Wie der Maoismus nach Westberlin kam
Materialien zum Referat

Plattformen und programmatische Entwürfe zur Gründung maoistischer Organisationen
 

06/2016

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Die ersten Schritte zur Bildung einer proletarischen Kaderorganisation
Leseauszug aus: Die  marxistisch-Leninistische Organisation in Angriff nehmen (Organisationspapier der ML)
Aus: Rote Presse Korrespondenz Nr. 43/44/45, Westberlin 19.12.1969, S. 17f

Die wichtigste Voraussetzung ist eine einheitliche marxistisch-leninistische Grundlage, auf der die Schaffung der Kaderorganisation erst möglich wird. Um diese einheitliche Grundlage zu erlangen, ist es unbedingt notwendig die Schulung in Organisationsformen durchzuführen, die schon auf die künftige Kaderpartei hinsteuern. Die Betriebsgruppen, die ein Konglomerat aus tendenziellen Kadern, organisierten Massen und Sympathisanten darstellen, die also tendenziell Massenorganisationen sind können diese Aufgabe: die Schaffung der Kader Organisation, nicht leisten. Aus der Organisationsstruktur der Betriebsgruppen ergibt sich, daß weder ein Plenum der Betriebsgruppen noch eine Delegiertenkonferenz dieser Gruppen die Keimzelle der künftigen Kaderorganisation sein kann.

Der erste Schritt zur Bildung einer Übergangsorganisation kann keine andere sein, als eine zentralisierte Grundlagenschulung aller Genossen im proletarischen Bereich unter einem einheitlichen Schulungsprogramm. Solange "Schulung" einzig und allein dazu dient, die Theorielosigkeit der Genossen zu überwinden und nicht in organisatorischen Formen abläuft, die auf den demokratischen Zentralismus hinsteuern, wird es nicht möglich sein, die für den Kampf unabdingbare einheitliche politische Linie zu gewinnen, wird die "Schulung" nur Alibi für die weiterbetriebene Handwerkelei sein. Durch die organisierende Form der Schulung aber, durch die Agitations- und Propagandaformen, die wir entwickeln müssen, durch vereinheitlichte Ideologie und zentralisierte Organisation werden wir in der Lage sein, die beginnenden Klassenkämpfe erfolgreich politisch zu führen.

Die Schulung findet in Grundschulungsgruppen statt, Grundschulungsgruppen bilden sich in den Betriebsgruppen, im SALZ, im PROZ. Aus dieser Definition der Grundschulungsgruppen geht hervor, daß diese alle direkt in der proeltarischen Praxis stehen. Sie werden selbstverständlich in ihrem speziellen Praxisbereich weiterarbeiten. Die Strategie und Taktik, die sie verfolgen und anwenden, sowie die Agitation die sie betreiben, wird allerdings keine zufällige, individualistische sein, sondern sie werden ihre Arbeit nach zentralen, vom Standpunkt des Marxismus-Leninismus und der Mao Tse-tung Ideen entwickelten und überprüften Richtlinien bestimmen.

An dieser Stelle muß deutlich gesagt werden, daß die Teilnehmer der Grundschulungsgruppen nicht als Mitglieder zur marxistisch-leninistischen Übergangsorganisation gehören. Sie sind lediglich als sich schulende oder als Sympathisanten anzusehen. Die Teilnahme an der Grundschulung schließt keine Anerkennung der ML-Organisation ein. Erst die Behandlung der Organisationsfrage in der Grundschulung und die Praxis der ML-Organisation kann das Verhalten der Grundschulungsteilnehmer zu ihr abklären und zu Entscheidungen führen.

In den Grundschulungsgruppen arbeiten Genossen, die den Marxis­mus-Leninismus vertreten können. Diese potentiellen Kader sind zusammengefaßt in Aktivistengruppen; zu deren Aufgaben es gehört, die ideologische Vereinheitlichung und Klärung in den Grundschulungsgruppen zu gewährleisten, die Taktik der Agitation zu kontrollieren, die Propaganda zu entwickeln. Die Aktivistengruppen weiden also ebenfalls das Grundschulungsprogramm studieren, aber diese Schulung durch Heranziehung zusätzlicher Texte so gestalten, daß gewährleistet Ist, daß die in der Grundschulung auftauchenden Probleme gelöst werden und dort die richtige einheitliche Linie erarbeitet wird. Die Aktivistengruppen arbeiten die ersten Schritte einer marxistisch-leninistischen Strategie und Taktik in der Betriebs- und Stadtteilarbeit aus und setzen sie in die Praxis um. Aus den Aktivistengruppen entsteht Zentrale, die die Richtlinien für die jetzt zu lotenden Aufgaben erarbeitet.

Es müssen von der Zentrale Kommissionen eingerichtet werden für Aufgaben wie z. B. Streikanalyse, Gewerkschaftsfrage, Internationalismus etc. Ihre Untersuchungsergebnisse müssen der Zentrale vorgelegt werden. Für die Arbeit in den jeweils einzurichtenden Arbeitsgruppen werden sowohl Aktivisten wie auch sympathisierende Genossen herangezogen.

Die Kader rekrutieren sich aus den Grundschulungsgruppen. Sie werden auf Grund ihres Hervortretens innerhalb der Schulung, der ausgezeichneten Erledigung von übertragenen Aufgaben, ihrer politischen Arbeit an der Basis sowie ihrer hervorragenden Disziplin und Zuverlässigkeit von den bereits in den Grundschulungsgruppen arbeitenden Kadern vorgeschlagen und bei begründetem Vorschlag in die Aktivistengruppen aufgenommen, Damit werden sie Mitglieder der Übergangsorganisation.

Studenten, die im proletarischen Bereich arbeiten, werden in erster Linie Innerhalb der Schulungsgruppen wirken, sie werden also vor allem als Schulungskader arbeiten. Dies trifft natürlich nur auf einen sehr geringen Teil der Studenten und Intellektuellen zu. Für alle gilt als Aufgabenbereich die außerbetriebliche,Organisation und Propaganda. Studenten können grundsätzlich nicht Kader im Betrieb sein. Um aber zum proletarischen Standpunkt sich zu erziehen und von den Massen zu lernen, müssen grundsatzlich alle studentischen Genossen den vierten Teil eines Jahres in die Produktion gehen. Für alle besteht die Notwendigkeit der Grundlagenschulung innerhalb der Organisation.

Im Augenblick würde es unsere Kräfte übersteigen, wenn wir aktiv die Hochschulpolitik mitbestimmen würden. Später wird es aber auch eine Aufgabe sein, Hochschulkader zu stellen und an der Uni die proletarische Linie zu vertreten und durchzusetzen.