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trend onlinezeitung für die alltägliche wut
Nr. 7-8/1998


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BIFFF... Berliner Institut fuer Faschismus-Forschung
und Antifaschistische Aktion
Oranienstrasse 189
10999 Berlin

Wahl-Entscheidung leicht gemacht:

SPD-Bundestagsabgeordnete stuetzen schwulen- und lesben-feindliche Sekte

Chefideologe der "Freireligioesen" rechtfertigt Mordanschlaege
und KZ's fuer Schwule und Lesben  ---  "Ehrenmitglied" der Sekte wirft Antifaschisten vor, "kulturelles Aids" zu verbreiten --- SPD-MdB's Doris Barnett (Ludwigshafen) und Eckhart Pick (Mainz) weigern sich, sich von ihrer Sekte der "Freireligioesen" zu  distanzieren

   Die Sache ist so dreist, dass man sie zuerst gar nicht glauben
   mag: Die Sekte der "Freireligioesen", die in vielen
   Bundeslaendern staatliche Unterstuetzung von SPD-Regierungen
   erhaelt und der die SPD-MdB's Barnett und Pick angehoeren,
   leitete noch 1995 (!) ihre "Religion" aus den Ideen des Alt-
   und Neonazi Dietrich Bronder ab, der noch 1990 die Nazi-
   Konzentrationslager rechtfertigte und sich ruehmte, 1933 an der
   Erstuermung des Magnus-Hirschfeld-Instituts durch SA-Horden
   teilgenommen zu haben. Mordanschlaege geh÷rten 1990 fuer den
   langjaehrigen "Bundessekretaer" (Organisationschef) des "Bundes
   Freireligioeser Gemeinden Deutschlands" (BFGD) und vormaligen
   hauptamtlichen SPD-Parteisekretaer (!) Bronder zur akzeptablen
   Politik. Dennoch zitiert seine Sekte - die nur noch dank der
   Unterstuetzung aus der SPD zu existieren scheint - in ihrer
   Mitgliederzeitschrift "Wege ohne Dogma" auch 1995 noch
   unerschuetterlich Bronders "Naturreligion" als die Grundlage der
   eigenen Weltanschauung. Nachdem die Zeitschrift "konkret" dies
   im Januar 1998 oeffentlich gemacht hatte, solidarisierten sich
   die SPD-MdB's Barnett und Pick im Maerz 1998 in einem
   gemeinsamen Offenen Brief nachdruecklich und ohne Wenn und Aber
   mit der Sekte der "Freireligioesen", der sie selbst angehoeren.
   Ausdruecklich wiesen sie die "konkret"-Kritik als unannehmbar
   zurueck. Saemtliche "Pfarrer" der Sekte wiesen ebenfalls im Maerz
   1998 in "Wege ohne Dogma" die Kritik an der historischen und
   aktuellen Nazi-Politik der "Freireligioesen" zurueck.

   Ein Hohn: In der SPD-Bundestagsfraktion gibt es zwar keine
   offen schwulen oder lesbischen Abgeordneten, die sich fuer eine
   emanzipatorische Politik einsetzen, aber die "Freireligioesen"
   Barnett und Pick haben wieder sichere Listenplaetze fuer die
   Bundestagswahl im September 1998 bekommen: Barnett steht auf
   Platz 2 der SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz direkt hinter
   Rudolf Scharping und gilt als neue Hoffnungstraegerin der
   rheinland-pfaelzischen SPD, Pick bekam Platz 15 der Landeliste.
   Schwule und Lesben, die bisher auf die emanzipatorischen
   Wahlaussagen der SPD gehofft haben, muessen wohl umdenken.
   Bronder beschrieb 1990 in seiner Autobiografie "Bronders
   Weltpanorama" offen und ohne Tarnung die Nazi-Wurzeln der
   "Freireligioesen" und die jahrzehntelange Kontinuitaet ihrer
   Nazi-Orientierung. Er selbst waere gerne Mitglied der SS
   geworden, wie er schreibt, war dann aber bis Mitte der 80er
   Jahre einer der wichtigsten Funktionaere der "Freireligioesen".
   Auf Bronders Ideen will die Sekte auch Mitte der 90er Jahre
   nicht verzichten und beruft sich weiterhin auf seine
   Vorstellung vom "Goettlichen in der Natur".

Keine "Unzucht" mit SPD-MdB's

   1990 schrieb Bronder ueber Hirschfelds Arbeit: "Der Mai 1933
   brachte fuer mich am Zehnten noch etwas Besonderes, was auch
   Spass machte: die Besetzung des Instituts fuer Sexualforschung,
   das die Weimarer Republik dem juedischen Professor Dr. Magnus
   Hirschfeld (1868-1935) am Rande des Tiergartens, in unserer
   Naehe, errichtet hatte, so eine Art staatliche Versuchsanstalt
   fuer Unzucht. Ich machte als HJ-Fuehrer diese Aktionen der
   deutschen Studentenschaft mit ... Aus dieser Brutstaette der
   Zersetzung wurden ganze Lastautos voll pornographischer Bilder
   und Schriften, Akten und Kartotheken zur Vernichtung
   abtransportiert. ... Wir Konservativen sind diesem
   Buergerschreck" (d.i. Hirschfeld) "immer mit Abscheu begegnet,
   fuer uns war er ein Zerstoerer alter Werte und ueberlieferter
   Sittlichkeit. Am Abend des gleichen Tages veranstaltete der
   Kampfausschuss der deutschen Studentenschaft 'Wider den
   undeutschen Geist' vor der Berliner Universitaet Unter den
   Linden eine grosse Verbrennung undeutscher Literatur, die auf
   einem riesigen Scheiterhaufen vernichtet wurde, gleich einer
   Gesundungsprozedur. ... Sicher ist die Verbrennung von Werken
   des Geistes kein schoener Akt, aber oft ein notwendiger der
   Reinigung. Damals war er faellig. Die zu verbrennenden Buecher
   wurden herangefahren, vorweg eine Bueste des Herrn Doktor Magnus
   Hirschfeld."

KZ's fuer Homosexuelle

   1990 schrieb Bronder ueber die Nazi-KZÆs: "Dass es
   Konzentrationslager im Dritten Reich gab, in welchen politische
   Gegner eingesperrt und in Schutzhaft genommen wurden, um den
   Aufbau des neuen Reiches nicht zu behindern, war uns bekannt.
   ... Im Verlaufe des Krieges kamen dann noch viele andere
   Menschen dazu, alle, die den Sieg behindern konnten, wie
   Miesmacher und Meckerer; Saboteure, Diebe, Abhoerer von
   Feindsendern, ...  Frauen, die sich mit Fremdarbeitern
   einliessen, Homosexuelle usw. Heute macht man ein grosses
   Geschrei um diese Leute, und mehr noch um jene, welche den
   harten Strafen des Volksgerichtshofes erlagen. Aber einen Krieg
   gegen diese Uebermacht von Feinden konnten wir nicht fuehren ohne
   eine straffe Disziplinierung unseres Volkes. Und wer da zuwider
   handelte, obwohl er um die Verbote und die Strafen wusste, der
   musste die Konsequenzen tragen. ... Schwarze Schafe gibt es wohl
   ueberall, die man selektieren muss, um die anderen nicht
   anzustecken." Im gleichen Atemzug auf derselben Seite des
   Buches: "Ich war und bin ein Verfechter der Euthanasie und des
   Gnadentodes, und zwar aus humanitoren Gruenden, die allerdings
   nicht nur fuer die Opfer, sondern in erster Linie fuer die
   betroffene Umwelt zu gelten haben. ... Mit welchem Recht
   fuettern wir die Krueppel weiter, die immer mehr werden, von
   Jahrzehnt zu Jahrzehnt, heute weit ueber eine halbe Million in
   der BRD? Sicher nicht nach dem Recht der Natur, die mit ihren
   Missgestalten anders umgeht: sie wirft sie einfach aus dem Nest,
   weil das Kranke, geistig und koerperlich Missgebildete kein
   Lebensrecht hat". Ueber einen Vorsitzenden der Vereinigung der
   Verfolgten des Naziregimes (VVN): "Er halste allen Landsleuten
   die Kollektivschuld auf, sagte als Zeuge im Eichmann-
   Schauprozess in Jerusalem aus. Nachdem ich diesen Menschen
   gesehen und gehoert hatte, war mir klar, dass er ins KZ kommen
   musste. Man wollte und schon damals vor ihm schuetzen."

Mordanschlag gegen "All-Sexualisierung"

   1990 schrieb Bronder ueber Attentate: "Ich hatte eine
   interessante Begegnung mit einem Moerder, einem politischen
   Attentaeter ersten Ranges, der mir als ein Fachmann fuer den
   Antisemitismus nicht unbekannt war. ... Er toetete 1925 durch
   Pistolenschuesse als junger Mann in Wien den Juden Hugo
   Bettauer, einen Schriftsteller und Herausgeber einer
   'Zeitschrift fuer Lebenskultur und Erotik' ... Er hielt heute
   noch sein Attentat vor 57 Jahren fuer einen gerechtfertigten
   'Alarmschuss' fuer das deutsche Volk. Denn Bettauer loeste in Wien
   viel Empoerung durch seine sexuelle Freizuegigkeit aus, zu der er
   die deutsche Jugend erziehen wollte." Der Attentaeter "sah schon
   frueh, 'was auf uns Deutsche zukommen wuerde durch systematische
   Zerstoerung der Sittlichkeit und Identitaet unseres Volkes, wenn
   nicht rechtzeitig ein Halt geboten werde: wie er es mit seinen
   Schuessen tat'... Ich haette es als eine vornehmste Aufgabe der
   Freireligioesen und Humanisten angesehen, dieser All-
   Sexualisierung entgegenzuwirken, die letztlich auch fuer Aids
   verantwortlich ist, die donnernde Antwort der Natur auf
   menschliche Suenden und Schweinereien." Ueber den Mordanschlag
   auf Rudi Dutschke 1968: "Ich habe das Attentat damals begruesst,
   weil endlich ein Exempel statuiert wurde, das abschreckend
   wirken konnte. Man kann sich nicht alles gefallen lassen." Ueber
   die "68er" allgemein: "...die Lehrer unserer Kinder. Ich
   bedauerte die Eltern, die ihre unschuldigen Kinder diesen
   Proleten, Fixern, Haschern, Saeufern und Homos, Atheisten und
   Kommunisten, Sexualisten und Anarchisten anvertrauen muessen,
   weil unser 'Unstaat' das verlangt und es keine Alternative der
   Ordnung, Sauberkeit und Anstaendigkeit mehr gibt.

"taz" und FAZ "mit kulturellem Aids infiziert"

   Bronder ist kein Einzelfall. In der Mitgliederzeitschrift der
   "Freireligioesen" namens "Wege ohne Dogma" schrieb der
   langjaehrige "Praesident" der Landesgemeinde Hessen und
   "Ehrenmitglied" des BFGD Erich Satter 1993: Antifaschisten, die
   seine Sekte kritisierten, wuerden "kulturelles Aids" verbreiten
   und haetten bereits Zeitungen wie "taz" und FAZ "mit ihren Viren
   infiziert", weil sie negativ ueber diese Sektenszene berichtet
   hatten. Der Neonazi Satter, gegen den ein Ermittlungsverfahren
   wegen Volksverhetzung laeuft und der das Buero der
   "Freireligioesen" in Wiesbaden als seine Wohnadresse angibt, hat
   sich inzwischen nach Oesterreich abgesetzt. Bis heute hoch
   verehrt werden in der Sekte auch die Nazis Wilhelm Bonness,
   "Ehrenpraesident" des BFGD und Barnetts "religioeser" Lehrer, der
   vorher "die Richtigkeit nationalsozialistischer
   Rassenerkenntnisse" anpries; und Georg Pick, ebenfalls
   "Ehrenpraesident" des BFGD und Eckhart Picks Vater, der 1937
   sogar Adolf Hitler zum Gott ausrief und das rassereine deutsche
   Herrenvolk fuer goettlich ausgab - gefaehrliche Wirrkoepfe, denen
   die "Freireligioesen" bis heute folgen.

SPD haelt weiterhin zu Sektenmitgliedern

   Nach allen Forschungsergebnissen ueber die "Freireligioesen", die
   auch international von Religionswissenschaftlern bestaetigt
   werden, steht heute fest, dass die Sekte entgegen ihren eigenen
   Legenden personell und ideologisch dem Nationalsozialismus
   entstammt und weiterhin Nazi-Ideen anhaengt. Das zeigen ihre
   eigenen Publikationen, und dieses Faktum ist inzwischen auch in
   der SPD bekannt. Obwohl sich die MdB's Barnett und Pick ohne
   jede Einschraenkung mit den "Freireligioesen" solidarisieren,
   haelt die SPD weiterhin blind an den beiden Kandidaten fest, vor
   allem Fraktionschef Scharping. Sind die Wahlaussagen der Partei
   zur rechtlichen Gleichstellung von Schwulen und Lesben daher
   ueberhaupt ernst zu nehmen ?

   V.i.S.d.P.: P. Kratz, Dipl.-Psych., Juni 1998.
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