Editorial updated
Schaffen wir zwei, drei, viele Mirrorseiten


von Karl Mueller
7-8/07

trend
onlinezeitung
Kurz vor Fertigstellung dieser Ausgabe erfuhren wir, dass ein gewisser Hartmut mit der IP-Adresse "89.247.17.212" bei Wikipedia am 4. Juni 2007  den Link zu unserer virtuellen Agit 883 Ausgabe gelöscht hatte. Er schrieb zur Begründung:

"Den Weblink zu den virtuellen Agit883-Ausgaben ist entfernt worden, weil der Betreiber der betreffenden Webseite die von dem Autorenteam eingescannten Ausgaben aus der dem Buch "Agit 883" beigelegten CD ungefragt übernommen haben. Bis geklärt ist, ob es sich dabei um einen Verstoss gegen Copyrights handelt, sollte der Link stillgelegt bleiben"

Dankenswerterweise schlossen sich die "Wiki-Leute" dem nicht an und unsere virtuellen 883-Ausgaben bleiben via Wikipedia weiterhin der Allgemeinheit zugänglich.

Übrigens: Ein  Schelm, wer da nicht an Hartmut Rübner, also an einen der Herausgeber des "883-Lesebuches", denkt. Jedenfalls wurden wir von Seiten der Herausgeber informiert, dass Markus Mohr seit dem 11. Juni 2007 mit zig Mails gegenüber Karl-Heinz Schubert versucht hat, eine Drohkulisse aufzubauen, um die Löschung der 883-Website zu erzwingen.

Deshalb zitieren wir hier zur Klarstellung, was Karl-Heinz Schubert auf diese falschen Tatsachenbehauptungen bei Wikipedia geantwortet hat:

"Ich habe heute (7.7.07) hier gelesen, dass ich - Karl-Heinz Schubert - als Betreiber der Website trend.infopartisan.net die "eingescannten Ausgaben aus der dem Buch "Agit 883" beigelegten CD ungefragt übernommen" und veröffentlicht habe. Dies ist unwahr.

1. Die bei der TREND Onlinezeitung veröffentlichten Dateien der Agit883 stammen nicht von der Buch-CD. 2. Ich habe bereits im Jahre 2005 von Markus Mohr, einem der Herausgeber des "883-Lesebuches", alle Dateien, der 2003 von wem auch immer gescannten westberliner 883-Ausgabe (1-88) zu meiner freien Verfügung erhalten. Dies geschah im Rahmen meiner umfangreichen Unterstützungsarbeit für dieses Buchprojekt (Siehe Danksagung im 883-Buch) . 3. Die TREND-Redaktion hat gemäß der Bitte von Markus Mohr die westberliner 883-Ausgabe nicht vor dem Erscheinen des 883-Buches veröffentlicht.

Unabhängig davon besitzen die Herausgeber des 883-Buches keinerlei Autorenrechte im Hinblick auf die Vervielfältigung und sonstige Nutzung der Buch-CD. Wer sie Ihnen abkauft, erwirbt die CD zu seiner freien Verfügung. Hinweise auf etwaige Einschränkungen befinden sich nicht auf der CD und auch nicht im Buch selber. Aufwendungen für die Erstellung der CD, die die Herausgeber möglicherweise geltend machen möchten, sind mit dem Preis des Buches abgegolten."

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In der Redaktion herrschte über diese Vorgänge eine ziemliche Entrüstung. Einer drückte es so aus: "Ich bin wirklich sprachlos. Da meldet ein Mohr Privatinteresse an
und unterstellt uns, die ein allgemeines Interesse im linken Spektrum durch kostenlose Verbreitung der Agit883 befriedigen, ebenfalls Privatinteresse. Privatinteresse vernebelt eben das Denken, macht borniert und dumm. Was soll man sonst noch sagen."

Die TREND-Redaktion weiß zur Zeit nicht, was an bürgerlich-rechtlichen Repressionen seitens Mohr und Co. ausgeheckt wird. Wir denken aber, dass dieser Konflikt, so er denn ausgetragen wird, viel grundsätzlicher zu betrachten ist. Zum Verständnis der damit verbundenen Grundsatzfragen bildet der Aufsatz von Stefan Meretz "Der Kampf um die Warenform" einen guten Einstieg. Hier wird gezeigt, wie die künstliche Verknappung von digitalen Produkten dazu dient, ihre Verwertung als Waren zu sichern. So gesehen, stehen nämlich die von Mohr und Co. erhobenen Ansprüche gegen die kostenlose Verbreitung der 883  via Internet im vollen Einklang mit den gewöhnlichen Bestrebungen des sich in diesem Bereich verwertenden Kapitals - nennen wir es Apple, Microsoft etc. Daher wäre es wünschenswert, weil Zeichen setzend, wenn weitere linke Internetprojekte von unserer 883-Seite Mirrorseiten erstellten.

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Am 26.6.2007 ist Cajo Brendel  gestorben. Er wurde 1915 in Den Haag geboren. Schwerpunkt seines theoretischen Wirkens war die Ausformulierung eines Marxismus der Autonomie. Dabei wurde er geprägt von den Diskussionen der dreißiger Jahre in der holländischen rätekommunistischen »Gruppe Internationaler Kommunisten« (GIK). Bei Infopartisan gibt es eine Cajo Brendel Seite, dort kann mensch seine wichtigsten Positionen näher kennenlernen.

Bisher gibt es nur einen Nachruf auf französisch von Henri Simon. Sobald ein angemessener deutschsprachiger Nachruf erscheint, werden wir ihn veröffentlichen / spiegeln.

Nachtrag vom 25.7.07: Piet Rademakers hat uns einen Nachruf geschickt.

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Insgesamt ist die vorliegende Ausgabe ein wenig mit der heißen Nadel gestrickt, was nicht unbedingt beim ersten Lesen zu merken ist. Da die nächste reguläre Ausgabe die Nr. 9-07 quasi in zwei Monaten erscheinen wird, gibt es noch genug Gelegenheit die "Sommernummer" nicht nur upzudaten, sondern auch im redaktionellen Teil zu verbessern und auf den neusten Stand zu bringen.

Sei es drum! Die Redaktion wünscht allen LeserInnen und UnterstützerInnen der TREND Onlinezeitung erholsame Sommertage.

kamue für die Redaktion

P.S. Ich werde mir vor allem aus der vorliegenden Ausgabe die polit-ökonomischen Texte von Schlosser, Meretz und Büttner etwas genauer unter die Lupe nehmen, wenn ich in Portugal in meinem Liegestuhl ein wenig abhänge.

Nachtrag vom 13.7.2007

Unser Aufruf "Schaffen wir zwei, drei, viele Mirrorseiten" hatte vollen Erfolg. Mohr & Co. traten kurz danach die Flucht nach vorn an und eröffneten bei NADIR eine Mirrorseite. Gleichzeitig setzte jedoch jener Hartmut bei Wikipedia seine Anmache gegen Karl-Heinz Schubert fort. Hier dessen Antwort darauf:

"Sollte jener Hartmut, der hier erneut Unwahrheiten über „Unautorisierte und autorisierte Downloads der Zeitung Agit 883“ verbreitet, Hartmut Rübner sein, dann erkläre ich – Karl-Heinz Schubert - an dieser Stelle, dass ich Hartmut Rübner weder persönlich kenne noch mit ihm im Hinblick auf Recherche- und Dokumentationsfragen für die Erstellung des „883-Lesebuches“ zusammengearbeitet habe. Insbesondere die Behauptung „Die Weiterverbreitung durch TREND Onlinezeitung war nicht abgesprochen und erfolgt demnach unautorisiert“ ist eine reine Ins-Blaue-Behauptung, um dadurch den Schein des Privateigentums an der 883 aufrecht zu erhalten. Im Übrigen hat die Internet-Veröffentlichung der 883 durch die TREND-Redaktion bewirkt, dass, wie Rübner schreibt, die „nichtkommerzielle Weiterverbreitung“ nun aller Ausgaben möglich ist. DANKE. Genau darum ging es. Karl-Heinz Schubert."

Nachtrag vom 25.7.07
Die Gruppe BONE hat die westberliner Ausgaben der AGIT 883 gespiegelt.

In ihrem Prolog auf der Mirrorseite heißt es:

Die Agit 883 war eine linksradikale Zeitschrift in der APO-Nachfolge von 1969 ff. Es ist definitiv zu viel Leninismus/Maoismus (kopfschüttel) zu lesen. Überhaupt ist uns nicht klar wie das Label "Antiautoritär" je in diese Szene gekommen ist. Doch ehe man sich versieht wird aus dieser "Szene" ein Kronstadt-Kongress organisiert und da gibt es Berührungspunkte zu uns. Auch rätekommunistische Strömungen sind vermehrt zu lesen. Also ein Stück Erkenntnisgeschichte der radikalen Szene in Berlin, vergriffene Texte einer antikapitalistischen Subkultur, die wir hiermit dokumentieren:
Vielen Dank an die fleißigen "Scanner" von Rotaprint und trend-online, die die digitale Überlieferung möglich gemacht haben.