TREND-Thema: Stadtumbau
Kapitalistische Stadtplanung und die Illusion demokratischer Bürgerinitiative

von Helga Faßbinder

7-8/10

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Der vorliegende Aufsatz ist im Zusammenhang der Diskussion über Einzel prob lerne sozial staatlicher Intervention entstanden, deren erstes Ergebnis die einleitende Arbeit von Wolfgang Müller und Christel Neusüß "Die Sozialstaatsillusion und der Widerspruch von Lohnarbeit und Kapital" ist. Die dort allgemein entwickelte Kritik wird hier an einem Punkt ins einzelne verfolgt: der Offeschen These von den "horizontalen Disparitäten". (1)


Diese These soll hier kritisiert werden als Beispiel für an den Erscheinungsformen gesellschaftlicher Benachteiligung orientierte Konzeptionen der schrittweisen und arbeitsteiligen Beseitigung "sozialer Mißstände", wie sie etwa von den Jungsozialisten vertreten werden und in der Stadtteilarbeit vieler linker Gruppen ihren Ausdruck finden. (2) Direkt auf die Disparitätenthese beziehen sich besonders Gruppen, die von der beruflichen Aufgabe her einer sozial engagierten Praxis verpflichtet sind und die gerade in der Begrifflichkeit der Disparitätenthese eine theoretische Überhöhung ihrer eigenen Praxis finden können, wie Sozialarbeiter, Architekten, Stadtplaner, Pädagogen, Psychologen etc.


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Siehe auch die Infopartisan-Linkseite: Reaktionäres von "Rot-Rot"

Sie können darüberhinaus die von Offe angegebenen praktischen Schlußfolgerungen aus jener These als konkrete Handlungsanweisung verstehen: Der "professionalisierten Intelligenz" wird eine exponierte Bedeutung zugemessen als Initialzündung für sich außerhalb des traditionellen Institutionensystems bildende "Basisgruppen" disparitär benachteiligter Bürger, die als Motor einer " revolutionären Transformation" interpretiert werden.

Nachdem seit geraumer Zeit diverse Gruppen eine derartige Konzeption praktisch erproben, ist es notwendig, exemplarische Erfahrungen dieser Versuche den theoretischen Konstruktionen der Disparitarenthese gegenüberzustellen und damit die bei Müller und Neusüß entwickelte Kritik empirisch zu belegen.
Rekapitulieren wir zunächst die Grundthesen der Disparitätentheorie: Ausgangspunkt von Offes Analyse ist die These, daß den staatlich regulierten Spätkapitalismus drei fundamentale Systemprobleme beherrschen, deren Bewältigung sich für das staatliche Handeln zum "interessenunspezlflschen, 'sachgesetzlichen' Imperativ" verselbständigt: ökonomische Stabilität, außerwirtschaftliche und militärpolitische Beziehungen und die Sicherung der Massenloyalitat (3).

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Editorische Anmerkung

Der Aufsatz erschien im Sonderheft 1 der Zeitschrift Probleme des Klassenkampfs. Westberlin / Erlangen Juni 1971. Seite 71ff.

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