Editorial
Die Organisation
Die praktische Seite eines zu sich selbst kommenden Prozesses


von Karl Mueller

04/08

trend
onlinezeitung

Den Kommunismus zu diskutieren und seine Voraussetzungen in den objektiven materiellen Verhältnissen und subjektiven Bedingungen erneut zu suchen, steht zweifellos als Aufgabe an, nachdem sich in Folge von 68 und 89 tief greifende Veränderungen vollzogen, die die Überlebtheit und Untauglichkeit bisher gültiger Gewissheiten deutlich werden ließen. Insofern freut es uns sehr, dass Robert Schlosser  nach Zustimmung seitens der FreundInnen der Klassenlosen Gesellschaft die kritischen Anmerkungen aus seiner Korrespondenz mit ihnen hier in der April-Ausgabe veröffentlicht.

Interessant finde ich in Schlossers kritischen Anmerkungen seinen Hinweis auf "Risse im Alltagsbewußtsein", die den KommunistInnen als Anknüpfungspunkt für die Verbreitung ihrer Ansichten dienen könnten. Daran anschließend  könnte mensch nämlich diskutieren, von welcher Qualität (Inhalt) diese Risse sein sollten. Ich würde vertreten, dass an DEN "Rissen" anzuknüpfen wäre, in denen das heranreifende Bewußtsein durchscheint, sich selber als Teil eines  Vergesellschaftungsprozesses zu begreifen, der bereits jetzt schon über das Geldmonadentum hinausweist. Aus dieser Sicht ist es letzten  Endes auch egal, in welchem sozialen Raum dieser Erfahrungsriss auftritt. Es muss nicht die Produktionssphäre sein, die strukturell/stofflich für solch einen Riss prädestiniert zu sein scheint. Allerdings steht diesen Rissen entgegen, dass im Alltagsbewusstsein, das wirkliche Leben erst jenseits der (Lohn)arbeit beginnt.

Sich als Teil eines Vergesellschaftungsprozesses zu begreifen, materialisiert sich in der Praxis der Organisierung. Form und Inhalt einer Organisation heute - am historischen Endpunkt der bürgerlichen Gesellschaft - schließen jedoch Hierarchie und Subalternität aus, die letztlich nur kapitalistische Ausbeutungs- und Unterdrückungsstrukturen unter revolutionären Label nachbilden will. Daher werden KommunistInnen heute nicht umhin kommen, wenn sie sich über gemeinsame programmatische Anschauungen verständigen, auch die praktische Seite dieses zu sich selbst kommenden Prozesses - nämlich die Organisationsfrage - in diesen Prozess mit hinein zunehmen.

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Horst Haenisch´s Untersuchung der Berufsausbildung in Deutschland schließt unter Rückbesinnung auf die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung und ihren sozialistischen Forderungen zur Aufhebung der Bildung als Ware mit diesen Worte. "Sozialismus entsteht entweder als Sozialismus im Kampf von unten oder gar nicht. Eine sozialistische Partei, die diese Erfahrung aufbewahrt und anwendet fehlt, noch immer."

Hier zeigt sich, wie sich aus der materialistischen Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse die Frage nach ihrer Aufhebung geradezu aufdrängt, doch die Umsetzung nicht erfolgen kann, weil ein solidarischer Zusammenschluss, der diese historisch notwendige Aufhebung befördert, einfach fehlt. Die Empfehlung der Schaffung solch eines Zusammenschlusses "von unten" hat meine ungeteilte Sympathie. Dass es sich dabei um eine Partei handeln soll, findet dagegen angesichts historischer Erfahrungen mit revolutionären Parteien nicht unbedingt meine Zustimmung.

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Um die Organisationsfrage unter Berücksichtigung historischer Fehler überhaupt diskutieren zu können, wird mensch nicht umhin kommen, sich ein wenig Grundwissen über die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung und der sozialen Kämpfe anzueignen. TREND versucht daher zusätzlich zu historischen Texten ab dieser Ausgabe ,  eine entsprechende Schulungs- und Bildungsarbeit durch "Tafelbilder zur Geschichte" zu unterstützen.

Ernst Thälmann im Bezirk Halle ist ein historischer Text, der vermitteln soll, dass selbst in einer bürgerlich-demokratischen Republik  revolutionäre Politik massiver und gewalttätiger staatlicher Verfolgung ausgesetzt ist. Ob es unter diesen Macht- und Klassenverhältnissen richtig ist, Präsident eines solchen gewalttätigen Staates werden zu wollen, ist jedoch die eigentliche Frage, die mittels der Hallenser Ereignissen von 1925, aufgerufen ist und deren Diskussion von aktueller Bedeutung erscheint.

Ebenso bedeutsam für eine Organisationsdebatte sind aber auch historische Ereignisse der jüngsten, uns heute noch prägenden Geschichte - gemeint ist hier der historische Steinbruch für bürgerliche Geschichtsklitterungen 1968. Mitten im antikommunistischen Hexenkessel Westberlin eine sozialistische 1. Mai Zeitung in Massenauflage herauszubringen und Zehntausende unter Roten Fahnen auf die Straße zu mobilisieren, war eine wahrlich herausragende Leistung, an die es zu erinnern gilt und von der es für heute zu lernen gilt.

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Weniger spektakulär gestaltet sich im Vergleich zum 1. Mai 1968  der diesjährige 1. Mai. Hier gilt wieder - speziell auch für Berlin: Same procedure as every year. Als Chronisten werden wir natürlich Aufrufe, Termine & mehr bereitstellen. Erstmalig werden wir auch Infos aus dem Gewerkschaftsspektrum weiterreichen. Nicht etwa weil wir deren reformistische Illusionen verbreiten helfen wollen, sondern um aufzuzeigen, dass in so genannten kommunistischen oder revolutionären Aufrufen - unter Abzug radikal klingenden Vokabulars - inhaltlich letztlich nicht anderes eingefordert wird, als auch biedere GewerkschafterInnen reklamieren.

Wann wird es also zum 1. Mai wieder heißen:

Nieder mit dem Lohnsystem - für den Kommunismus!
Polen muss bis Frankreich reichen!
Deutschland von der Karte streichen!
Für die sozialistische Revolution!
(Zitiert nach DetlevK.)

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