Vor und zur Diskussion gestellt
Das neue Buch von
David Harvey "Rebellische Städte"


von Karl-Heinz Schubert (AKKA)

10-2013

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Als 2012 David Harvey seine Flugschrift getitelt "Kapitalismuskritik" im VSA-Verlag veröffentlichte, rief er darin auf, durch soziale Kämpfe im "urbanen Raum" "den antikapitalistischen Übergang" zu organisieren. Die "Epizentren" dieser "Gesellschaftsveränderung" waren für ihn die NGO's, autonome Gruppen, die organisierte Arbeiter*innenbewegung, die "Vielzahl der sozialen Bewegungen" und die "emanzipatorischen Bewegungen zu Identitätsfragen". Sie sollten sich - so schlug er voriges Jahr vor - unter der Zielsetzung "ein anderer Kommunismus ist möglich" zusammenschließen.

In seinem im Mai 2013 bei Suhrkamp erschienenen Buch "Rebellische Städte"  wird Harvey nun konkreter: Er schlägt jetzt vor, die sozialen Kämpfe im urbanen Raum mit dem Ziel zu führen, die "Stadt" in eine "sozialistische" zu transformieren und durch einen "sozialistischen Städtebund" den "Sturz der Macht der kapitalistischen Wertgesetze auf dem Weltmarkt" herbeizuführen.

In der Buchvorstellung wird es zunächst darum gehen, nachzuzeichnen wie David Harvey im Hinblick auf diese strategische (Neu-) Orientierung argumentiert und wie er seine Begründungen aufbaut.

Wie 2012 bildet auch 2013 seine Beschäftigung mit den "urbanen Wurzeln kapitalistischer Krisen" einen zentralen Gesichtspunkt für seine Argumentation. Dennoch soll diese Frage nicht im Mittelpunkt stehen, weil sie unwiderruflich in eine krisentheoretische Debatte münden würde. Vielmehr ist beabsichtigt, vom Ziel "sozialistische Stadt" ausgehend, die politische Tragfähigkeit dieser strategischen Bestimmung der Stadtkämpfe  abzuklopfen.

Zur Diskussion gestellt wird in diesem Zusammenhang die Frage nach der politischen Bedeutung und Wirksamkeit von Verteilungskämpfen, die für Harvey im urbanen Raum Vorrang haben, wenn es darum geht, eine antikapitalistische Politik voranzubringen.

Hier muss hervorgehoben werden, dass Harvey den städtischen Kampf nicht auf dem Wohnungskampf reduziert. Dies hängt zweifellos damit zusammen, dass er diese Kämpfe unter die Parole "Recht auf Stadt" stellt. Von daher ist es schon bemerkenswert, dass sich die hiesigen Mietaktivist*innen mit dieser Parole labeln ohne deutlich werden zu lassen, dass ihr Kampf nur ein Teilkampf ist.

Ein weiterer Gesichtspunkt, der im Rahmen der Buchvorstellung diskutiert werden könnte, wäre Harveys Verständnis von der städtischen Klassenstruktur. Denn für ihn ist das "Recht auf  Stadt" ausdrücklich eine "politische Klassenforderung". Jedoch verlagert er in diesem Kontext den klassenpolitisch strukturierenden Bezugrahmen vom Produktionsbereich in den Reproduktionsbereich.

Lesehinweis zur Einstimmung auf die Klassenfrage bei Harvey - ein Harvey-Text aus dem Jahre 1974: Thesen zu Grundrente, Kapital und urbaner Revolution

Konspekt von "Rebellische Städte"
für die Buchvorstellung am 21.10.2013
von Karl-Heinz Schubert

WIEDERHOLUNG:
6. Februar 2014 um 20 Uhr
Café Cralle - Hochstädterstr.10a

13347 Berlin
 
 
 

David Harvey, Rebellische Städte
edition suhrkamp 2657, Broschur, 283 Seiten
ISBN: 978-3-518-12657-8