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ak - analyse & kritik, Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 423 / 18.02.1999

Indische BäuerInnen fordern ihre Rechte ein

"Internationale Karawane für Solidarität und Widerstand"

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Im Mai/Juni 1999 werden 500 InderInnen zusammen mit VertreterInnen aus anderen Ländern des Trikonts durch Europa reisen. Sie wollen nicht mehr auf Almosen aus der westlichen Welt warten, sondern sie fordern Respekt für ihre Rechte bei denen ein, die diese seit Jahrhunderten weltweit mißachten. Sie verstehen sich selber als Teil des internationalen Protests gegen ein ungerechtes Wirtschaftssystem, das sich nicht an den Bedürfnissen aller Menschen orientiert. Die "Internationale Karawane für Solidarität und Widerstand" wird innerhalb von einem Monat acht Länder Europas besuchen. Den TeilnehmerInnen der Karawane geht es um den Austausch und Kontakt mit europäischen BäuerInnen und politischen Basisbewegungen. Andererseits geht es Ihnen darum, einer breiten Öffentlichkeit im Norden ihre Situation und die direkten Auswirkungen des "freien" Handels und der WTO-Abkommen zu vermitteln. Deshalb wird die Karawane auch auf zwei wichtige Ereignisse treffen: den EU-Gipfel und den Weltwirtschaftsgipfel in Köln.

Die Initiative für diese Karawane ging von den BäuerInnen aus dem indischen Bundesstaat Karnataka aus. Diese sind in der KRRS, einer indischen Bauernorganisation organisiert, welche Mitglied in "La Via Campesina", einem weltweiten Netz von Bauernbewegungen, ist. Aus der Initiative entwickelte sich ein Prozeß, in dem verschiedene Basisbewegungen Mittel aufbrachten, um ihre Vertreterinnen und Vertreter nach Europa zu schicken. Es werden sich u.a. auch verschiedene lateinamerikanische Bewegungen an der Karawane beteiligen, wie zum Beispiel die brasilianische Landlosenbewegung "Sem Terra".

Die VertreterInnen des Trikonts und insbesondere die Bauernorganisationen in Indien haben eine radikale Haltung, was die multinationalen Konzerne und multilateralen Handelsabkommen, beispielsweise die WTO, betrifft. Diese Haltung entwickelte sich aus ihren eigenen Erfahrungen, aus der Zerstörung ihrer Lebensgrundlage, aus einer existentiellen Bedrohung. Die KleinbäuerInnen können nicht gegen Agrarmultis und Importe aus USA und Europa konkurrieren. Im letzten Jahr begingen Hunderte von KleinbäuerInnen Selbstmord, nachdem im Rahmen der Zollbestimmungen der WTO die Importzölle für Erdnüsse aufgehoben wurden und die BäuerInnen sich in einer auswegslosen Situation fanden.

Während einerseits die BäuerInnen von ihren Produkten nicht mehr leben können, kann sich der Rest der ärmeren Bevölkerung Grundnahrungsmittel kaum noch leisten. So hat sich beispielsweise der Preis von Zwiebeln, einem der wichtigsten Nahrungsmittel in der traditionellen indischen Küche, verachtfacht.

Ihre Alternative zur globalisierten Wirtschaftsordnung besteht im Aufbau von lokalen Versorgungsnetzen, von nachhaltigen Technologien und solidarischen Bündnissen. Die VertreterInnen möchten mit den Menschen Europas in einen direkten Dialog treten und sich gemeinsam mit uns für eine Welt einsetzen, in der die Menschen unmittelbare Kontrolle über ihre regionale Ökonomie erlangen, und in der Wirtschaftswachstum und ständig steigender Massenkonsum von Lebensqualität für alle abgelöst wird.

Geplant ist eine Route von den Niederlanden über Belgien, Frankreich, Schweiz, Italien nach Deutschland. In den jeweiligen Orten werden Begegnungen mit unterschiedlichsten Basisbewegungen stattfinden. Neben einem direkten Austausch und der öffentlichen Information wollen die InderInnen und ihre BegleiterInnen auch die Institutionen und multinationalen Konzerne, die ihre desolate Situation zu einem großen Teil zu verantworten haben, mit ihrer Präsenz konfrontieren. Es wird Aktionen und Demonstrationen vor wichtigen Institutionen, den Hauptbüros von transnationalen Konzernen und der WTO geben.

Die Route der Karawane ist so gewählt, daß sie sich an bereits geplanten Märschen und Aktionen beteiligen wird. Hierzu zählen die Teilnahme an einem Marsch für die Abschaffung aller Atomwaffen von "For Mother Earth!" in Belgien, Veranstaltungen und Aktionen mit der französischen Erwerbsloseninitiative "AC!" sowie Zusammenkünfte mit der Bauernbewegung "Droits Devant". Den Abschluß soll die Teilnahme an den Gegenveranstaltungen zum Weltwirtschaftsgipfel im Juni 1999 in Köln bilden.

Dieses Projekt ist eine große Chance. Nicht wie sonst werden EuropäerInnen über die Problematiken in sogenannten Entwicklungsländern reden. Ansatzpunkt ist es, die BäuerInnen und VertereterInnen von Basisbewegungen des Trikonts zu unterstützen, hierherzukommen und für sich selber zu sprechen. Diese Karawane ist keine "3.Welt-Karawane", sondern ein gemeinsames, internationales Projekt. Dies wäre ein Ansatz für eine Umkehr sogenannter Entwicklungshilfe. Menschen hier werden mit den Auswirkungen des globalen ökonomischen Wirtschaftssystems konfrontiert und Menschen aus anderen Ländern haben die Möglichkeit, uns ihre Vorstellungen von Entwicklung näherzubringen.

Die Karawane findet im Rahmen des Anfang 1998 in Genf gegründeten Netzwerks von Basisbewegungen, Peoples Global Action, statt.

Wir wünschen uns, daß dieses Projekt von vielen gesellschaftlichen Gruppen getragen wird. Dies könnte geschehen durch Organisation von Unterkunft und Verpflegung für den Raum Köln sowie finanzielle Unterstützung.

Weitere Informationen unter
http://stad.dsl.nl/~caravan/ 
oder ICC99@GMX.DE
SPENDEN AN:
INTERCONTINENTALCARAVAN, KTO:3701010441,BLZ: 50090100,
ÖKOBANK BERLIN

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