Betrieb & Gewerkschaft
Solidarität mit CNH in Berlin-Spandau

von Autonomer Anarchist
03/06

trend
onlinezeitung

Gestern abend war überall Party in Berlin. Köpi, KvU, Zielona Gora usw. Fünf Autonome Anarchist_Innen beschlossen aber die streikenden KollegInnen von CNH (ex O&K)solidarisch zu unterstützen.

Am späten Nachmittag hatte eine kleine (naja also schon ziemlich große) Feier im Streikzelt angefangen.

Dies ist das erste Streikwochenende und so brachten viele Kollegen ihre ganzen Familien mit. Es waren auch viele Kollegen da, die gerade keine Streikschicht hatten. Es wurde organisiert das alle ein bisschen was für das Büffet mitbrachten und so hatte mensch alle Köstlichkeiten die es so auf europäischen Speiseplänen gibt, allerdings dominierten "Türkische" und "Deutsche" Köstlichkeiten. Auch sei hier noch mal Ausdrücklich der leckere "Eierlikör-Käsekuchen" erwähnt. Es konnte Fass- oder Flaschenbier aber auch Glühwein und Cola getrunken werden.

Gleichzeitig zum Fest waren auch noch die Streikschichten. Da wir nicht zum Party-Feiern, sondern zur Unterstützung gekommen waren gingen wir zu den KollegInnen an den Streikposten.

Die Stimmung war eigentlich o.k.. da bei dem Fest viele KollegInnen von Samsung und JVC waren, kamen diese auch vorbei um den Streikenden um persönliche Solidarität und Unterstützung zu geben und den KollegInnen moralisch Unterstützung und Tips zu geben.

Wir unterhielten uns auch viel mit den KollegInnen und worum es ihnen bei dem Streik geht. Sehr viele Kollegen sind schon 30 oder 40 Jahre im Betrieb und haben wesentlich glänzendere Zeiten erlebt. Nun nach 40 Jahren Betriebszugehörigkeit sollen viele mit einem Arschtritt und ohne Dank auf Strasse gesetzt werden.

Auch wenn es für viele KollegInnen so aussieht als ob es den Chefs egal ist, so kann doch bemerkt werden, das ihnen dieser Streik richtig wehtut. Wenn man allein die Ausbleibende Akkumulation des Kapitals und und Klau des Arbeitsmehrwertes bedenkt.

Einige KollegInnen bemängelten das sie viel zu spät angefangen hätten dagegen zu streiken. Nun ist es aber so das sie nichts mehr zu verieren haben. Darum sollte es soviel Solidarität wie möglich geben. Unterstützt die Kollegen, stellt euch mit an den Streikposten, egal ob Tag oder Nacht!

Es ist wichtig diesen Streik zu unterstützen weil es dort eben nicht um den "Standort Deutschland" oder nationalistischem Cauvinismus geht, sondern um die Existenz von mehreren Tausend KollegInnen und ihren Familien. Sehr viele KollegInnen werden nach der Entlassung in eine krasse Armut und ins ALG II abrutschen. EIN Angriff auf EINEN ist ein ANGRIFF auf ALLE! Diese Angriffe müssen zurückgeschlagen werden. Als Anarchistische Gruppe (dieAG) wollen wir auf jeden Fall den Streik weiter unterstützen.

Ich soll von unserer kleinen UnterstützerInnen-Gruppe ausdrücklich nochmal eine kleine Geschichte erzählen. Während einer Streikschichtpause kriegte ich von einem Genossen einen Anruf "Wo bist du denn grad? Ey kommste ins...? Wir machen grad Party!", als ich erwähnte, das ich grad (Sonnabend/Sonntag) aufm Streik sei war die Person ziemlich verdutzt. Sich mit uns unterhaltend kam uns diese Situation durchaus befremdlich vor da sonst alle auf den Demos immer am lautesten Klassenkampf rufen: "Was macht Faschisten /Unternehmern dampf? Klassenkampf! Klassenkampf!" und "Gegen das Konstrukt von Volk und Rasse, für uns gibt es nur eins: Klasse Gegen Klasse!"

Da nuneinmal (egal mit welchem Bewusstseinsstand der Kämpfenden) diese Situation ziemlich Konfrontativ (STREIK!) eingetreten ist, fragen sich viele von uns "Aktivisten", wir wir von den streikenden Kollegen schon oft genannt werden, wen wir von diesen Pseudo-Schreihälsen überhaupt noch ernst nehmen können.

So boykottiert zum Beispiel der Stressfaktor in Berlin hartnäckig unsere Demo mit in ihren Terminplan aufzunehmen, dessen Motto ist: "Raus aus der Szene, Rein in den Klasenkampf!" Ich denke die Kritik der noch stattfindenden Demo war genau richtig, nähmlich das die Rest-Autonomen oder der Großteil der Alt-Autonomen zur "Schöner Wohnen Fraktion" oder aber Autonomer Antifa-Schattenkampf Fraktion geworden sind und mit ArbeiterInnen Autonomie oder besser Autonomia Operaia nichts mehr zu tun haben wollen.

Die "Schöner Wohnen Fraktion" wirk nicht mehr schöpferisch Solidarisch auf die Gesellschaft und die "Antifa-Fraktion" nicht mehr grundlegend Gesellschaftskritisch, die "verkürzte Kapitalismuskritik" oder "Wertekritik" anprangern aber nicht das Kapital oder die gesellschaftlichen Verhältnisse in Frage stellen!

Hoffentlich unterstützen bald die KollegInnen in Italien den Streik!

 

Editorische Anmerkungen

Der Text erschien am 26.2.2006 bei Indymedia außerdem gibt es dort noch weitere Berichte

Siehe auch den Artikel im TREND 2/06: AnarchistInnen zeigten ihre Solidarität

Über Streiks hier und anderswo berichtet regelmäßig: