Editorial
Die Würfel sind gefallen!

von Karl Müller
10/05

trend
onlinezeitung
Am 24. September trafen sich die Herausgeber mit befreundeten Genossen aus Berlin, dem Umland und von weiter her, um gemeinsam die Frage zu besprechen, wie das 10-jährige Bestehen der TREND Onlinezeitung im Januar 2006 gestaltet werden könnte.

Diesem Treffen vorangegangen war die Erörterung verschiedener Vorschläge via Mailingliste. Dort hatten die verschiedenen Vorschläge eine Kontroverse ausgelöst, die im wesentlichen auf  Missverständnissen beruhte. Um dem Treffen am 24.9. eine konstruktive Orientierung zu geben, wagte die Redaktion den Schnitt durch den Gordischen Knoten und legte ihrerseits ein komplettes Veranstaltungsprogramm vor. 

Auch daran entzündete sich wieder eine kontroverse Diskussion. Doch anders als in der unpersönlichen Mailingliste zeigten sich alle Anwesenden kompromissbereit und einigten sich schließlich. Damit waren die Würfel gefallen. Am 20. und 21. Januar 2005 wird es im Berliner Mehringhof unter dem Motto "Kommunismus - was sonst!" eine Mischung aus verschiedenen Veranstaltungen geben. 

Losgehen soll es am Freitagabend, den 20. Januar 2006 mit einer "Roten Revue". Am Sonnabend wird es nachmittags kleinere Gesprächskreise mit ausgewählten ReferentInnen geben. Abgeschlossen wird das Jubiläum am Sonnabend mit einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "Kommunismus - was sonst! "Die Linke" rechts liegen lassen?"

Bei diesem Treffen ging es aber nicht nur um die Jubiläumsfrage, sondern auch um Kritik und Selbstkritik der Redaktion im Umgang mit Texten und gestalterischen Elementen, vor allem auf der Portalseite "Infopartisan". Im Oktober wird es daher zu einem Umbau der Datenstruktur und zu Veränderungen im Erscheinungsbild kommen. Unter diesen Bedingungen wird es nicht möglich sein, in der ersten Oktoberhälfte Updates zu fahren.

Des weiteren wollten die Genossen wissen, welchen Verbreitungsgrad TREND & INFOPARTISAN nach 1 1/2 Jahren mithilfe ihrer neuen organisatorischen und konzeptionellen Grundlagen erreicht haben. Die Herausgeber erstellten dazu eine entsprechende Übersicht  die wir nachfolgend dokumentieren. Dazu sei angemerkt, dass die Datenbasis auf sechs Monate beschränkt ist, da providerseits die Daten nicht länger bevorratet werden.

Übersicht
über die bei INFOPARTISAN
vom 1. April 2005 bis 30. September 2005
am meisten gelesenen Seiten (mehr als tausend Zugriffe)

Zugriffe Seite
49.784 TREND Startseite
19.981 TREND Inhaltseite
10.495 INFOPARTISAN Startseite
3.337 TREND´s virtueller Kiosk für linke Politik  (Linke Presse)
3.080 Maos Werke Startseite
1.468 Bürgerliche Presse (Linkseite)
1.465 Die Maobibel
1.342 Stahlgewitter - Reflexion der Angriffe auf Amerika
1.244 Die Rauschgiftwelle schwillt an
1.126 Die Antideutschen und die Debatte der Linken über Israel
1.032 Die private Stadtsicherheit
1.026 TREND´s virtueller Kiosk für linke Politik (Linke Organisationen)
1.023 Einladung zu einem ersten Treffen der Freunde der offenen Gesellschaft

Seitenaufrufe vom 1. April 2005 bis 30. September 2005
insgesamt:
544.696.

Mit Schneckenpost erhielt die Redaktion von Wal Buchenberg (www.marx-forum.de) ein Angebot zur Durchführung eines "Kapital-Lektüre-Kursus", das wir auf diesem Treffen nicht mehr beraten konnten, so dass die Redaktion dazu hier ihre Stellungnahme allein, d.h. undiskutiert mit dem TREND-Freundeskreis, abgibt. Wir wählen bewusst den Weg der öffentlichen Antwort, weil wir davon ausgehen, dass sich Buchenbergs-Angebot auch an andere arbeitende Gruppen richtet und weil vor allem die Schulungsproblematik nicht nur eine Frage des individuellen Interesses ist, sondern auch einer politischen Entscheidung in dem dialektischen Spannungsverhältnis von Theorie und Praxis geschuldet ist.

Aus zwei wesentlichen Gründen heraus können wir dieses Angebot nicht empfehlen: zum einen aus lerntheoretischen Überlegungen, so hat die weiland vom KBW vermasste Schulungsmethode des Vorlesens als Kernstück der Schulung sich nicht bewährt (Stichwort Nürnberger Trichter), zum andern mangelt es dem Buchenbergschen Schulungskonzept (auch wegen dieser Methode, sie klebt am Text) daran, dass der dialektische Materialismus als Theorie und Methode der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie ausgeblendet bleibt. In letzter Konsequenz unterscheidet sich sein Schulungskonzept nicht vom Neorevisionismus der Heinrichs und Co. Dies ist umso bedauerlicher, weil dadurch seine lobenswerte Initiative bereits auf der konzeptionellen Ebene zum Scheitern verurteilt ist.  

Abschließend noch einige Bemerkungen zur vorliegenden Ausgabe.

In seiner nicht unsympathischen Anteilnahme für die Lebenswelten der weltweiten Unterklassen hat Karl-Heinz Roth mit seinem Essay  "Der Zustand der Welt" eine Debatte angestoßen, bei der wir stellvertretend für das linke Spektrum drei Rezensenten ausgewählt haben: Michael Heinrich,  Ingo Stuetzle und Christoph Jünke. Wir packen deren Artikel bewusst in die Rubrik "Das besondere Dokument", um allein durch diese formale Zuordnung deutlich zu machen, dass wir keineswegs Anhänger ihrer neorevisionistischen Positionen sind, wenngleich wir nicht verleugnen möchten, dass sich Roth mit seinem Essay endgültig vom wissenschaftlichen Sozialismus verabschiedet hat. Dazu wird es unsererseits in der Novemberausgabe einiges zu lesen geben.

Einen besonderen Augenmerk sollten die LeserInnen auf den Artikel von Peter Nowak EU-KritikerInnen nicht erwünscht legen, stellt er doch klar, was von einer Berichterstattung über "türkische" Verhältnisse zu halten ist, wenn wie in der Jungle World geschehen, nur  JournalistInnen zu Wort kommen, die ihren Frieden mit dem Kapitalismus gemacht haben und deren ganzes Sehnen eine EU-Mitgliedschaft der Türkei ist.

Und last not least: Es gab mehr als nur freudige Reaktionen auf Seiten der Redaktion, als uns Helmut Höge wieder ein Schmankerl aus der Rubrik "Friesengeschichten" pünktlich für die Nr.10-05 zuschickte. Wir möchten an dieser Stelle noch verraten, dass er uns nach Abschluss der Satzarbeiten für die 10-05 zwei weitere Folgen übersandt hat, die wir für Euch im nächsten Update publizieren werden.

Bis Denne. Tschiao.