Der Gesellschafts-Würfel
Leser*innenbrief zum Editorial 2/2016

von Detlef Georgia Schulze

02/2016

trend
onlinezeitung

Liebe trend-Redaktion,

in Eurem Editorial 2/2016 heißt es über meinen Beitrag bei der trend-Jubiläums-Veranstaltung: „Ihr [der der verschiedenen ‚Gesellschafts-Würfel’] jeweiliger Inhalt wird durch soziale Widersprüche strukturiert und eine revolutionäre Aufhebung dieser Strukturen muss daher entlang der jeweiligen Würfelkanten diagonal von unten nach oben verlaufen.“ (meine Hv.)

Das gibt das, was ich gesagt hatte (oder jedenfalls sagen wollte), nicht präzise wieder. Was ich gesagt hatte, war vielmehr in etwa Folgendes:

  • Als letzten meiner neun Punkte kam ich auf die Frage zu sprechen, wie sich meine bereits in meinem Beitrag in trend 12/2015 angesprochene Überzeugung, daß heutige Gesellschaftsformationen von drei Grundwidersprüchen (Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus) strukturiert seien, visuell dargestellt werden könne.1

  • Dazu schlug ich die dreidimensionale Figur eines Würfels vor – also einer waagerechten X-Achse, einer senkrechten Y-Achse und einer in die Tiefe des Raumes gehenden Z-Achse.

  • Mein Vorschlag war nun, bspw. den Grundwiderspruch der kapitalistischen Produktionsweise (also den Widerspruch zwischen den Lohnabhängigen [ganz links] und den KapitalistInnen [ganz rechts] und dazwischen die Solo-Selbständigen und BeamtInnen2) auf der X-Achse abzubilden.

Anmerkungen

1) Mit dieser Visualisierung ist nicht mehr, aber auch nicht weniger beansprucht, als den gesellschaftlichen status quo realitäts-/komplexitäts-angemessener darzustellen sowohl als

  • Modelle der rein vertikalen (oben/unten) Gliederung nach Klassenlage („Pyramide“ des nebenwiderspruchs-theoretischer Marxismus) oder sozialer Schichtung („Zwiebel“ der akademischen Soziologie)

  • als auch das bourdieusche Modelle zweier sich kreuzender Achsen (ökonomisches und kulturelles Kapital) [siehe 1 und 2]).

2) Die BeamtInnen sind von den Lohnabhängigen unterschieden, weil die Ersteren kein Streikrecht haben und die Höhe ihrer Bezüge vom Staat festgesetzt wird.


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Editorische Hinweise

Die Redaktion veröffentlicht grundsätzlich Leser*innenbriefe ungekürzt und in voller Länge  - besonders auch dann, wenn sie einen Debattenbeitrag darstellen.

Beim Erscheinen des Editorials, worauf sich der Leser*innenbrief bezieht, lagen weder der Tonmitschnitt noch die oben verlinkte Veröffentlichung vor. Bezugspunktpunkt war stattdessen der freigehaltene mündliche Vortrag der AutorIn.