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aus:   Der Revolutionäre Funke

Zum 80. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Internationale

Für die Partei der kommunistischen Weltrevolution

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rsl - Am 4. März 1919 wurde in Moskau die Dritte Internationale gegründet. Sie erhob wieder das Banner des Kommunismus, das von der 2., der Sozialistischen Internationale in den Schmutz getreten worden war. Der "stinkende Leichnam" dieser alten Internationale moderte im Sumpf der Burgfriedenspolitik, der Vaterlandsverteidigung und der abstakten Demokratie, kurz: der offenen Unterstützung der imperialistischen Bourgeoisie (Sozialimperialismus). Im entscheidendsten Kampf gegen diesen Verrat am Weltproletariat galt es die Prinzipien des Kommunismus wiederherzustellen, um die sich die Kräfte der revolutionären ArbeiterInnenbewegung weltweit scharen sollten.

Diese Bildung einer internationalen revolutionären Partei war umso mehr vonnöten, als zum damaligen Zeitpunkt nicht nur im bolschewistischen Rußland, wo das Proletariat die Macht erobert hatte, sondern bereits in ganz Ost- und Mitteleuropa ein Bürgerkrieg entbrannt war, der sehr bald auch den Fernen Osten ergreifen sollte. Inmitten dieses Bürgerkrieges erklärte die 3. Internationale in ihren "Richtlinien", daß eine neue Epoche geboren sei: "Die Epoche der kommunistischen Revolution des Proletariats."

Sie stellte sich gegen den Pazifismus und Legalismus und bekämpfte die demokratischen Illusionen: "Die Eroberung der politischen Macht bedeutet nicht nur einen Personenwechsel in Ministerien, sondern die Vernichtung des feindlichen Staatsapparats, die Eroberung der wirklichen Kraft, die Entwaffnung der Bourgeoisie, der gegenrevolutionären Offiziere, der weißen Garde und die Bewaffnung des Proletariats, der revolutionären Soldaten, der Roten Arbeitergarde; die Beseitigung aller bürgerlichen Richter und die Organisation des proletarischen Gerichts; die Aufhebung der Herrschaft der reaktionären Staatsbeamten und die Schaffung neuer Verwaltuingsorgane des Proletariats."

Sie widerlegte den bürgerlichen Mythos vom "Volkswillen" und der "Einheit des Volkes" und erklärte dabei: "Der proletarische Staat ist wie jeder Staat ein Unterdrückungsapparat, aber er richtet sich gegen die Feinde der Arbeiterklasse. Sein Zweck ist, den Widerstand der Ausbeuter, die im Verzweiflungskampf alle Mittel anwenden, um die Revolution im Blute zu ersticken, zu brechen, ihn unmöglich zu machen."

Sie verwarf die klassische Devise des Opportunismus, für welche ja "das Ziel nichts, die Bewegung aber alles" ist. Ganz im Gegensatz hierzu unterstrich die Komintern die enge Abhängigkeit der revolutionären Taktik von den kommunistischen Prinzipien: "Die revolutionäre Epoche fordert vom Proletariat die Anwendung solcher Kampfmittel, die seine ganze Energie konzentrieren, nämlich die Methode der Massenaktion und ihr logisches Ende - den direkten Zusammenstoß mit der bürgerlichen Staatsmaschine in offenem Kampfe. Diesem Ziele müssen allen anderen Methoden ... untergeordnet sein."

Sie war nicht national und sie war echt antiimperialistisch. Deshalöb verkündete sie, "daß die Internationale, die den Interessen der internationalen Revolution die sogenannten nationalen Interessen unterordnet, ... die gegenseitige Hilfe des Proletariats der verschiedenen Länder verkörpert" und "die ausgebeuteten Kolonialvölker in ihren Kämpfen gegen den Imperialismus unterstützen" wird, "um den endgültigen Zusammenbruch des imperialistischen Weltsystems zu fördern" (Richtlinien der Kommunistischen Internationale).

Die Gründung der Komintern fand in einer Weltkonjunktur statt, in der riesige Massen des internationalen Proletariats von der russischen Oktoberrevolution angezogen wurden und sich voller Begeisterung zu ihr bekannten. Was diesen Massen aber fehlte, war eine vor allem im gesamten Westen festverankerte kommunistische Avantgarde. Denn gerade hier, wo ein schon überreifer Kapitalismus und eine lange Tradition der demokratischen Zähmung der Proletarier herrschten, befand sich das Herz des Weltkapitalismus. Die politische Krise, die infolge des 1. Weltkrieges ausgebrochen war, stellte eindeutig die Alternative: Entweder Diktatur der Bourgeoisie oder Diktatur des Proletariats. Es fehlte aber gerade im Westen eine gefestigte Avantgarde, um den spontan entstandenen Klassenkapmf zu organisieren und auf den Weg der revolutionären Vorbereitung, der Machteroberung und der Diktatur der Arbeiterräte zu lenken.

Auf den Aufruf von 1919 hin kamen ein Jahr später zahlreiche Parteien, Fraktionen und Gruppen aus allen vier Himmelsrichtungen in Moskau zum 2. Kongreß der Komintern zusammen. Es handelte sich dabei größtenteils um uneinheitliche und oft zusammengewürfelte Gruppierungen. Sie hatten zumeist erst unter dem Druck des Klassenkampfes angefangen, sich von der Sozialdemokratie oder dem "revolutionären Syndikalismus" zu lösen, und zögerten in fast allen Fällen davor mit ihrer Vergangenheit endgültig zu brechen. Und soweit diese Gruppierungen einen anarchistischen Ursprung hatten, so hatten sie ebenso große Schwierigkeiten, sich den Erfordernissen des Klassenkampfes zu beugen und mit ihren Anti-Partei- und ihren Anti-Diktatur-Vortstellungen restlos zu brechen.. Kurzum, die "Avantgarden" trabten hinter den Massen her. Dem Ausbruch des revolutionären Kampfes war keine Periode der revolutionären Vorbereitung vorausgegangen. Die Partei fehlte. Der Versuch der Bolschewisten bestand gerade darin, die Bedingungen zu schaffen, um in den verschiedenen Ländern Parteien, d.h. Sektionen der Internationale zu bilden,. Sie sahen sich zunächst einmal gezwungen, auf dem 2. Kongreß eine erste Einführung in die Grundbegriffe des Marxismus, die wesentlichen Prinzipien des Kommunismus und die Grundlagen der revolutionären Taktik zu geben.. Die auf diesem Kongreß angenommenen Leitsätze über die Grundaufgaben der Kommunistischen Internationale, die Rolle der Kommunistischen Partei in der proletarischen Revolution, die Rolle des Parlamentarismus, die Gewerkschaftsbewegung, die Kolonialfrage sowie die Agrarfrage legen hiervon ein Zeugnis ab. Auch mußten die Bolschewisten mit den 21 Bedingungen der Aufnahme in die Komintern eine Reihe von Sicherungsmaßnahmen ergreifen, um all diejenigen fernzuhalten, die weder den Geist noch den Buchstaben des Marxismus akzeptierten. Denn viele waren nur nach Moskau gekommen, um mit der "Mode" zu gehen und sich ein linkes Feigenblatt zu holen; und dies abgesehen natürlich von ausgekochten Opportunisten, die nur gekommen waren, um den Massen in ihren Ländern zu "beweisen". daß es "unmöglich" sei, sich mit den Bolschewiki, diesen "zentralistischen, autoritären und und sektiererischen" Produkten des "barbarischen Rußland" zu verbünden.

Die kommunistische Linke, auf deren Kampf in Verteidigung der Komintern wir uns berufen, forderte damals strengere Aufnahmebedingungen, gerade um zu vermeiden, daß die Komintern, sollte es ihr nicht gelingen, im Laufe der ersten revolutionären Welle der Nachkriegszeit im Westen starke Parteien zu bilden und die Macht zu erobern, schließlich zum Opfer opportunistischer Tendenzen würde.

Ein Jahr später reiften nach den Märzaktionen 1921 in Deutschland die Bedingungen für die revolutionäre Situation des Jahres 1923 heran, in dem sich in Deutschland das Schicksal der europäiaschen Revolution entscheiden sollte. Die Bolschewiki mußten daher die Sitzungen des im Juni 1921 stattfindenden 3. Kongresses dem Versuch widmen, den katastrophalen Schwankungen der meisten westlichen Parteien ein Gegengewicht entgegenzusetzen, neigten diese Parteien doch dazu, zwischen der Passivität und dem Legalismus eines schlecht überwundenen Sozialdemokratismus einerseits und und der Kinderkrankheit eines unreifen , linken Abenteuertums andererseits hin- und herzuschwanken.

(Für die erste Tendenz kann man die Haltung der KPD nach dem Kapp-Putsch 1920, für die zweite ihre Haltung in der Märzaktion 1921 als Beispiel anführen.)

Auf den Schultern der Bolschewiki lastete also nicht nur der Kampf für die Verteidigung der proletarischen Macht in Rußland gegen die nationale und internationale Bourgeoisie, sondern sie unternahmen auch riesige Anstrengungen, um dem Weltproletariat das zu geben, was es international noch nicht besaß: eine internationalistische Avantgarde, die die Aufgaben der Revolution ernsthaft und ohne Demagogie in Angriff zu nehmen weiß. Zwischen den "objektiven Bedingungen" der Revolution im Westen und ihren "subjektiven Bedingungen" (an erster Stelle die Partei) tat sich also in jenen turbulenten Jahren ein weiter Graben auf. Und gerade in diesem Graben liegt der Schlüssel sowohl für die Niederlage der proletarischen Revolution in Europa (und später in China), als auch für die Entartung der Komintern und den folgenden Sieg des Stalinismus, des Totengräbers der bolschewistischen Partei, der Internationale und der proletarischen Macht in Rußland.

Die Internationale, die ursprünglich der kommunistischen Bewegung ihre theoretischen und programmatischen Waffen zurückgegeben hatte, wich langsam Schritt für Schritt von ihrem anfänglichen und geradlinigen Kurs ab. Dies geschah unter dem lastenden Druck der bürgerlichen Offensive innerhalb wie außerhalb Rußlands und wurde noch gefördert durch all jene heterogenen, schwankenden Tendenzen innerhalb der Komintern selbst. Unfähig,, eine feste und marxistische Orientierung in die Internationale hineinzutragen, waren diese Tendenzen nicht einmal in der Lage, als Transmissionsriemen für die ursprünglichen zentralen Direktiven zu dienen. Diese Unterordnung unter die zentralen Direktiven war aber eine Voraussetzung, um das unerläßliche Minimum, welches die 21 Aufnahmebedingungen und die gesamten Thesen des 2. Kongresses darstellten, einzuhalten und zu erfüllen. Angesichts der andauernden Schwäche der westlichen Sektionen und der gefährlichen Isolierung Rußlands griff die Internationale dann ab 1922 auf taktische Mittel zurück, die im Grunde opportunistischen Tendenzen in diesen Sektionen nur stärken konnten (nämlich die "politische Einheitsfront", die "Arbeiterregierung" und die "Arbeiter- und Bauernregierung" mit der Sozialdemokratie). Und man versuchte auch durch künstliche organisatorische Methoden (wie der "Bolschewisierung") Abhilfe zu schaffen - mit demselben Mißerfolg. Anstatt die unreifen und schwankenden Kräfte zu organisieren, zu beeinflussen und zu disziplinieren, wurde die Internationale von ihnen zunehmend dominiert und zersetzt.

Es handelte sich also bereits um eine in theoretischer und programmatischer Sicht geschwächte und untergrabene und in organisatorischer Sicht zersetzte Internationale, die dann ab 1926 mit dem Sieg der antimarxistischen Theorie des "Sozialismus in einem Land" und der mit einer solchen Theorie einhergehenden vollständigen Leugnung des proletarischen Internationalismus ihren entscheidenden Todesstoß erhielt.



Wenn wir heute an den Aufruf von 1919 an das Proletariat der ganzen Welt erinnern, so wollen wir auch daran erinnern, daß die revolutionäre Begeisterung und die revolutionäre Tatkraft nur dann erfolgreich sein können, wenn sie von der revolutionären Partei des Proletariats organisiert und geleitet werden. Und dies ist nur möglich wenn diese Partei unabhängig von den wechselnden Situationen ihre Aktion hartnäckig und planmäßig, auf der Grundlage des genuinen Marxismus durchführt. Es ist nur möglich, wenn diese Partei, schon bevor sie ihren höchsten Aufgaben, nämlich der Leitung des Aufstandes und der Errichtung der Arbeitermacht gegenübersteht, sich in theoretischer, programmatischer und organisatorischer Hinsicht gefestigt und an den proletarischen Kämpfen teilgenommen hat. Wenn der siegreiche rote Oktober der hunertprozentige Beweis für die Notwendigkeit der Partei ist, so ist die Niederlage der europäischen Revolution in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg sowie der spätere Bankrott der Komintern die Bestätigung dafür, daß diese Partei schon vor der Revolution und im internationalen Maßstab vorhanden sein muß. Andernfalls kann man nicht einmal den Rückzug sichern: Als der Stalinismus siegte, gab es innerhalb der Organisation, der es nicht gelungen war, zur kommunistischen Weltpartei zu werden, nur zwei Oppositionsbewegungen, nämlich die alte bolschewistische Garde, und die kommunistische Linke (z.B. die Gruppe um Amadeo Bordiga in Italien oder die KomPol-Gruppe um Karl Korsch aus Deutschland). Und darin liegt ein weiterer historischer Beweis für die dargelegte Behauptung.

Die Partei kann auf die Massen warten, aber die Massen können nicht auf die Partei warten - haben wir Marxisten oft wiederholt. Um eine Brücke zwischen dem siegreichen roten Oktober 1917 und dem Oktober der kommunistischen Weltrevolution von morgen zu schlagen, muß man heute für die Schaffung einer internationalen Avantgarde kämpfen, die sich die internationale Bilanz der proletarischen Kämpfe aneignet und sich somit das nötige Programm und die wesentlichen Prinzipien des Kommunismus zum Leitstern macht. Eine Avantgarde die durch ihre planmäßige und zielgerichtete taktische Aktion, durch ihre Zurückweisung jeglichen Dilletantismus die schwierige Kunst des Kampfes lernen und ihren Einfluß auf die proletarischen Massen ausdehnen kann, um auf diese Weise die Voraussetzungen für eine einheitliche und disziplinierte Aktion des Proletariats zu schaffen.

Ohne die "Generalprobe" von von 1905 wäre der rote Oktober von 1917 nicht möglich gewesen. Unsere Aufgabe besteht gerade darin, die internationalen Erfahrungen der jahre 1917-27 im nachhinein zur Generalprobe der zukünftigen proletarischen Weltrevolution zu machen und das unerläßliche Instrument ihres Sieges rechtzeitig zu schaffen.

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