zurück

Entwurf/Konzept für einen aktiven Widerstand gegen Kriegspolitik und Sparbarei

Gegen den Amoklauf des Kapitals und seiner Zerstörungsmaschinerie

Für eine soziale Welt!

7/8-99
trdbook.gif (1270 Byte)
trend
online
zeitung
Briefe oder Artikel:
kamue@partisan.net
ODER per Snail:
Anti-Quariat
Oranienstr. 45
D-10969 Berlin

Lesen-diskutieren-weitergeben!

Wir wissen es doch alle: Die bürgerliche Weltgesellschaft steckt in tiefer Krise, aus der wieder die Barbarei immer bestialischerer Kriege entsteht. Diese heutige Epoche ist durch eine ungeheure Überproduktion von Waren gekennzeichnet die auf den zu engen Markt stößt. Pleiten, Kapitalkonzentration und Massenentlassungen sind die Folge davon.

Die Ursache liegt darin, daß mittels neuer und immer produktiverer Technologien zu viel Reichtum produziert wird, der sich nicht mehr gegen Geld austauschen kann. Der Reichtum der Produktion ist so groß, daß die Produzent/innen der Länder, in denen der Produktionsmittelreichtum konzentriert ist, in Milchseen ertrinken und unter Nahrungsmittelbergen ersticken, während ein immer größerer Anteil der Menschheit von Hungersnöten heimgesucht wird.

Tatsächlich leben wir heute – dank der microelektronischen Revolution - in einem ähnlichen Übergang, wie von der Antike zur Feudalgesellschaft bzw. vom Feudalismus zur bürgerlichen Gesellschaft.

Wieder einmal kommen deshalb die Herrschaften, die die Produktionsmittel und den gesellschaftlichen Reichtum kontrollieren mit ihrer Wirtschaftsweise nicht mehr klar. Zwecks Krisenmanagements der globalen Wirtschaft treten Generäle und Militärs an die Stelle der Politiker, die auch die öffentlichen Medien kontrollieren und zensieren und Berichterstattung in Propaganda verwandeln. Der militärisch-industrielle Sektor hat innerhalb dieses High-Tech-Kapitalismus seinen Siegeszug über die anderen Sektoren angetreten. Ihre "Politik" ist Vernichtung der Konkurrenten mit Präzisionswaffen und die Durchsetzung einer Neuauflage der "Geostrategie", d.h. die Hegemonie und Kontrolle wichtiger Länder/Transportwege und Rohstoffe.

Ihre Aufgabe ist es aber auch: überflüssiges Kapital und die "überflüssigen" Menschen zu vernichten – bevor sich ihre Wut gegen das System der Unmenschlichkeit richtet und sie anfangen, gegen die Machthaber zu rebellieren. Hinter dem Rücken der sogenannten Zivilisation verwandeln sich also die Produktivkräfte in Destruktivkräfte, Reichtum in Armseligkeit, Frieden in Krieg. Der Krieg in Jugoslawien ist noch lange nicht zu ende, die völkischen Gemetzel, das Elend laufen täglich weiter. Jetzt richtet sich die Wut der Menschen, die als Albaner definiert werden und diese abstrakte Identität verinnerlicht haben, gegen Menschen, die als "Serben" bezeichnet werden. Fürchterlich ist diese abstrakte Identität, wie "Volk" "Vaterland" und "Nation". Macht sie nicht aus Menschen Unmenschen? Wieder einmal bringt ein Krieg in diesem Jahrhundert völkisch-rassistische Bewegungen und eine Militarisierung der Gesellschaft hervor. Der Krieg fördert also niedere Rachegelüste und Gewaltbereitschaft "in aller Herren Länder".

Ferner ist die Gefahr eines dritten Weltkrieges nicht gebannt. Im Gegenteil! Aufgrund des Krieges gibt es nun ein neues Wettrüsten, Rückfall in die Bipolarität, da auch Rußland sich zunehmend durch die Nato bedroht fühlt! Das ist auch der Grund, warum Rußland versucht, seine Kontrolle über den Balkan nicht aufzugeben und Soldaten in den Kosovo einmarschieren ließ. Der Krieg hat aber auch dazu beigetragen, daß immer mehr Regierungen sich ihrerseits nun dazu "berufen" fühlen, ähnlich militaristisch gegen andere Länder vorzugehen, wie das die NATO gegen Jugoslawien getan hat. Die Welt ist dadurch zu einem Pulverfaß der Gewalt und des Terrors geworden. Auch der Konkurrenzkampf um Welthegemonie zwischen EU und USA spitzt sich zu.

Dabei drängen die Mächte der Produktivkräfte (wissenschaftlich, kulturell und technisch angewandte Natur) nach einer neuen Weltgesellschaft. Die alte Welt, basierend auf der Lohnarbeit und Konkurrenz für Profit und Zins ist damit zu einem Hemmnis für die Weiterentwicklung der Menschheit geworden. Es ist doch klar, daß heute durch die Microlelektronik und Automationstechnologie gar nicht mehr genug Arbeit (im bürgerlichen Sinn) für alle vorhanden ist! Das Resultat innerhalb der bestehenden wirtschaftsweise beinhaltet, daß auch in den reichen Nationen zunehmend ein immer höherer Prozentsatz von Überflüssigen und sogenannt "unnützem Menschenmaterial" produziert wird, die sich um immer miesere Jobs balgen. In letzter Konsequenz geht das Sparpaket von Schröder und Co., der "neuen Mitte" in die Richtung Vernichtung durch Arbeit. Dagegen müssen wir mit vereinten Kräften vorgehen, denn wir leben in Zeiten der Befreiung der Lohnarbeit und stumpfsinnigen Arbeit durch die neuen Technologien, Resultat der gesamten Arbeit unserer Vorfahren.

Hätten wir eine Gesellschaft, in der die Produktionsmittel allen gehören und in dem für den direkten Bedarf produziert würde, dann könnte die gesamte notwendige Arbeit auf alle Hände und Köpfe verteilt werden. Niemand bräuchte mehr Angst um seine Existenz zu haben. Ferner könnten wir dann wirklich qualitätsvolle Güter für den menschlichen Genuß produzieren. Dies ist keine Utopie, sondern Resultat der zivilisatorischen Kräfte des Kapitals und des Weltmarktes, das die Arbeit der Einzelproduzenten weltweit miteinander verknüpfte und notwendige gesellschaftliche Arbeit auf ein Minimum reduzierte. Durch den tendenziellen Zusammenbruch des Weltmarktes wird dieses Resultat und die gesamte Arbeit der Menschheit tendenziell zerstört - und es droht uns eine unvorstellbare Barbarei, wenn sich nicht die Kräfte durchsetzen, die das Ziel der menschlichen Weltgemeinschaft haben.

Wie war es denn in Jugoslawien? Die Menschen hatten in der Zeit, als "ihre" Wirtschaft relativ intakt war, kaum Konflikte. Als jedoch die Krise unter dem Diktat des IWF ausbrach und sich keine fortschrittlichen Kräfte durchsetzen konnten, kam es verstärkt zu Nationalismus und Handelskrieg bishin zu tollwütigen Massakern gegeneinander, die dann in einen bestialischen Krieg umschlugen, der hauptsächlich von der amerikanischen und deutschen Bourgeoisie gefördert wurde.

Und haben wir nicht alle Angst, die wir zumeist verdrängen? Angst vor Verelendung? Furcht vor der ökologischer Katastrophe? Angst vor der Bestialität des (Neo)-Faschismus und Rassismus? Angst vor der Willkür der Staates? Angst vor einer Ausweitung des Krieges? Sind wir nicht verzweifelt auf der Suche nach einem Ausweg?

Zertrümmern wir die LeiDplanken vor den Köpfen der Menschen!

Welches Handeln aber kann einen Ausweg, eine neue Perspektive eröffnen? Der einzige Ausweg, der heute bleibt, ist die universelle menschliche und friedliche Revolution mit dem Ziel der Sozialisierung der Produktionsmittel und der Überwindung des Geldes, der Klassen, des bürgerlichen Krisen-Staates und der Nationen! Erst dann, wenn die assoziierten Produzent/innen für den menschlichen Genuß produzieren und auch die Kapitaleigner vom Los der Profitgier und Konkurrenz befreien und in die Menschengemeinschaft mit aufnehmen, wird die Ursache für Kriege und Gewalt wegfallen und erst dann könnte eine humane Weltgesellschaft des Friedens und individuellen Glücks für jedes Individuum entstehen.

Wir haben eine große Verantwortung: von diesem Land gingen zwei Weltkriege aus! Durch die "deutsche Wiedervereinigung" verstärkte sich die Weltwirtschaftskrise - primär im Ostblock und die Regierenden dieses Landes streben wieder nach Weltherrschaft mit den Mitteln des Militarismus!

Wir haben aber auch deshalb eine große Verantwortung, weil hier sehr viel Wissen, Wissenschaft und Technologie, gut ausgebildete ArbeiterInnen konzentriert sind, die für diesen menschlichen Emanzipationsakt weltweit, - vor allem in den unentwickelt gehaltenen Ländern - dringend benötigt werden. Diese ArbeiterInnen/Wissenschaftler sind hier aus aller Welt. Auch ehemals von deutschen ArbeiterInnen aufgebaute Firmen (die Multies) sind längst global.

Insofern ist sowohl Deutschland als auch Europa - (wie im übrigen alle Industriezentren) bereits internationalistisch. Deshalb ist jede Deutschtümelei veraltet und dümmlich. Doch wie sich die Priester auf ihre Bibel stützen, so stützt sich die "Klasse der Macht" auf den inhaltsleer gewordenen Nationenbegriff (wie z.B.: "Standort Deutschland", "Standort Europa", "nationales Interesse der USA" "Kosovo den Kosovaren", "Serbien", "Jugoslawien", "Albanien") um ihren abstrakten Reichtum und ihre Macht weiterhin zu halten.

Die Bankrotte, die Schulden, die Massenarbeitslosigkeit und die Kriege, die sie damit anzetteln beweisen zur genüge, daß sie damit nicht mehr umgehen können. Insofern ist es die Pflicht aller Menschen, die noch Selbstachtung haben, Liebe und Zärtlichkeit empfinden können, Kinder wirklich mögen, offen und lebendig sind und nach Anerkennung des Menschen als Menschen streben: den Herren an der Macht die Verfügungsgewalt über den produzierten Reichtum abzunehmen und völlig neue Wege von Gesellschaft, Arbeit und Verteilung der produzierten Güter zu gehen.

Ein Gedanke, der zu abenteuerlich ist? Warum denn? Nehmen wir nicht auch Kindern, die ein Messer in der Hand haben und damit sich und andere verletzen könn(t)en das Messer ab? Denn mit einem Messer sollten wir nur Brot schneiden – aber nicht Menschen verletzen oder töten. Gebietet uns das nicht die humanistische Vernunft? Und ist die Menschheit nicht tatsächlich – psychoanalytisch betrachtet – im anal-sadistischen Stadium ihrer Entwicklung stecken geblieben? Ist deshalb die Sprache der Medien und der Propaganda geprägt durch einen Anal-Phabetismus?

Müssen wir nicht dementsprechend handeln? Wie wäre es also, wenn wir dieser Regierungen, die kürzlich noch Frauen, Kinder und Greise niederbombte und unsägliches Leid über die Menschen des Balkan gebracht hat, ihre "Friedensinitiative" aus der Hand nehmen und eine wirkliche humanistische Initiative starten, die der weiteren Gewalteskalation und der Tendenz hin zum 3. Weltkrieg entgegenwirkt?

Wie können wir anfangen?

Zunächst einmal damit, daß alle, die die gegenwärtige Entwicklung ähnlich sehen, sich zusammensetzen, Ideen und Vorschläge einbringen und damit dazu beitragen, die Kräfte zu bündeln!

In zahlreichen Veranstaltung von Anti-Kriegs-Initiativen wurde betont, wie wichtig die Verknüpfung der Überwindung des Krieges und der Barbarei mit der "sozialen Frage" ist. Die soziale Frage ist aber untrennbar verflochten mit der Frage des Kräfteverhältnisses und der Verfügungsgewalt über den gesellschaftlichen Reichtum (Grund- und Hausbesitz, Immobilien, Produktionsmittel, Geldkapital, staatliches Gewaltmonopol etc.). Entscheidend für uns ist der Kampf gegen die Kontrolle über die historische und aktuelle konkrete Arbeit, die durch das spekulative Finanzkapital zunehmend entwertet und zerstört wird! Dieser Kampf kann nur ein inter- und transnationaler sein!

Die gegenwärtige Epoche verlangt von uns nicht nur eine klare Analyse, sondern auch praktische Schritte gegen die weitere Verelendung und den zunehmenden Faschismus der "nationalen Mitte", die mit einer neuen gesellschaftlichen Perspektive verknüpft sein müssen. D.h. wir dürfen nicht mehr in der bloßen "Anti-Haltung" steckenbleiben, sondern sollten wieder die Wurzeln unserer Utopien freilegen und sie als konkretes Ziel thematisieren.

Wir haben über weitere Schritte schon mit einigen Kräften/Gruppen der Anti-Kriegs- und Friedens"bewegung" gesprochen. Sie alle sehen es ähnlich. Auch z.B. die "Mütter und Väter für den Frieden", die am 12.6.99 in Erfurt u.a. formulierten: "6. Alle Waffenproduktion gehört weltweit verboten – die NATO aufgelöst" sind sich darüber im klaren, daß dies nur umzusetzen ist, wenn die wirklich humanistisch-pazifistischen Kräfte den Kriegsherren ihr Handwerk legen und sie entmachten.

Ein großteil ihrer Macht beruht auf den strukturellen Sachzwängen dieser Gesellschaft, der Tretmühle des Alltags für einen Großteil der Menschen:

"Gehorchen, pauken, arbeiten, Geld verdienen, Miete blechen, Neid, funktionieren, Höflichkeitsfloskeln, Eigentum achten, sich-selbst-ausweisen, Phrasen dreschen, Meinungsmache, Druck, Presse, Pressuren (frei)willig ERtragen, (Mehrwert-)Steuern zahlen, Staats(ange)hörigkeit und alle vier Jahre ein Kreuz machen, das hinter unserem Rücken Häkchen bekommt, weil wir vor den Herrschenden zu Kreuze kriechen. In diese gewalttätigen Kokurrenz- und entfremdeten Lei(s)tungsstrukturen werden wir hineingeboren und von Kindheit an darauf abgerichtet, daß wir uns anpassen uns sie verinnerlichen. Existenzangst und Buckeln: wir spielen mit und lassen uns im Konkurrenzkampf um gute Noten (bzw. die unserer Kinder), Schulabschlüsse, Scheine, Jobs gegeneinander ausspielen. Wie schnell das gegeneinander ausspielen lassen zum gegeneinander Aufhetzen werden kann, zeigt sich an Jugoslawien – und zunehmend auch hier – wo der völkisch-ethnische Wahn dazu führt, daß sich Nachbarn gegenseitig abschlachten." (aus einem Flugblatt des "kritischen Anti-Kriegs-Plenums")

Die Kriegsgefahr überwinden heißt also: unseren Alltag hier entscheidend verändern! Erste Ansätze in Gesprächen mit denen, die Konvois mit Hilfsgütern nach Jugoslawien (incl. in den Kosvo organisieren) gingen auch schon in die Richtung, daß die jugoslawische und (kosvo@-)albanische Bevölkerung von dem Diktat der Supermächte und ihrer Finanzinstitutionen (IWF, Weltbank etc.) nur befreit werden können, wenn wir selbst die Wiederaufbauhilfe in die Hand nehmen. Da wir aber selbst zu den Habenichtsen gehören, ginge das nur über eine "Umleitung" d.h. Zweckentfremdung spezifischer Mittel, wie z.B. statt Steuern an den Staat abzuführen, diese Mittel für den Widerstand gegen die Kriegsbarbarei und konkreter, sozialer Hilfeleistung für die Bedürftigen zu nutzen.

Oder stellt Euch nur mal vor, alle Anti-Kriegs-Aktivist/innen würden die Mietzahlungen einstellen und dieses Geld statt dessen für soziale Zwecke, unserer Vernetzung untereinander, Öffentlichkeitsarbeit und konkreter Wiederaufbauhilfe incl. Nahrungsmittelversorgung der Geschädigten nutzen!!! Diese Schritte gehen auch in die Richtung, daß wir uns zunehmend von diesem Staat abkoppeln und versuchen, unser Leben unabhängig von ihm zu organisieren.

Als soziale Initiative von unten könnten wir Konsumtions- und Verteilungsräte aufbauen. Die neuen Medien, das Internet könnte uns dabei helfen, schnell und unbürokratisch als soziale Initiative von unten den Bedürfnissen der Menschen gemäß Güter "zusammenzutragen". Denkt daran, daß unser wichtigstes und liebste Gut, der Mensch, unsere Kinder sind! Ihre Bedürfnisse gilt es zuerst zu erfüllten, damit die Kinderaugen wieder strahlen können und sie die Schrecknisse des Krieges überwinden können! Auch hier sind viele Kinder durch die Brutalität des Krieges tief traumatisiert und einige Kinder sind deshalb auch in den Suizid geflüchtet! Lehrerinnen berichteten von weinenden Kindern, die das Leid der Menschen, insbesondere der Kinder – ausgelöst durch den Krieg – nicht mehr ertragen konnten.

Dieser Entwurf ist eine Idee, die aber real umzusetzen ist und sich mit einer radikalen Kritik an der der Gesellschaft der Lohnarbeit verbinden muß.

Denkt bitte über weitere in diesem Zusammenhang nach und laßt uns die Kräfte dafür bündeln!

Es ist zwar klar, daß wir innerhalb der "Sommerpause" noch keine größeren Aktivitäten dazu entwickeln können, aber die, die sich eh keinen Urlaub leisten können und die, die jetzt schon anfangen wollen, sich über einen "heißen Herbst" gegen die Sparbarei Gedanken zu machen, treffen sich auch weiterhin in diesem Sommer. Kleinere Kampagnen und Vernetzungen können wir ja jetzt schon starten...J

Einladung für die, die noch in Berlin bleiben und an diesem Vorschlag weiterarbeiten wollen: Mittwoch, den 14. Juli um 19 Uhr im "Ex" (drinnen oder draußen)
Wer nicht kommen kann, bitte weitere Treffen/Termine im Gegen-Informations-Büro nachfragen

Für eine fröhliche Welt - Für unsere Kinder - Für uns Menschen

nach oben