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Leseprobe
Artikel aus: DER RECHTE RAND Nr. 55 Nov. Dez. 1998

Intrigen im Thulenetz, die x-te
Die noch verbliebenen Teilnehmer outeten sich gegenseitig

von David Novak

Nachdem aufgrund eines Streites Sascha Stange aus Königstein, der sich im
"Thule-Netz" unter dem Pseudonym "Koile" verdingte und dort als Vertreter
des JN-Landesverbandes Hessen auftrat sowie zwei weitere Teilnehmer, die er
mitgebracht hatte, aus dem "Thule-Netz" ausgeschlossen wurden, scheut man
dort offenbar nicht einmal mehr, sich gegenseitig der antifaschistischen
Öffentlichkeit zu präsentieren. Hinter dem Pseudonym "Schinderhannes",
einem Oberlercher-Anhänger, regelmäßigem Teilnehmer der "Hetendorfer
Tagungswoche" und Mitglied der "Artgemeinschaft", welcher in der
Gründungsphase des "Thule-Netzes" dieses als Organ einer "nationalen
Graswurzelbewegung" nutzen wollte, verbirgt sich der 45jährige Hans-Josef
Mack aus dem Dorf Grasellenbach im Odenwald. Mack hing über Jahre hinweg
der Ruf an, die Mailbox des "Thule-Netz"-Gründers Thomas Hetzer aus
Erlangen maßgeblich mitfinanziert zu haben, der ihm im Gegenzug sämtliche
Benutzerdaten zur Verfügung stellte, sowie die taktische Orienti erung der
dort betriebenen "Politik" vorzugeben.

Klar ist mittlerweile auch, wer der Betreiber der einzig übrig gebliebenen
"Thule-Box", der "Propaganda BBS" in Karlsruhe, ist. Es handelt sich dabei
um den 41jährigen Norbert Golenia aus Karlsruhe. Golenia, der der
"Kameradschaft Karlsruhe" nahesteht, aber dort wegen seiner Homosexualität
umstritten ist, trat zuletzt bei der Bundestagswahl für die NPD auf der
baden-württembergischen Landesliste an. Der im Alltag als Computerhändler
tätige Golenia, der stets betonte, seine "Thule-Box" sei im Gegensatz zu
anderen sicher und niemand außerhalb der Naziszene hätte einen Einblick in
die Boxstruktur, bedient sich der Pseudonyme "Karl Murx" und "Hagestolz".
Obwohl in den internen Bereichen seiner Mailbox mehrfach Aufforderungen
ergingen, nichts über die wahre Teilnehmerzahl des "Thule-Netz" nach außen
dringen zu lassen, faßte Mack im Oktober den ausbleibenden Erfolg seiner
jahrelangen Bemühungen zusammen: "Diese Netzpolitik, die im Kern eigentlich
nur ein Laufenlassen mit gelegentlichen Panikaktionen war ist vermutlich
deckungsgleich mit dem, was draußen im sog. nationalen Politlager gespielt
wird. Obwohl die Akteure komischerweise wenig bis garnix mit den da
'draußen' am Hut haben."

Gute Nachrichten kommen aus Bad Segeberg. Dort hat just die letzte Mailbox
("Asgard") der "Thule"-Konkurrenz "Nordlandnetz" dichtgemacht. Die
Betreiberin Thekla Kosche " ist auch telefonisch nicht mehr zu erreichen,
der Telefonanschluß der Mailbox wurde ebenfalls von einem Tag auf den
anderen von ihr abgemeldet. Ebenso wie nach dem plötzliche Abgang von
Jürgen Jost (siehe DER RECHTE RAND Nr.54), gibt es in der Naziszene
zahlreiche Spekulationen über etwaige Kontakte Kosches zum
Verfassungsschutz. Ein Vorwurf, der sie schon länger verfolgte und der
letztendlich auch einer der Gründe für ihren Rausschmiß aus dem
"Thule-Netz" war. Etwas nervös ist nun auch Steffen Hupka, dem sie erst
jüngst den PC einrichtete. Laut Hupka soll sie dabei aber keinen Zugang zu
den Mitgliederdaten des NPD-Landesverbandes Sachsen-Anhalt gehabt haben ...
Kosches überraschendes Verschwinden ist mit Sicherheit aber auch dem
verstärkten Druck, der von AntifaschistInnen in ihrem Heimatort ausging, zu
verdanken. Nach einer überregionalen Demonstration in Bad Segeberg gegen
Kosche, bei der sie aus ihrer kleinbürgerlichen Anonymität gerissen wurde,
verlor sie ihren Job. Eine Vielzahl von veröffentlichten Bildern mit ihrem
Konterfei, sorgte dafür, daß sie ihrer "Lieblingsaufgabe", dem
Fotografieren von AntifaschistInnen, nicht mehr nachkommen konnte, da sie
jeweils rechtzeitig erkannt wurde und den Ort zügig verlassen mußte. Bleibt
abzuwarten ob und wo Kosche demnächst wieder auftaucht.

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