NaO-„Sommerdebatte“ in Berlin vom 31.8. – 2.9.2012

Der Workshop vom "Arbeitskreis Kapitalismus aufheben"
Kämpfen - Untersuchen - Organisieren
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07-2012

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Organisationsentwicklung und Untersuchungsarbeit der KPD-Aufbauorganisation
Rote Pressekorrespondenz Nr. 76/77 (1970)


Die Voruntersuchung, die einen ersten Überblick über die Lebensbedingungen des Proletariats geben und vorhandene Statistiken auswerten soll, erfordert langwierige Arbeit und wird daher nur in Etappen abgeschlossen. Die Untersuchungs-gruppen führten systematisch Ermittlungsgespräche, Wichtig waren Kontakte, die sich aus Diskussionen mit Lesern und Abonnenten der "Roten Fahne* ergaben.

Inzwischen hat eine Untersuchungsgruppe ein Stadtteilkomitee gebildet, weitere Komitees sind im Prozeß der Gründung.

Die Ausgangssituation war für uns in Berlin deshalb relativ günstig, da eine große Zahl bereits kommunistischer Arbeiter sich vom Revisionismus abgewandt hat und zur Mitarbeit in einer revolutionären Organisation bereit ist, Ein Prüfstein für unsere Arbeit wird sein, ob es uns gelingt; erfolgreich gegen die beispielslosen Praktiken der Kapitalisten auf dem gesamten Versorgungssektor zu kämpfen. Typisch für den gegenwärtigen Stand unserer Arbeit ist die Mieteragitation, die von der Neuköllner Untersuchungsgruppe betrieben wird (siehe "Rote Fahne", Nr. 7).

Die dem ZDK direkt unterstellte Jugendkommission ist eine Untersuchungsgruppe, die mit dem Auftrag arbeitet, einen Bericht über die Lage der Arbeiterjugend in Westberlin zu erarbeiten. Ihre Mitglieder arbeiten überwiegend in den betrieblichen Untersuchungsgruppen und haben gleichzeitig den Auftrag, in Betrieben, wo Untersuchungsgruppen existieren, Zellen einer kommunistischen Jugendorganisation auf Betriebsebene zu bilden. Die Hauptschwierigkeit dieser Kommission besteht in der Organisierung von Lehrlingen und Jungarbeitern kleiner und kleinster Betriebe. Die KPD-Aufbauorganisation geht davon aus, daß auch in Kleinbetrieben versucht werden muß, Zellen für die künftige Jugendorganisation zu bilden. Wo dies unmöglich ist, wird der Weg der branchenmäßigen Organisierung eingeschlagen. Die Jugendorganisation bildet mit diesen jungen Arbeitern und Lehrlingen Schulungszirkel und beteiligt sie an der Untersuchungsarbeit.

Was die Roten Zellen an der FU angeht, so hat die Aufbau-Organisation seit der Veröffentlichung ihrer Hochschulthesen daran mitgearbeitet, einen Prozeß von Kampf-Kritik-Umgestaltung in die Wege zu leiten, an dessen Ende die Konsolidierung eines kommunistischen Studentenverbandes stehen soll, Wir lehnen dabei einen übereilten Spaltungsprozess ab, orientieren unsere Anstrengungen vielmehr auf eine prinzipielle Auseinandersetzung über die Punktion der verschiedenen Schichten der kleinbürgerlichen Intelligenz im Klassenkampf innerhalb des Kampf- Kritik-Uragestaltungsprozesses.

Innerhalb Auseinandersetzung wird es darauf ankommen, sozialdemokratische Fraktion dingfest zu machen, die mit Theorien wie der des produktiven Gesamtarbeiters revolutionäre Studenten auf das Niveau der "Studentenbewegung zurückzuzerren trachtet. Mit Recht fürchten diejenigen Studenten die strikte Ausrichtung einer kommunistischen Studentenbewegung an die Erfordernisse des Klassenkampfes, die auf Grund ihrer Studiengänge keine nützliche Hilfe für das Proletariat leisten können.

pie KPD-Aufbauorganisation hat seit der Veröffentlichung der "Plattfom" darauf bestanden, daß noch existierende Betriebsgruppen keinesfalls der Ausgangspunkt für eine betriebliche Untersuchungsgruppe sein können. Wir begründen dieses Urteil mit der historischen Erfahrung, die zeigt, daß in Betriebsgruppen der antiautoritäten Phase organisierte Arbeiter ihrer Klasse entfremdet, in der Frage der revolutionären Organisierung desorientiert und in ständiger Gefahr waren, dem studentischen Ökonomismus und Opportunismus zu erliegen.

Deshalb versuchen wir, mit unseren Untersuchungsgruppeo auf Betriebsebene sympathisierende Arbeiter individuell zur Mitarbeit heranzuziehen, sie an der Untersuchung im Rahmen von Sicherheitsgrenzen zu beteiligen, sie zu Arbeiterkorrespondenten zu machen und zusammen mit anderen proletarischen Sympathisanten zu schulen. Innerhalb konkreter Kämpfe- auf Betriebsebene werden diese künftigen Genossen sich fortbilden und als Mitglieder der Organisation in die Betriebszelle aufgenommen werden.

Hinsichtlich der Gewerkschaften verfolgt die KPD-Aufbauorganisation den Kurs, die Gewerkschaftsleitungen ständig anzugreifen und einzelne Arbeiterverräter exemplarisch anzuprangern (vergl. Kommunistische Arbeiterpresse, Ausgabe AEG). Dabei weisen wir propagandistisch nach, daß 'die Politik der Gewerkschaftsleitungen nicht dem Verrat dieses oder jenes Bonzen zuzuschreiben ist, sondern der Bereitschaft, grundsätzlich innerhalb des Systems manövrieren zu wollen.

Da die Gewerkschaften ihrer überkommenen Pflicht nicht mehr nachkommen, die Arbeiterklasse vor der wachsenden kapitalistischen Ausbeutung zu schützen, ist es eine der wichtigsten Aufgaben der revolutionären Partei, Forderungen aufzustellen, die die Arbeiterklasse vereinen und die von ihr erkämpfbar sind. Diesem Zweck muß die Erarbeitung von betrieblichen Einheitsfrontprogrammen dienen, auf die sich auch die Masse der sozialdemokratischen und parteilosen Arbeiter stützen kann.

Dieses Programm muß die unmittelbaren Interessen aller Schichten der Arbeiterklasse berücksichtigen und es muß von ökonomischen zu politischen Forderungen fortschreiten.
Innerhalb der gewerkschaftlichen Apparate werden wir die Linie verfolgen, die Widersprüche zwischen den "oberen" und "unteren" Ebenen optimal auszunutzen. Frei von den Illusionen einer Eroberungsstrategie haben wir auf den betrieblichen und lokalen Gewerkschaftsebenen kommunistische Fraktionen zu bilden und überall nachzuweisen, daß die Lage der Arbeiterklasse nicht verbessert werden kann, solange inre Klassenorganisationen den Rahmen des Kapitalismus akzeptiert haben. Dabei versuchen wir, besonders herauszuarbeiten, daß bei ständig verschärfter Ausbeutung immer mehr die Substanz des Arbeitsvermögens angegriffen wird, die Arbeiterklasse demnach tendenziell beständig unter dem Wert ihrer Arbeitskraft bezahlt wird. ( Programm eines Kampfes gegen Verelendung ).