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DHKC Bureau d' Information Brussel

Bericht
von den diesjährigen Gedenkfeiern des 12. März Massakers von 1995 in Gazi/Istanbul
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Bereits Tage vor dem 12. März, an dem jährlich Gedenkfeiern und Demonstrationen zum Gazi Massaker im Jahre 1995, abgehalten werden, setzte in dem Istanbuler Stadtviertel Polizeiterror ein. An den Ein- und Ausgängen des Viertels wurden beinahe Polizeiwachen errichtet. Am 11. März drang die Polizei in jedes Haus ein und nahm zahlreiche Personen fest.

Bereits eine Woche vor dem 12. März wurden alle Neubauten und Keller von Polizeikräften durchsucht. Die Seitenstraßen wurden unter die Kontrolle der Polizei gestellt. Polizisten, Spezialteams und Soldaten wurden zusammengezogen. Um die Mittagszeit des 11. März wurden die Ein- und Ausgänge von Gazi kontrolliert und zahlreiche Personen festgenommen. Auf den Häuserdächern positionierten sich Spezialteams. Denn Ziel des Staates war es, diese Gedenkfeier zu verhindern. Am 11. März wurde das Aufgebot verstärkt. In dem Gemeindehaus der Aleviten (zu türk.: Cemevi) teilten die Angehörigen der Gefallenen von Gazi Essen aus, zu dem zahlreiche Menschen zusammengekommen waren. Währenddessen lud die Leitung des Cemevis die Polizeichefs, welche die persönliche Verantwortung für das Massaker von 1995 tragen, zum Essen ein. Diese Haltung löste bei den Angehörigen der Ermordeten Proteste aus und einige erklärten: "Jetzt haben wir auch gesehen, wie sich die Leitung für unsere Gefallenen einsetzt." Am 12. März wurde dann ab 10.00 Uhr der Zutritt zum Gazi-Viertel verboten, alle Minibusse und Autobusse wurden angehalten, die Menschen mit Gewalt herausgeholt, durchsucht und in Gärten und Keller verfrachtet. Die Bewohner des Viertels wurden in ihre Häuser gedrängt. Die Volksfeinde richteten ihre Waffen auf das Volk, um es einzuschüchtern und seine Beteiligung an der Gedenkfeier zu verhindern. Auch Presseleute versuchten in das Viertel zu gelangen. Wenigen war es jedoch erlaubt, bereits zu Beginn der Demonstration durch die Eingänge zu gehen, und die meisten von ihnen bekamen erst im Nachhinein eine Genehmung. Die Menschen von Okmeydani und Alibeyköy wurden nicht an den Polizeibarrikaden vorbeigelassen, viele von ihnen wurden festgenommen. Mehr als 2000 Menschen versuchten sich Zutritt zum Viertel zu verschaffen, mehr als 1000 davon wurden jedoch festgenommen, die anderen zurückgewiesen. Alle Straßen und Seitenstraßen zum Cemevi wurden von der Polizei besetzt, um die Beteiligung an der Gedenkfeier zu verhindern. Auch das Cemevi selbst, vor dem die Aktion ausgehen sollte, wurde umzingelt. 600 Menschen gelang es dennoch sich vor dem Gebäude zu versammeln sie marschierten gegen 11.30 Uhr, hinter dem Transparent des GAZI VOLKSRATS, los. Sie gingen in Richtung des Cafés, in dem der 1. Gefallene bei dem 95'er Massaker, Halil Kaya, getötet wurde.

Die Demonstranten riefen die Slogans: "SCHWEIGE NICHT, WENN DU SCHWEIGST, BIST DU AN DER REIHE !" "DAS GAZI VOLK IST HIER, WO SIND DIE MÖRDER !" "UNSER VOLK, REIH DICH EIN, UM RECHENSCHAFT ZU FORDERN !" "LANG LEBE DIE GERECHTIGKEIT DES VOLKES !" "WIR SIND DAS VOLK, WIR SIND IM RECHT, WIR WERDEN SIEGEN !" Bei diesem ersten Stop hat das Gedenkfeier-Komitee eine Presseerklärung verlesen, wobei gegen das Massaker von 1995 protestiert wurde. An jener Stelle wurden Nelken zurückgelassen und der Marsch dann in Richtung Friedhof fortgesetzt.

Während sich die Menschenmenge auf den Weg machte, wurde sie von Sondereinsatzkräften eingekesselt und mit Arm- und Handbewegungen belästigt, ein weiterer Einschüchterungsversuch. Anderen Personen, die von den Seitenstraßen kamen und versuchten, sich der Gedenkfeier anzuschließen, wurde der Weg abgeschnitten. Daraufhin führten die Angehörigen von Gefallenen, Volksratsangehörige und andere politische Gruppen, einen Sitzstreik durch, um den Anschluß dieser Personen durchzusetzen. Während dieser Aktion drängte das Gazi-Gedenkfeier-Komitee, welches der Polizei Versprechen machte, zum Weitergehen. Dabei erklärten sie : "Wir werden diese Menschen schon auf den Platz bringen, wir haben die Lage unter Kontrolle. Die Polizei wird die Menschen zum Platz durchlassen."

Folgedessen wurden die Leute, die in den Seitenstraßen warteten, von der Polizei angegriffen, es kam zu Auseinandersetzungen. Viele Menschen wurden verletzt und festgenommen. Erneut waren Slogans zu hören: "DER MÖRDER VON GAZI IST DER SUSURLUKSTAAT !" "DIE ANGRIFFE KÖNNEN UNS NICHT EINSCHÜCHTERN !" "DIE GAZI GEFALLENEN SIND UNSTERBLICH !" "HOCH DIE REVOLUTIONÄRE SOLIDARITÄT !" Die Angehörigen sangen Klagelieder (zu türk.:"aðýtlar") an den Gräbern ihrer ermordeten Kinder, während sie diese umarmten. Sie hinterließen Nelken und begannen mit dem Vorlesen von Gedichten, und mit Reden. Währendessen betonte ein Mitglied des Gazi Volksrats in seiner Rede, daß es nicht richtig sei, der Polizei zu trauen, und daß ihre Höflichkeit nicht glaubwürdig ist. Er schloß seine Erklärung mit folgenden Worten ab: "Der Gazi-Prozeß ist unser aller Prozeß und wir müssen alle daran teilnehmen ." Nach einer Erklärung der Cemevi-Leitung und des Vaters der in Gazi ermordeten Zeynep Poyraz, kehrte man zum Cemevi zurück. Auch vor dem Cemevi wurden Slogans gerufen und Märsche gesungen, und eine abschließende Erklärung verlesen.

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