Bernard Schmid berichtet aus Frankreich
CGT lässt Sans Papiers aus dem Gewerkschaftshaus räumen, (Fortsetzung)
Weitere kritische Reaktionen von Gewerkschaften

7/8-09

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Weitere gewerkschaftliche Strukturen, innerhalb wie außerhalb der CGT, haben inzwischen auf die Räumung des von Sans papiers („illegalisierten“ Einwanderern) besetzten Gewerkschaftshauses in Paris - wir berichteten Anfang Juli - reagiert.

Die CGT im Bildungssektor des Départements Nord (um Lille) kritisiert die Aktion: „Die CGT Educ’Action Nord verurteilt die Räumung der Sans papiers aus dem Pariser Gewerkschaftshaus (…). Auf keinen Fall dürfen Strukturen unserer CGT auf ‚polizeiliche’ Methoden gegen Lohnabhängige zurückgreifen, zumal wenn es sich um Prekäre unter den Prekären handelt. (…) Es geht jetzt darum, die Mittel und Wege zu finden, um nach vorne aus dieser Situation herauszukommen, zu allererst weil im Moment Frauen und Kinder auf der Straße sind. Die CGT muss dazu beitragen, eine kollektive Sichtbarkeit der Geräumten wiederherzustellen, damit sie ihren Kampf für ihre Würde durch die Legalisierung ihres Aufenthalts fortsetzen. (…)“ (Vgl. Quelle 1: http://parisseveille.info/ )

Auch die der CGT angegliederte französische Gewerkschaft der (lohnabhängigen) Künstler und Kulturschaffenden (SFA, Syndicat français des artistes-interprètes) äußert sich ähnlich: „Die Gewerkschaft SAF-CGT kritisiert auf das Schärfste die Räumung eines Nebenbaus des Pariser Gewerkschaftshauses von Sans papiers und ihren Familien (…). Die Mitglieder der Gewerkschaft SAF-CGT und ihre Kulturschaffendenkollegen, von denen viele in der Bewegung für die Unterstützung der Sans papiers aktiv sind, oft in Kooperation mit anderen Strukturen der CGT, sind sehr schockiert worden/gewesen. (…)“ (Dieselbe Quelle)

Bei der CGT bei der Rentenkasse im Bezirk um das west-zentralfranzösische Tours kritisiert man ebenfalls die Räumung: „Die Gewerkschaft CGT der Rentenkasse (CNAV) im Bezirk Tours verurteilt scharf die Intervention des Ordnerdiensts des Pariser CGT-Ortsvebands gegen die Sans papiers. (…) Unsere Gewerkschaft entsolidarisiert (= distanziert) sich total von solchen Methoden, die nichts mit progressivem und solidarischem Gewerkschaftshandeln zu tun haben. Die wirkliche/wahre CGT ist jene, die im vergangenen Jahr an der Seite der papierlosen Arbeiter gekämpft hat, um die Legalisierung ihres Aufenthaltsstatus zu erreichen. (…) Die CGT bei der Rentenkasse im Bezirk von Tours (CGT CNAV 37) bekräftigt ihre totale Solidarität mit den Sans papiers.“
(Vgl. Quelle 2: http://nantes.indymedia.org/article/17694  )

Die linksradikale Studierendengewerkschaft FSE gab ebenfalls eine Stellungnahme ab: „Die CGT im Dienste der ‚Ausgewählten Einwanderung’ (Anm.: Regierungsphilosophie der ‚immigration choisie’ durch Einzelfallprüfung und Auswahl qualifizierter Arbeitskräfte): Solidarität mit unseren papierlosen Kollegen!“ Darin liest man u.a.: „Heute kämpfen überall in Frankreich Basismitglieder der CGT mutig an der Seite der papierlosen Arbeiterinnen und Arbeiter, aber sie werden durch ihren Dachverband nicht unterstützt. Die CGT kämpft in den Universitäten um Aufenthaltstitel für papierlose Studierende und die freie Einschreibung für ausländische Studierende. Wir stellen uns daher ohne Zögern auf die Seite der papierlosen Arbeiter/innen für ihre ‚Legalisierung’, und wir fordern die Freizügigkeit der Arbeiterinnen und Arbeiter.“ (Vgl. Quelle 3: http://www.luttes-etudiantes.com/  )
 

Editorische Anmerkungen

Der Text erhielten wir vom Autor für diese Ausgabe. Sie dazu auch den Artikel: