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Barnimer Bürgerpost 7/99 vom 25. Juni 1999
e-mail-Ausgabe -Thema: Aktion Noteingang

Aktion Noteingang in der Fachhochschule Eberswalde
Zeichen setzen gegen Rassismus und Gewalt

06/99
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Eberswalde (bbp). Am 17. Juni eröffnete der Rektor der Fachhochschule Eberswalde Prof. Vahrson die ,Aktion Noteingang" für den Bereich der Fachhochschule. Mit großen schwarzgelben Aufklebern mit dem mehrsprachigen Text ,Wir bieten Schutz und Information bei rassistischen und faschistischen Übergriffen" an den Eingängen zu den FH-Instituten bekennt sich die Fachhochschule öffentlich gegen ausländerfeindliche und rechtsradikale Gewalt. Die Vermittlung der Bernauer ,Aktion Noteingang" nach Eberswalde ist nicht zuletzt ein Ergebnis der Arbeit des Netzwerkes ,Für ein tolerantes Eberswalde".

In einem vom Beigeordneten der Stadt Uwe Birk übermittelten Grußwort erinnerte der Eberswalder Bürgermeister Reinhard Schulz an sein Treffen mit dem Netzwerk am 23. März. Damals hatte sich der Bürgermeister bereit erklärt, seine Kontakte mit Unternehmern und Gewerbetreibenden der Stadt zu nutzen, um die Idee vom ,Noteingang" zu verbreiten. Einige der ,Noteingang"-Aufkleber seien bereits im Umlauf. Zukünftig werde sichergestellt, daß weitere Aufkleber insbesondere in den öffentlichen Einrichtungen der Stadt angebracht werden. ,Unser Anliegen ist", versicherte Uwe Birk, ,zu dokumentieren, daß Bürger, die verfolgt, unterdrückt oder jeglicher Art von Gewalt ausgesetzt sind, jederzeit in der Stadtverwaltung offene Türen vorfinden". In diesem Sinne gewähre die Stadt seit Jahren in erheblichem Umfang Unterstützung für integrative Projekte, gewaltfreie Projekte, die auf das bessere Verständnis von Menschen untereinander hinwirken (z.B. regelmäßige Unterstützung afrikanischer Kulturverein, Gedenkfeiern, Unterstützung für Projekte gegen Gewalt von links und rechts in Zusammenarbeit mit der Polizei, Unterstützung von ehem. Flüchtlingen etc.). Daneben ist die Stadt über die eigenen Jugendclubs und Streetworker aktiv in Bezug auf präventive Verhütung von Ausgrenzung und Gewaltanwendung. Uwe Birk rief alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt zur Mithilfe und Unterstützung dieser Arbeit und zu vorurteilsfreiem Denken und toleranten Handeln auf. ,Gegen den manchmal immer noch schlechten Ruf, den Eberswalde in den öffentlichen Medien genießt, verwahre ich mich. Ansätze wie die Aktion Noteingang werden dazu führen, daß die vielfältigen Aktivitäten in unserer Stadt ein positives Bild von Eberswalde erzeugen werden. Das höchste Gebot einer Kommune sollte stets sein, das friedfertige und zukunftsorientierte Miteinander von Menschen zu fördern und zu gestalten."

Die Polizeipräsidentin Uta Leichsenring meldete sich zu Wort und auch Steffen Raeder vom der ,Aktion Noteingang" Bernau. Die Ausländerbeauftragte des Landkreises Marieta Böttger erinnerte an den Mord an Amadeo Antonio im November 1990. Erst ganz langsam fanden sich danach Menschen zusammen, aus sehr verschiedenen politischen und weltanschaulichen Richtungen, aber mit dem gemeinsamen Anliegen, daß rechte Gewalt nie mehr die Oberhand gewinnen dürfe. Im Ergebnis diesen langen Werdeganges gründete sich im letzten Jahr das Netzwerk für ein tolerantes Eberswalde.

,Netzwerke, Aktionsbündnisse, Noteingänge", fragt Marieta Böttger, ,was können sie bewirken?" Natürlich können sie nicht den Schutz der Einzelperson garantieren, schon gar nicht immer und zu jeder Tageszeit. ,Sie können aber dazu dienen, daß sehr verschiedene Menschen, alte und junge, mutige und weniger mutige, miteinander ins Gespräch kommen und sich eine Zivilgesellschaft entwickelt, in der Bürgerinnen und Bürger sich verantwortlich fühlen". Marieta Böttger rief dazu auf, sehr wachsam zu sein und offenen Auges diese Stadt und ihre Umgebung zu betrachten. Hakenkreuze und rassistische Parolen an manchen Wänden, junge Menschen in entsprechendem Outfit verdeutlichen, eine eigene Subkultur hat sich herausgebildet, Gewalt verherrlichend, alles Fremde ablehnend. ,Dies Bedrohung der Demokratie geht uns alle an. Wir brauchen u.a. Zeichen und Symbole, die Mut machen."

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