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Asylkoordination Schweiz
An die Print- und elektronische Medien

GEGEN AUSSCHLUSS
FÜR EINE SOLIDARISCHE GESELLSCHAFT
03/99
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D-10969 Berlin

Bern, 5. März 1999
An die Print- und elektronische Medien per Fax
Sehr geehrte Medienschaffende
Wir möchten Sie bitten, folgende Pressemitteilung in Ihrer
Berichterstattung zu berücksichtigen. Für allfällige Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung:
Tel. 031/312'40'38
Salvatore Pittà
Asylkoordination Schweiz


GEGEN AUSSCHLUSS - FÜR EINE SOLIDARISCHE GESELLSCHAFT

Kein Armeeaufmarsch in Bern!

Seit heute sind bewaffnete WK-Soldaten in Bern im Einsatz. Für vier Monate sollen bis zu 150 Milizsoldaten 13 Objekte und deren Umgebung in der Stadt Bern bewachen. Wir verurteilen diesen Militäraufmarsch aus verschiedenen Gründen aufs Schärfste:

  • - Es braucht eine politische Antwort auf die Protestaktionen von kurdischen Menschen und kein Armeeaufmarsch. Seit 15 Jahre sind kurdische Frauen und Männer der Repression durch das türkische Militär ausgesetzt. Anstatt entschieden gegen die Menschenrechtsverletzungen in Kurdistan Position zu beziehen, schafft die Schweiz nach wie vor Flüchtlinge in die Türkei aus. Anstatt auch wirtschaftliche Konsequenzen aus der menschenverachtenden türkischen Politik zu ziehen, ist der Bundesrat nicht einmal bereit, entsprechende Exportrisikogarantien (z.B. ABB, Sulzer und UBS) zurückzuziehen. Anstatt eine politische Plattform für die berechtigten Anliegen des kurdischen Bevölkerung zu schaffen, geht die Armee in Schweizer Städten in Stellung. Gegen diese verfehlte Politik wehren wir uns.
  • - Die Milizsoldaten wurden in einer zweitägigen Schnellbleiche für ihre Aufgaben vorbereitet. Mit anderen Worten: Sie sind für den jetzt zu leistenden Einsatz völlig ungenügend qualifiziert. Deshalb stellen die bewaffneten Einheiten vielmehr eine Reduktion der Sicherheit in der Stadt Bern dar.
  • - Der Armeeeinsatz ist völlig unverhältnismässig. Die Botschaftsbesetzungen von vorletzter Woche werden zum Anlass genommen, der Armee eine Aufgabe zuzuschanzen und so ein weiterer Beitrag zur Militarisierung der Gesellschaft zu leisten. Es gibt in der Schweiz 14'000 ausgebildete Polizeibeamte, in verschiedenen Polizeikonkordaten ist die gegenseitige Unterstützungspflicht der verschiedenen Polizeikorps geregelt. Der Armeeeinsatz ist auch aus diesem Grund unnötig.
  • - Es geht nicht an, dass zur Legitimierung der Armee städtischer Lebensraum der Zivilbevölkerung entzogen wird. Der Einsatz gegen den Novemberaufstand 1917 in Zürich, die Schüsse auf DemonstrantInnen während des Generalstreiks 1918 in Genf und die Niederschlagung einer antifaschistischen Demonstration vor über 60 Jahren haben bereits gezeigt, dass die Armee weder die Ausbildung noch die fachliche Kompetenz für eine friedliche Lösung solcher Konflikte besitzt. Vielmehr zeigen gerade diese Beispiele, wohin solche Einsätze der Armee im Innern führen.

Aus diesen Gründen haben wir heute Mittag am Bärenplatz die Bürgerinnen und Bürger mittels Flugblätter auf diese Misstände aufmerksam gemacht.

IKuR Bern, Antifa Bern, FAntifa Bern, GSoA Bern, Junge Alternative JA!, Asylkoordination Schweiz, Büro gegen finstere Zeiten Bern und Thun, Chiapas Soligruppen Zürich und Bern, OSL Biel, Infoladen Biel, AJZ/CAJ Biel, Infoladen Luzern Romp, Infoladen Aarau, Infoladen Kasama Zürich, Infoladen Sowieso Basel, Espace Noir, Komitee Michal Patera, Pressebüro Savanne Zürich, Fédération Libertaire des Montagnes / OSL, vorwärts Büro Bern

Bern, den 6. März 1999

RESOLUTION

Die Asylkoordination Schweiz (AKS) fordert an ihrer Vollversammlung vom Samstag, den 6. März 1999 in Bern den sofortigen Ausschaffungsstop für Kurdinnen und Kurden sowie für alle Militärdienstflüchtlinge und Deserteure aus der Türkei.

Seit der Vertreibung der PKK-Guerilla und deren Leader A. Oecalan aus Syrien im September 1998, seit dessen Aufenhalt ab Mitte November 1998 in Rom und dessen Festnahme in Kenya mit anschliessender Auslieferung an die Türkische Regierung im Februar 1999, nehmen die Angriffe der türkischen Sicherheitskräfte und deren Spezialteams auf die Kurdinnen und Kurden sowie auf deren Vereine und Parteien in hohem Masse zu. Das türkische Volk wird systematisch gegen das kurdische Volk aufgewiegelt: ein Bürgerkrieg steht bevor.

Wir protestieren gegen die Bagatellisierung der gefährlichen Lage in den kurdischen Wohngebieten der Grossstädte im Westen der Türkei, die seitens der Schweizer Asylbehörden geschieht.
Für die zurückkehrenden Kurdinnen und Kurden, deren Dörfer zerstört wurden, gibt es längst keine zumutbaren Fluchtalternativen mehr: gerade im Westen der Türkei, wo der Rassismus gegenüber Kurdinnen und Kurden seit Jahren genährt wird, und es für diese äusserst schwierig geworden ist, Wohnung und Arbeit zu finden.

Aufgrund der Vertreibung von mehreren hunderttausend Kurdinnen und Kurden aus den Dörfern im Osten platzen die Grossstädte bereits aus allen Nähten.

Wir fordern die Schweizer Behörden auf, die Humanität über das wirtschaftliche Gewinndenken zu setzen. Wir fordern sie zudem auf, ihr politisches Gewicht wahrzunehmen und allein - sowie auch zusammen mit andern Staaten - auf die Türkei Druck auszuüben, damit diese die Verhandlungen mit ihrer kurdischen Bevölkerung aufnimmt, mit dem Ziel, eine den Kurdinnen und Kurden gerechte Lösung zu finden. Die AKS ist der Meinung, es brauche eine politische Antwort auf die Protestaktionen von kurdischen Menschen und keine militärische - weder in der Türkei noch gar
in der Schweiz.

Die AKS ruft die Schweizer Bevölkerung zu Solidarität mit den Kurdinnen und Kurden auf!

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