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Julius Evola - ein Architekt des Terrors

12/1998
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Der Name Julius Evola ist nicht sonderlich bekannt, obwohl er großen, sogar zunehmenden Einfluß hat. Er ist die Triebfeder von vielem, was bei der extremen Rechten als Theorie gilt, und eine Inspiration für Aktivisten.

In den 80er Jahren regten italienische Terroristen der "bewaffneten revolutionären Zellen", die in London im Exil lebten, eine Fraktion der "National Front" an, sich mit Evola zu beschäftigen. Die "Entdeckung" Evolas führte dazu, daß die selbsternannten "politischen Soldaten" die NF übernahmen. Nick Griffin und Derek Holland, damals die Führer der NF, gründeten später die International Third Position, eine Gruppe, die stark von Evolas Lehren beeinflußt ist.

Heute leben Evolas Ideen in Britannien fort in den Aktivitäten der ITP, des "Third Way" von Patrick Harrington, der sogenannten National Revolutionary Faction und der British National Party, Griffins jüngster politischer Heimat. Anläßlich Evolas hunderstem Geburtstag untersuchen wir das Leben und die Gedanken dieses Propheten des Chaos.

Graf Giulio Cesare Andrea Evola, besser bekannt als Julius Evola, wurde am 19. Mai 1898 als Kind einer aristokratische Familie in Sizilien geboren. Er wurde streng katholisch erzogen. In seiner Jugend war er ein radikaler Künstler. Er schloß sich
einem Kreis an um den Dichter Marinetti, der später den Futurismus begründete. Hier führte ihn ein anderer Dichter, Papini, in östlichen Mystizismus und Okkultismus ein. Während dieser Zeit in einer Bohéme-Umgebung experimentierte er mit Drogen. Dies brachte ihn in Verbindung mit zu ausgiebigem Lesen der Werke von Otto Weininger im Alter von 23 Jahren an den Rand des Selbstmords.

Später beteiligte er sich an der rebellischen Anti-Kunstbewegung des Dadaismus, deren Gründer Tristan Tzara er kannte, und wurde deren führender Propagandist in Italien. Er arbeitete als Maler, Schriftsteller und Übersetzer von deutschen Philosophen, Romanautoren und politischen Theoretikern, darunter Bachofen, Meyerink und Oswald Spengler.

In den 20er Jahren studierte Evola östlichen und westlichen
Mystizismus, und schloß sich für einige Zeit der Theosophie und
der Anthroposophie Rudolf Steiners an. Seine Schriften waren zu
dieser Zeit stark von Nietzsche, Spengler und dem
anarchistischen Individualisten Max Stirner beeinflußt und
richteten sich direkt gegen den faschistischen italienischen
Hofphilosophen Giovanni Gentile. In dieser Zeit gründete er die
Gruppe UR, um das zu fördern, was er als "magischen Idealismus"
und als die Theorie des "absoluten Individuums" unter dem Motto
"Magie als die Wissenschaft des Ich" bezeichnete.

Ende der 20er Jahre wandte er seine Aufmerksamkeit ernsthaft
der Politik zu. Evola, dem es nie an Ambitionen oder
Selbstbewußtsein mangelte, versuchte, Mussolinis faschistisches
Regime von seiner Philosophie zu überzeugen. Sein erster
Versuch, das Buch "Heidnischer Imperialismus", erregte aber
kaum Aufmerksamkeit in Regierungskreisen.

1934 schrieb Evola das Buch, das sein einflußreichstes Werk
werden sollte, "Revolte gegen die moderne Welt", eine
voluminöse pseudowissenschaftliche Attacke, die die moderne
Welt als Ergebnis von 2000 Jahren Dekadenz darstellte. Diese
Weltsicht basierte auf einem östlichen zyklischen
Geschichtskonzept und auf der Verherrlichung einer angeblich
heroischen, aristokratischen, maskulinen und sonnenzentrierten
Tradition einer überlegegen Rasse - Evolas persönliche
Variante des arischen Mythos. Das Buch bezog sich nicht allein
auf östlichen Mystizismus, sondern zeigte auch Einflüsse von
Spengler und Evolas Zeitgenossen René Guénon, eines
Traditionalisten, Antimodernisten und Mystikers, der aber kein
Faschist war.

Obwohl Evola in dem Zirkel um Mussolini nicht sehr beliebt war,
war der Diktator selbst von Evolas offensichtlichem
Intellektualismus angezogen. Nach der Einführung der
italienischen Rassegesetze 1938 wurde Evolas "geistiger
Rassismus" (im Gegensatz zum biologischen Rassismus der
deutschen Nazis) als offizielle Doktrin des italienischen
Faschismus verbreitet.

1937 traf Evola den Rumänen Mircea Eliade, der später ein
weltberühmter Religionshistoriker werden sollte. Eliade war ein
Antisemit und Bewunderer von Corneliu Codreanus faschisticher
Legion Erzengel Michael und wurde später ein Förderer von Alain
de Benoist's Think Tank GRECE. Evola und Eliade blieben in
Kontakt und trafen 1950 noch einmal.

Evola hatte nie eine offizielle Position im Faschismus. Sein
Verhältnis zu Mussolinis Regime war immer ambivalent. Ohne
Mussolinis Schutz wäre er vermutlich verhaftet worden. Der
Nazismus hatte eine größere geistige Nähe zu seiner elitären,
okkulten und antimodernistischen Philosophie.

Konsequenterweise lebte er über längere Zeit in
Nazideutschland, wo er Beiträge zu verschiedenen
Veröffentlichungen lieferte und ein populärer Redner für Nazis
mit okkulten Neigungen, für die Waffen-SS und für elitäre Klubs
wie den Berliner Herrenklub war.

Seine Popularität bei der SS nahm erst ab, nachdem der
Hausokkulitst des SS-Chefs Heinrich Himmler, Karl Maria
Willigut (alias Weisthor) nach einer Untersuchung von Evolas
Ideen den Schluß zog, daß er gegenüber prähistorischen
germanischen Institutionen und deren Bedeutung ignorant war.
Als Konsequenz ordnete die SS an, daß Evolas Aktivitäten im
Dritten Reich formell nicht gutzuheißen seien.

Dennoch blieb Evola in Deutschland. 1945 lebte er in Wien und
durchforstete die riesigen SS-Archive über Freimaurerei und
über Okkultismus. Bei einem alliierten Luftangriff wurde er
schwer verwundet. Er blieb sein Leben lang gelähmt.

Nach einigen Jahren in einem Wiener Krankenhaus kehrte er nach
Italien zurück, wo er 1951 verhaftet und der "Verherrlichung
des Faschismus" und der "intellektuellen Anstiftung zur
Gründung geheimer Kampftruppen" angeklagt wurde. Mit letzerem
waren vermutlich die Werwolf-Formationen der Nazis gemeint.
Nach einem monatelangem Prozeß wurde er freigesprochen.

Evolas Philosophie wurde nach dem Krieg noch pessimistischer.
Sein idealisierter Nazistaat lag in Trümmern, seine geliebte SS
war zerschlagen, also argumentierte er in der Art der deutschen
Konservativen Revolution, die Welt gehe einem dunklen Zeitalter
entgegen und sei zum Untergang verdammt. Seine
Geschichtstheorie ähnelte derjenigen eines anderen faschistisch-
okkultistischen Ideologen, Savitri Devi, dessen Ideen
bedeutenden Einfluß auf den britischen Naziführer Colin Jordan
hatten.

Evola glaubte, daß Humanität außer für eine kleine Elite von
Natur aus schlecht und degeneriert sei. Daher wiederhole sich
die Geschichte in Zyklen des Niedergangs von einem goldenen,
ruhmreichen Zeitalter zu einer barbarischen Zeit der völligen
Zerstörung. Aus diesem dunklen Zeitalter entwickle sich ein
neues goldenes. Evola glaubte, daß nur eine Handvoll
erleuchteter Individuen, die ewige Elite, der Degeneration
widerstehen könne.

Die Methode, mittels derer diese Elite nach Evolas Auffassung
standhalten kann, ist Distanz - apoliteia - von etablierter
Politik und Gesellschaft. Faschisten haben den Begriff
"Distanz" auf zweierlei Art interpretiert. Für die
kontemplativen Theoretiker der Neuen Rechten bedeutet er den
praktischen Rückzug aus der Politik zugunsten eines Kampfes um
die "kulturelle Hegemonie" rechtsextremer Ideen. Für die
Militanten bedeutet er Handeln durch Rückzug aus dem System,
Kriegserklärung gegen Gesellschaft und Staat, und gewaltsames
Hinarbeiten auf deren Zerstörung durch bewaffneten Kampf,
Terror und die Aufstellung "politischer Soldaten".

In zwei Büchern, "Gli uomini e le Rovine" (Menschen in Ruinen),
veröffentlicht 1953 und "Cavalcare la tigre" (Den Tiger
reiten), veröffentlicht 1961, entwickelte Evola seine Theorie
der Regression, und arbeitete Konzepte aus, die ihn zum
Gottvater des faschistischen Nachkriegsterrorismus und von
Versuchen, die itailienische Demokratie zu zerstören, machten.

"Gli uomini e le Rovine" legte die philosophische Basis für
eine gewaltsame Machtübernahme. Die Gesellschaft, die sich nach
Evolas Vorstellungen nach einem Staatsstreich entwickeln würde,
würde "weder kapitalistisch noch kommunistisch" sein. Statt
dessen würde sein elitärer "Neuer Orden" ein "Drittes Regime"
errichten. Im "Neuen Orden" wären die Kräfte der extremen
Rechten - MSI, Polizei, Fallschirmjäger und Schwarzhemd-
Veteranen - zusammengefaßt.

Das Vorwort zu diesem Buch schrieb Prinz Valerio Borghese,
Kommandant der faschistischen "X-MAS"-Todesschwadronen zur
Partisanenbekämpfung, die die SS zwischen 1943 und 1945
einsetzte. Borghese, der nach dem Krieg für US-amerikanische
und britische Geheimdienste arbeitete, sollte später eine
zentrale Rolle bei verschiedenen Putschversuchen spielen, die
Evolas Entwürfen folgten.

Dies Buch spielte eine Schlüsselrolle bei der Wiederentdeckung
von Evola durch junge italienische Faschisten wie Pino Rauti
und Stefano delle Chiaie, die vom parlamentarischen Taktieren
des MSI desillusioniert waren. Evolas Ansicht über die MSI-
Bosse - "Eure Führer sind Schwachköpfe" - stimmte mit ihrer
eigenen überein. 1956 verließ Rauto den MSI und gründete den
offen faschistichen "Ordine Nuovo". Bei der Gründung des
"Ordine Nuovo" sagte Rauto: "Unsere Aufgabe besteht darin,
Evolas Lehren in direkte politische Aktion umzusetzen."

Delle Chiaie tat 1960 das gleiche, und gründete die
terroristische "Avanguardia Nazionale". Innerhalb weniger Jahre
setzten diese Organisationen, aber auch später gegründete wie
die "Dritte Position" und die "Bewaffneten Revolutionären
Zellen", Evolas Empfehlung "es ist nicht eine Frage von
Wettbewerb und Polemik, es geht darum, alles hochzujagen", mit
einer Serie schrecklicher Bombenanschläge, deren Höhepunkt das
Massaker von Bologna 1980 mit 86 Toten war, enthusiatisch um.

Seine neue Rolle als Guru einer erneuerten faschistischen
Ideologie genießend, wurde Evolas Ekel vor der Demokratie
total. "Cavalcare la tigre" war das Ergebnis. Nicht einmal der
MSI blieb vor seinem Rundumschlag gegen den Parlamentarismus
verschont. Mit dem Aufruf zur Schaffung des "ausgewählten
Menschen", des "aktiven Nihilisten" und des "Anarchisten der
Rechten" drängte Evola offen auf gewaltsames Handeln.

Er argumentierte, daß die Elite sich nicht isolieren sollte,
sondern "die Bestie der Moderne reiten" solle, während die
Gesellschaft kopfüber in den Abgrund stürzt. Er befürwortete
eine Form der Krisenverschärfung, einer "Strategie der
Spannung", die die dafür empfänglichen Teile der faschistischen
Bewegung in Italien als endgültiges grünes Licht für
Terroraktionen begriffen.

Das Ausmaß von Evolas heutiger Anziehungskraft ist
erschreckend. Er hat einen Vorrat an Theorie geschaffen, aus
dem sich ebenso militante wie auch eher kontemplative
Strömungen des Faschismus nach Belieben bedienen und das
auswählen können, was zur ihrer Strategie paßt.

Seit seinem Tod 1974 wurde Evola als der führende faschistische
Philosoph in Europa gepriesen. Zu seinen glühendsten
Bewunderern zählen der Nazi-Verleger Claudio Mutti ebenso wie
der berüchtigte Terrorist Franco Freda, der Evolas wichtigste
Werke herausgab. In Frankreich zitiert ihn der neurechte
Faschist Alain de Benoist ausgiebig, und sogar in Rußland hat
er Anhänger in rechtsextremen Gruppen aus dem Umfeld von
Aleksandr Dugin.

In Britannien sind Nick Griffin von der British National Party
und der katholisch-fundamentalistische Nazi Derek Holland von
der International Third Position begeisterte Fans des
heidnischen Theoretikers. In Deutschland liefert Evola die
wichtigsten Inspirationen für das von Pierre Krebs geleitete
Thule-Seminar. Krebs hat einige Hymnen auf Evola in der
faschistischen Zeitschrift Criticón veröffentlicht. Evola ist
auch Leitstern für Michael Walker, ein faschistischer
Möchtegern-Theoretiker und ehemaliges Mitglied der National
Front.

Unter denjenigen Nazis und Faschisten, die einen Bedarf für
theoretische Erneuerung sehen, geht Evolas Stern stetig auf.
Seine Betonung von Geist, Rasse und Ordnung paßt nahtlos zur
alten SS-Weltsicht einer gestählten Elite von Rassenkriegern,
für die "Ehre gleich Treue ist". Diese Faschisten sind auf der
Suche nach einem irrationalen, religiös-okkulten Mythos einer
globalen arischen Utopie - eine alptraumhafte Erscheinung der
Hölle für jeden vernünftigen Menschen. Evolas grandiose
Visionen und sein nihilistischer Voluntarismus passen perfekt
zu ihren Zielen.


Julius Evola und die Rassenpolitik
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Anläßlich des hundertsten Geburtstages Evolas haben Anhänger
des faschistischen Philosophen in Italien eine Reihe von
Ausstellungen zu seinem philosophischem Werk, seiner Dichtung
und Kunst organisiert. Aus drei Gründen sind vor allem Evolas
politische Theorien für AntifaschistInnen von Bedeutung.

Erstens haben seine erstmals in den 30er Jahren formulierten
Rassentheorien viele Anhänger unter den heutigen Faschisten;
zweitens behandelt ihn die sogenannte Neue Rechte in Europa als
Ikone, und drittens gab er die Inspiration für den
faschistischen Terrorismus, der in Italien in den 50er Jahren
begann und bis heute andauert - auch wenn die Bombenleger und
Killer selbst sich dieser ideologischen Ursprünge nicht bewußt
sind.

Der heutige italienische Faschismus hat sich vom Movimento
Sociale Italiano (MSI) mit seiner Schwarzhemdtradition zu Finis
nicht so offen faschistischer Alleanza Nazionale (AN)
gewandelt. Die AN hat eine 30-seitige Broschüre über Evola
veröffentlicht, die seinen Rassismus herunterspielt. Die
Broschüre ist ein durchsichtiger Versuch im Rahmen der
taktischen Verrenkungen der AN, die Befürchtungen der
faschistischen Basis, welche das Gefühl hat, abgeschrieben zu
werden, zu besänftigen, indem einem ihrer Helden Ehre erwiesen
wird.

Obwohl fast sein Leben lang eine obskure Figur, hinterließ
Evola eine bleibende Erbschaft. Noch heute noch ist er wegen
seines 1928 veröffentlichten Buches "Heidnischer Imperialismus"
Gegenstand eine Debatte im Vatikan. In diesem Buch betonte er
die Rolle von Sex und magischen Ritualen in heidnischen Feiern,
und und machte den Vorschlag, die christliche Zukunft unter
direkte Kontrolle des faschistischen Staates zu stellen.

Dieses Werk, ein Minnegesang an Mussolini, fand später Jünger
in der von Alain de Benoist geführten Strömung der Neuen
Rechten, die sich auf Europas vorchristliches Erbe bezog.

Die Wahrnehmung des Europas nach 1918 als "kulturelle Wüste"
brachte Evola dazu, nach einer Antwort auf die bourgeoise
Dekadenz und das soziale Chaos die 20er Jahre zu suchen.
Insbesondere war er von Entsetzen über die Revolution in
Rußland 1917 gepackt, die seine elitären Ideale in Frage
stellte.

Er marschierte in den Reihen des Faschismus mit, und obwohl er
nie in Mussolinis Partei eintrat, fühlte er sich angespornt, in
Hülle und Fülle zu schreiben. Seinem Buch von 1925, "Essays
über magischen Idealismus", folgte das philosophische Werk
"Theorien über das absolute Individuum", das den Weg zu seinen
offen faschistischen und rassistischen Theorien der 30er und
40er Jahre vorbereitete.

Er hatte die Werke des deutschen Faschisten Arthur Moeller van
den Bruck - der in seinem 1923 veröffentlichten Buch des
gleichnamigen Titels erstmals den Begriff "Drittes Reich"
verwendete - und anderer Vertreter der deutschen Konservativen
Revolution gelesen, hatte sich aber im wesentlichen auf die
Übersetzung der Werke extrem rechter Ideologen wie Oswald
Spengler und Ernst Jünger und auf seinen ideologischen Angriff
auf den "Modernismus" konzentriert, der in seinem Buch von
1934, "Revolte gegen die moderne Welt", seinen Höhepunkt fand.

Ende der 30er Jahre war er mit den rassistischen Theorien von
Houston Stewart Chamberlain, Alfred Rosenberg und Hans F. K.
Günther vertraut, und hatte die Begriffe "Rassismus des
Geistes" und "geistiger Faschismus" geprägt. Er nutzte seinen
Position als Kulturkorrespondent der Zeitschrift "Il regime
Fascista" zur Verbreitung seines Standpunkts.

Als 1938 die italienischen Rassengesetze erlassen wurden,
fühlte sich Evola, der 1937 über den "Mythos des Blutes"
geschrieben hatte, verpflichtet, für diese Gesetze die
philosophische Grundlagen nachzureichen, die ihnen seiner
Meinung nach fehlten. Mussolini war von Evolas Vorstellungen
einer "italienischen Rasse" beeindruckt, die dann direkten
Einfluß auf die Formulierung der Rassengesetze hatten, um so
vulgäre Naziausdrücke wie "arische Rasse" zu vermeiden.

Evola disktuierte häufig über seine Gedanken zur "Rasse" mit
Mussolini. 1941 lieferte Evola die philosophische Basis mit
seinem Buch "Synthese der Rassendoktrin", in dem argumentierte,
daß "Rassenreinheit" auf zwei Ebenen existiere, der
biologischen und der geistigen. Er glaubte, daß
"Rassenreinheit" genetisch zu erreichen sei, daß sie sich aber
zuerst im menschlichen Geist manifestieren müsse:
"Rassenreinheit" der Seele führe zu "Rassenreinheit" des
Körpers.

Die faschistische Kriegszeitschrift "In Verteidigung der
Rasse", für die Giorgio Almirante, der spätere Führer des MSI,
arbeitete, erläuterte, daß Mussolini die EinwohnerInnen der
nördlichen Stadt Bolzano, von denen viele blond & blauäugig
sind, dazu ausersehen hatte, die Inkarnation der der
"nordischen Rasse" in Italien zu werden.

Evola überzeugte Mussolini allerdings davon, daß, da nur 10%
der italienischen Bevölkerung blond & blauäugig sind, der
deutsche Nazi-Blick auf die "Rasse" in Italien nicht nur
unangebracht, sondern auch physisch unmöglich sei. Er schlug
eine andere Theorie vor: daß die ItalienerInnen eine "Reinheit"
vor jedem Kontakt mit "nordischen" Menschen entwickelt hätten.
Hieraus entwickelte sich Evolas Begriff "arisch-römische
Abstammung", die durch moralische Reinheit, aufrechten
Lebensstil, natürliche kriegerische Tapferkeit und Männlichkeit
charakterisiert sei.

In seinen Diskussionen mit Mussolini betonte Evola den
ideologischen Unterschied zwischen dem deutschen Nazismus und
dem italienischen Faschismus, nämlich die Beziehung zwischen
Rasse und Nation. Für die Nazis war das Konzept der Nation ein
Ausdruck der Rasse. Im italienischen Faschismus hat die Nation
Vorrang vor der Rasse. Auf diese Art war Evola in der Lage,
eine italienische Definition für "reinrassig" zu liefern.

Evolas Bemühungen, eine andere Theorie als die Nazis zu
entwerfen, hinderten ihn nicht daran, ein Antisemit zu sein,
der das Vorwort für die italienische Ausgabe der berüchtigten
Fälschung "Protokolle der Weisen von Zion" schrieb. Seine
Affinität zu den Nazis war nahezu absolut; insbesondere
bewunderte er Himmlers SS als die Verkörperung seiner elitären
Weltsicht.

1942, als er das Ende des italenischen Faschismus nahen sah,
setzte er sich nach Berlin ab, wo ihn die SS willkommen hieß.
Die Nazis hielten ihn für wichtig genug, in Hitlers Bunker
eingelassen zu werden, um Mussolini willkommen zu heißen,
nachdem die SS letzteren aus Italien verschwinden ließ. Evola
pendelte bis zum Ende des Krieges zwischen Berlin und Wien.
Unglaublicherweise behauptete er nach dem Krieg, daß "weder ich
noch meine Freunde von den Ausschreitungen der Nazis gegen die
Juden wußten".

Zur Rezeption innerhalb der deutschen Faschoszene siehe JungleWorld:
http://www.jungle-world.com/_98/51/12b.htm

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