Editorial
Let's talk about class


von Karl Mueller

04-2013

trend
onlinezeitung

Die bürgerliche Presse meldet am Osterwochenende, daß die VW-Belegschaft in Asien in den letzten vier Jahren um 134 % (von 30.000 auf rund 70.000) gewachsen sei. Weltweit arbeiten für den Konzern zur Zeit 550.000 KollegInnen. Mit anderen Worten das weltweit agierende Kapital bedient sich einer international zusammengesetzten ArbeiterInnenklasse, die ihrerseits den Verkauf ihrer Ware Arbeitskraft weiterhin unter nationalstaatlichen Regelungen organisieren muss. Die unter diesen Bedingungen ausgefochtenen Klassenauseinandersetzungen erscheinen den AkteurInnen daher nicht als Teilkampf eines weltweiten Zusammenhang. In der BRD reicht die Aufspaltung ja sogar soweit, das zeigt der aktuelle Konflikt beim kriselnden Automobilkonzern GM/Opel, dass die Klasseneinheit gegen den "Opel-Masterplan" nicht mal zwischen den einzelnen Standorten hergestellt werden konnte. Das lag besonders auch daran, dass die IG Metall und der Gesamtbetriebsrat die kämpferischen Teile im Werk Bochum systematisch isolierten und von den Beschäftigen der anderen Standorte abspalteten (Siehe dazu den Artikel von D. Henning). Vergleichbar ähnliche Erfahrungen mit der Behinderung von Klassensolidarität machten die kämpferischen KollegInnen bei Neupack. Auch hier war es die Gewerkschaft - nämlich die IG BCE - die den KollegInnen eine Kampftaktik aufdrückte, die den Arbeitskampf gegen die Wand zu fahren droht (siehe dazu den Artikel von D. Wegner).

In der Rubrik  "Neues zu Programm- & Organisation" ist in dieser Ausgabe wieder nachzulesen, wie wenig linksradikale und revolutionäre Gruppen in ihren Bemühungen bestrebt sind, sich zentralen Fragen zur Klassenstruktur und -politik zu widmen. Stattdessen wird ideologisiert: Blind gegenüber den BRD-Klassenverhältnissen sind sie  nicht in der Lage, die politische Qualität ihrer Bemühungen zu bestimmen. Sie engagieren sich für Frieden und demokratische Rechte, sie unterstützen Lohnforderungen und Mietkämpfe, sie wollen die Umwelt schützen und mehr... d.h. solche Kämpfe sind zwar notwendige Verteilungskämpfe, haben aber mit dem Kampf für eine sozialistische Gesellschaft herzlich wenig zu tun. Paradoxerweise werden sie von ihren Protagonisten aber als Kampf um den Sozialismus gelabelt, weil sie subjektiv nicht in der Lage sind, eine Analyse der Klassenverhältnisse unter Einschluss einer Kapitalkritik zu erarbeiten, die es erst möglich macht, die Konturen einer erstrebenswerten nichtkapitalistischen Gesellschaft sichtbar werden zu lassen -  einer Gesellschaft, wie sie sich aus der Negation der heutigen Klassenbedingungen ergibt.

Dass sogenannte Postautonome mit der Klassenfrage nichts am Hut haben, da sie sujektivistisch nur eine Betroffenenpolitik - nämlich die "Politik der ersten Person" - betreiben -  ist dagegen wenig verwunderlich. Richtig schädlich wird die Sache dann, wenn sich revolutionär-sozialistisch dünkende Gruppen diesem postautonomen Politikverständnis unterordnen (wollen) - nachzulesen in dem Artikel des RSB-Autors Jacob zum NaO-Prozess.

Bemerkenswerterweise spürt die DKP diesen ideologischen Erosionsprozess dem kommunistische Politik heute unterworfen ist und der sich im Verzicht auf eine  Klassenorientierung zeigt. Der neue Parteivorstand fordert daher, "die Kernaussagen der Klassikertexte im Original zu studieren und zu diskutieren und diese mit Daten, Fakten und Analysen unserer Zeit zu unterlegen".  Ob das zu neuen Erkenntnissen führt, bleibt abzuwarten. Sollte die DKP aber die Forderung so umsetzen, dass etwa Etappenkonzepte wie die sogenannte "antimonopolistische Demokratie" nur nachgebessert werden, dann hätte sie das Klassenziel sogar im Wortsinne verfehlt. Das Herzstück dieses Etappenkonzepts war bekanntlich die Annahme einer bestimmten Klassenstruktur im Spätkapitalismus, die nach damaliger  / 1970er Jahre Lesart auch noch durch die Systemkonkurrenz überformt war. Letzteres ist sowieso nicht mehr vorhanden und ersteres bedarf nicht einer Fortschreibung sondern einer Neuuntersuchung - gerade auch deshalb um solchen Wirklichkeitskonstruktionen wie z.B. die Hardt-Negrische Mulitude im ideologischen Kampf schlüssig entgegen treten zu können.

Kurzum: Let' talk about class!

In diesem Sinne wird es ein weiteres
TREND-Gespräch zu Grundfragen von Programm & Organisation
am 27.April 2013
in Berlin mit dem Thema "Die Wohnungsfrage als Klassenfrage" geben.

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