DIE BEDEUTUNG DER MASSNAHMEN 
VOM 13. AUGUST

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Schon die ersten Rundfunk- und Pressenachrichten am 13. August 1961 lenkten die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Ereignisse an der Grenze zu Westberlin, waren sie doch im wahrsten Sinne des Wortes eine Schlacht für Frieden und Sicherheit in Europa. Heute, viele Jahre danach, kann man ohne Zweifel sagen, daß die Länder des Sozialismus diese Schlacht erfolgreich geschlagen haben, daß die Schaffung des Schutzwalls gegen Militarismus und Revanchismus an der Grenze zu Westberlin eine wichtige Errungenschaft der gesamten sozialistischen Gemeinschaft war und wahrhaft historische Redeutung hatte.

Die Maßnahmen vom 13. August waren eine logische Folge der von der UdSSR und der DDR um die Jahreswende 1958/59 ergriffenen Initiative in den deutschen Angelegenheiten. Die Redeutung dieser Maßnahmen besteht darin, daß sie es gestatteten, eine ganze Reihe unaufschiebbarer Aufgaben zu lösen, die damals vor der UdSSR und den anderen sozialistischen Ländern, vor allem aber vor der DDR, standen.

Ein wesentlicher Überrest des zweiten Weltkrieges und der Resatzungszeit war die offene Grenze zu Westberlin. Unter den Redingungen der Existenz zweier souveräner Staaten auf deutschem Boden und der Umwandlung Westberlins in eine „Frontstadt" sowie der ständigen Versuche, sie als „Aufmarschgebiet der BRD" und „Stützpunkt der NATO" auszunutzen, war eine solche Lage durch nichts gerechtfertigt und absolut untragbar, da sie lediglich die Verwirklichung der aggressiven Pläne des Westens in bezug auf die DDR und die anderen sozialistischen Länder erleichterte. Die Maßnahmen vom 13. August 1961 bereiteten dem ein Ende und lösten somit eine der verschiedenen äußerst wesentlichen Fragen, die damit zusammenhingen, endlich einen Schlußstrich unter den zweiten Weltkrieg zu ziehen. Die Grenze der DDR zu Westberlin wurde nun kontrolliert. Hier wurde eine Grenzzone geschaffen und das übliche Grenzregime hergestellt. Die Souveränität der DDR wurde nun an ihrer gesamten Staatsgrenze dokumentiert.

Bisher erschienen:

Zugleich festigte sich die Lage der Deutschen Demokratischen Republik wesentlich. Die Maßnahmen vom 13. August 1961 bedeuteten den Beginn einer neuen Etappe in ihrer Entwicklung. So schrieb die Zeitung „Neues Deutschland":

„Die geistige Atmosphäre ist sauberer, und wirtschaftlich kommen wir schneller vorwärts... Von außen kommende Störungen, die wie eine blinde Macht dazwischenschlagen, sind abgewehrt" (Neues Deutschland, 13.8.1964). Wie in der DDR-Presse festgestellt wurde, konnte die Republik nicht zuletzt dank den Maßnahmen vom 13. August 1961 unter dem sicheren Schutz ihrer Grenzen mit dem entfalteten Aufbau des Sozialismus beginnen sowie die Leitung und Planung der Volkswirtschaft, ihre gesamte Wirtschaft schneller entwickeln. Der damalige Westberliner Bürgermeister Albertz mußte in einer Rede in New York am 15. Juni 1964 zugeben, daß die Maßnahmen der DDR vom 13. August 1961 dazu geführt haben, daß „sich das Zonenregime hinter der Mauer konsolidiert" (Der Tagesspiegel, 16.6.1964) habe, ob das nun manche Menschen gerne hören oder nicht.

Die Bedeutung der Maßnahmen vom 13. August 1961 besteht auch darin, daß ein zuverlässiger antifaschistischer Wall gegen den westdeutschen Militarismus errichtet wurde.

Nicht nur einmal innerhalb einer Generation hatte der deutsche Imperialismus eine; Niederlage erlitten. Am 13. August 1961 wurde ihm ein neuer Schlag versetzt. Die Politik der CDU/CSU, gerichtet auf die „Wiedervereinigung", die lediglich die DDR anzuschließen und zu verschlingen beabsichtigte, hatte nach dem Eingeständnis der „Frankfurter Rundschau" „ein Fiasko erlitten". Die Unhaltbarkeit der Konzeption eines „lokalen Krieges", einer „Polizeiaktion" gegen die DDR war offensichtlich. Am 13. August 1961 hatte sich einerseits die völlige Aussichtslosigkeit der abenteuerlichen Pläne der westdeutschen Militaristen und Revanchisten und andererseits die Unabwendbarkeit der Vorwärtsbewegung der DDR und die Unvermeidlichkeit neuer Siege des Sozialismus auf deutschem Boden gezeigt. Die Bonner und die amerikanischen Ultras hatten eine harte Lehre erhalten. Sie konnten sich nun in der Praxis davon überzeugen, daß die DDR, gestützt auf die Sowjetunion und die anderen Länder der sozialistischen Gemeinschaft, den aggressiven Bestrebungen Bonns und seiner Verbündeten eine entschiedene Abfuhr erteilen konnte,

Ein solcher Gang der Ereignisse bedeutete den Beginn eines Fiaskos des gesamten Bonner außenpolitischen Kurses und den völligen Bankrott seines geistigen Urhebers Adenauers. Bei den Bundestagswahlen am 17. September 1961 erlitt die CDU/CSU eine ernste Niederlage: Sie verlor die absolute Mehrheit und erhielt 45,3 Prozent der Stimmen statt 50,2 Prozent bei den vorausgegangenen Wahlen. (Siehe Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1968, Stuttgart/Mainz 1969, S. 119). Die Verhandlungen zwischen den Parteien dauerten acht Wochen, bevor eine neue Koalitionsregierung mit der FDP gebildet werden konnte, und auch das kam nur unter der Bedingung zustande, daß Adenauer zusagte, nach einer bestimmten Zeit zurückzutreten. Außenminister von Brentano, bekannt als eifrigster Verfechter des Kurses Adenauers, gelangte nicht in das neue Kabinett. Die Unzufriedenheit mit dem fruchtlosen und gefährlichen Kurs Adenauers wuchs immer mehr. Die „Adenauer-Ära" war zu Ende.

Wie die bürgerliche Presse zugab, bedeuteten die Maßnahmen vom 13. August 1961 nicht nur eine Niederlage Adenauers, sondern auch eine Niederlage des Westens überhaupt.(Siehe Der Tagesspiegel, 13.8.1964) Häufig wurde diese Aktion auch als größte taktische Niederlage des Westens in der Nachkriegszeit (Siehe H. Speier: Die Bedrohung Berlins. Eine Analyse der Berlinkrise von 1958 bis heute. Köln/Berlin 1961, S. 145) bezeichnet, wobei dem Westen oder besser seiner aggressiven Politik diese Niederlage mit friedlichen Mitteln beigebracht wurde.

Die Maßnahmen vom 13. August hatten ein übriges Mal das neue internationale Kräfteverhältnis überzeugend bewiesen und stellten eine wichtige politische Aktivität dar, die die Entschlossenheit der sozialistischen Länder widerspiegelte, dafür zu kämpfen, daß unter den zweiten Weltkrieg ein Schlußstrich gezogen und die europäische Sicherheit gewährleistet wird. Sie trugen zur Festigung des nach dem Krieg entstandenen Status quo bei und verhinderten auf deutschem Boden einen „Bürgerkrieg..., der sich aller Wahrscheinlichkeit nach zu einem Weltkrieg hätte ausweiten können" (Der Friedenswall, S. 23 russ.). Die Möglichkeit, den Ausbruch eines dritten Weltkrieges zu verhindern, war beträchtlich größer geworden.( Siehe Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 8, S. 290)

Eine ähnliche Meinung äußern auch viele Persönlichkeiten in der westlichen Welt. So erklärte beispielsweise der politische Berater des englischen Kommandanten in Westberlin, McDermott, im Sommer 1964 auf die Frage eines Journalisten, ob er nicht der Meinung sei, daß die sogenannte Mauer den Frieden gerettet habe: „Ich bin geneigt, Ihnen zuzustimmen." J. Galbraith äußerte sich noch klarer, als er sagte, daß die Errichtung des Schutzwalls seiner Meinung nach „den Frieden gerettet habe".

Schließlich besteht die Bedeutung der Maßnahmen vom 13. August 1961 darin, daß sie nicht nur die Illusionen über eine mögliche Einverleibung der DDR und ihrer Hauptstadt zerschlug, die übereifrigen Strategen und Bannerträger des kalten Krieges abkühlten, sondern auch eine gewisse Ernüchterung im Westen hervorriefen und vielen die Augen dafür öffneten, daß es heute auf deutschem Boden zwei souveräne Staaten und das Sondergebilde Westberlin gibt. Nach dem 13. August 1961 kühlte das Interesse der Westmächte für die deutschen Angelegenheiten noch mehr ab, und sie verzichteten praktisch auf eine weitere aktive Unterstützung der Forderungen Bonns nach sogenannten freien Wahlen und der Wiedervereinigung Deutschlands als Voraussetzung für die Regelung anderer internationaler Probleme und der Verwirklichung irgendwelcher Schritte zur Entspannung. Diese Forderungen Bonns wurden eigentlich, wie A. Riklin feststellt, zu besonderen deutschen Wünschen, denen niemand mehr irgendwelche ernsthafte Bedeutung beimaß.( Siehe A. Riklin: Das Berlinproblem, Köln 1964, S. 145) Mit anderen Worten, der Westen war von den Positionen, die er so lange und hartnäckig hinsichtlich der deutschen Angelegenheiten eingenommen hatte, abgedrängt worden.

Die Maßnahmen vom 13. August 1961 beschleunigten im Westen und besonders in den Ländern Westeuropas den Prozeß einer „Umwertung aller geistigen und politischen Werte", der gewisse Früchte trug. Allerorts wurde immer nachdrücklicher gefordert, den alten Kurs des Westens zu ändern und die Situation realistischer einzuschätzen. Die Maßnahmen vom 13. August zwangen viele, die realen Tatsachen nüchtern zu betrachten, und trugen somit dazu bei, daß die Westmächte auf den Weg der Verhandlungen zurückkehrten, die die Regierung Adenauer und die amerikanischen Extremisten hartnäckig zu torpedieren versucht hatten.

Wie bereits ausgeführt, sprachen sich schon am 14. August alle Teilnehmer einer Beratung im Weißen Haus, voran Kennedy, für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der Sowjetunion über Westberlin und die deutschen Angelegenheiten aus, selbst für den Fall, daß Bonn sich dem weiterhin widersetzen werde.( Siehe Der Spiegel, Hamburg 1966, Heft 35, S. 47.) Unter diesen Bedingungen mußte auch die Bundesregierung eine andere Haltung einnehmen. Am 18. August 1961 zog sie endlich offiziell ihre Einwände gegen die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen den Großmächten zurück.

Auch breite Schichten der Westberliner traten für einen Kurs ein, der den Interessen des Friedens und der Sicherheit in Europa entsprechen würde. Der Senat, der nach den Maßnahmen vom 13. August 1961 mit bedeutenden Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, die sich auf die wirtschaftliche und politische Lage Westberlins auswirkten, war gezwungen, unter dem Druck der Bevölkerung direkte Verhandlungen mit der DDR aufzunehmen.

Auch in der BRD vollzog sich eine Differenzierung und Polarisierung der Kräfte. Eine Reihe westdeutscher Presseorgane, die die Ansichten ziemlich einflußreicher Kreise wiedergaben, begannen sich nüchterner zu äußern. „Die Zuspitzung der Situation ist für uns nicht von Vorteil", bemerkte die „Saarbrücker Zeitung" vom 13. August 1964, als sie die Ereignisse vom 13. August 1961 und deren Folgen untersuchte. „Wir wissen, daß die gewaltsame Beseitigung der Mauer ohne einen großen Krieg unmöglich ist. Wir wissen, daß wir nicht nur keine Unterstützung in dieser Frage von denen erhalten, in deren Händen sich die Macht in Westberlin befindet - von unseren Verbündeten, sondern verstehen auch, daß das die Vernichtung unseres Volkes bedeuten würde. Sie würde uns die Vereinigung im Massengrab bringen", schrieb die „Schleswig-Holsteinische Volkszeitung" am 14. August 1964.

Obwohl die Entspannung, die nach den Maßnahmen vom 13. August 1961 eintrat, nicht von Dauer war und von Rückfällen der aggressiven Kräfte begleitet wurde, trat in der Welt insgesamt in jenen Jahren etwas Ruhe ein. Der politische Horizont klärte sich auf. „Es herrscht mehr Ruhe und Sicherheit im Zentrum Europas, seit unser Schutzwall eindeutig klargestellt hat, wo die Grenze gesetzt ist", schrieb „Neues Deutschland" am 13. August 1964. Für den Kampf um die Gewährleistung der europäischen Sicherheit entstanden günstigere Bedingungen. Außerdem wurden Voraussetzungen geschaffen, um die Beziehungen Westberlins und der BRD zur DDR auf der Grundlage der Prinzipien der friedlichen Koexistenz zu normalisieren.

Deshalb begrüßten alle, die an der Normalisierung der Lage in Westberlin interessiert waren und denen die Interessen des Friedens und der Sicherheit der Völker Herzenssache war, die Maßnahmen der Regierung der DDR zur Verstärkung des Schutzes und der Kontrolle ihrer Grenze zu Westberlin, die auf die Normalisierung der Lage im Zentrum Europasundauf die Entschärfung eines schwelenden, gefährlichen Herdes des kalten Krieges und der ständigen Konflikte gerichtet waren.

Während der 13. August 1961 für die herrschenden Kreise in Bonn ein „schwarzer Sonntag" in der deutschen Nachkriegsgeschichte war (Siehe H. Richter: Die Mauer oder der 13. August, Hamburg,. S. 7, 1962, S. 7), bedeutete er für die DDR einen Tag, an dem sie bedeutende Erfolge errungen hatte. Dieser Tag ging in die Geschichte als eines der wichtigsten Ereignisse der Nachkriegszeit ein, als Tag eines großen Sieges der DDR, der UdSSR und aller Länder der sozialistischen Gemeinschaft. In dem Glückwunschtelegramm der sowjetischen Regierung an die Partei- und Staatsführung der DDR zum zwölften Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik wurde hervorgehoben, daß die Maßnahmen vom 13. August „ein bedeutender Beitrag sind für die Sache der Erhaltung des Friedens und eine ernste Warnung an die militaristischen und revanchistischen Kreise, die aggressive Pläne gegen die sozialistischen Länder hegen"( Prawda, 7.10.1961).

Die Behauptung der westlichen Propaganda, die Grenzmauer habe die Stadt geteilt und die Spaltung Berlins und Deutschlands verewigt, ist nichts weiter als eine leere Erfindung. Anstelle von Deutschland bestanden seit langem die DDR und die BRD, und anstelle von Großberlin bestand Westberlin als Sondergebilde und Berlin, das Bestandteil und Hauptstadt der DDR ist.

Unwiderlegbare historische Tatsachen beantworten völlig eindeutig die Frage, wer tatsächlich Initiator der Spaltung Deutschlands und Berlins gewesen ist.

Die Grenzmauer fixierte lediglich die reale Lage, die auf Grund der von den Westmächten im Bündnis mit der deutschen Reaktion vollzogenen Spaltung Deutschlands und Berlins entstanden war. Die Errichtung eines Grenzregimes gegenüber Westberlin bildete den logischen Abschluß jener Entwicklung, die sich in der Nachkriegszeit auf deutschem Boden vollzogen hatte, und war eine Antwort auf die ständigen Provokationen von selten Bonns, auf die Ausnutzung der Stadt durch die Westmächte, besonders durch die BRD, für ihre subversive Tätigkeit gegen die DDR, die UdSSR und die anderen sozialistischen Länder sowie auf deren aggressive Pläne. Der bekannte BRD-Politiker und gegenwärtige Bandespräsident G. Heinemann stellte 1962 sehr richtig fest: „Mit den Maßnahmen der Regierung der DDR hat die Bonner Regierung am Sonntag die Antwort auf ihre 12jährige falsche Deutschlandpolitik erhalten."1 Er sagte weiter: „Zur Hinterlassenschaft der Ära Adenauer gehört die Mauer durch Berlin als sinnfälligster Ausdruck des Fehlschlagens einer Politik." Der USA-Senator Fulbright äußerte: „Ein großer Teil der Verantwortung für diese Lage in Berlin kommt auf das Konto der westlichen Mächte."

Die Ergebnisse der Maßnahmen vom 13. August 1961 und die gesamte Entwicklung auf deutschem Boden in den sechziger Jahren wurden in den von der DDR unterzeichneten Verträgen über Freundschaft, gegenseitigen Beistand und Zusammenarbeit mit den Ländern der sozialistischen Gemeinschaft, vor allem mit der Sowjetunion, verankert.



Quelle: Wyssotzki, V., Westberlin, Moskau 1974, S. 174ff, OCR-Scan by Red. trend.