Vorläufige Plattform
der Aufbauorganisation für die Kommunistische Partei
Aus: Rote Presse Korrespondenz, Nr. 56/57, 2 Jhg.,
Westberlin 13.3.1970; S.1-8
I.
VORBEDINGUNGEN
1. Unsere Absicht
Die Gruppe von
Genossen, die sich nach einer Reihe gründlicher
Diskussionen, die unter dem Aspekt
der "ideologischen Vereinheitlichung" in den
grundlegenden politischen Fragen geführt werden,
zusammenschliessen, nachdem Fragen der zukünftigen
Berufstätigkeit von Studenten und der der
langfristigen politischen Verpflichtung geklärt sind,
begründet ihre politische Tätigkeit als
KPD-AUFBAUORGANISATION mit dem Ziel,eine
revolutionäre Kommunistische Partei auf nationaler
Ebene zu schaffen. Die Parteigründung setzt voraus,
daß die Organisation auf nationaler Ebene in den
proletarischen Massen verankert ist, das heißt, daß
die KPDAUFBAUORGANISATION ihren Führungsanspruch in
Massenkämpfen verwirklichen muß, indem sie die
Richtigkeit ihrer politischen Linie in den Kämpfen
selbst überprüft.
2. Die
Kritik der Studentenbewegung und die Selbstkritik
entfalten !
Ohne
gründliche Kritik der Studentenbewegung und ohne
Selbstkritik derjenigen Genossen, die jetzt den
Aufbau einer politischen Plattform in Angriff nehmen,
ist es unmöglich, über das Programm, die nächsten
Aufgaben und die organisatorischen Prinzipien in der
Phase des Aufbaus der KPD - AUFBAUORGANISATION
Einheit herzustellen. Diese Kritik und diese
Selbstkritik stehen in unmittelbarem Zusammenhang.
Der "theoretische Vorsprung", der einigen Genossen
zugestanden wurde, hätte, würde er wirklich bestehen,
einzig sich in der Anleitung der politischen Praxis
der Studentenbewegung zeigen müssen. Diesen Genossen
fehlte es jedoch an Einheit in den grundlegenden
politischen Fragen und an Entschlossenheit, aus ihren
theoretischen Einsichten die richtigen
organisatorischen Konsequenzen zu ziehen. Notwendiges
Ergebnis dieses Mangels war es, daß ideologische
Positionen innerhalb der Studentenbewegung, insoweit
sie organi -sierte Gestalt annahmen, zwar politisch
eingeordnet und kritisiert wurden, dieser Kritik aber
das entscheidende Kriterium des organisatorischen
Rückhalts fehlte, Im einzelnen wurde Kritik begrüßt,
aber sie mußte praktisch folgenlos bleiben, weil
diejenigen, die die Kritik formulierten und teilweise
zu vermassen suchten, es selbst nicht vermochten, der
Kritik organisierte Form zu geben. So war die bereits
frühzeitig erkannte ökonomistische Politik der
Basisgruppen Gegenstand dieser Kritik; innerhalb der
Auseinandersetzungen um das Konzept der
"Arbeiterkontrolle" wurden im Prinzip richr tige
Gedanken entwickelt, aber die falsche Linie der
polltischen Verallgemeinerung von
"Arbeiterkontrolle" als politischem und
organisatorischem Instrument zur Organisierung der
Arbeiterklasse blieb ohne organisierte Korrektur. In
ähnlicher Weise wurde die Wiederentdeckung der
Rätetheorie behandelt. Der grundlegende Fehler
war, die Räte sowohl unabhängig von revolutionären
Klassenauseinandersetzungen als auch losgelöst von
der Partei als selbständige Organisationsformen, auf
diverse gesellschaftliche Bereiche beliebig
übertragbar, zu verstehen. In diesem Zusammenhang muß
Selbstkritik auch hinsichtlich der schwankenden
Positionen einiger Genossen gegenüber der Pareifrage
geführt werden. Von falschen Ideen über den Charakter
der sozialistischen Revolution geleitet, wurde die
leninistische Partei umstandslos den bürgerlichen
Leitungsorganen des bürgerlichen Staates und der
Monopole gleichgesetzt. Sofern es sich nicht
überhaupt um die Rationalisierung von eingeschworenem
Antikommunismus handelte, beging man den Fehler, den
revisionistischen Verrat aus dem Organisationsprinzip
der Parteien der Komintern selbst zu erklären.
Die Kritik zielt auf
die Parteiorganisation, nicht jedoch vorrangig auf
die Politik der Partei, obwohl die nachleninschen
Parteien der Sowjet-Union und besonders der
osteuropäischen Länder demgegenüber vorrangig an
ihrer revisionistischen Politik beurteilt worden
sind. Das liegt daran, daß die Revisionismus Kritik
sich nicht eingehend mit der Organisation der Partei
beschäftigt hat; hätte die Kritik des Revisionismus
die Kritik der revisionistischen Parteiorganisationen
eingeschlossen, dann stünden wir heute nicht
vor der Schwierigkeit, die falsche Kritik an der
Partei erst beseitigen zu müssen. Daher muß
gefragt werden, warum eigentlich die
Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus durch die
KPCh mit Mao-Tsetung an der Spitze trotz der lebhaft
verbreiteten Lektüre der Werke des Vorsitzenden nicht
zu einer Revision des Vorurteils über die
Organisationsprinzipien geführt hat. Ist doch die
große Proletarische Kulturrevolution
nicht etwa die Zerschlagung eines Parteiapparates,
der schon von vornherein sich verbürokratisieren muß,
sondern vielmehr die konsequente Anwendung des
Organisationsprinzips des Demokratischen Zentralismus
auf die Partei selbst. Gegründet auf sorgfältige
Untersuchungen wurde in der Kulturrevolution das
Prinzip der Untersuchungen in beispielhafter
Weise auf die Parteiorganisation selbst angewandt.
Gestählt und von den bürgerlichen Elementen befreit
ging die KPCh aus der Massenkritik hervor, mehr in
den Massen verankert als je zuvor. Die wichtige Lehre
daraus für uns, die wir unter den Bedingungen des
Kapitalismus und nicht der Diktatur des Proletariats
arbeiten, ist: Nur wenn die Parteiorganisation sich
nicht ausnimmt von der Erprobung und Überprüfung
ihrer Form durch den Kampf, wenn sie ihre Prinzipien
auch auf sich selbst anwendet, wird es gelingen, die
Massen zu führen und anzuleiten. Durch die Korrekte
Anwendung des Prinzips der Massenkritik und durch die
organisierte Klassenanalyse wird es uns gelingen, den
Zusammenhang von Organisationen und Spontaneität
immer weiter zu entfalten.
Grundsätzlich muß
bemerkt werden, daß die Studentenbewegung ihre
Kampfformen und theoretischen Positionen mit
Begriffen interpretiert hat, deren systematischer
Zusammenhang ungeprüft und deren Herkunft aus der
Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung meist
einfach unbekannt war. Der wuchernden Rezeption
vereinzelter solcher Positionen sind Karikaturen von
Richtungskämpfen zu verdanken, in denen der
Hauptfeind bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurde.
Der rechtzeitige Aufbau einer nicht mehr
studentischen politischen Organisation, die ihr
Hauptaugenmerk auf die Organisierung des Proletariats
gerichtet hätte, wäre das Korrektiv von
Wahnvorstellungen gewesen, die bis heute in den
Köpfen von Genossen spuken. Daß dieser Schritt nicht
unternommen wurde, ist an der gegenwärtigen
politischen Situation der studentischen Linken nicht
nur in Westberlin mit aller Deutlichkeit abzulesen.
3. Wen bekämpfen, mit
wem sich vereinigen?
Nach sorgfältiger
Überprüfung von Organisationsversuchen studentischer
Genossen in Westberlin, die nach ergebnislos
verlaufenen Organisationsdebatten in
VoUversammlungen letzten Jahres die Initiative mit
der Vorstellung ergriffen, an Fabriktätigkeit
orientierte Organisationen nicht-studentischen Typus
aufzubauen, haben diejenigen Genossen, die jetzt mit
Energie den Aufbau einer politischen Plattform
betreiben, festgestellt: Unabhängigkeit vom
Vorhandensein und vom Ausmaß der politischen
Vorstellungen, unter denen die gegenwärtig
vorhandenen Organisationsversuche ihre Tätigkeit
aufgenommen haben, handelt es sich dabei überwiegend
um den organisierten Ausdruck von
Rechtsoppoftunismus (der insgesamt gefährlicheren
Seite) einerseits, Dogmatismus und "Links-"
Opportunismus andererseits, um Versuche, die, im Kern
ökonomistisch, aus der Kritik an Ideologie und Praxis
der Betriebs- und Basisgruppen nichts entscheidendes
gelernt' haben, und darum, sofern sie nicht selber
zunichte werden, von der theoretischen und
praktischen Grundlage des revolutionären Kommunismus
aus organisiert bekämpft werden müssen.
Die
"Marxisten-Leninisten Westberlins" bezeichnen sich
als Übergangsorganisation und ihre gegenwärtige
organisatorische Struktur als die einer
Sammlungsbewegung. Zwischen der praktisch gezeigten
Weigerung der "ML" in die
politischen Kämpfe Westberlins einzugreifen,
geschweige denn einen Führungsanspruch durchzusetzen,
und ihrer organisatorischen Struktur besteht
Wechselwirkung. Sie können den Primat der Politik
nicht verwirklichen, weil sie den Standpunkt der
Sammlungsbewegung nicht aufgeben wollen, sie können
den Standpunkt der Sammlungsbewegung nicht aufgeben,
weil sie mit dem Primat der Politik nicht ernst
machen wollen.
Gegenwärtig kann noch
keine revolutionäre Organisation den Anspruch
erheben, sich KPD zu nennen. Denn das Prinzip der
organisierten Klassenanalyse, die Verankerung der
künftigen Partei in den Massen, nimmt gerade erst
ihren Anfang. Die ideologische und organisatorische
Vereinheitlichung der Kommunistischen Bewegimg kann
von uns nur dann erfolgversprechend in Angriff
genommen werden, wenn wir die praktische Arbeit
aufnehmen, die Organisation konsolidieren, und auf
der Grundlage eigener politischer Erfahrungen im
Klassenkampf die Vereinheitlichung betreiben können.
Während der historisch notwendigen Periode der
Erarbeitung einer revolutionären Strategie müssen
zwischen den verschiedenen politischen Gruppierungen
marxistisch-leninistischer Ausrichtung Beziehungen
nach dem Grundsatz "Kampf-Kritik-Umgestaltung" und "Kritik-Einheit-Kritik-Einheit"
erarbeitet werden. Das gilt insbesondere für
diejenigen Kräfte, die nach einer zu frühzeitigen
Parteiproklamation jetzt davon ausgehen, daß die
notwendigen Vorbedingungen noch nicht geschaffen
sind, und die durch ihre Arbeit unter den Massen den
vorhergegangenen Irrtum korrigieren.
Der
führende Kern wird die Richtigkeit seiner Ideen nur
überprüfen können, wenn er sich in Situationen, die
bestimmte Schichten des Proletariats oder das
Proletariat als ganzes betreffen, als politisch, das
heißt aber als politisch handlungsfähige und
handelnde Avantgarde im Feuer der Massenkämpfe
erweist. Es ist deswegen notwendig, mit
Entschlossenheit eine politische Plattform zu
errichten, die von vornherein imstande ist, den
politischen Zusammenhang von Politik und Ökonomie zu
erkennen, organisatorisch auszudrücken und auf der
Grundlage des Marxismus-Leninismus und der
Mao-Tsetung-Ideen, angewandt auf die nationalen
Bedingungen des Klassen kämpf es und zusammengefaßt
in Grundlinien einer Strategie praktisch umzusetzen,
um das Proletariat und die anderen ausgebeuteten
Schichten im selben Maße, wie das Monopolkapital sie
universell niederhält, universell zu agitieren und zu
organisieren.
Beim
Aufbau dieser Plattform dürfen wir nicht in den
typisch studentischen Wahn verfallen, daß wir uns
selbst als das Jahr 1 der revolutionären Geschichte
setzen, mit uns selbst den Beginn einer neuen
historischen Epoche proklamieren. Kommunisten haben
die Pflicht, ständig die Bewegungen der Klasse zu
verfolgen, denn nur aus der konkreten Analyse einer
konkreten Situation sind sie mit Hilfe der
revolutionären Theorie des Marxismus Leninismus
fähig, die Lage der Massen einzuschätzen. Die
Bereitschaft der Massen, den Klassenkampf zu
verschärfen, kann und darf nur im Zusammenhang mit
der Parteiorganisation und dem Grad ihrer
Verschmelzung mit den Massen gesehen werden. Deswegen
müssen diejenigen Aktionen und Organisationsformen
revolutionärer Kommunisten, die in bestimmten
Regionen der Bundesrepublik die Kämpfe anleiten,
sorgfältig studiert werden, um gegebenenfalls, von
der Ebene der konsolidierten Organisation aus, auf
der Grundlage eigener praktischer Erfahrung im
Klassenkampf die Frage des Bündnisses hinsichtlich
der Vereinigung zu lösen.
4.
Den Proletarischen Internationalismus verwirklichen!
Die
Kommunistische Bewegung ist ihrem Wesen nach
international, die Klassenkämpfe sind der Form nach
national, ihrem Inhalt nach international. In der
gegenwärtigen geschichtlichen Epoche, in der der
Imperialismus seiner totalen Niederlage und der
Sozialismus seinem weltweiten Sieg entgegengeht, ist
das Zentrum der globalen Widersprüche und das Zentrum
der politischen Kämpfe in der Welt nicht
unveränderlich, sondern verschiebt sich mit den
Veränderungen im internationalen Kampf und in der
revolutionären Situation. Deshalb muß eine
revolutionäre Kommunistische Organisation "die
gegenseitige Annäherung der Proletarier und
werktätigen Massen aller Nationen und Länder zum
gemeinsamen revolutionären Kampf" anstreben. (Lenin,
Thesen zum H. Kongreß der KOMINTERN). Somit stellt
sich für uns die Aufgabe, im Kampf für die
Beseitigung der Diktatur der Bougeoisie und für die
Errichtung der Diktatur des Proletariats eine
Strategie zur Niederwerfung des international
organisierten Kapitals zu entwickeln und die damit
verbundenen organisatorischen Konsequenzen zu ziehen.
Wir gehen daher davon aus, daß es die Aufgabe beim
Aufbau der Kommunistischen Partei des Proletariats
ist, die Arbeiterklasse bei der Entwicklung einer
Strategie des internationalen Klassenkampfes zu
unterstützen. "In demMaße, wie die Arbeiterklasse die
unversöhnliche Gegensätzlichkeit ihrer Interessen zu
dem gesamten politischen System des Imperialismus
erkennt, rückt der Sieg über den Imperialismus näher,
der die nationale Unterdrückung und die Versklavung
der ungeheuren Mehrheit der Bevölkerung des Erdballs
durch eine verschwindende Minderheit der reichsten
fortgeschrittenen kapitalistischen Länder" aufhebt
(Lenin, ebd.). Dazu ist es notwendig, daß wir
-
die praktische Solidarität, die von den kämpfenden
Volksmassen in den kolonialen und halbkolonialen
Ländern seit Jahrzehnten mit dem Proletariat der
fortgeschrittenen kapitalistischen Länder geübt
wird, propagandistisch hervorheben und als Teil des
internationalen Kampfes gegen den Imperialismus
bewußt machen; durch die Propagierung der Beispiele
erfolgreicher antiimperialistischer Kämpfe,
besonders der vietnamesischen Revolution, stärken
wir die moralische Kampfbereitschaft der
Arbeiterklasse;
-
die Klassenkämpfe des Proletariats in den
europäischen kapitalistischen Ländern propagieren,
die Erfolge dieser Kämpfe herausstellen, die
Organisationsformen der Arbeiter schildern und die
Methoden angeben, mit denen die revolutionären
Arbeiter den Marxismus-Leninismus und die Mao-
Tsetung-Ideen erfolgreich auf ihre Verhältnisse
anwenden;
-
die Verbindung zwischen den Arbeitern
multinationaler Konzerne und der verschiedenen
Länder herstellen, um gemeinsame Kampfaktionen,
Soli-daritäts- und Unterstützungsaktionen
durchzuführen, die beispielhaften Charakter für die
Arbeiterklasse in allen kapitalistischen Ländern
besitzen.
II.
AUFBAU, NÄCHSTE AUFGABEN UND ORGANISATORISCHE
PRINZIPIEN
5.
Einige wichtige Fragen
Bis zur
Inangriffnahme unserer praktischen Tätigkeit muß über
folgende Themen gearbeitet werden (was
selbstverständlich nicht bedeutet, daß die
KPD-AUFBAUORGANISATION ihre politische Tätigkeit erst
nach vollständiger umfassender Klärung aller offenen
Fragen beginnen soll):
-
Objektive
Entwicklungstendenzen des Monopolkapitals und
Staatsapparats -Diktatur des Proletariats nach
unserer Revolution und Diktatur des Proletariats
in der DDR
-
Proletarischer
Internationalismus
-
Gewerkschaften.
Die
Notwendigkeit der Behandlung dieser Fragen leitet
sich daraus ab, daß sie wesentlicher Bestandteil
nicht nur der Strategie der zukünftigen Organisation
sind, sondern ebenso sehr ihre Organisationsform
bestimmen werden. Die Bearbeitung dieser Themen wird
nicht an einem bestimmten Punkt als abgeschlossen
betrachtet werden können (z.B. ist es offensichtlich,
daß unsere internationalistische Arbeit von den
Veränderungen im internationalen Kräfteverhältnis
zwischen Sozialismus und Imperialismus, von den
Klassenkämpfen in der Welt und von den Taktiken der
Konterrevolution bestimmt sein wird, was, alles
zusammengenommen, uns ständig mit neuen Situationen
konfrontiert). Vielmehr sollen die Genossen der
KPD-AUFBAUORGANISATION eine globale und richtige
Einstellung in den Grundfragen der kommunistischen
Weltbewegung erlangen und imstande sein,
nichtopportunistisch zu argumentieren und über die
Ziele der KPD-AUFBAUORGANISATION Auskunft zu geben.
Wir'gehen davon aus, daß wir in jener Epoche leben,
in weleher der Imperialismus seinem totalen
Zusammenbruch und der Sozialismus seinem weltweiten
Sieg entgegengehen. Würden wir eine nur scheinba -re
Einheit in diesen und anderen wesentlichen Fragen
voraussetzen, dann wäre es nicht ausgeschlossen, daß.
dies über kurz oder lang zu einem uneinheitlichen
Vorgehen der Mitglieder der KPD-AUFBAUORGANISATION
und der Möglichkeit des organisatorischen
Auseinanderfallens führen würde. Zur Durchführung der
o. g. nächsten Aufgaben gilt folgende
organisatorische Regelung: Ein Fragenkatalog zu den
genannten Themen setzt Prioritäten für die
durchzuführende wissenschaftliche Bearbeitung und
gibt gleichzeitig an, innerhalb welchen Zeitraums
Ergebnisse vorliegen sollen. Prioritäten und Termine
werden gesetzt, um eine unendliche assoziative
"Problematisierung" zu verhindern. Arbeitskollektive
mit besonderem Auftrag werden gebildet, und verbürgen
sich für eine strikte Einhaltung der politischen
Prioritäten und Terminpläne. Ihnen wird die
Verpflichtung auferlegt, Protokolle ihrer Sitzungen,
Zwischenberichte, Berichte über ihre Schwierigkeiten
bei der Arbeit sowie einen Abschlußbericht
anzufertigen und dem Plenum vorzulegen.
6.
Demokratischer Zentralismus in der Aufbauphase der
KPD -AUFBAUORGANISATION
Die
organisatorischen Prinzipien einer revolutionären
Kommunistischen Partei sind am klarsten im Statut der
Kommunistischen Partei Chinas niedergelegt. Unter
Kapital HI, Artikel 5, ist folgendes ausgeführt: Das
organisatorische Prinzip der Partei ist der
Demokratische Zentralismus. Die leitenden
Parteiorgane aller Ebenen werden durch demokratische
Konsultationen gewählt.
Die
gesamte Partei muß sich der einheitlichen Disziplin
fügen: Unterordnung der Minderheit unter die
Mehrheit, Unterordnung der unteren Ebenen unter die
höheren, Unterordnung der gesamten Partei unter das
Zentralkomitee.
Die
leitenden Parteiorgane aller Ebenen haben regelmäßig
den Parteitagen beziehungsweise den
Mitgliederversammlungen über ihre Tätigkeit zu
berichten, ständig den Meinungen der Massen
innerhalb und außerhalb Gehör zu schenken und sich
unter ihre Kontrolle zu stellen. Die Parteimitglieder
sind berechtigt, Kritik an den Parteiorganisationen
sowie an den leitenden Funktionären aller Ebenen zu
üben und ihnen Vorschläge zu unterbreiten. Wenn ein
Parteimitglied eine andere Meinung zu den Beschlüssen
oder Weisungen der Parteiorganisation hat, ist ihm
erlaubt, seine Meinung beizubehalten, und es steht
ihm das Recht zu, sich direkt an jedes höhere Organ
bis zum Zentralkommitee und Vorsitzenden des
Zentralkomitees zu wenden. Es muß eine politische
Situation geschaffen werden, in der beides, sowohl
Zentralismus als auch Demokratie, sowohl Disziplin
als auch Freiheit, sowohl einheitlicher Wille als
auch persönliches Behagen und vitale Regsamkeit,
vereint sind.
Da es
sich bei der KPCh um eine konsolidierte, die
Staatsmacht fest in den Händen haltende Partei
handelt, kann die Demokratie innerhalb der Partei
sehr groß sein. Dies drückt sich zum Beispiel darin
aus, daß einem Mitglied mit abweichender Meinung das
Recht zur Beibehaltung dieser Meinung zugestanden
wird und ihm erlaubt ist, sogleich sich an das
höchste Leitungsgremium zu wenden. Zwar wird dies im
allgemeinen nicht der Fall sein, und das Mitglied mit
abweichender Meinung wird diese zunächst den Genossen
seiner Grundeinheit vortragen. Hingegen sieht das
Statut der Unione dei communisti italiani
(marxisti-leninisti) diesen Weg vor: abweichende
Meinungen müssen zunächst in der Grundeinheit
diskutiert, sodann - beim Fortbestehen von
Widersprüchen - vom Leiter der Grundeinheit dem
Leiter der nächsthöheren Ebene vorgetragen werden,
und so weiter. Obwohl hier die Gefahr der
Manipulation nicht von vornherein ausgeschlossen
werden kann, schlagen wir dennoch das UNIONE-Prinzip
vor. In einer Phase nämlich, wo zum Teil noch
Ungewohntheit in der Handhabung des Demokratischen
Zentralismus vorhanden ist, kommt es darauf an, daß
die Prinzipien des Demokratischen Zentralismus auf
allen Ebenen ständig erprobt und eingeübt werden. Es
wäre schlecht, wenn jedes Mitglied mit abweichender
Meinung sofort das höchste Gremium aufsuchte und die
dazwischenliegenden Ebenen überginge. Dies könnte
leicht dazu führen, daß das höchste Gremium in die
Rolle einer Beschwerde- und Schlichtungsinstanz
gedrängt würde, und die auftretenden Widersprüche an
der Basis nicht der gesamten Organisation bekannt
würden. Dieses einzelne Beispiel weist uns darauf
hin, daß die Prinzipien des Demokratischen
Zentralismus unter den besonderen Bedingungen einer
Organisation in der Aufbauphase angewandt und jeweils
auf die Möglichkeit ihrer Vollendung hin überprüft
werden müssen. Was bedeutet dies weiterhin?
Die Phase des Aufbaus unserer Organisation ist
dadurch gekennzeichnet, daß die Prinzipien des
Demokratischen Zentralismus erstmals kennengelernt,
angewandt, eingeübt und immer besser befolgt werden,
daß die organisatorischen Beziehungen innerhalb der
KPD-AUFBAUORGANISATION immer mehr den Charakter einer
Partei annehmen müssen, in der sowohl Zentralismus
als auch Demokratie, sowohl Disziplin als auch
Freiheit vorherrschen.
Das
Verhältnis von führendem Kern und Mitgliedern der
Organisation sowie das Verhältnis der Organisation zu
den Massen ist in der Aufbauphase folgendermaßen
bestimmt: Einerseits handelt es sich darum, die
Organisation den Massen als führenden Kern der
Bewegung bekanntzumachen, ihre politischen und
organisatorischen Prinzipien zu erläutern, das
Vertrauen der Massen zu gewinnen und die Massen zu
organisieren und anzuleiten. Andererseits kann die
Organisation nicht führender Kern sich selbst
gegenüber sein, sondern es ist notwendig, daß
innerhalb der Organisation ein führender Kern gewählt
wird. Es geht nicht, daß das Plenum sich als
führender Kern begreift, und es geht auch nicht, daß
mehrere führende Kerne sich bilden (dies wäre die
Theorie von vielen Zentren, das heißt gar keinem
Zentrum.) Das bedeutet andererseits nicht, daß der
einmal gewählte führende Kern es für immer bleiben
wird; es geht lediglich darum dieses wesentliche
Prinzip des Demokratischen Zentralismus
kennenzulernen, indem man es anwendet und einübt.
7.
Welches sind die Grundeinheiten der
KPD-AUFBAUORGANISATION?
Die
Grundeinheiten der KPD-AUFBAUORGANISATION sind die
Zellen. Der Aufbau der Zellen erfolgt nach der
Festsetzung der Prioritäten, nach politisch
bestimmten Schwerpunkten. Dies bedeutet: Es ist
notwendig, zuerst die Zellen in den Betrieben und in
den Stadtteilen aufzubauen.
Es ist
weiter notwendig, die Zellen in den Überbau-
Institutionen aufzubauen.
Die
Zelle besteht nur aus Mitgliedern der
KPD-AUFBAUORGANISATION. Jedes Mitglied der
KPD-AUFBAUORGANISATION muß an der zentralen Schulung
teilgenommen haben.
7.1
Aufbau von Zellen in den Betrieben
Vorrangiges Ziel der KPD-AUFBAUORGANISATION ist der
Aufbau von Fabrikzellen. In ausgewählte Westberliner
Fabriken entsendet die KPD-AUFBAUORGANISATION
Untersuchungsgruppen, deren erste Schritte darin
bestehen, zu überprüfen, ob die Bedingungen zur
Aufnahme einer Untersuchungstäügkeit mit Hilfe der
Klassenanalyse günstig sind oder nicht. Da die
Bewegung es in letzter Zeit ausgezeichnet verstanden
hat, über ihre nächsten Vorhaben detailliert die
Öffentlichkeit zu informieren, können wir nicht mehr
davon ausgehen, daß es uns in jedem Falle möglich
ist, in den relevanten Abteilungen eines Betriebes
bzw. in den relevanten Betrieben eines Konzerns
solche Zellen aufzubauen. Die Relevanz von
Abteilungen bzw. Betrieben mißt sich nach ihrer
schichtenmäßigen bzw. arbeitsprozeßorientierten
Homogenität und evtl. schon eingeholten Informationen
über den Grad des Bewußtseins der Arbeiter dieser
Abteilung bzw. dieses Betriebes. Die
Untersuchungsgruppe hat die Aufgabe, durch persönlich
zu führende Ermittlungsgespräche Voruntersuchungen zu
führen. Aus den Ergebnissen solcher Gespräche ist zu
entnehmen, welche Arbeiter die Ausbeutung am
stärksten erfahren und evtl. bereits kritisches, bloß
gegen den einzelnen Kapitalisten gerichtetes, in
politisches, also gegen den Kapitalisten als Glied
der die Ausbeutung organisierenden herrschenden
Klasse gerichtetes Bewußtsein verwandelt haben. Mit
diesen Arbeitern ist die Zelle aufzubauen, wenn sie
Mitglieder der KPD-AUFBAUORGANISATION geworden sind.
Weitere Aufgaben der Zelle, deren Arbeit die der
Untersuchungsgruppe schrittweise ablöst, was
ausschließlich die Mitglieder der Gruppe, nicht
jedoch die Methode der Untersuchung betrifft! - ist
es, weitere Mitglieder der Zelle und damit der
KPD-AUFBAUORGANISATION zu schaffen. Im Fortgang der
Untersuchungen werden Sympathisanten erkennbar, ihnen
sind die Ziele der Organisation zu erklären und in
praktischen Schritten zu verdeutlichen. Es ist damit
eindeutig, daß es nicht Aufgabe der
Untersuchungsgruppe bzw. der Zelle sein kann,
Sympathisanten in Zirkeln zusammenzufassen. (Solange
die Frage der betrieblichen und überbetrieblichen
bzw. außerbetrieblichen Massenorganisation nicht
geklärt ist, kann über den organisatorischen Status
der Sympathisanten nichts ausgesagt werden.) Die
Heranbildung der Arbeiterkader wird durch eine
zentral erarbeitete und kontrollierte, jedoch
durchgeführte Arbeiterschulung beschleunigt. Das
Eingreifen in bestehende und untersuchte Konflikte
wird nur mit den richtigen Schritten durchgeführt
werden können, wenn die Arbeiterkader die politischen
Ziele der KPD-AUFBAUORGANISATION mit den konkreten
Erfordernissen des Fabrikenkampfes verbinden können.
Dafür schafft die Arbeiterschulung erst eine
Voraussetzung. Für das Aufnehmen und die Entwicklung
von Konflikten müssen folgende Prinzipien beachtet
werden:
a. Die
Kämpfe müssen das Proletariat vereinigen, das
Besondere muß als Element des Allgemeinen erkannt
sein (Das schließt z.B. aus, berufsständische und
damit egoistische Forderungen einer bestimmten Grppe
von Arbeitern aufzunehmen und zum Inhalt des
Konflikts zu machen.)
b. Die
Kämpfe müssen so geführt werden, daß sie im Rahmen
der gegebenen historischen Möglichkeiten Ergebnisse
bringen, die einerseits in der Lage sind, die
materielle Lebenslage des Proletariats zu verbessern,
andererseits den Kampf auf immer höherem Niveau
ermöglichen. Bei der Bestimmung der Kämpfe darf darum
nicht prinzipiell davon ausgegangen werden, daß
Niederlagen als Rückschläge bzw. Erfolge als Siege
gewertet werden müssen. Das heißt nicht, die
Tagesinteressen der Arbeiterklasse gering achten, im
Gegenteil: die Bedürfnisse der Massen auf ein immer
höheres Niveau zu heben, das ist unsere Aufgabe. Dies
geschieht, indem im Kampf auch um die Verwirklichung
der Tagesinteressen gezeigt wird, wie unsicher
materielle Erfolge sind, solange die Kapitalisten sie
jederzeit wieder zurücknehmen können; vielmehr muß
deutlich gemacht werden, daß nur der Sozialismus die
Lage der unterdrückten und ausgebeuteten Massen heben
wird und so eine nie gekannte Stufe der menschlichen
Kultur erreichen wird. Auf diese Weise muß es zum
dringendsten Bedürfniss der Massen gemacht werden,
die Diktatur der Bourgeoisie zu zerschlagen und die
Diktatur des Proletariats zu errichten.
7. 2
Aufbau von Zellen in den Stadtteilen
Nicht
nur in der Fabrik, sondern in allen Bereichen müssen
die Kommunisten mit den proletarischen Massen
verbunden sein. Deshalb ist der Aufbau von
Stadtteilzellen von entscheidender Bedeutung. In der
Aufbauphase der Kommunistischen Organisation bedeutet
die Aufnahme von Stadtteilarbeit nicht
Wiederbelebung proletarischer Kultur, sondern
Entfaltung von Agitation und Propaganda zur
Vorbereitung von Massenaktionen des Proletariats und
der mit ihm verbündeten Schichten des
Kleinbürgertums. Ziel der Massenaktionen ist es, alle
sozialen Bereiche der Region in die revolutionäre
Entwicklung der Klassenkämpfe einzubeziehen. Erste
Voraussetzung für die Gründung von Propagandatrupps,
die die Untersuchungen führen müssen, ist der Aufbau
eines Zentralen Agitations- und Propagandaapparates.
Die
wichtigsten Bereiche der revolutionären Massenarbeit
sind:
a.
Kampf gegen den Klassencharakter des
Gesundheitswesens - Errichtung von
Medizinerkollektiven zur kostenlosen Behandlung,
Organisierung der linken Ärzte und Krankenschwestern
in den Krankenhäusern, Gesundheitsämtern und
Fürsorgestellen;
b. Allgemeiner Kampf gegen die Sozialbürokratie;
c. Errichtung von proletarischen Kindergärten;
d. Eröffnung einer juristischen Beratungsstelle;
e. Kampf gegen Mieterhöhung (allgemeine Kampagne
gegen die Wohnverhält nisse in Westberliner
Arbeitervierteln);
f. Kampf gegen allgemeine Preiserhöhung
(Kohlenkrise).
Aufgabe
der Agitation und Propaganda in den genannten Punkten
ist es, von Anfang an den unterdrückten Massen die
politischen Ziele der Kommunisten zu verdeutlichen.
"Gleichzeitig müssen die Genossen eine systematische
Propaganda entfalten, die den Zwangscharakter der
staatlichen Institutionen im Kapitalismus aufzeigt.
Sie müssen den Arbeitern die Funktion der Gerichte
erklären, allgemein müssen sie die Notwendigkeit
begründen, den kapitalistischen Staatsapparat zu
zerschlagen. An ihnen liegt es, die Forderung nach
der Diktatur des Proletariats den Arbeitern
begreiflich zu machen, sinnlich vor Augen zu führen".
(Thesen, Rote Hilfe)
In
entfalteten Kämpfen stellt die organisatorische
Verbindung von Stadtteilzellen und Fabrikzellen die
wichtigste Voraussetzung für die Vereinheitlichung
und Ausweitung der Massenkämpfe dar.
Die
Etappen des Aufbaus der Stadtteilzellen sind:
Am
Anfang der Arbeit müssen die kommunistischen
Propagandatrupps Voruntersuchungen führen, in welchen
Stadtteilen oder Regionen die Proletariermassen und
die anderen unterdrückten Schichten den Repressionen
des Staatsapparates und seiner sozialen Institutionen
in einem besonderen Maße ausgesetzt sind. Dazu sind
Ermittlungsgespräche zu führen (vgl. "Marx
istisch-Leninistische Untersuchungen"). Zur
Vorbereitung von Kampagnen und Massenaktionen sind
mit denjenigen, die offen mit den Kommunisten
sympathisieren, Arbeiterassoziationen und
Kampfkomitees zu bilden. Die Propagandatrupps haben
öffentliche Versammlungen zu organisieren. "Die
Meinungen der Massen sammeln und konzentrieren, sie
wieder in die Massen hineintragen, damit sie
konsequent verwirklicht werden, wodurch sich die
richtigen Ansichten der Führung herausbilden" (Mao).
Innerhalb der Kampfkomitees werden sich besonders
aktive Arbeitergruppen herausbilden. Die Vertreter
der besonders aktiven Gruppen werden nach Erfüllung
der genannten Kriterien als Mitglieder in die
KPD-AUFBAUORGANISATION aufgenommen. Schrittweise
werden sie die Agitations- und Propagandaaufgaben der
Untersuchungsgruppe übernehmen und schließlich die
Stadtteilzelle bilden. Jede Stadtteilzelle bildet in
ihrer Region einen Roten Stützpunkt.
Wir
betonen , daß die Existenz einer Kommunistischen
Partei oder einer ihrer Vorläufer
Arbeiterassoziationen auf Konzernebene und, wie hier
beschrieben, auf Stadtteil- oder Regionen Ebene,
nicht ausschließt. Allerdings sind diese nicht
getrennt zu sehen von der Tätigkeit der Partei; die
Partei leitet diese Assoziationen an.
7. 3
Zellen an den Universitäten und Hochschulen
Falsch
ist es, die bestehenden Roten Zellen als "arbeitende
Gruppen" mit ihren spezifischen universitären
Teilerfahrungen, falschen Verallgemeinerungen aus
beengter oder vollständig fehlender politischer
Praxis, berufstypischer Forderungen usw. der
KPD-AUFBAUORGANISATION einfach anzugliedern. Einzelne
Genossen hingegen - und das ist der richtige Weg
gegenüber der Mehrzahl der Roten Zellen - müssen über
ihre Erfahrungen befragt werden, sie müssen
Mitglieder der KPD-AUFBAUORGANISATION werden, nicht
als Abgesandte der Roten Zellen, sondern als
Kommunisten, die die Linie der KPD-AUFBAUORGANISATION
in den wichtigen Roten Zellen vertreten und neue
Mitglieder der KPD-AUFBAUORGANISATION schaffen.Sie
müssen die Intellektuellen, die sich in Roten Zellen
organisiert haben, auf ihre Aufgabe in den
Klassenkämpfen vorbereiten - Gründung der Roten Hilfe
Organisation des Volkes, Gründung eines
revolutionären Jugendverbandes. Sie haben die
Aufgabe, Bedingungen der Zentralisierung und
Vereinheitlichung der wichtigen Roten Zellen zum
Zweck der Errichtung einer universitären
Massenorganisation zu prüfen. Sie müssen ferner
darauf hinarbeiten, die Massenarbeit, die in der
letzten Zeit nur noch auf Instituts- und
Fakultätsebene geleistet worden ist, auf
gesamtuniversitärer Ebene wieder zu intensivieren.
Für die KPD-AUFBAUORGANISATION gilt, daß sie in den
Roten Zellen alle Anstrengungen unterstützt,die
darauf abzielen , gegenüber syndikalistischen
Tendenzen den Hochschulkampf als Teil des Kampfes
gegen den Staatsapparat und als Teil des
antiimperialistischen Kampfes zu führen, das heißt
auch im Hochschulkampf die Politik an die erste
Stelle zu setzen.
8.
Die Oberste Einheit der KPD-AUFBAUORGANISATION
Die
Oberste Einheit ist das Zentrale Delegiertenkomitee
und zwischen seinen Tagungen das von ihm gewählte
Politische Sekretariat. Ihm sind die Zellen als
unterste Einheiten der Organisation verantwortlich.
Es hat die Aufgabe/ die KPD-AUFBAUORGANISATION nach
außen zu vertreten. Innerhalb der KPD
-AUFBAUORGANISATION bildet es den führenden Kern. Die
Untersuchungen müssen vom Politischen Sekretariat
unter Kontrolle des Zentralen Delegiertenkomitees
systematisiert und verallgemeinert werden. Dabei muß
aus dem Besonderen das Allgemeine herausgearbeitet
und wieder in die Zellen zurüchgetragen werden. Die
Mitglieder des Politischen Sekretariats sind
verpflichtet, selbst in die Untersuchungsgruppen und
in die mit bestimmten Auftragen versehenen Kollektive
zu gehen, sich an der Arbeit zu beteiligen und sie zu
kontrollieren. Das Politische Sekretariat besteht aus
5 Mitgliedern. Es trifft seihe Entscheidungen nach
dem Prinzip des Demokratischen Zentralismus:
Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit;
Enthaltungen bei Abstimmungen sind nicht zulässig.
Die
Tagungen des Zentralen Delegiertenkomitees werden vom
Politischen Sekretariat einberufen. Das Politische
Sekretariat übt zwischen den Tagungen des Zentralen
Delegiertenkomitees die Funktionen und Befugnisse des
Zentralen Delegiertenkomitees aus. Die Delegierten
werden von den Untersuchungsgruppen bzw. den Zellen
und den mit besonderen Aufgaben versehenen
Arbeitskollektiven gewählt. Jeder Delegierte ist
verpflichtet, die Arbeitsberichte vorzutragen,
wahrheitsgetreu zu berichten und nichts zu
beschönigen. Tauchen in einer Grundorganisation
(Untersuchungsgruppe bzw. Zelle) Differenzen auf, so
müssen sie unverzüglich auf den Tagungen des
Zentralen Delegiertenkomitees vorgetragen werden. In
der ersten Aufbauphase wird das Politische
Sekretariat aus dem zur Zeit bestehenden Plenum
gewählt.
9.
Schulung
Die
Schulung hat die Aufgabe, die Mitglieder in erster
Linie zu Kommunisten zu erziehen und sie in die Lage
zu versetzen, die spezifischen Probleme des
jeweiligen Untersuchungs- und Aktionsfeldes zu
meistern. Vorerst gehen wir davon aus: Es gibt eine
Schulung der Intellektuellen, aber es muß auch eine
Arbeiterschulung, zuletzt eine allgemeine Schulung
entwickelt werden. Wir streben danach, eine
einheitliche Schulung zu haben, was nicht
ausschließt, daß Mitglieder der Universitäten eine
besondere Form der Schulung erhalten, die dem Abbau
studentischer Denk- und Verhaltenweisen gewidmet ist.
Die allgemeine zentrale Schulung in der Phase des
Aufbaus ist unterschieden von den Aufgaben einer
später zu gründenden Parteischule. Diese hat die
Aufgabe, gute Funktionäre für besondere Aufgaben
auszubilden und zu erziehen.
10.
Arbeitsstil
Für
alle Mitglieder der KPD-AUFBAUORGANISATION ist die
Arbeit in einer Untersuchungsgruppe verpflichtend.
Zur Durchführung der Arbeit ist auf den verschiedenen
Ebenen (Zellen, Untersuchungsgruppen, Zentrales
Delegiertenkomitee, Politisches Sekretariat) eine
straffe Disziplin notwendig. Es wird als
selbstverständlich vorausgesetzt, daß die Einhaltung
der Disziplin auf dem Prinzip der absoluten
Freiwilligkeit und politischen Bewußtheit geschieht.
Dies ist jedoch nicht gleichbedeutend damit, daß jede
Disziplinlosigkeit mit dem Hinweis entschuldigt wird,
sie könne nur als Ausdruck von Zweifeln an der
Richtigkeit der politischen Linie angesehen werden.
Zweifel müssen organisiert, d.h. unter Wahrung der
Prinzipien des Demokratischen Zentralismus
vorgetragen und beseitigt werden.
Damit
auf jeder Ebene ein guter-Arbeitsstil herrsche, ist
von jedem Genossen äußerste Pünktlichkeit,
vollständige Erfüllung der ihm gestellten Aufgaben, ,
Einhaltung jeder eingegangenen Verpflichtung
notwendig. In der Phase des Aufbaus haben wir zu
berücksichtigen, daß eine wirksame Kontrolle über den
Arbeitsstil - vorrangig in in den Grundorganisationen
zu leisten durch gegenseitige Kontrolle der
Mitglieder - von uns allen noch nicht in einer auf
dem Prinzip des Demokratischen Zentralismus
aufbauenden Organisation eingeübt worden ist. Deshalb
werden wir in der Phase des Aufbaus verstärkt dafür
sorgen müs sen, daß wir uns gegenseitig beim Erlernen
des guten Arbeitsstils solidarisch anleiten und
unterstützen.
Welches
sind die Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines
guten Arbeitsstils, und wie können wir sie
überwinden?
Erstens gibt es Schwierigkeiten bei der
Einhaltung von Terminen. Das liegt daran, daß der
studentische Arbeits stil und überhaupt die Formen
des bohemienhaften Lebens noch nicht überwunden sind.
Die Methode der Berichtigung ist: Von der politischen
Notwendigkeit her, den vom kapitalistischen
Produktionsprozeß bedingten Lebensum-ständen des
Proletariats vollständig Rechnung zu tragen, die
Pünktlichkeit einzuführen.
Zweitens gibt es sogenannte
Arbeitsschwierigkeiten bei der Abfassung von
Papieren, Flugblättern usw. Die Methode der
Berichtigung ist: Man muß erstens erklären, daß diese
sog. Arbeitsschwierigkeiten in einer bestimmten Phase
der Studentenbewegung in Mode waren und muß die
dahinterstehende Ideologie bekämpfen. Weiter ist
darauf zu achten, daß diese Arbeitsschwierigkeiten
oft Ausdruck der Unfähigkeit oder des Zögerns sind,
sich für eine richtige Politik auch mit allen Mitteln
einzusetzen. Hier muß man geduldig die Politik
erklären und eine eindeutige Entscheidung verlangen.
Drittens gibt es die Erscheinung, daß Genossen
den Gegner taktisch geringschätzen, was sich darin
äußert, daß sie mit Informationen jeder Art,
Papieren, Dokumenten usw. sorglos umgehen. Die
Methode der Berichtigung ist: Man muß mit den
Genossen Gespräche über die Taktiken der
Konterrevolution
führen und ihnen verdeutlichen, daß diese unsere
Anstrengungen ernst nimmt und zu verhindern trachtet.
Dabei greift der Feind zu folgenden Methoden:
Bespitzelung, Abhören, Einschleusung von Agenten,
Entlassungen aus Betrieben, Hausdurchsuchungen,
Gerüchte in Umlauf setzen, Korruptionsversuche,
Erpressung usw. Von daher müssen die Genossen
einsehen, daß Beschlüsse unbedingt eingehalten werden
müssen, die sich auf die Nichtweitergabe von Papieren
und sonstigen Informationen an Dritte beziehen. Wo
Geheimhaltung beschlossen wurde, ist sie unter allen
Umständen einzuhalten.
Viertens gibt es die Erscheinung, daß Genossen im
Ganzen unkonzentriert, fahrig und nachlässig
arbeiten. Obwohl in manchen Fällen das bohemienhafte
studentische Leben die Ursache dafür ist, darf man
nicht übersehen, daß es andere persönliche
Lebensverhältnisse sind, in denen dieses Verhalten
begründet ist, z. B. unzumutbare Wohnverhältnisse,
eine schlechte politische Atmosphäre in einer
Wohngemeinschaft, finanzielle Lasten oder
Schwierigkeiten im Verhältniss zu einer oder mehreren
Personen. Die Methode der Berichtigung ist: Ein oder
zwei Genossen der Grundeinheit müssen ein
persönliches Ermittlungsgespräch führen und dem
Genossen mit schlechtem Arbeitsstil in solidarischer
Hilfe bei der Beseitigung der Ursachen beistehen.
Hierbei sollte es sich um erfahrene Genossen handeln,
die an konkreten Beispielen zeigen können, wie man
diese Schwierigkeiten überwindet.
Kritik und Selbstkritik zur Erreichung eines guten
Arbeitsstils
Generell ist darauf zu achten, daß Kritik und
Selbstkritik unter ideologischen und politischen
Aspekten geführt wird, daß sie begriffen wird als
Waffe, die Einheit und Kampffähigkeit der
Organisation zu steigern, um den Sieg zu erringen.
Dies gilt auch für Kritik und Selbstkritik des
Arbeitsstils. Der gute Arbeitsstil muß von der
Politik hergeleitet und begründet werden. Der gute
Arbeitsstil ist kein abstraktes Prinzip; dies wird am
besten dann deutlich, wenn man die bevorstehenden
Schwierigkeiten im Klassenkampf sich vergegen
wärtigt, sie bis ins Einzelne bespricht, und so zur
Einsicht in die Disziplin gelangt. Kritik und
Selbstkritik im Hinblick auf die Errichtung eines
guten Arbeitsstils ist also, wie Kritik und
Selbstkritik in anderen Fällen, eine Waffe zur
Festigung der Organisation und zur Stärkung der
Kamofähigkeit der Organisation. Es muß deshalb
unbedingt vermieden werden, daß Kritik die Form
persönlicher Angriffe annimmt und im Ergebnis nicht
nur einzelne Mitglieder, sondern die ganze
Organisation dadurch Schaden nimmt.Die Methode der
Berichtigung dieses Fehlers: Man muß den Mitgliedern
begreiflich machen, daß Kritik den Zweck hat, die
Kampffähigkeit der Organisation zu steigern, um den
Sieg im Klassenkampf zu erringen, und nicht als
Werkzeug für pesönliche Angriffe benutzt werden darf.
Darüber
hinaus kommt folgender Fehler häufig vor: Einige
Genossen richten, wenn sie Kritik üben, ihre
Aufmerksamkeit nicht auf die Hauptsache, sondern nur
auf die Nebenumstände. Sie begreifen nicht, daß es
Hauptaufgabe der Kritik ist, auf politische und
organisatorische Fehler hinzuweisen. Persönliche
Mähgel sollen, wenn sie nicht mit politischen oder
organisatorischen Fehlern verbunden sind, nicht allzu
viel getadelt werden, damit die Genossen nicht in
Verlegenheit geraten. Die Methode der Berichtigung
ist: Die Hauptsache ist, die Mitglieder so zu
erziehen, daß ihr Denken und das Leben innerhalb der
Organisation von einem politischen und
wissenschaftlichen Geist durchdrungen sind. Die
Kritik muß immer den politischen Aspekt betonen. Vor
allem von der Ideologie her ist Kritik zu üben, sind
die verschiedenen Erscheinungsweisen eines schlechten
Arbeitsstils zu beseitigen, wie Individualismus,
Subjektivismus, Passivität und Lässigkeit,
Nichtbeachtung der organisatorischen Disziplin.
Diese Verhaltensweisen haben ihren gesellschaftlichen
Ursprung in der kleinbürgerlichen und bürgerlichen
Ideologie; das ist bei der Erziehungsarbeit zu
beachten. Der in den Grundeinheiten ständig zu
lesende Artikel ist der "Gegen den Liberalismus".
Die
Wirksamkeit der Methoden bei der Berichtigung »on
Fehlern im Arbeitsstil vorausgesetzt, wird es anfangs
sehr große Schwierigkeiten geben, wenn wir uns zur
kommunistischen Disziplin erziehen. Um eine wirksame
Erziehungsarbeit zu gewährleisten, sind die Aufgaben,
die die Arbeit verläßlicher Genossen erfordern,
überwiegend Genossen anzuvertrauen, die als
zuverlässig bekannt sind. Für die Phase des Aufbaus
und den damit verbundenen Schwierigkeiten gilt aber
im Besonderen, daß wir uns von Genossen trennen, die
sich durch ständige Disziplinlosigkeit hervortun:
Nach dreimaliger Verwarnung durch seine
Grundeinheit(dies ist der nächsthöheren Ebene
mitzuteilen) hat sich der Genosse der Kritik des
Zentralen Delegiertenkomitees zu stellen, das über
seine weitere Mitarbeit entscheidet. In einem höheren
Stadium praktischer Erfahrimg und des Lernens von
kommunistischer Disziplin wird es uns möglich sein,
einen differenzierteren Katalog disziplinarischer
Maßnahmen zu entwickeln und anzuwenden.
11.
Individuelle Perspektive
Wir
haben nicht die Absicht, als Intellektuelle im
Arbeiterkostüm die Führung zu übernehmen; deswegen
ist die Klärung unserer eigenen beruflichen
Perspektive von außerordentlicher Bedeutung. Viele
Genossen haben im Augenblick allen Grund, der
Aufnahme einer Berufstätigkeit nicht mit großer
Freude entgegenzusehen. Aber der Beginn der
Fabrikarbeit darf sich unter keinen Umständen aus
der objektiven bzw. subjektiven Aussichtslosigkeit
und Unmöglichkeit als Intellektueller in
Überbauorganisationen tätig zu sein, herleiten.
Umgekehrt wird Fabrikarbeit als Fluchtunternehmen mit
Proletkulttarnung verstanden werden müssen.
Intellektuelle haben zwei Aufgaben in ihren Berufen:
In den Klassenkämpfen ihre Kenntnisse in den Dienst
des Volkes zu stellen; sich für spezifische Aufgaben
hinsichtlich der Eroberung der politischen Macht im
Staat zu qualifizieren (denn die Diktatur des
Proletariats geht vom entwickelten Stand der
Produktivkräfte, nicht von ihrer Vernichtung aus). In
der Fabrik und in den ersten organisatorischen Kernen
außerhalb der Fabrik spielen sie eine vorübergehende
Rolle. Sie haben die Aufgabe, sich selbst in der
Massenarbeit umzuerziehen, sich von ihrem bornierten
Klassenstandpunkt zu befreien und zu lernen, daß sie
ihre Lehrer werden können, und daß dieses
Wechselverhältnis auf immer höherer Stufe permanent
sein muß. Erst unter dieser Bedingung können sie
Arbeiterkader heranbilden. Ihr höchstes Ziel muß die
Umwandlung der von Studenten und Intellektuellen
geführten Organisation in eine proletarische
Organisation sein. Dabei dürfen sie nicht dem
Oportunismus anheimfallen, diese Umwandlung schon
dann vorzunehmen, wenn die politische Linie noch
unentwickelt und nicht erprobt ist. |