In Polen fuehrt die Regierung derzeit die Reformen durch, die in den
westlichen Industrienationen in den fuenfziger Jahren zu einem massiven
Rueckgang der Hoefe gefuehrt hat. Dies passiert wohl auch im Hinblick
darauf, dass Polen im Jahre 2002/2003 sich der EG anschliessen will.
Aber im Gegensatz zur Reform in den fuenfziger Jahren in Westeuropa, wo kleine und
mittlere Betriebe auf dem Lande die in der Landwirtschaft nicht mehr benoetigten
Arbeitskraefte aufnehmen und beschaeftigen konnten, muss das polnische
Landwirtschaftsministerium einraeumen, dass solche Strukturen in Polen voellig fehlen.
Polens Landbevoelkerung wird nach den Plaenen der Regierung in die Arbeitslosigkeit,
die Armut und den Hunger entlassen.
Ein Drittel aller Erwerbstaetigen in Polen sind in der Landwirtschaft beschaeftigt.
Viele davon sind ehemalige Industriearbeiter, die bei ihren Angehoerigen auf dem
Lande zuflucht nach dem Ende des Kommunismus suchten, als viele
Industriebetriebe in den Zentren aufgeloest wurden. Viele wuer-
den gern in die Staedte zurueckkehren, wenn ihnen dort eine sichere Arbeit statt
Gelegenheitsjobs, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und Hunger zustehen koennte.
Die Regierung hat in der Vergangenheit immer wieder dazu aufgefordert, andere
Erwerbszweige zu entwickeln. Jedoch berichten viele Landwirte, die mit ihren auf
Kredit eroeffneten Laeden pleite machten, dass die Kundschaft nur auf Kredit faehig
ist, in solchen Laeden einzukaufen.
Korrupte Zoellner, Politiker und Beamte, die frech bis zu 80 % des Verdienstes der
Landwirte fuer sich selbst einfordern -- wenn diese z.B. Milch nach Westeuropa
liefern wollen -- verschaerfen die Situation zusaetzlich.
Zu viele Menschen auf dem Lande leben von bis zu 300 Mark im Monat, was kaum reicht,
um die eigenen Kinder satt zu bekommen. Das Schweinefleisch, was frueher zum
groessten Teil nach Russland exportiert wurde, ist aufgrund des wirtschaftlichen
Notstandes in Russland nicht mehr zu verkaufen. Lediglich einen kleinen Teil davon kaufte
die Regierung auf, um einen Teil der Bauern damit zum Abbruch ihres Protestes zu
zwingen.
Tausende militanter Gruppen halten seit Wochen mit Strassensperren vor allem die
Hauptstrassen im Sueden des Landes besetzt. Die Polizei traut sich schon lange nicht
mehr, gegen die Landwirte vorzugehen. Die Landwirte fordern Existenzgarantien -- eine
Marginalisierung hundertausender
koennen und wollen sie nicht hinnehmen.Quelle:
Flensborg Avis (Zeitung der daenischen Minderheit in Deutschland)
Uebersetzung: N. Myowna for A-Info Hamburg-Barmbek |