Bourgeoisie
Vortragsmanuskript zur Veranstaltung

von Guenther Sandleben

12-2013

trend
onlinezeitung

Charaktermasken des Kapitals -
oder wer gehört zur Bourgeoisie?

Im Rahmen der TREND-Veranstaltungsreihe "Let's talk about class!" wird Guenther Sandleben ausgehend von Lohnarbeit und Kapital als dem ökonomischen Grundverhältnis  die verschiedenen Fraktionen der Bourgeoisie nicht nur der proletarischen Klasse gegenüberstellen, sondern es werden auch ihre Beziehungen untereinander behandelt.

Sonnabend, den 21. Dezember 2013 / 15 - 17 Uhr
Blauer Salon im Mehringhof, Gneisenaustraße 2a, 10961 Berlin

Wachsende Einkommens- und Vermögensunterschiede, Prekarisierung bei gleichzeitiger Anhäufung ungeheurer Reichtümer, Sparhaushalte und Massenproteste bilden den gesellschaftlich-politischen Hintergrund für eine Renaissance des Klassenbegriffs. Vom Prekariat, von der Arbeiterklasse, gelegentlich auch vom Proletariat ist die Rede, nur selten werden die herrschenden Klassen der Gesellschaft thematisiert. Der Begriff „Bourgeoisie“ ist bis heute Tabu geblieben, Grund genug, diesen Begriff hinsichtlich seiner Aktualität zu hinterfragen.

1) Unternehmer

Beginnen wir mit den Institutionen der Reichtumsproduktion und des Handels. Die Akteure, die hier besonders hervortreten und von der Politik hofiert werden, sind die Unternehmer. Sie setzen das Vermögen, ihr eigenes und das der anderen als Kapital ein, um es unter Anwendung von Lohnarbeitern zu verwerten. Wir finden hier den klassischen Typus des Topmanagers, der das Unternehmen, ohne Inhaber zu sein (z.B. Aktiengesellschaft), im operativen Geschäft leitet, sowie den Aufsichtsratsvorsitzenden. Diese Positionsmacht, über die Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende verfügen, verschmilzt bei einem Eigentümer- oder Familienunternehmer mit der Eigentumsmacht. Wie auch immer die Rechtsform eines Unternehmens im einzelnen festgelegt sein mag, der Unternehmer als der Leiter der Unternehmung organisiert ökonomisch den Prozess der Reichtumsproduktion immer als einen Prozess der Verwertung des von ihm eingesetzten Kapitals, gleichgültig ob Teile davon ihm selbst gehören oder alles anderen gehört. Mit Verwertung ist die Erhaltung und endlose Vermehrung des als Kapital eingesetzten Vermögens gemeint. Diese Vermehrung zeigt sich in unterschiedlichen Formen, als Vermehrung von Unternehmensgewinnen und Managervergütungen, als Zahlung von Zins, Dividenden, Pacht, Mieten etc. Gelingt es dem Unternehmer nicht, sein eingesetztes Kapital in diesen Formen zu verwerten, läuft er Gefahr, niederkonkurriert zu werden.......

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