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Den Nazi-Aufmarsch in Kiel verhindern!

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Am 30. Januar 1999 wollen Faschisten in Kiel mit einem Aufmarsch gegen die Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" protestieren - 66 Jahre nach der Machtübertragung an die Nazis. Das wollen wir nicht zulassen.

Seit über drei Jahren informiert die Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" über die Beteiligung der deutschen Wehrmacht an den Verbrechen des Raub- und Vernichtungskrieges in der Sowjetunion und auf dem Balkan. Sie hat damit einen wichtigen Beitrag geleistet, den Mythos von der "sauberen Wehrmacht" und dem "anständig
gebliebenen Frontsoldaten" zu beenden. Bundesweit hat sich ein rechtes Spektrum von Teilen der CDU/CSU über die  Traditionsverbände der Wehrmacht bis hin zur NPD und anderen militanten Neonazis zum Ziel gesetzt, gegen diese Ausstellung vorzugehen. Für Kiel bereiten die "Jungen Nationaldemokraten" (JN), die Jugendorganisation der NPD, eine entsprechende Demonstration vor. Längst sind JN und NPD zum Sammelbecken für Neonazis aus verbotenen Gruppen geworden. Nach sehr langer Zeit soll nun Kiel wieder Ort ihres Aufmarsches werden.
An der bundesweiten Ehrenrettungskampagne zugunsten der Wehrmacht beteiligt sich in Schleswig-Holstein auch die CDU. Ihre öffentlichen Stellungnahmen unterschieden sich dabei bisweilen nur wenig von der Hetze der Alt- und Neonazis. Dem Ehrenvorsitzenden der CDU in Schleswig-Holstein, Gerhard Stoltenberg, wurde gar gerichtlich untersagt, den verantwortlichen Leiter der Ausstellung einen "Lügner" und "Fälscher" zu nennen. Bei ihrem Versuch, die Verbrechen der Wehrmacht zu verharmlosen, scheut die Partei auch das schwarzbraune Bündnis mit Faschisten nicht: mit den Pöbeleien gegen das Begleitprogramm zur Ausstellung ("Tummelplatz von Linksextremisten"), welches von einem vielfältigen Veranstalterkreis von
Volkshochschulen bis hin zu unabhängigen antifaschistischen Gruppen getragen wird, betreibt die CDU das Geschäft der extremen Rechten; sie ermutigen die Nazis zu einem aggressiven Vorgehen gegen die Ausstellung und die Begleitveranstaltungen. Bei ihrer Polemik beruft sich die CDU u.a. auf Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Für die CDU ist die Agitation Teil der Stimmensammlung am rechten Rand, zu der auch die angekündigte Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft gehört. Auch hier zeigt sich, daß rassistische und völkische Positionen, die vor zehn Jahren vor allem von der extremen Rechten vertreten wurden, heute immer offensiver von Kräften der sog. "politischen Mitte" verbreitet werden.

Von den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung fordern wir, daß sie die Demonstration der Faschisten nicht genehmigen und auf diese Weise einen Beitrag leisten, daß keine volksverhetzenden Parolen wie "Deutsche Soldaten - Heldentaten" in der Kieler Innenstadt erschallen können.

Wir werden die Diffamierung der Ausstellung und den Nazi-Aufmarsch in Kiel nicht hinnehmen. Da wir uns nicht darauf verlassen können, daß die Nazi-Demonstration von staatlicher Seite unterbunden wird, sehen wir in einer eigenständigen Mobilisierung den entscheidenden Beitrag zur Verhinderung der Nazi-Aktivitäten am 30. Januar.

Unsere Demonstration und begleitende Aktionen zielen darauf ab, den Nazis  eine Niederlage zu bereiten. Kommt zur antifaschistischen Kundgebung und  Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch in Kiel und die braunen Umtriebe in Schleswig-Holstein !

Kundgebung und Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch in Kiel und braune  Umtriebe in Schleswig-Holstein:

30. Januar 1999 --- 10.00 Uhr --- Kiel - Europaplatz
Den Nazi-Aufmarsch in Kiel verhindern !

folgende Gruppen rufen dazu auf, den Nazi-Aufmarsch zu verhindern:

"anderes lernen"/Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein, Angelika Beer (MdB Bündnis '90/Die Grünen), AntiApartheit-Gruppe Kiel, Antifaschistische Initiative Gaarden, Antifaschistischer Trägerkreis  Elmshorn, Antifa-Uni Plenum, Arbeitskreis Asche-Prozeß, Arbeitskreis zur  Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (AKENS), Arbeitslosen-Initiative Kiel, Autonomes Mädchenhaus Kiel, Avanti - Projekt Undogmatische Linke, Bündnis '90/Die Grünen Kreisverband Kiel, Bündnis '90/  Die Grünen Kreisverband Plön, Bündnis '90/Die Grünen Landesverband Schleswig-Holstein, Bündnis Entwicklungspolitischer Gruppen in Schleswig- Holstein (BEI), Deutsch-Kurdische Gesellschaft Kiel, DKP - Bezirksvorstand Schleswig-Holstein, DKP Kiel, Fachschaft SozPol der CAU Kiel, FAU/IAA Flensburg, Frau KuKo e.V., FrauenLesben AK zum ehemaligen Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück, Frauen/Lesbenplenum, Grün-Alternative Jugend Schleswig-Holstein (GAJ), Gruppe Chaika, Gewerkschaft HBV -Ortsverband Kiel, Hempels Straßenmagazin, 2. Herren VfB Kiel, Info-Cafe  Neumünster im AJZ, KAGON (autonome Gruppe), Kieler Initiative gegen Atomanlagen, Kurdistan AG, Landesarbeitsgemeinschaft Rechtsextremismus Bündnis '90/Die Grünen, Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur (Husum), Linksruck-Netzwerk Kiel, Lübecker Bündnis gegen Rassismus, Marx am Sonntag, PDS Schleswig-Holstein, PDS Kiel, Ratsfraktion Bündnis '90/Die Grünen Kiel, Redaktion Gegenwind, Redaktion WeltsichtWeitsicht, Refugio -Behandlungszentrum für Folteropfer, SAV-Sozialistische Alternative Kiel, VVN-Bund der Antifaschisten


Aufruf von autonomen Gruppen aus Schleswig-Holstein und Hamburg

Am 30. Januar plant die Nationaldemokratische Partei Deutschland/ Junge Nationaldemokraten (NPD/JN) in Kiel einen Aufmarsch. Vordergründiger Anlaß ist die vom 7.Januar bis 14. Februar im Landeshaus gezeigte Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944".

Die NPD/JN spielt bundesweit als legale Partei eine wichtige Rolle im faschistischen Spektrum. Sie versucht, nicht mehr nur an den historischen Nationalsozialismus anzuknüpfen, sondern ein breites Spektrum rechter Ideologien abzudecken. Die NPD ist ein Sammelbecken von faschistischen und rassistischen Schlägern bis hin zu Schreibtischtätern selbiger Couleur. Wie wichtig ihr der historische Bezug auf das NS-Deutschland ist, zeigt z.B. der Termin, auf den sie den Aufmarsch in Kiel gelegt hat. Der 30. Januar, der Jahrestag der Machtübergabe an Adolf Hitler 1933, diente in den vergangenen Jahren häufig als Anlaß für faschistische Aufmärsche.
In Schleswig-Holstein, wo die NPD innerhalb des faschistischen Lagers eine untergeordnete Rolle spielt, tat sich in der vergangenen Zeit insbesondere das "Bündnis Rechts für Lübeck" durch zahlreiche Veranstaltungen und Aufmärsche hervor. Diese zur Kommunalwahl in Schleswig- Holstein gegründete Partei versteht sich ebenfalls als Sammelbecken, das  von NPD über DVU bis zu den sog. "freien" Nationalisten reicht, daher wundert es uns nicht, daß der Aufmarschanmelder für Kiel aus Lübeck kommt.

Eines haben alle faschistischen Gruppen und Organisationen gemeinsam: eine menschenverachtende Ideologie. Sie stehen für einen aggressiven Rassismus, der sich täglich durch verbale und körperliche Angriffe auf Menschen, die nicht in ihr rassistisches und faschistisches Weltbild passen, darstellt. Sie stehen für eine Brutalisierung der Gesellschaft, in der das Recht des Stärkeren zählt. Sie vertreten ein Rollenbild für Frauen, das durch Unterwerfung, Kinder und Küche geprägt ist. Sie stehen für Militarismus und "law and order". Wenn die NPD heute für die Wehrmachtssoldaten auf die Straße geht, macht sie es einerseits, um aus ihrer historisch faschistischen Sichtweise heraus, das NS-Regime zu legitimieren und
letztendlich auch den Holocaust zu leugnen.

Ebenso wie die etablierten Parteien ist die Rechte auch daran interessiert, Armee und Krieg ein
"sauberes" Image zu verschaffen. Auch hieran wird deutlich, daß die Ziele der faschistischen Gruppen, heißen sie nun Republikaner, DVU, NPD oder Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e.V., weitgehend in der Gesellschaft verankert sind und von der herrschenden Politik umgesetzt werden - und das nicht erst seit der rassistischen Kampagne der CDU gegen
die doppelte Staatsbürgerschaft. Die Äußerungen des Innenministers der rot/grünen Regierung Schily vom "vollen Boot Deutschland" ist Rassismus pur. Er wiederholt damit wörtlich, was Nazis schon seit Jahren propagieren. Der Unterschied ist nur, daß es nun offen ausgesprochene Staatspolitik ist, während solche Äußerungen vor Jahren noch von vielen Menschen bekämpft worden wären. Politik und Gesellschaft marschieren immer weiter nach rechts. Diese Tendenz ist für alle klar sichtbar; seien es die rassistischen "Ausländergesetze" oder das "Asylbewerberleistungsgesetz", das u.a. besagt, daß Flüchtlinge weniger zum Leben benötigen als Deutsche. Flüchtlinge bekommen in Deutschland weniger Sozialhilfe als andere Menschen, und diese lediglich in Form von Gutscheinen.

Kein Mensch ist illegal!

Menschen, die aus berechtigten Gründen ihre Heimatländer verlassen haben - auf der Flucht vor Folter, Mord, Vergewaltigung, Hunger und Armut (um nur einige zu nennen) - werden in diesem Land weiterverfolgt, gedemütigt, kriminalisiert und das Leben wird ihnen so schwer wie möglich gemacht.

Herrschende Flüchtlingspolitik heißt: So wenige wie möglich ins Land lassen und so viele wie möglich abschieben. Ein integraler Bestandteil dieser rassistischen Politik sind die Abschiebeknäste, die landauf landab aus dem Boden sprießen. Flüchtlinge, deren Asylanträge abgelehnt wurden, werden oftmals monatelang eingesperrt, mit dem Ziel, andere Flüchtlinge
abzuschrecken und in der deutschen Öffentlichkeit die Assoziation Flüchtlinge=Kriminelle zu untermauern. Aktuelles Beispiel in Schleswig- Holstein ist der von der "rot/grünen" Regierung geplante Sonderknast für Flüchtlinge in Rendsburg. Der Charakter dieses Abschiebegefängnises wird deutlich, wenn mensch sich vor Augen hält, daß das Gebäude bisher bereits mit 30 Gefangenen als überbelegt galt, in seiner neuen Funktion aber plötzlich Platz für 50 Menschen bieten soll. Seit Jahren wird von Politik und Medien ein Bild aufgebaut, das uns einreden will, daß um uns herum Mord und Totschlag herrschen und daß gegen diesen Zustand nur ein starker, aufgerüsteter Staat hilft. Dadurch wurde u.a. erreicht, daß wir heute den am besten ausgestatteten Überwachungsstaat haben, der je in Deutschland existierte. Auch diese Liste ließe sich noch weiterführen, ein wichtiger Punkt, der nicht unerwähnt bleiben darf, ist die neue Rolle, die Deutschland in der Weltpolitik spielen will. Sie strebt danach, eine voll schlagfähige Weltmacht zu werden. Hierbei spielt das Militär eine führende Rolle.

Deutschland soll wie die USA in der Lage sein, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch seine Machtpolitik in anderen Ländern durchzusetzen. Ob diese Militärschläge uns nun als "friedensschaffend", wie im Kosovo, oder als "Präventiv-Maßnahmen", wie im
Irak, verkauft werden, ist egal; es geht bei diesen Aktionen nur um Macht und Einfluß.
Naziparteien wie die NPD bestimmen die Politik in Deutschland nicht, was aber auch nicht nötig ist, werden doch große Teile ihrer Ideologie in Politik und Gesetzen umgesetzt. Sie verkörpern manchmal die gern gesehene Rolle des Anheizers und Wegbereiters. Bestes Beispiel sind die rassistischen Pogrome 1992. Höhepunkt war damals der Angriff auf die
zentrale Aufnahmestelle für AsylbewerberInnen in Rostock-Lichtenhagen. Die Pogrome waren eine wichtige Hilfe für die CDU/CSU, SPD und FDP, das Grundgesetz zu ändern und das Asylrecht in Deutschland praktisch abzuschaffen. Daß die Pogrome eigentlich nur der vorläufige Höhepunkt einer jahrelangen rassistischen Hetze der Parteien der Mitte waren, wird
in diesen Zusammenhang oft vergessen.

Die Politik vergießt das Benzin, die rechten Schläger zünden es an. Zu guter Letzt kann die "neue Mitte", diesen Brand als Feuerwehr wieder löschen. BrandstifterInnen sind schlechte Feuerwehrleute! In diesem gesellschaftlichen Klima wundert es uns nicht, daß Menschen,
die sich gegen diese Entwicklung stellen, kriminalisiert werden. So wurden in Lübeck über 500 Menschen, die gegen zwei Aufmärsche des "Bündnis Rechts für Lübeck" demonstriert haben, festgenommen. Wenn wir heute als radikale Linke gemeinsam auf die Straße gehen, machen wir dies nicht nur, um die NPD mit ihren Stiefelnazis möglichst aus der Stadt zu jagen, sondern
wollen damit gegen die Verhältnisse hier und heute vorgehen. Wir als radikale Linke treten ein für ein gleichberechtigtes, solidarisches Zusammenleben ALLER Menschen. Wir treten ein für eine Gesellschaft, in der alle Menschen die materielle und geistige Freiheit haben, ihr Leben frei
zu gestalten und selbst zu bestimmen. Imperialistische Kriege, faschistische Schläger und Meinungsmacher, kapitalistische Profitgier, sexistische und rassistische Menschenbilder und nationalistischer Größenwahn bekämpfen wir - das wollen wir auch am 30.1. zum Ausdruck
bringen!

Anmerkung zur Wehrmachtsausstellung:

Deutsche Soldaten sind keine Opfer

Grundausgangspunkt ist immer, egal welchen Aspekt wir in Bezug auf die Ausstellung und damit auf den deutschen Faschismus und seine Armee thematisieren, daß die Wehrmacht, der 17 Millionen Deutsche angehörten, eine verbrecherische  Organisation war, die voll bewußt und voll verantwortlich einen   Vernichtungskrieg geführt hat.

Ohne die Wehrmacht hätte es kein Auschwitz, kein Majdanek, kein Treblinka  gegeben, keinen Ausrottungsfeldzug gegen die "jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörer", keine Vernichtung der Jüdinnen und Juden Europas - keinen Holocaust.

Die Wehrmacht war zusammen mit der SA (bis 1934) und der SS der schlagende Arm der "deutschen Volksgemeinschaft". Sie war die "zweite Säule" des NS-Staats, sie war die weitergeführte Umsetzung des deutschen Militarismus, Ausführerin der Beschaffung neuen "Lebensraums" für die deutsche Wirtschaft und das "deutsche Volk".

Autonome Gruppen S-H/HH


Flugblatt der Gruppe "Avanti-Projekt Undogmatische Linke"

Nazi-Aufmarsch in Kiel verhindern !
CDU betreibt Ehrenrettung für die Wehrmacht und bereitet Nazis den Boden

In der Zeit vom 8. Januar bis zum 14. Februar 1999 ist im Landtag die Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" zu sehen; diese dokumentiert den Vernichtungskrieg gegen Juden, Kriegsgefangene und die Zivilbevölkerung, den die deutsche Wehrmacht 1941 bis 1944 auf dem Balkan und in der Sowjetunion führte. An der bundesweiten
Ehrenrettungskampagne der bürgerlichen und der militanten Rechten zugunsten der Wehrmacht beteiligt sich seit Monaten auch die CDU in Schleswig-Holstein. Für den 30. Januar 1999 haben Alt- und Neonazis eine Demonstration gegen die Ausstellung angekündigt.

Ohne die deutsche Wehrmacht hätte es Auschwitz nicht gegeben. Ohne die deutsche Wehrmacht hätte es Birkenau nicht gegeben, nicht Lidice, nicht Oradour. Ohne die deutsche Wehrmacht hätte es nicht 55 Millionen Tote gegeben. Wehrmachtsgeneräle haben Hitlers Kriegspläne ausgearbeitet. Sie haben den verbrecherischen Eroberungs- und Vernichtungskrieg geführt. Wehrmachtsoffiziere haben die Kommandos zur bestialischen Ermordung der
Zivilbevölkerung gegeben und waren an der planmäßigen Vernichtung der Juden beteiligt. Das sind historische Tatsachen. Hitler selbst bezeichnete die Wehrmacht als die "zweite Säule" des NS- Staates. Solange die Front hielt, solange funktionierten auch die Gaskammern und die Vernichtungslager der SS. 50 Jahre danach dokumentiert die Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" die deutschen Greueltaten an der Front - in Serbien, in Weißrußland und die der 6. Armee auf ihrem Weg nach Stalingrad. Und 50 Jahre danach,
überall, wo die Ausstellung bisher gezeigt wurde, formiert sich das schwarzbraune Lager aus Konservativen, den Rechten aus CDU/CSU, aus Alt- und Neonazis, zu wütendem Protest.

CDU paktiert mit extremer Rechter

Führende Politiker der Landes-CDU beteiligen sich inzwischen an der Kampagne gegen die Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944".

Da spielt auch schon die Landtagswahl im nächsten Jahr eine Rolle, wenn der Ehrenvorsitzende der CDU Schleswig-Holstein, frühere Ministerpräsident und Ex-Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg persönlich auf einer Pressekonferenz der Landes-CDU auftritt und gegen die Ausstellung vom Leder zieht; kurz darauf wurde ihm freilich gerichtlich untersagt, den verantwortlichen Leiter der Ausstellung weiterhin einen "Lügner& oder
"Fälscher" zu nennen. Wenn es - entgegen der historischen Wahrheit - darum geht, die Beteiligung der Wehrmacht an den Verbrechen zu verharmlosen oder zu leugnen, ist den Christdemokraten auch die Zusammenarbeit mit der extremen Rechten billig. Ende November lud die JU in Segeberg den ehemaligen Brigadegeneral der Bundeswehr, Reinhard Uhle-Wettler, ein. Dieser tritt seit Jahren immer wieder als Redner bei faschistischen Gruppen auf und ist Autor verschiedener neofaschistischer Zeitschriften, deren Herausgeber sich wegen Volksverhetzung vor Gerichten verantworten mußten.

Seine Fortsetzung findet diese Zusammenarbeit mit einer Veranstaltung am 12. Januar im Kieler Yacht-Club. Sie wird von der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e.V. organisiert, deren Vorsitzender Uhle-Wettler ist. Die Diskussionsleitung hat der Kieler CDU-Politiker Uwe Greve; zu den Rednern zählt etwa Dr. Walter Post, der - wie Uhle-Wettler -
die Aktivitäten des Kieler Neofaschisten Dietmar Munier unterstützt. Solche Nähe zu Alt- und Neonazis hat bei Schleswig-Holsteins ChristdemokratInnen eine schlechte Tradition:

  • Schon mit der ersten CDU-geführten Landesregierung unter Dr. Walter
    Bartram begann in Schleswig-Holstein ein beispielloser Prozeß der
    (Wieder)Besetzung wichtiger Positionen in Politik und Verwaltung mit alten
    Nazis. Diese "Renazifizierung" sorgte bald auch international für
    Schlagzeilen, so etwa 1958 die Wahl des ehemaligen SS-Generals Reinefahrt
    zum Abgeordneten des BHE (Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten),
    dem der CDU-Ministerpräsident Kai-Uwe von Hassel wenig später die gleichen
    "national-politischen Ziele" wie der CDU bescheinigte. Ende der 60er Jahre
    beteiligte sich von Hassel an der Verharmlosung der faschistischen NPD.
    Damit sei es ihm - auch nach Einschätzung des SPD-Pressedienstes -
    gelungen, den "Neonazis in der Bundesrepublik jetzt schon einen
    Persilschein auszustellen."
  • Der spätere CDU-Ministerpräsident Uwe Barschel erwies sich zeitlebens
    dem Hitler-Nachfolger Großadmiral Dönitz zugetan: als Schulsprecher lud er
    ihn an seine Schule ein, als Innenminister nahm er an der Beerdigung von
    Dönitz teil, der noch 1953 im Spandauer Kriegsverbrechergefängnis der
    Alliierten davon ausging, daß noch immer er - und nicht Theodor Heuß - das
    legale deutsche Staatsoberhaupt sei.
  • An der Kieler Universität pflegt der RCDS nun seit Jahren enge Kontakte
    zu anderen extrem rechten Gruppen; bei Veranstaltungen waren auch schon
    mal Nazi-Schläger zugegen. Inzwischen ist ein Teil des Kieler RCDS
    ausgetreten, weil er sich gegen die extremen Rechten nicht durchzusetzen
    vermag. Die Landes-CDU ficht das nicht an; wo es - wie 1997 Kritik aus der
    SPD-Landtagsfraktion an den RCDS-Aktivitäten gibt - wird diese empört
    zurückgewiesen.

In München hat die Hetze der CSU gegen die Ausstellung um Frühjahr 1997 maßgeblich zu einer Situation beigetragen, in der es schließlich zu der seit etwa 25 Jahren größten Nazi-Demonstration in diesem Land kam: über 5000 Alt- und Neonazis, aber auch "gute Bürger" in Loden- oder Popelinmantel, Burschenschaftler und Funktionäre von Revanchistenverbänden nahmen an der von der NPD organisierten Demonstration teil und zogen stundenlang durch die Münchner Innenstadt. Daß sie ihre Abschlußkundgebung dabei nicht wie geplant auf dem Münchner Marienplatz durchführen konnten, lag einzig und allein an den 15.000 Menschen, die diesen Platz besetzt hatten.

Mit ihrer Polemik und Hetze gegen die Ausstellung, so auch in Norderstedt bereits im März letzten Jahres, wollen es die ChristdemokratInnen in Schleswig-Holstein der CSU offenbar gleichtun. Die Nazis werden es ihnen danken, garantiert ihnen dies doch ein besonders aufmerksames Publikum für Parolen wie "Deutsche Soldaten - Heldentaten", mit denen die Verbrechen der Wehrmacht und der SS gerechtfertigt und verherrlicht werden. Wer die
Verbrechen des Faschismus heute rechtfertigt, wäre morgen bereit, sie wieder zu begehen.

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen

Zur Nazi-Demonstration in Kiel am 30. Januar 1999 rufen bisher die Jungen Nationaldemokraten (JN) auf, die Jugendorganisation der faschistischen NPD. Diese hat in den letzten Jahren wieder an Mitgliedern und Aktionsfähigkeit gewonnen, u.a. dank solcher Demonstrationen wie in München. Für die neuen und alten Nazis erfüllen solche Aufmärsche wichtige Funktionen:

  • Mitläufer werden fester an die organisierten Faschisten gebunden;
  • den Nazis wird ein Gemeinschaftserlebnis geboten, das ihnen ihre
    Sammlungs- und Organisationstätigkeit erleichtert;
  • ungestraft kann Nazi-Propaganda verbreitet werden;
  • gegenüber Sympathisanten stellen sie die Aktionsfähigkeit unter Beweis;
  • die Sichtweise, daß die Nazis kein Recht zu öffentlichen Auftritten
    haben dürfen, wird aufgeweicht.

In den letzten Jahren sind nahezu alle Nazi-Demonstrationen von deutschen Gerichten genehmigt worden; die alten und neuen Nazis können sich also inzwischen darauf verlassen, daß ihre Marsch genehmigt und später von der Polizei gegen Proteste von AntifaschistInnen geschützt wird. Die Nazis können bei ihrer Verhöhnung der Opfer des Faschismus auf staatlichen Beistand rechnen, obwohl auch von der Bundesrepublik unterzeichnete
internationale Abkommen die Verbreitung von rassistischer und faschistischer Ideologie untersagen.

Wir bleiben der Ansicht, daß der Faschismus keine Meinung ist, die gleichberechtigt mit anderen diskutiert werden kann. Der Faschismus - das haben insbesondere die systematische Ermordung der europäischen Juden, der Sinti und Roma und vieler anderer Menschen sowie der Raub- und Vernichtungskrieg im Osten gezeigt - ist politisches Verbrechen. Ihm ist  mit allen notwendigen Mitteln entgegenzutreten.

Den Nazis eine Niederlage beibringen !
Die Nazi-Demonstration verhindern !

Seit mehr als 25 Jahren hat in Kiel keine Nazi-Demonstration stattgefunden; nun wollen sie es wieder wagen und ihre Hetzparolen mit einem Marsch in die Innenstadt tragen. Dafür haben sie sich den 30. Januar  1999 ausgesucht - den 66. Jahrestag der Machtübertragung an die NSDAP.

Ziel der Aktivitäten des antifaschistischen und demokratischen politischen Spektrums muß es sein, den Nazis eine Niederlage beizubringen. Zunächst gilt es, politischen Druck aufzubauen, der - wenn möglich bereits vor dem 30. Januar - dafür sorgt, daß den Nazis keine Erlaubnis für ihren Marsch erteilt wird. Dies wird jedoch nicht von selbst passieren; hierzu ist es notwendig, daß viele Menschen die Initiative ergreifen, aktiv werden und zum Beispiel entsprechende Protestbriefe und Erklärungen gegen eine Genehmigung durch das Ordnungsamt der Stadt Kiel, die Polizei und die Gerichte verfassen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Gegen den Nazi-Aufmarsch wird es in jedem Fall eine Protestdemonstration geben. Kommt es am 30. Januar in Kiel zu einer Nazi-Demonstration, so wird diese Gegendemonstration zunächst vielen Menschen die Möglichkeit bieten, ihren Protest gegen die Nazi-Aktivitäten zum Ausdruck zu bringen. Ein wichtiges politisches Signal wird es dabei sein, ob deutlich mehr AntifaschistInnen auf der Straße protestieren als Nazis unterwegs sind. Je mehr Menschen protestieren, desto größer ist dann die Möglichkeit, daß die Nazis von ihrem Sammlungspunkt erst gar nicht losmarschieren können.  Wird dies durch die Polizei erzwungen, bestehen vielfältige Möglichkeiten,  den Nazi-Marsch so zu begleiten, daß er für die Nazis in schlechter
Erinnerung bleibt: Transparente, Sprechchöre und antifaschistische Musik  an ihrer Demonstrationsroute kommen hierfür ebenso in Betracht wie direkte  Störungen.

Verhindern wir, daß es in Kiel ein öffentliches Forum für alte  und neue Nazis gibt! Dafür zu sorgen ist unsere Verantwortung im Land der Täter und eine Verpflichtung gegenüber den Opfern des Faschismus.

Kontaktadressen:

AVANTI Lübeck · c/o ALZ · Schwartauer Allee 39-41 · 23554 Lübeck
AVANTI Bad Oldesloe · c/o Inihaus · Turmstraße 14 · 23843 Bad Oldesloe
AVANTI Kiel · c/o Initiativenzentrum · Schweffelstr. 6 · 24118 Kiel

In einem Bericht für die englische Zeitung Observer Anfang 1966 schilderte der britische Journalist Edward Crankshaw in einem Augenzeugenbericht die Zerstörungen, die die deutschen Truppen im Rahmen  der Strategie der "Verbrannten Erde" anrichteten:

"Die übertrieben langsame Fahrt mit dem Zug auf der neu eröffneten Eisenbahnstrecke von Moskau zur neuen Grenze bei Brest-Litowsk in den ersten Nachkriegstagen gleicht einem Alptraum. Auf Hunderte, auf Tausende von Meilen war nicht ein einziger aufrechtstehender Gegenstand zu sehen. Jeder Marktflecken, jede Stadt war dem Erdboden gleichgemacht. Es gab keine Scheunen. Es gab keine Maschinen. Es gab keine Bahnhöfe, keine Wassertürme. In der weiten Landschaft war nicht ein einzigerTelegraphenmast stehengeblieben, und breite Waldstreifen waren zu beiden Seiten längs der Eisenbahnlinie als Schutz gegen Partisanenüberfälle aus dem Hinterhalt abgeholzt worden. Neben der Strecke lagen die verbogenen Schienen, die die Deutschen bei ihren Rückzugsbewegungen nach Westen mittels riesiger, auf Spezialzügen montierter Reißhaken aus ihrem Bett gerissen hatten. Auf den verwahrlosten Feldern waren nur Frauen, Kinder und sehr alte Männer zu sehen, die nur mit primitiven Handwerkszeugen arbeiteten."

Edward Crankshaw

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