Vortrag & Diskussion
"Lohnarbeit & Kapital"
Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie als Grundlage der Klassentheorie

Referent: Karl-Heinz Schubert (AKKA)

10-2013

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onlinezeitung

Spätestens mit der Einführung von Hartz IV tritt der Klassencharakter der BRD wieder deutlicher zutage. Für einen großen Teil der Lohnarbeiter*innen heißt es nun: Entweder ist die eigene Arbeitskraft überflüssig gemacht worden, was bedeutet, dass man von einer Mindestsicherung zu leben hat, die vorne und hinten nicht reicht, oder ihr Preis ist so niedrig, dass der Staat um des sozialen Friedens willen diese Hungerlöhne subventionieren muss.

Sogar die bürgerliche BRD-Presse muss jetzt einräumen, dass das Kapital die Arbeit kommandiert. Doch politisch handlungsleitend wird diese Erkenntnis erst, wenn man mit Marx feststellt, dass das Kapital „wesentlich Kommando über unbezahlte Arbeit“ (MEW 23,556) ist. Aus dieser Perspektive heraus betrachtet rückt die Klassenfrage notwendiger Weise ins Zentrum der Formulierung einer antikapitalistischen Alternative. Doch für breite Teile der hiesigen Linken verstellt sich durch ihre Lesart der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie der Blick auf diese Wirklichkeit. Die Klasse verschwindet im Kapital und der Mehrwert im Wert.
WIEDERHOLUNG:
12. November um 19.30
Stadtteil- und Infoladen Lunte
Weisestr. 53 - 12049 Berlin

Der Vortrag eröffnet die Reihe
„Let's talk about class!“
, für die weitere Veranstaltungen durch die TREND Onlinezeitung in Zusammenarbeit mit North-East Antifascists [NEA] in Vorbereitung sind. Sie werden sich mit der Klasse als politischem Projekt und mit der „linken“ Entsorgung des Klassenbegriffs befassen.

Der dafür vorgesehene Zeitraum wird in etwa zwischen 11/2013 und 4/2014 liegen.

Begünstigt werden solche Um- bzw. Fehlinterpretation durch die Art und Weise wie in der BRD die Auseinandersetzungen zwischen Kapital und Lohnarbeit ausgetragen werden Während in anderen europäischen Metropolen spätestens seit Beginn der großen Krise 2008 Abwehrkämpfe breiter Teile der Lohnarbeiter*innen gegen ökonomische und soziale Verschlechterungen zum Alltag gehören, reicht es in der BRD meist nur zu dezentralen und unkoordinierten Teilkämpfen wie z.B. betrieblichen Tarifauseinandersetzungen und Ein-Punkt-Kampagnen im Stadtteil.

Nach Ansicht des Referenten ist die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zur Analyse der heutigen Klassenverhältnisse nach wie vor ausgesprochen geeignet, weil mit ihrem Theorie-Werkzeugkoffer nicht nur gezeigt werden kann, dass das gesellschaftliche Grundverhältnis von Lohnarbeit und Kapital sich in seinem ökonomischen Kern nicht verändert hat, sondern auch wie dadurch die Klassenstruktur der BRD geformt wird.

In der anschließenden Diskussion könnte es darum gehen, ob sich solche Erkenntnisse auf die politische Praxis auswirken (können oder sollen) und wenn ja – wie.

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