Texte
zur antikapitalistischen
Organisations- und Programmdebatte

11/11

trend
onlinezeitung

Es gibt einen Überblick über alle bei TREND 2011 veröffentlichten Texte zur Debatte über Organisation und Programm, angeregt durch die "Sozialistische Initiative Berlin" (vormals Berlin-Schöneberg)

LeserInnenbrief von Walter Schumacher
Tue, 08 Nov 2011 21:25:24 +0100

Ja, Herr Meinhard Creydt,

was sage ich da zu Ihrem Elaborat? Sie liefern den totalen Verriss der  Bemühungen einiger Menschen, eine "Neue Antikapitalistische Linke" zu organisieren - und dies unverschämterweise auch noch "links von der  Linkspartei".

Erstmal aber meine Bewunderung für Ihre Arbeitsdisziplin (und auch meinen Neid über Ihr freies Zeitkontingent!), solch einen langen Text GEGEN etwas zu schreiben, das Sie offensichtlich für absoluten Schwachsinn halten. Sie bemühen wunderbare Zitate, warum es falsch - zumindest aber sinnlos - sein soll, ein neues Projekt gegen den Kapitalismus zu starten.

Und wenn ich Ihren Text weit genug interpretiere, scheinen Sie sogar theoretisch durchaus zu wissen, dass der Kapitalismus die gesellschaftlichen Probleme nicht lösen kann. Aber Sie verwenden nicht eine Sekunde Ihrer Zeit dafür, WIE man diesen  Angriff führen könnte. Sie denunzieren vielmehr sowohl den aktuellen  Versuch an sich, als auch die Menschen, die diesen Versuch gestartet haben.

Meine Frage an Sie Herr Creydt: Was wollen Sie eigentlich?

  • Für welche Idee oder welches Konzept plädieren Sie denn?

  • Wollten Sie uns vielleicht zeigen, dass Sie in früheren (für Sie besseren?) Zeiten einiges über Marxismus und linke Theorie gelesen haben?

  • Oder ist Ihr Lebenszweck die Kritik an den GegnerInnen des Kapitalismus?

Mit fragenden Grüßen
Walter Schumacher
(Mitglied der SOKO und Unterstützer der SIB-Initative)

Editorische Hinweise

Den Brief erhielten wir mit dem ausdrücklichen Wunsch auf Veröffentlichung. Es wurde zwischenzeitlich mehrfach Kritik an dem Artikel von Meinhard Creydt an uns herangetragen. Der hier abgedruckte Brief steht stellvertretend dafür.

Wir meinen dazu:
Wenn M. Creydt der SIB und deren UnterstützerInnen vorhält "
Ungestellt bleibt die Frage, was die Bruchstellen der Logik des mystifizierten Alltagsverstands sind.", um dann zu folgern "All die Treffen, die unsere Politstrategen unter ihresgleichen anstrengen, bilden keine neue Substanz (in der Basisarbeit und in der Erkenntnisarbeit), sondern verlieren sich in einem Nullsummenspiel der Verteilungskämpfe unter den verschiedenen Fraktiönchen.", dann wäre es - trotz aller Polemik mit der M. Creydt vorträgt - schon angebracht gewesen, sich dieses Gedankengangs einmal zu widmen, ihn zu prüfen und  - ernst zu nehmen. Dies versucht unser LeserInnenbriefschreiber erst gar nicht, so fällt seine Kritik - auch wenn sie im Hinblick auf die polemische Form des Creydtschen Artikels berechtigt sein mag - auf ihn selbst zurück: "Für welche Idee und welches Konzept plädieren Sie denn?"
red. trend