Wie der Maoismus nach Westberlin kam
Materialien zum Referat

Plattformen und programmatische Entwürfe zur Gründung maoistischer Organisationen
 

06/2016

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Vorläufige Plattform
der Aufbauorganisation für die Kommunistische Partei
Aus: Rote Presse Korrespondenz, Nr. 56/57, 2 Jhg., Westberlin 13.3.1970; S.1-8

I. VORBEDINGUNGEN

1. Unsere Absicht

Die Gruppe von Genossen, die sich nach einer Reihe gründlicher Diskussionen, die unter dem Aspekt der "ideologischen Vereinheitlichung" in den grundlegenden politischen Fragen geführt werden, zusammenschliessen, nachdem Fragen der zukünftigen Berufstätigkeit von Studenten und der der langfristigen politischen Verpflichtung geklärt sind, begründet ihre politische Tätigkeit als KPD-AUFBAUORGANISATION mit dem Ziel,eine revolutionäre Kommunistische Partei auf nationaler Ebene zu schaffen. Die Parteigründung setzt voraus, daß die Organisation auf nationaler Ebene in den proletarischen Massen verankert ist, das heißt, daß die KPD­AUFBAUORGANISATION ihren Führungsanspruch in Massenkämpfen ver­wirklichen muß, indem sie die Richtigkeit ihrer politischen Linie in den Kämpfen selbst überprüft.

2. Die Kritik der Studentenbewegung und die Selbstkritik entfalten !

Ohne gründliche Kritik der Studentenbewegung und ohne Selbstkritik derje­nigen Genossen, die jetzt den Aufbau einer politischen Plattform in Angriff nehmen, ist es unmöglich, über das Programm, die nächsten Aufga­ben und die organisatorischen Prinzipien in der Phase des Aufbaus der KPD - AUFBAUORGANISATION Einheit herzustellen. Diese Kritik und die­se Selbstkritik stehen in unmittelbarem Zusammenhang. Der "theoretische Vorsprung", der einigen Genossen zugestanden wurde, hätte, würde er wirklich bestehen, einzig sich in der Anleitung der politischen Praxis der Studentenbewegung zeigen müssen. Diesen Genossen fehlte es jedoch an Einheit in den grundlegenden politischen Fragen und an Entschlossenheit, aus ihren theoretischen Einsichten die richtigen organisatorischen Konsequenzen zu ziehen. Notwendiges Ergebnis dieses Mangels war es, daß ideologische Positionen innerhalb der Studentenbewegung, insoweit sie organi -sierte Gestalt annahmen, zwar politisch eingeordnet und kritisiert wurden, dieser Kritik aber das entscheidende Kriterium des organisatorischen Rückhalts fehlte, Im einzelnen wurde Kritik begrüßt, aber sie mußte praktisch folgenlos bleiben, weil diejenigen, die die Kritik formulierten und teilweise zu vermassen suchten, es selbst nicht vermochten, der Kritik organisierte Form zu geben. So war die bereits frühzeitig erkannte ökonomistische Politik der Basisgruppen Gegenstand dieser Kritik; innerhalb der Auseinander­setzungen um das Konzept der "Arbeiterkontrolle" wurden im Prinzip richr tige Gedanken entwickelt, aber die falsche Linie der polltischen Verallge­meinerung von "Arbeiterkontrolle" als politischem und organisatorischem Instrument zur Organisierung der Arbeiterklasse blieb ohne organisierte Korrektur. In ähnlicher Weise wurde die Wiederentdeckung der Rätetheorie behandelt. Der grundlegende Fehler war, die Räte sowohl unabhängig von revolutio­nären Klassenauseinandersetzungen als auch losgelöst von der Partei als selbständige Organisationsformen, auf diverse gesellschaftliche Bereiche beliebig übertragbar, zu verstehen. In diesem Zusammenhang muß Selbst­kritik auch hinsichtlich der schwankenden Positionen einiger Genossen ge­genüber der Pareifrage geführt werden. Von falschen Ideen über den Charakter der sozialistischen Revolution geleitet, wurde die leninistische Partei umstandslos den bürgerlichen Leitungsorganen des bürgerlichen Staates und der Monopole gleichgesetzt. Sofern es sich nicht überhaupt um die Rationalisierung von eingeschworenem Antikommunismus handelte, beging man den Fehler, den revisionistischen Verrat aus dem Organisationsprinzip der Parteien der Komintern selbst zu erklären.

Die Kritik zielt auf die Parteiorganisation, nicht jedoch vorrangig auf die Politik der Partei, obwohl die nachleninschen Parteien der Sowjet-Union und besonders der osteuropäischen Länder demgegenüber vorrangig an ihrer revisionistischen Politik beurteilt worden sind. Das liegt daran, daß die Revisionismus Kritik sich nicht eingehend mit der Organisation der Partei beschäftigt hat; hätte die Kritik des Revisionismus die Kritik der revisionistischen Parteiorganisationen eingeschlossen, dann stünden wir heute nicht vor der Schwierigkeit, die falsche Kritik an der Partei erst beseitigen zu müssen. Daher muß gefragt werden, warum eigentlich die Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus durch die KPCh mit Mao-Tsetung an der Spitze trotz der lebhaft verbreiteten Lektüre der Werke des Vorsitzenden nicht zu einer Revision des Vorurteils über die Organisationsprinzipien geführt hat. Ist doch die große Proletarische Kulturrevolution nicht etwa die Zerschlagung eines Parteiapparates, der schon von vornherein sich verbürokratisieren muß, sondern vielmehr die konsequente Anwendung des Organisationsprinzips des Demokratischen Zentralismus auf die Partei selbst. Gegründet auf sorgfältige Untersuchungen wurde in der Kulturrevolution das Prinzip der Untersuchungen in beispielhafter Weise auf die Parteiorganisation selbst angewandt. Gestählt und von den bürgerlichen Elementen befreit ging die KPCh aus der Massenkritik hervor, mehr in den Massen verankert als je zuvor. Die wichtige Lehre daraus für uns, die wir unter den Bedingungen des Kapitalismus und nicht der Diktatur des Proletariats arbeiten, ist: Nur wenn die Parteiorganisation sich nicht ausnimmt von der Erprobung und Überprüfung ihrer Form durch den Kampf, wenn sie ihre Prinzipien auch auf sich selbst anwendet, wird es gelingen, die Massen zu führen und anzuleiten. Durch die Korrekte Anwendung des Prinzips der Massenkritik und durch die organisierte Klassenanalyse wird es uns gelingen, den Zusammenhang von Organisationen und Spontaneität immer weiter zu entfalten.

Grundsätzlich muß bemerkt werden, daß die Studentenbewegung ihre Kampfformen und theoretischen Positionen mit Begriffen interpretiert hat, deren systematischer Zusammenhang ungeprüft und deren Herkunft aus der Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung meist einfach unbekannt war. Der wuchernden Rezeption vereinzelter solcher Positionen sind Karikaturen von Richtungskämpfen zu verdanken, in denen der Hauptfeind bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurde. Der rechtzeitige Aufbau einer nicht mehr studentischen politischen Organisation, die ihr Hauptaugenmerk auf die Organisierung des Proletariats gerichtet hätte, wäre das Korrektiv von Wahnvorstellungen gewesen, die bis heute in den Köpfen von Genossen spuken. Daß dieser Schritt nicht unternommen wurde, ist an der gegenwärtigen politischen Situation der studentischen Linken nicht nur in Westberlin mit aller Deutlichkeit abzulesen.

3. Wen bekämpfen, mit wem sich vereinigen?

Nach sorgfältiger Überprüfung von Organisationsversuchen studentischer Genossen in Westberlin, die nach ergebnislos verlaufenen Organisationsde­batten in VoUversammlungen letzten Jahres die Initiative mit der Vorstel­lung ergriffen, an Fabriktätigkeit orientierte Organisationen nicht-student­ischen Typus aufzubauen, haben diejenigen Genossen, die jetzt mit Energie den Aufbau einer politischen Plattform betreiben, festgestellt: Unabhängig­keit vom Vorhandensein und vom Ausmaß der politischen Vorstellungen, unter denen die gegenwärtig vorhandenen Organisationsversuche ihre Tätig­keit aufgenommen haben, handelt es sich dabei überwiegend um den organi­sierten Ausdruck von Rechtsoppoftunismus (der insgesamt gefährlicheren Seite) einerseits, Dogmatismus und "Links-" Opportunismus andererseits, um Versuche, die, im Kern ökonomistisch, aus der Kritik an Ideologie und Praxis der Betriebs- und Basisgruppen nichts entscheidendes gelernt' haben, und darum, sofern sie nicht selber zunichte werden, von der the­oretischen und praktischen Grundlage des revolutionären Kommunismus aus organisiert bekämpft werden müssen.

Die "Marxisten-Leninisten Westberlins" bezeichnen sich als Übergangsorganisation und ihre gegenwärtige organisatorische Struktur als die einer Sammlungsbewegung. Zwischen der praktisch gezeigten Weigerung der "ML" in die politischen Kämpfe Westberlins einzugreifen, geschweige denn einen Führungsanspruch durchzusetzen, und ihrer organisatorischen Struktur besteht Wechselwirkung. Sie können den Primat der Politik nicht verwirklichen, weil sie den Standpunkt der Sammlungsbewegung nicht aufgeben wollen, sie können den Standpunkt der Sammlungsbewegung nicht aufgeben, weil sie mit dem Primat der Politik nicht ernst machen wollen.

Gegenwärtig kann noch keine revolutionäre Organisation den Anspruch erheben, sich KPD zu nennen. Denn das Prinzip der organisierten Klassenanalyse, die Verankerung der künftigen Partei in den Massen, nimmt gerade erst ihren Anfang. Die ideologische und organisatorische Vereinheitlichung der Kommunistischen Bewegimg kann von uns nur dann erfolgversprechend in Angriff genommen werden, wenn wir die praktische Arbeit aufnehmen, die Organisation konsolidieren, und auf der Grundlage eigener politischer Erfahrungen im Klassenkampf die Vereinheitlichung betreiben können. Während der historisch notwendigen Periode der Erarbeitung einer revolutionären Strategie müssen zwischen den verschiedenen politischen Gruppierungen marxistisch-leninistischer Ausrichtung Beziehungen nach dem Grundsatz "Kampf-Kritik-Umgestaltung" und "Kritik-Einheit-Kritik-Einheit" erarbeitet werden. Das gilt insbesondere für diejenigen Kräfte, die nach einer zu frühzeitigen Parteiproklamation jetzt davon ausgehen, daß die notwendigen Vorbedingungen noch nicht geschaffen sind, und die durch ihre Arbeit unter den Massen den vorhergegangenen Irrtum korrigieren.

Der führende Kern wird die Richtigkeit seiner Ideen nur überprüfen können, wenn er sich in Situationen, die bestimmte Schichten des Proletariats oder das Proletariat als ganzes betreffen, als politisch, das heißt aber als politisch handlungsfähige und handelnde Avantgarde im Feuer der Massenkämpfe erweist. Es ist deswegen notwendig, mit Entschlossenheit eine politische Plattform zu errichten, die von vornherein imstande ist, den politischen Zusammenhang von Politik und Ökonomie zu erkennen, organisatorisch auszudrücken und auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus und der Mao-Tsetung-Ideen, angewandt auf die nationalen Bedingungen des Klassen kämpf es und zusammengefaßt in Grundlinien einer Strategie praktisch umzusetzen, um das Proletariat und die anderen ausgebeuteten Schichten im selben Maße, wie das Monopolkapital sie universell niederhält, universell zu agitieren und zu organisieren.

Beim Aufbau dieser Plattform dürfen wir nicht in den typisch studentischen Wahn verfallen, daß wir uns selbst als das Jahr 1 der revolutionären Geschichte setzen, mit uns selbst den Beginn einer neuen historischen Epoche proklamieren. Kommunisten haben die Pflicht, ständig die Bewegungen der Klasse zu verfolgen, denn nur aus der konkreten Analyse einer konkreten Situation sind sie mit Hilfe der revolutionären Theorie des Marxismus Leninismus fähig, die Lage der Massen einzuschätzen. Die Bereitschaft der Massen, den Klassenkampf zu verschärfen, kann und darf nur im Zusammen­hang mit der Parteiorganisation und dem Grad ihrer Verschmelzung mit den Massen gesehen werden. Deswegen müssen diejenigen Aktionen und Organi­sationsformen revolutionärer Kommunisten, die in bestimmten Regionen der Bundesrepublik die Kämpfe anleiten, sorgfältig studiert werden, um gegebenenfalls, von der Ebene der konsolidierten Organisation aus, auf der Grundlage eigener praktischer Erfahrung im Klassenkampf die Frage des Bünd­nisses hinsichtlich der Vereinigung zu lösen.

4. Den Proletarischen Internationalismus verwirklichen!

Die Kommunistische Bewegung ist ihrem Wesen nach international, die Klas­senkämpfe sind der Form nach national, ihrem Inhalt nach international. In der gegenwärtigen geschichtlichen Epoche, in der der Imperialismus seiner totalen Niederlage und der Sozialismus seinem weltweiten Sieg entgegengeht, ist das Zentrum der globalen Widersprüche und das Zentrum der politischen Kämpfe in der Welt nicht unveränderlich, sondern verschiebt sich mit den Veränderungen im internationalen Kampf und in der revolutionären Situation. Deshalb muß eine revolutionäre Kommunistische Organisation "die gegensei­tige Annäherung der Proletarier und werktätigen Massen aller Nationen und Länder zum gemeinsamen revolutionären Kampf" anstreben. (Lenin, Thesen zum H. Kongreß der KOMINTERN). Somit stellt sich für uns die Aufgabe, im Kampf für die Beseitigung der Diktatur der Bougeoisie und für die Errichtung der Diktatur des Proletariats eine Strategie zur Niederwerfung des international organisierten Kapitals zu entwickeln und die damit verbundenen organisatorischen Konsequenzen zu ziehen. Wir gehen daher davon aus, daß es die Aufgabe beim Aufbau der Kommunistischen Partei des Proletariats ist, die Arbeiterklasse bei der Entwicklung einer Strategie des internationa­len Klassenkampfes zu unterstützen. "In demMaße, wie die Arbeiterklasse die unversöhnliche Gegensätzlichkeit ihrer Interessen zu dem gesamten politischen System des Imperialismus erkennt, rückt der Sieg über den Imperialismus näher, der die nationale Unterdrückung und die Versklavung der ungeheuren Mehrheit der Bevölkerung des Erdballs durch eine verschwindende Minderheit der reichsten fortgeschrittenen kapitalistischen Länder" aufhebt (Lenin, ebd.). Dazu ist es notwendig, daß wir

  • die praktische Solidarität, die von den kämpfenden Volksmassen in den ko­lonialen und halbkolonialen Ländern seit Jahrzehnten mit dem Proletariat der fortgeschrittenen kapitalistischen Länder geübt wird, propagandistisch hervorheben und als Teil des internationalen Kampfes gegen den Imperialis­mus bewußt machen; durch die Propagierung der Beispiele erfolgreicher antiimperialistischer Kämpfe, besonders der vietnamesischen Revolution, stärken wir die moralische Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse;
  • die Klassenkämpfe des Proletariats in den europäischen kapitalistischen Ländern propagieren, die Erfolge dieser Kämpfe herausstellen, die Or­ganisationsformen der Arbeiter schildern und die Methoden angeben, mit denen die revolutionären Arbeiter den Marxismus-Leninismus und die Mao- Tsetung-Ideen erfolgreich auf ihre Verhältnisse anwenden;
  • die Verbindung zwischen den Arbeitern multinationaler Konzerne und der verschiedenen Länder herstellen, um gemeinsame Kampfaktionen, Soli-daritäts- und Unterstützungsaktionen durchzuführen, die beispielhaften Charakter für die Arbeiterklasse in allen kapitalistischen Ländern besitzen.

II. AUFBAU, NÄCHSTE AUFGABEN UND ORGANISATORISCHE PRINZIPIEN

5. Einige wichtige Fragen

Bis zur Inangriffnahme unserer praktischen Tätigkeit muß über folgende Themen gearbeitet werden (was selbstverständlich nicht bedeutet, daß die KPD-AUFBAUORGANISATION ihre politische Tätigkeit erst nach voll­ständiger umfassender Klärung aller offenen Fragen beginnen soll):

  • Objektive Entwicklungstendenzen des Monopolkapitals und Staatsapparats -Diktatur des Proletariats nach unserer Revolution und Diktatur des Proletariats in der DDR
  • Proletarischer Internationalismus
  • Gewerkschaften.

Die Notwendigkeit der Behandlung dieser Fragen leitet sich daraus ab, daß sie wesentlicher Bestandteil nicht nur der Strategie der zukünftigen Organisation sind, sondern ebenso sehr ihre Organisationsform bestimmen werden. Die Bearbeitung dieser Themen wird nicht an einem bestimmten Punkt als abgeschlossen betrachtet werden können (z.B. ist es offensichtlich, daß unsere internationalistische Arbeit von den Veränderungen im internationalen Kräfteverhältnis zwischen Sozialismus und Imperialismus, von den Klassenkämpfen in der Welt und von den Taktiken der Konterrevolution bestimmt sein wird, was, alles zusammengenommen, uns ständig mit neuen Situationen konfrontiert). Vielmehr sollen die Genossen der KPD-AUFBAUORGANISATION eine globale und richtige Einstellung in den Grundfragen der kommunistischen Weltbewegung erlangen und imstande sein, nichtopportunistisch zu argumentieren und über die Ziele der KPD-AUFBAUORGANISATION Auskunft zu geben. Wir'gehen davon aus, daß wir in jener Epoche leben, in weleher der Imperialismus seinem totalen Zusammenbruch und der Sozialis­mus seinem weltweiten Sieg entgegengehen. Würden wir eine nur scheinba -re Einheit in diesen und anderen wesentlichen Fragen voraussetzen, dann wäre es nicht ausgeschlossen, daß. dies über kurz oder lang zu einem uneinheitlichen Vorgehen der Mitglieder der KPD-AUFBAUORGANISATION und der Möglichkeit des organisatorischen Auseinanderfallens führen würde. Zur Durchführung der o. g. nächsten Aufgaben gilt folgende organisatorische Regelung: Ein Fragenkatalog zu den genannten Themen setzt Prioritäten für die durchzuführende wissenschaftliche Bearbeitung und gibt gleichzeitig an, innerhalb welchen Zeitraums Ergebnisse vorliegen sollen. Prioritäten und Termine werden gesetzt, um eine unendliche assoziative "Problematisierung" zu verhindern. Arbeitskollektive mit besonderem Auftrag werden gebildet, und verbürgen sich für eine strikte Einhaltung der politischen Prioritäten und Terminpläne. Ihnen wird die Verpflichtung auferlegt, Protokolle ihrer Sitzungen, Zwischenberichte, Berichte über ihre Schwierigkeiten bei der Arbeit sowie einen Abschlußbericht anzufertigen und dem Plenum vorzulegen.

6. Demokratischer Zentralismus in der Aufbauphase der KPD -AUFBAUORGANISATION

Die organisatorischen Prinzipien einer revolutionären Kommunistischen Partei sind am klarsten im Statut der Kommunistischen Partei Chinas nie­dergelegt. Unter Kapital HI, Artikel 5, ist folgendes ausgeführt: Das organisatorische Prinzip der Partei ist der Demokratische Zentralis­mus. Die leitenden Parteiorgane aller Ebenen werden durch demokratische Konsultationen gewählt.

Die gesamte Partei muß sich der einheitlichen Disziplin fügen: Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit, Unterordnung der unteren Ebenen unter die höheren, Unterordnung der gesamten Partei unter das Zentralkomitee.

Die leitenden Parteiorgane aller Ebenen haben regelmäßig den Parteitagen beziehungsweise den Mitgliederversammlungen über ihre Tätigkeit zu berich­ten, ständig den Meinungen der Massen innerhalb und außerhalb Gehör zu schenken und sich unter ihre Kontrolle zu stellen. Die Parteimitglieder sind berechtigt, Kritik an den Parteiorganisationen sowie an den leitenden Funktionären aller Ebenen zu üben und ihnen Vorschläge zu unterbreiten. Wenn ein Parteimitglied eine andere Meinung zu den Beschlüssen oder Wei­sungen der Parteiorganisation hat, ist ihm erlaubt, seine Meinung beizube­halten, und es steht ihm das Recht zu, sich direkt an jedes höhere Organ bis zum Zentralkommitee und Vorsitzenden des Zentralkomitees zu wenden. Es muß eine politische Situation geschaffen werden, in der beides, sowohl Zen­tralismus als auch Demokratie, sowohl Disziplin als auch Freiheit, sowohl einheitlicher Wille als auch persönliches Behagen und vitale Regsamkeit, vereint sind.

Da es sich bei der KPCh um eine konsolidierte, die Staatsmacht fest in den Händen haltende Partei handelt, kann die Demokratie innerhalb der Partei sehr groß sein. Dies drückt sich zum Beispiel darin aus, daß einem Mitglied mit abweichender Meinung das Recht zur Beibehaltung dieser Meinung zugestanden wird und ihm erlaubt ist, sogleich sich an das höchste Leitungsgremium zu wenden. Zwar wird dies im allgemeinen nicht der Fall sein, und das Mitglied mit abweichender Meinung wird diese zunächst den Genossen seiner Grundeinheit vortragen. Hingegen sieht das Statut der Unione dei communisti italiani (marxisti-leninisti) diesen Weg vor: abweichende Meinungen müssen zunächst in der Grundeinheit diskutiert, sodann - beim Fortbestehen von Widersprüchen - vom Leiter der Grundeinheit dem Leiter der nächsthöheren Ebene vorgetragen werden, und so weiter. Obwohl hier die Gefahr der Manipulation nicht von vornherein ausgeschlossen werden kann, schlagen wir dennoch das UNIONE-Prinzip vor. In einer Phase nämlich, wo zum Teil noch Ungewohntheit in der Handhabung des Demokratischen Zentralismus vorhanden ist, kommt es darauf an, daß die Prinzipien des Demokratischen Zentralismus auf allen Ebenen ständig erprobt und eingeübt werden. Es wäre schlecht, wenn jedes Mitglied mit abweichender Meinung sofort das höchste Gremium aufsuchte und die dazwischenliegenden Ebenen überginge. Dies könnte leicht dazu führen, daß das höchste Gremium in die Rolle einer Beschwerde- und Schlichtungsinstanz gedrängt würde, und die auftretenden Widersprüche an der Basis nicht der gesamten Organisation bekannt würden. Dieses einzelne Beispiel weist uns darauf hin, daß die Prinzipien des Demokratischen Zentralismus unter den besonderen Bedingungen einer Organisation in der Aufbauphase angewandt und jeweils auf die Möglichkeit ihrer Vollendung hin überprüft werden müssen. Was bedeutet dies weiterhin?
Die Phase des Aufbaus unserer Organisation ist dadurch gekennzeichnet, daß die Prinzipien des Demokratischen Zentralismus erstmals kennengelernt, angewandt, eingeübt und immer besser befolgt werden, daß die organisatorischen Beziehungen innerhalb der KPD-AUFBAUORGANISATION immer mehr den Charakter einer Partei annehmen müssen, in der sowohl Zentralismus als auch Demokratie, sowohl Disziplin als auch Freiheit vorherrschen.

Das Verhältnis von führendem Kern und Mitgliedern der Organisation sowie das Verhältnis der Organisation zu den Massen ist in der Aufbauphase folgen­dermaßen bestimmt: Einerseits handelt es sich darum, die Organisation den Massen als führenden Kern der Bewegung bekanntzumachen, ihre politischen und organisatorischen Prinzipien zu erläutern, das Vertrauen der Massen zu gewinnen und die Massen zu organisieren und anzuleiten. Andererseits kann die Organisation nicht führender Kern sich selbst gegenüber sein, sondern es ist notwendig, daß innerhalb der Organisation ein führender Kern gewählt wird. Es geht nicht, daß das Plenum sich als führender Kern begreift, und es geht auch nicht, daß mehrere führende Kerne sich bilden (dies wäre die Theorie von vielen Zentren, das heißt gar keinem Zentrum.) Das bedeutet andererseits nicht, daß der einmal gewählte führende Kern es für immer bleiben wird; es geht lediglich darum dieses wesentliche Prinzip des Demokratischen Zentralismus kennenzulernen, indem man es anwendet und einübt.

7. Welches sind die Grundeinheiten der KPD-AUFBAUORGANISATION?

Die Grundeinheiten der KPD-AUFBAUORGANISATION sind die Zellen. Der Aufbau der Zellen erfolgt nach der Festsetzung der Prioritäten, nach politisch bestimmten Schwerpunkten. Dies bedeutet: Es ist notwendig, zuerst die Zellen in den Betrieben und in den Stadtteilen aufzubauen.

Es ist weiter notwendig, die Zellen in den Überbau- Institutionen aufzubauen.

Die Zelle besteht nur aus Mitgliedern der KPD-AUFBAUORGANISATION. Jedes Mitglied der KPD-AUFBAUORGANISATION muß an der zentralen Schulung teilgenommen haben.

7.1 Aufbau von Zellen in den Betrieben

Vorrangiges Ziel der KPD-AUFBAUORGANISATION ist der Aufbau von Fabrikzellen. In ausgewählte Westberliner Fabriken entsendet die KPD-AUFBAUORGANISATION Untersuchungsgruppen, deren erste Schritte darin bestehen, zu überprüfen, ob die Bedingungen zur Aufnahme einer Untersuchungstäügkeit mit Hilfe der Klassenanalyse günstig sind oder nicht. Da die Bewegung es in letzter Zeit ausgezeichnet verstanden hat, über ihre nächsten Vorhaben detailliert die Öffentlichkeit zu informieren, können wir nicht mehr davon ausgehen, daß es uns in jedem Falle möglich ist, in den relevanten Abteilungen eines Betriebes bzw. in den relevanten Betrieben eines Konzerns solche Zellen aufzubauen. Die Relevanz von Abteilungen bzw. Betrieben mißt sich nach ihrer schichtenmäßigen bzw. arbeitsprozeßorientierten Homogenität und evtl. schon eingeholten Informationen über den Grad des Bewußtseins der Arbeiter dieser Abteilung bzw. dieses Betriebes. Die Untersuchungsgruppe hat die Aufgabe, durch persönlich zu führende Ermittlungsgespräche Voruntersuchungen zu führen. Aus den Ergebnissen solcher Gespräche ist zu entnehmen, welche Arbeiter die Ausbeutung am stärksten erfahren und evtl. bereits kritisches, bloß gegen den einzelnen Kapitalisten gerichtetes, in politisches, also gegen den Kapitalisten als Glied der die Ausbeutung organisierenden herrschenden Klasse gerichtetes Bewußtsein verwandelt haben. Mit diesen Arbeitern ist die Zelle aufzubauen, wenn sie Mitglieder der KPD-AUFBAUORGANISATION geworden sind. Weitere Aufgaben der Zelle, deren Arbeit die der Untersuchungsgruppe schrittweise ablöst, was ausschließlich die Mitglieder der Gruppe, nicht jedoch die Methode der Untersuchung betrifft! - ist es, weitere Mitglieder der Zelle und damit der KPD-AUFBAUORGANISATION zu schaffen. Im Fortgang der Untersuchungen werden Sympathisanten erkennbar, ihnen sind die Ziele der Organisation zu erklären und in praktischen Schritten zu verdeutlichen. Es ist damit eindeutig, daß es nicht Aufgabe der Untersuchungsgruppe bzw. der Zelle sein kann, Sympathisanten in Zirkeln zusammenzufassen. (Solange die Frage der betrieblichen und überbetrieblichen bzw. außerbetrieblichen Massenorganisation nicht geklärt ist, kann über den organisatorischen Status der Sympathisanten nichts ausgesagt werden.) Die Heranbildung der Arbeiterkader wird durch eine zentral erarbeitete und kontrollierte, jedoch
durchgeführte Arbeiterschulung beschleunigt. Das Eingreifen in bestehende und untersuchte Konflikte wird nur mit den richtigen Schritten durchgeführt werden können, wenn die Arbeiterkader die politischen Ziele der KPD-AUFBAUORGANISATION mit den konkreten Erfordernissen des Fabrikenkampfes verbinden können. Dafür schafft die Arbeiterschulung erst eine Voraussetzung. Für das Aufnehmen und die Entwicklung von Konflikten müssen folgende Prinzipien beachtet werden:

a. Die Kämpfe müssen das Proletariat vereinigen, das Besondere muß als Element des Allgemeinen erkannt sein (Das schließt z.B. aus, berufsständische und damit egoistische Forderungen einer bestimmten Grppe von Arbeitern aufzunehmen und zum Inhalt des Konflikts zu machen.)

b. Die Kämpfe müssen so geführt werden, daß sie im Rahmen der gegebenen historischen Möglichkeiten Ergebnisse bringen, die einerseits in der Lage sind, die materielle Lebenslage des Proletariats zu verbessern, andererseits den Kampf auf immer höherem Niveau ermöglichen. Bei der Bestimmung der Kämpfe darf darum nicht prinzipiell davon ausgegangen werden, daß Niederlagen als Rückschläge bzw. Erfolge als Siege gewertet werden müssen. Das heißt nicht, die Tagesinteressen der Arbeiterklasse gering achten, im Gegenteil: die Bedürfnisse der Massen auf ein immer höheres Niveau zu heben, das ist unsere Aufgabe. Dies geschieht, indem im Kampf auch um die Verwirklichung der Tagesinteressen gezeigt wird, wie unsicher materielle Erfolge sind, solange die Kapitalisten sie jederzeit wieder zurücknehmen können; vielmehr muß deutlich gemacht werden, daß nur der Sozialismus die Lage der unterdrückten und ausgebeuteten Massen heben wird und so eine nie gekannte Stufe der menschlichen Kultur erreichen wird. Auf diese Weise muß es zum dringendsten Bedürfniss der Massen gemacht werden, die Diktatur der Bourgeoisie zu zerschlagen und die Diktatur des Proletariats zu errichten.

7. 2 Aufbau von Zellen in den Stadtteilen

Nicht nur in der Fabrik, sondern in allen Bereichen müssen die Kommu­nisten mit den proletarischen Massen verbunden sein. Deshalb ist der Aufbau von Stadtteilzellen von entscheidender Bedeutung. In der Aufbauphase der Kommunistischen Organisation bedeutet die Aufnahme von Stadtteilar­beit nicht Wiederbelebung proletarischer Kultur, sondern Entfaltung von Agitation und Propaganda zur Vorbereitung von Massenaktionen des Proletariats und der mit ihm verbündeten Schichten des Kleinbürgertums. Ziel der Massenaktionen ist es, alle sozialen Bereiche der Region in die revolutionäre Entwicklung der Klassenkämpfe einzubeziehen. Erste Vor­aussetzung für die Gründung von Propagandatrupps, die die Untersuchungen führen müssen, ist der Aufbau eines Zentralen Agitations- und Propagandaapparates.

Die wichtigsten Bereiche der revolutionären Massenarbeit sind:

a. Kampf gegen den Klassencharakter des Gesundheitswesens - Errichtung von Medizinerkollektiven zur kostenlosen Behandlung, Organisierung der linken Ärzte und Krankenschwestern in den Krankenhäusern, Gesundheitsämtern und Fürsorgestellen;
b. Allgemeiner Kampf gegen die Sozialbürokratie;
c. Errichtung von proletarischen Kindergärten;
d. Eröffnung einer juristischen Beratungsstelle;
e. Kampf gegen Mieterhöhung (allgemeine Kampagne gegen die Wohnverhält nisse in Westberliner Arbeitervierteln);
f. Kampf gegen allgemeine Preiserhöhung (Kohlenkrise).

Aufgabe der Agitation und Propaganda in den genannten Punkten ist es, von Anfang an den unterdrückten Massen die politischen Ziele der Kommunisten zu verdeutlichen. "Gleichzeitig müssen die Genossen eine systematische Propaganda entfalten, die den Zwangscharakter der staatlichen Institutionen im Kapitalismus aufzeigt. Sie müssen den Arbeitern die Funktion der Gerichte erklä­ren, allgemein müssen sie die Notwendigkeit begründen, den kapitalistischen Staatsapparat zu zerschlagen. An ihnen liegt es, die Forderung nach der Diktatur des Proletariats den Arbeitern begreiflich zu machen, sinnlich vor Augen zu führen". (Thesen, Rote Hilfe)

In entfalteten Kämpfen stellt die organisatorische Verbindung von Stadtteilzellen und Fabrikzellen die wichtigste Voraussetzung für die Vereinheitlichung und Ausweitung der Massenkämpfe dar.

Die Etappen des Aufbaus der Stadtteilzellen sind:

Am Anfang der Arbeit müssen die kommunistischen Propagandatrupps Voruntersuchungen führen, in welchen Stadtteilen oder Regionen die Proletariermassen und die anderen unterdrückten Schichten den Repressionen des Staatsapparates und seiner sozialen Institutionen in einem besonderen Maße ausgesetzt sind. Dazu sind Ermittlungsgespräche zu führen (vgl. "Marx istisch-Leninistische Untersuchungen"). Zur Vorbereitung von Kampagnen und Massenaktionen sind mit denjenigen, die offen mit den Kommunisten sympathisieren, Arbeiterassoziationen und Kampfkomitees zu bilden. Die Propagandatrupps haben öffentliche Versammlungen zu organisieren. "Die Meinungen der Massen sammeln und konzentrieren, sie wieder in die Mas­sen hineintragen, damit sie konsequent verwirklicht werden, wodurch sich die richtigen Ansichten der Führung herausbilden" (Mao). Innerhalb der Kampfkomitees werden sich besonders aktive Arbeitergruppen herausbilden. Die Vertreter der besonders aktiven Gruppen werden nach Erfüllung der genannten Kriterien als Mitglieder in die KPD-AUFBAUORGANISATION aufgenommen. Schrittweise werden sie die Agitations- und Propagandaaufgaben der Untersuchungsgruppe übernehmen und schließlich die Stadtteilzelle bilden. Jede Stadtteilzelle bildet in ihrer Region einen Roten Stützpunkt.

Wir betonen , daß die Existenz einer Kommunistischen Partei oder einer ihrer Vorläufer Arbeiterassoziationen auf Konzernebene und, wie hier beschrieben, auf Stadtteil- oder Regionen Ebene, nicht ausschließt. Allerdings sind diese nicht getrennt zu sehen von der Tätigkeit der Partei; die Partei leitet diese Assoziationen an.

7. 3 Zellen an den Universitäten und Hochschulen

Falsch ist es, die bestehenden Roten Zellen als "arbeitende Gruppen" mit ihren spezifischen universitären Teilerfahrungen, falschen Verallgemeinerungen aus beengter oder vollständig fehlender politischer Praxis, berufstypischer Forderungen usw. der KPD-AUFBAUORGANISATION einfach anzugliedern. Einzelne Genossen hingegen - und das ist der richtige Weg gegenüber der Mehrzahl der Roten Zellen - müssen über ihre Erfahrungen befragt werden, sie müssen Mitglieder der KPD-AUFBAUORGANISATION werden, nicht als Abgesandte der Roten Zellen, sondern als Kommunisten, die die Linie der KPD-AUFBAUORGANISATION in den wichtigen Roten Zellen vertreten und neue Mitglieder der KPD-AUFBAUORGANISATION schaffen.Sie müssen die Intellektuellen, die sich in Roten Zellen organisiert haben, auf ihre Aufgabe in den Klassenkämpfen vorbereiten - Gründung der Roten Hilfe Organisation des Volkes, Gründung eines revolutionären Jugendverbandes. Sie haben die Aufgabe, Bedingungen der Zentralisierung und Vereinheitlichung der wichtigen Roten Zellen zum Zweck der Errichtung einer universitären Massenorganisation zu prüfen. Sie müssen ferner darauf hinarbeiten, die Massenarbeit, die in der letzten Zeit nur noch auf Instituts- und Fakultätsebene geleistet worden ist, auf gesamtuniversitärer Ebene wieder zu intensivieren. Für die KPD-AUFBAUORGANISATION gilt, daß sie in den Roten Zellen alle Anstrengungen unterstützt,die darauf abzielen , gegenüber syndikalistischen Tendenzen den Hochschulkampf als Teil des Kampfes gegen den Staatsapparat und als Teil des antiimperialistischen Kampfes zu führen, das heißt auch im Hochschulkampf die Politik an die erste Stelle zu setzen.

8. Die Oberste Einheit der KPD-AUFBAUORGANISATION

Die Oberste Einheit ist das Zentrale Delegiertenkomitee und zwischen seinen Tagungen das von ihm gewählte Politische Sekretariat. Ihm sind die Zellen als unterste Einheiten der Organisation verantwortlich. Es hat die Aufgabe/ die KPD-AUFBAUORGANISATION nach außen zu vertreten. Innerhalb der KPD -AUFBAUORGANISATION bildet es den führenden Kern. Die Untersuchungen müssen vom Politischen Sekretariat unter Kontrolle des Zentralen Delegiertenkomitees systematisiert und verallgemeinert werden. Dabei muß aus dem Besonderen das Allgemeine herausgearbeitet und wieder in die Zellen zurüchgetragen werden. Die Mitglieder des Politischen Sekretariats sind verpflichtet, selbst in die Untersuchungsgruppen und in die mit bestimmten Auftragen versehenen Kollektive zu gehen, sich an der Arbeit zu beteiligen und sie zu kontrollieren. Das Politische Sekretariat besteht aus 5 Mitgliedern. Es trifft seihe Entscheidungen nach dem Prinzip des Demokratischen Zentralismus: Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit; Enthaltungen bei Abstimmungen sind nicht zulässig.

Die Tagungen des Zentralen Delegiertenkomitees werden vom Politischen Sekretariat einberufen. Das Politische Sekretariat übt zwischen den Tagungen des Zentralen Delegiertenkomitees die Funktionen und Befugnisse des Zentralen Delegiertenkomitees aus. Die Delegierten werden von den Untersuchungsgruppen bzw. den Zellen und den mit besonderen Aufgaben versehenen Arbeitskollektiven gewählt. Jeder Delegierte ist verpflichtet, die Arbeitsberichte vorzutragen, wahrheitsgetreu zu berichten und nichts zu beschönigen. Tauchen in einer Grundorganisation (Untersuchungsgruppe bzw. Zelle) Differenzen auf, so müssen sie unverzüglich auf den Tagungen des Zentralen Delegiertenkomitees vorgetragen werden. In der ersten Aufbauphase wird das Politische Sekretariat aus dem zur Zeit bestehenden Plenum gewählt.

9. Schulung

Die Schulung hat die Aufgabe, die Mitglieder in erster Linie zu Kommunisten zu erziehen und sie in die Lage zu versetzen, die spezifischen Probleme des jeweiligen Untersuchungs- und Aktionsfeldes zu meistern. Vorerst gehen wir davon aus: Es gibt eine Schulung der Intellektuellen, aber es muß auch eine Arbeiterschulung, zuletzt eine allgemeine Schulung entwickelt werden. Wir streben danach, eine einheitliche Schulung zu haben, was nicht ausschließt, daß Mitglieder der Universitäten eine besondere Form der Schulung erhalten, die dem Abbau studentischer Denk- und Verhaltenweisen gewidmet ist. Die allgemeine zentrale Schulung in der Phase des Aufbaus ist unterschieden von den Aufgaben einer später zu gründenden Parteischule. Diese hat die Aufgabe, gute Funktionäre für besondere Aufgaben auszubilden und zu erziehen.

10. Arbeitsstil

Für alle Mitglieder der KPD-AUFBAUORGANISATION ist die Arbeit in einer Untersuchungsgruppe verpflichtend. Zur Durchführung der Arbeit ist auf den verschiedenen Ebenen (Zellen, Untersuchungsgruppen, Zentrales Delegiertenkomitee, Politisches Sekretariat) eine straffe Disziplin notwendig. Es wird als selbstverständlich vorausgesetzt, daß die Einhaltung der Disziplin auf dem Prinzip der absoluten Freiwilligkeit und politischen Bewußtheit geschieht. Dies ist jedoch nicht gleichbedeutend damit, daß jede Disziplinlosigkeit mit dem Hinweis entschuldigt wird, sie könne nur als Ausdruck von Zweifeln an der Richtigkeit der politischen Linie angesehen werden. Zweifel müssen organisiert, d.h. unter Wahrung der Prinzipien des Demokratischen Zentralismus vorgetragen und beseitigt werden.

Damit auf jeder Ebene ein guter-Arbeitsstil herrsche, ist von jedem Genossen äußerste Pünktlichkeit, vollständige Erfüllung der ihm gestellten Aufgaben, , Einhaltung jeder eingegangenen Verpflichtung notwendig. In der Phase des Auf­baus haben wir zu berücksichtigen, daß eine wirksame Kontrolle über den Arbeitsstil - vorrangig in in den Grundorganisationen zu leisten durch gegenseitige Kontrolle der Mitglieder - von uns allen noch nicht in einer auf dem Prinzip des Demokratischen Zentralismus aufbauenden Organisation eingeübt worden ist. Deshalb werden wir in der Phase des Aufbaus verstärkt dafür sorgen müs sen, daß wir uns gegenseitig beim Erlernen des guten Arbeitsstils solidarisch anleiten und unterstützen.

Welches sind die Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines guten Arbeitsstils, und wie können wir sie überwinden?

Erstens gibt es Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Terminen. Das liegt daran, daß der studentische Arbeits stil und überhaupt die Formen des bohemienhaften Lebens noch nicht überwunden sind. Die Methode der Berichtigung ist: Von der politischen Notwendigkeit her, den vom kapitalistischen Produktionsprozeß bedingten Lebensum-ständen des Proletariats vollständig Rechnung zu tragen, die Pünktlichkeit einzuführen.

Zweitens gibt es sogenannte Arbeitsschwierigkeiten bei der Abfassung von Papieren, Flugblättern usw. Die Methode der Berichtigung ist: Man muß erstens erklären, daß diese sog. Arbeitsschwierigkeiten in einer bestimmten Phase der Studentenbewegung in Mode waren und muß die dahinterstehende Ideologie bekämpfen. Weiter ist darauf zu achten, daß diese Arbeitsschwierigkeiten oft Ausdruck der Unfähigkeit oder des Zögerns sind, sich für eine richtige Politik auch mit allen Mitteln einzusetzen. Hier muß man geduldig die Politik erklären und eine eindeutige Entscheidung verlangen.

Drittens gibt es die Erscheinung, daß Genossen den Gegner taktisch geringschätzen, was sich darin äußert, daß sie mit Informationen jeder Art, Pa­pieren, Dokumenten usw. sorglos umgehen. Die Methode der Berichtigung ist: Man muß mit den Genossen Gespräche über die Taktiken der Konterrevolution
führen und ihnen verdeutlichen, daß diese unsere Anstrengungen ernst nimmt und zu verhindern trachtet. Dabei greift der Feind zu folgenden Methoden: Bespitzelung, Abhören, Einschleusung von Agenten, Entlassungen aus Betrieben, Hausdurchsuchungen, Gerüchte in Umlauf setzen, Korruptionsversuche, Erpressung usw. Von daher müssen die Genossen einsehen, daß Beschlüsse unbedingt eingehalten werden müssen, die sich auf die Nichtweitergabe von Papieren und sonstigen Informationen an Dritte beziehen. Wo Geheimhaltung beschlossen wurde, ist sie unter allen Umständen einzuhalten.

Viertens gibt es die Erscheinung, daß Genossen im Ganzen unkonzentriert, fahrig und nachlässig arbeiten. Obwohl in manchen Fällen das bohemienhafte studentische Leben die Ursache dafür ist, darf man nicht übersehen, daß es andere persönliche Lebensverhältnisse sind, in denen dieses Verhalten begründet ist, z. B. unzumutbare Wohnverhältnisse, eine schlechte politische Atmosphäre in einer Wohngemeinschaft, finanzielle Lasten oder Schwierigkeiten im Verhältniss zu einer oder mehreren Personen. Die Methode der Berichtigung ist: Ein oder zwei Genossen der Grundeinheit müssen ein persönliches Ermittlungsgespräch führen und dem Genossen mit schlechtem Arbeitsstil in solidarischer Hilfe bei der Beseitigung der Ursachen beistehen. Hierbei sollte es sich um erfahrene Genossen handeln, die an konkreten Beispielen zeigen können, wie man diese Schwierigkeiten überwindet.

Kritik und Selbstkritik zur Erreichung eines guten Arbeitsstils

Generell ist darauf zu achten, daß Kritik und Selbstkritik unter ideologischen und politischen Aspekten geführt wird, daß sie begriffen wird als Waffe, die Einheit und Kampffähigkeit der Organisation zu steigern, um den Sieg zu er­ringen. Dies gilt auch für Kritik und Selbstkritik des Arbeitsstils. Der gute Arbeitsstil muß von der Politik hergeleitet und begründet werden. Der gute Arbeitsstil ist kein abstraktes Prinzip; dies wird am besten dann deutlich, wenn man die bevorstehenden Schwierigkeiten im Klassenkampf sich vergegen wärtigt, sie bis ins Einzelne bespricht, und so zur Einsicht in die Disziplin gelangt. Kritik und Selbstkritik im Hinblick auf die Errichtung eines guten Arbeitsstils ist also, wie Kritik und Selbstkritik in anderen Fällen, eine Waffe zur Festigung der Organisation und zur Stärkung der Kamofähigkeit der Or­ganisation. Es muß deshalb unbedingt vermieden werden, daß Kritik die Form persönlicher Angriffe annimmt und im Ergebnis nicht nur einzelne Mitglieder, sondern die ganze Organisation dadurch Schaden nimmt.Die Methode der Be­richtigung dieses Fehlers: Man muß den Mitgliedern begreiflich machen, daß Kritik den Zweck hat, die Kampffähigkeit der Organisation zu steigern, um den Sieg im Klassenkampf zu erringen, und nicht als Werkzeug für pesönliche Angriffe benutzt werden darf.

Darüber hinaus kommt folgender Fehler häufig vor: Einige Genossen richten, wenn sie Kritik üben, ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Hauptsache, sondern nur auf die Nebenumstände. Sie begreifen nicht, daß es Hauptaufgabe der Kritik ist, auf politische und organisatorische Fehler hinzuweisen. Persönliche Mähgel sollen, wenn sie nicht mit politischen oder organisatorischen Fehlern verbunden sind, nicht allzu viel getadelt werden, damit die Genossen nicht in Verlegenheit geraten. Die Methode der Berichtigung ist: Die Hauptsache ist, die Mitglieder so zu erziehen, daß ihr Denken und das Leben innerhalb der Organisation von einem politischen und wissenschaftlichen Geist durchdrungen sind. Die Kritik muß immer den politischen Aspekt betonen. Vor allem von der Ideologie her ist Kritik zu üben, sind die verschiedenen Erscheinungsweisen eines schlechten Arbeitsstils zu beseitigen, wie Individualismus, Subjektivis­mus, Passivität und Lässigkeit, Nichtbeachtung der organisatorischen Diszi­plin. Diese Verhaltensweisen haben ihren gesellschaftlichen Ursprung in der kleinbürgerlichen und bürgerlichen Ideologie; das ist bei der Erziehungsarbeit zu beachten. Der in den Grundeinheiten ständig zu lesende Artikel ist der "Gegen den Liberalismus".

Die Wirksamkeit der Methoden bei der Berichtigung »on Fehlern im Arbeitsstil vorausgesetzt, wird es anfangs sehr große Schwierigkeiten geben, wenn wir uns zur kommunistischen Disziplin erziehen. Um eine wirksame Erziehungsarbeit zu gewährleisten, sind die Aufgaben, die die Arbeit verläßlicher Genossen erfordern, überwiegend Genossen anzuvertrauen, die als zuverlässig bekannt sind. Für die Phase des Aufbaus und den damit verbundenen Schwierigkeiten gilt aber im Besonderen, daß wir uns von Genossen trennen, die sich durch ständige Disziplinlosigkeit hervortun: Nach dreimaliger Verwarnung durch sei­ne Grundeinheit(dies ist der nächsthöheren Ebene mitzuteilen) hat sich der Ge­nosse der Kritik des Zentralen Delegiertenkomitees zu stellen, das über seine weitere Mitarbeit entscheidet. In einem höheren Stadium praktischer Erfahrimg und des Lernens von kommunistischer Disziplin wird es uns möglich sein, einen differenzierteren Katalog disziplinarischer Maßnahmen zu entwickeln und anzuwenden.

11. Individuelle Perspektive

Wir haben nicht die Absicht, als Intellektuelle im Arbeiterkostüm die Führung zu übernehmen; deswegen ist die Klärung unserer eigenen beruflichen Perspek­tive von außerordentlicher Bedeutung. Viele Genossen haben im Augenblick allen Grund, der Aufnahme einer Berufstätigkeit nicht mit großer Freude ent­gegenzusehen. Aber der Beginn der Fabrikarbeit darf sich unter keinen Um­ständen aus der objektiven bzw. subjektiven Aussichtslosigkeit und Unmöglich­keit als Intellektueller in Überbauorganisationen tätig zu sein, herleiten. Umgekehrt wird Fabrikarbeit als Fluchtunternehmen mit Proletkulttarnung verstanden werden müssen. Intellektuelle haben zwei Aufgaben in ihren Berufen: In den Klassenkämpfen ihre Kenntnisse in den Dienst des Volkes zu stellen; sich für spezifische Aufgaben hinsichtlich der Eroberung der politischen Macht im Staat zu qualifizieren (denn die Diktatur des Proletariats geht vom entwickelten Stand der Produktivkräfte, nicht von ihrer Vernichtung aus). In der Fabrik und in den ersten organisatorischen Kernen außerhalb der Fabrik spielen sie eine vorübergehende Rolle. Sie haben die Aufgabe, sich selbst in der Massenarbeit umzuerziehen, sich von ihrem bornierten Klassenstandpunkt zu befreien und zu lernen, daß sie ihre Lehrer werden können, und daß dieses Wechselverhältnis auf immer höherer Stufe permanent sein muß. Erst unter dieser Bedingung können sie Arbeiterkader heranbilden. Ihr höchstes Ziel muß die Umwandlung der von Studenten und Intellektuellen geführten Organisation in eine proletarische Organisation sein. Dabei dürfen sie nicht dem Oportunismus anheimfallen, diese Umwandlung schon dann vorzunehmen, wenn die politische Linie noch unentwickelt und nicht erprobt ist.