Lebendige Geschichte
Max Brym: „Verrat in München und Burghausen“

Rezension von Agron Sadiku

11/2018

trend
onlinezeitung

In dem Buch geht es speziell um den Widerstand gegen den Faschismus besonders in Bayern Der Autor hat die Fähigkeit, reale Geschichte ungeheuer spannend und Faktenreich darzustellen. Das Buch, welches kürzlich im „Bookra Verlag Leipzig“ erschien, habe ich auf einen Sitz in der Nacht gelesen. Sein zentraler Held – Hans Faber- ist erfunden. Alle anderen Personen sind real.

Max Brym erzählt, warum der SA Aufmarsch am 30 Januar 1933 in München ausfiel. Seine zentralen Helden sind Personen wie Hans Beimler, Franz Stenzer, Wilhelm Olschewski und andere Arbeiterfunktionäre in München. Dargestellt wird die schändliche Kapitulation der SPD im Deutschland und in Bayern. Die damaligen Fehler der KPD werden breit beschrieben. Die Geschichte wird heruntergebrochen auch auf viele Kleinstädte in Oberbayern. In Burghausen waren die kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeiter kampfbereit. Örtliche Funktionäre wie Heinrich Breu aus Burghausen Simon Vorburger, Ludwig Lankes ebenfalls aus Burghausen warteten auf den Auftrag, ihre illegalen Waffenlager zu öffnen. Auch der Reichsbanner unter Schenck aus Burghausen wollte kämpfen. Aber die Order kam nicht. Anschließend begann der mühsame Weg des illegalen Widerstandes.

Besonders gewürdigt wird Herrman Frieb aus München, welcher in der Gruppe „ Neu Beginnen“ arbeitet. Über diese linke Abspaltung der SPD, welche zusammen mit oppositionellen Kommunisten arbeitete erfuhr ich zum ersten mal etwas in dem Buch. Hermann Frieb baute in München, die aktivste Widerstandsbewegung im süddeutschen Raum auf. Nach ihm ist in München eine Realschule am Hohenzollernplatz benannt. Aber die Website der Schule gibt wenig her über den Namenspatron.

Die KPD leistete Widerstand, aber nach dem 9. März wurde die Partei in Bayern weitgehend zerschlagen. Von 20.000 Mitgliedern der KPD 1933 in Bayern landeten knapp 5.000 für kürzere oder längere Zeit im Gefängnis, oder im KZ. In einigen Fällen gelang es der GESTAPO einzelne Leute als Agenten anzuwerben.

Besonders intensiv beschäftigt sich der Autor mit dem Agenten Max Troll aus Giesing -Parteinahme Theo, welcher Ende 1935 an die Spitze der KPD in Bayern gelangte. Damit wurde der Widerstand für einige Zeit direkt von der Gestapo geleitet. Anschließend im Frühsommer 1936 wurde de facto die KPD in Südbayern komplett von den Nazis zerschlagen. Der Held des Romans welcher für den Abwehrapparat der KPD tätig ist, warnt in dem Roman längere Zeit vor „Theo“.

Anschaulich wird die Rolle der Industrie vor allem in Bayern dargestellt. Die „Wacker Chemie“ beispielsweise in Burghausen steht hinter ihrem Ingenieur dem SS Führer Dr. Zabel. Dieser bekämpft nicht nur die Kommunisten, sondern auch den „ Lumpenproletarier „ Ludwig Malcomeß. Letzterer war der erste NSDAP Kreisleiter in Altötting. Ein typischer SA Rabauke welcher nützlich war im Kampf gegen Kommunisten und Sozialdemokraten, dann aber den Industriebossen wegen seiner Eigenmächtigkeiten im Wege stand. Damit erklärt Max Brym viele Ursachen des sogenannten Röhm Putsches. Über die Liquidierung der SA Führung wird direkt im Roman berichtet. Die Freundin des Romanhelden arbeitet als Sekretärin bei Röhm für die KPD. Im Roman tauchen alle Nazigrößen aus München bis hin zu Hitler auf. Der Held verkehrte im Parteiauftrag der KP mit sämtlichen Naziführern in München. Darunter sind die späteren Kriegsverbrecher Alfred Rosenberg und Hans Frank. Zudem verkehrt Hans Faber mit den Leibfotografen Hitlers, Hoffmann aus der Schellingstraße in München.

Gezeigt wird auch die widerliche Gestalt Christian Weber, sowie der korrupte Hermann Esser. Immer wieder verzweifelt der Held des Romans an der Linie der KPD. Dennoch ist er persönlich mit Hans Beimler und Ludwig Ficker befreundet. Oft muss der Romanheld zu den verschiedenen Leitungsinstanzen der KPD in der Emigration. Dabei trifft er Herbert Wehner, Walter Ulbricht aber auch die späteren Opfer des Stalinismus Hermann Schubert, Fritz Schulte und natürlich den Chef des KPD Abwehrapparates Hans Kippenberger. Stets ist der Held geradezu verzweifelt über die Stimmung in weiten Teilen der Emigration Seine Berichte speziell über die Situation in Bayern werden weitgehend ignoriert.

Max Brym hat ein spannendes zeitgeschichtliches Buch geschrieben. Vor allem seine Fähigkeit lokale oder regionale Details mit der Gesamtsituation zu verbinden ist erstaunlich. Unbedingt lesen- sehr aktuell- aus der Geschichte muss gelernt werden.

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt beim Verlag.

Bestellungen in Österreich unter https://www.tyrolia.at/list?back=6abbed40770afe67c6ad2525990a5445&xid=29203008  

PS: Ich bin gebürtiger Kosova-Albaner. Jahrelang lebte ich im Landkreis Altötting. Damals lernte ich den Genossen (Shoku) Max Brym kennen. Dann verschlug es mich nach München genauso wie den Freund Max. Wir gründeten zusammen die Zeitung Kosova-Aktuell. Von Max lernte ich mich nicht nur für Kosova als solches zu interessieren. Nein alle Erfahrungen müssen aufgearbeitet werden. Alles muss unter einer weltweiten Perspektive betrachtet werden. Dabei sind Detailkenntnisse zur Realität in Geschichte und Gegenwart unerlässlich. Ich empfehle sehr das Buch von Max Brym. Auch meine Landsleute können viel daraus lernen.

Editorische Hinweise

Wir erhielten die Rezension vom Autor für diese Ausgabe. Ein Vorab-Leseauszug aus Max Bryms Roman erschien in der  Nr.9/2018 bei TREND.