Betrieb & Gewerkschaft
Streik bei CNH in Berlin-Spandau


von Autonomer Anarchist
02/06

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Seit Dienstag morgen um 6 Uhr wird die CNH Baumaschinen GmbH Berlin bestreikt. Die Kolleg_Innen des Werks kämpfen um ihre Arbeitsplätze, die nach Italien verlegt werden, der Konflikt verschärft sich zunehmends. AnarchistInnen zeigten heute ihre Solidarität auf den Streikposten...

Wie die CNH-Zeitschrift "Streikzeitung" titelt, wird seit Dienstag, den 21. Februar 2006 um 6 Uhr morgens gestreikt. Der CNH Baumaschinenbetrieb (ehemals Orenstein & Koppel) ist seit über 130 Jahren in Spandau und soll nun dichtgemacht werden... Der Firmenchef hat in den letzten Jahrzehnten die Belegschaft von über 10.000 MitarbeiterInnen auf unter 2.000 in Deutschland heruntergeschraubt.

Nun da die Produktion nach Italien verlagert wird (Mutterkonzern ist FIAT [in dessen Stadt Turin gerade Winterolympiade ist]) sollen in Deutschland die Produktionsstrecken lahmgelegt werden.

Bei diesen Streik handelt es sich um einen klassischen FabrikarbeiterInnen-Streik, da die ganzen Bürokräfte - woanders hin verlegt - weiterarbeiten!

Seit 2 Tagen gab es schon Berichte in der Bild und im Fernsehen. Als Sozial-Revolutionäre AnarchistInnen finden wir diesen Streik unterstützenswert und sind deshalb heute hingegangen.

Die Stimmung bei den Streikenden ist zwar gemischt, aber kämpferisch. Einige munkeln daß ihre Arbeitsplätze nicht sicher sind und wiederum viele denken, daß es schon viel früher hätte losgehen sollen. Es sind viele in die IG-Metall eingetreten und auch Lehrlinge sollen angeblich mitmachen.

Niemand der ArbeiterInnen ist drinne, nur die Firmen-"Leiter" ergaunern sich "Passierscheine" bei der Streikleitung und werden auch frech und provozierend gegen die Streikenden, die als Bettler bezeichnet werden und überhaupt nichts zu melden hätten.

Während bei der Betriebsversammlung vor dem Tor, vor einigen Monaten, Last-Kraft-Wagen Fahrer versuchten Streikposten zu überqueren zeigten sie sich nun Solidarisch, hupten und kriegten zum Dank Country-Songs vorgespielt.

Nun sind die Streikposten ja rund um die Uhr besetzt und es werden nachts minus 5 Grad Celsius. Also sind Mülltonnen aufgestellt!!! Diese Strahlen Wärme ab, also beschwerte sich "Chefchen" über angeblichen Funkenflug, der alles in Brand setzen könne usw.

Er will wahrscheinlich einstweilige Verfügungen erwirken lassen, doch vielen KollegInnen ist das Streikgeld egal...

Heute Morgen ging das Gerücht per Funkgerät rum das die 23. Berliner Einsatzhundertschaft kommen würde um die Streikposten zu räumen (Echt kein Quatsch!) und die Chefs, die drohen werden auch alles geben um den Streik zu brechen.

So wollten sie die Absprache für null und nichtig erklären Passierscheine bei der Streikleitung zu holen und Streikbrechen. Daraufhin verwickelten Firmen-Chefs herbeieilende Kollegen in ein Streitgespräch, indem sie herablassend und gekränkt die Streikenden niedermachten. Doch die Kollegen blieben gesonnen und lieferten den Bossen keinen Vorwand!

So gegen 10 Uhr startete eine Demo mit mehreren O&K und IG-Metall Fahnen Staakener Straße am Haupt-Tor, Brunsbütteler Damm, Klosterstraße über den Rathausvorplatz in Spandau in die Altstadt. Wir stimmten Sprüche an wie "Solidarisieren-Mitmarschieren!", "Leute lasst das Glotzen sein - Reiht euch in die Demo ein!" über "Arbeitsplätze werden bleiben - Werksleiter müssen gehen!" Sie wurden ab und zu und zum Schluß immer mitgerufen.

Es wurden die ganze Zeit Flugis an die Bevölkerung verteilt. Auf dem Brunsbütteler Damm zeigten sich fast alle Autofahrer solidarisch und unterstützten den Streik!

Kritik: Linke Szene war überhaupt nicht vertreten, nicht mal die ReformistInnen. Von der WASG/Linkspartei waren 2 Opas da, die wenigstens 150 Euro Soligeld für die Streik-Kasse überreichten! Dadurch kann logischerweise leicht vorhandener Rassismus nicht effektiv bekämpft werden, obwohl viele MigrantInnen dort arbeiten. So war auch eine Berlin-Fahne auf der Demo!

Nächste Woche zeigen wenigstens die KollegInnen des AEG-Werks in Nürnberg ihre Solidarität und kommen nach Berlin. Hoffentlich kommen auch mal ein paar nette Menschen aus Berlin und Umland zum Streik. Also liebe Autonome [Autonomia Operaia] "Raus aus der Szene und Rein in den Klassenkampf!" Solidarisiert euch mit den KollegInnen rund um die Uhr, unterstützt sie in ihrem Kampf!

i.A. Einiger ein Gruppenmitglied
 

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel bei Indiymedia am 23.2.2006