, die vom "ak", der "Volkszeitung" und in dem
Buch "Die Radikale Linke" (Konkret-Veriag)
nachgedruckt wurde.
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