Passabler Eindruck
Aus
Ulm kommt eine neues Verlautbarungsorgan zur Kritik der politischen Ökonomie

von
Karl-Heinz Schubert

09/07

trend
onlinezeitung

Im April 2007 erschien zum ersten Mal „Zur Kritik der politischen Ökonomie“. Es ist das „Bulletin“ der Marxistischen Arbeitsgruppe Ulm“ (MAG Ulm) und wird zukünftig unregelmäßig erscheinen. Das Bulletin versteht sich als eine Art „Verlautbarungsorgan““ für Fragen, die – so die MacherInnen im  Editorial der Nr 1 – sie „für wichtig halten und die man sonst kaum zu lesen bekommt“. Damit ist neben "Kosmoprolet" ein weiteres Theorieorgan am Markt, das nicht auf den ausgetretenen Pfaden des politischen Marxismus weiterlatschen will.

Wie der Titel der Zeitschrift unzweideutig klarmacht, geht es um Fragen der politischen Ökonomie – allerdings laut Editorial vornehmlich um die Rekonstruktion ihrer Kritik. Damit will die MAG Ulm sich von etlichen anderen linken Strömungen absetzen, die nach ihrem Verständnis „in ihren bornierten Identitäten versacken, alte Fehler und fragwürdige Traditionen pflegen und sich in den Labyrinthen der Theorie verirren“. 

Die erste Nummer vermittelt entgegen der Polemik im Editorial löblicherweise einen passablen inhaltlichen Eindruck, wofür „die Autoren stehen, welche Themen sie vorerst zu verhandeln und wie sie sich den dazu unerläßlichen Stoff anzueignen gedenken“. 

Klaus Braunwarth führt mit seinem Aufsatz „Wert und Arbeit" eine Auseinandersetzung mit grundlegenden Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie. Robert Schlosser widmet sich dem Spannungsfeld zwischen sozialer Reform und sozialer Emanzipation und gegen den in der Linken verbreiteten Fehler, aus der Kritik des so genannten Sozialreformismus fehlerfreie Konzeptionen einer antikapitalistische Politik ableiten zu wollen.

Mit ihren Exzerpten aus Büchern und Broschüren zur „Globalisierung“ stellt die MAG Ulm ihre derzeitige Beschäftigung mit diesem Thema vor, um damit zu zeigen, dass ein Begriff der neuen Epoche nach 89/91 fehlt.  Ansonsten werden erste eigene Aktivitäten dokumentiert, „zur Stütze des Gedächtnisses und zum Bestücken der Archive“. 

Kurzum eine Zeitschrift, die schon deswegen lesenswert erscheint, weil mit ihr versucht wird, eine seriöse und eigenständige Aneignung der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie auf der Höhe der Zeit in Angriff zu nehmen, die hoffentlich auch wichtige Kontrapunkte zum Neorevisionismus der deutsch-österreichischen Wertkritik liefern wird.

Zur Kritik der politischen Ökonomie
Bulletin der Marxistischen ArbeitsGruppe Ulm
Nr. 1 /April 2007 - 49 Seiten DIN A 4
Preis: € 5.00 (inkl. Porto)
Impressum: W. Bogner -  Magirushof 45 -  89077 Ulm
Bankverbindung: Sparda Bank BaWü • (BLZ 600 908 00) • Kto. 100 729 027


Inhaltsverzeichnis:

EDITORIAL
Vorläufige Tatsachen - Endgültige Abschiede

THEORIE
Wert und Arbeit; Klaus Braunwarth
Kommunismus - was sonst?; Robert Schlosser

EXZERPTE/REZENSIONEN
Joachim Bischoff; Globalisierung
Jörg Huffschmid; Politische Ökonomie der Finanzmärkte
Joachim Bischoff; Globalisierung und neokonservative Restauration
Kurt Hübner; Der Globalisierungskomplex

DOKUMENTATION
Interview mit Sefan Engel, MLPD, in „Jungle World" vom 14.06. 2006

KORRESPONDENZ
Brief von K. Braunwarth und W. Bogner an die Redaktion der „Jungle World"

ARBEITSBERICHTE