trend spezial: Die Debatte über die LL(L)-Demos am 13.1.2013 in Berlin
Eine "neue LL-Demo"
Da wächst zusammen, was zusammengehört

von
Sepp Aigner

01-2013

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onlinezeitung

Die Sozialdemokraten führen zum ersten Mal eine eigene LL-Demonstration durch ( link ). Die Initiative ging von "traditionellen" Sozialdemokraten aus, unter anderem von den Jusos ( link ). Die "linke" Sozialdemokratie - der Berliner Landesverband und der Bundesvorstand der Linkspartei - hat sich angeschlossen(link ). Da wächst zusammen, was zusammengehört.

Die hoffnungsvollen jungen künftigen SPD-Kader, die so lange "linke Politik" machen, bis die Institutionen durch sie hindurchmarschiert sind und sie hinten als karrieregeile Jungschröders herauskommen, liefern hier ein Gesellenstück ab. Ihre Organisationen, die ansonsten in der SPD nichts zu sagen haben, aber den "linken Rand" betreuen müssen, als Protagonisten einer "emanzipierten" Linken - der Gag ist alt, aber nicht schlecht. Das hilft weiter auf der Karriereleiter. 

In der Nr. 12/2012 erschienene Stellungnahmen und Kommentare:

 Es wird Wahlkampf. Einen rechten Spitzenkandidaten hat man schon. Um auch noch die letzten Schafe zum Scheren zu treiben, muss man auch ein wenig links blinken; ein wenig Aufsehen erregen; so tun, als wäre man mehr als das zerfledderte Feigenblatt vor einer Verarmungs- und Kriegspartei, der alternativen Partei der Banken und Konzerne. Dafür ist die Spaltung der LL-Demo gerade gut. Schamgrenzen oder allerletzte Skrupel gibt es nicht. Liebknecht und Luxemburg für eine SPD in Beschlag zu nehmen, in deren Auftrag sie ermordet worden sind, ist der Gipfel der Schamlosigkeit. Die Sache ist professionell aufgezogen, alle leicht voraussehbaren Einwände werden weggeschwätzt ( link ).

Die Linkspartei macht mit, jedenfalls der Berliner und der Bundes-Vostand. Warum ? Weil man ankommen will. Weil in der Linkspartei genau die selben Korrumpierungsmechanismen wirken wie in der SPD auch. Weil sich Linkspartei-Karrieristen von SPD-Karrieristen in nichts unterscheiden. Die Unterschiede, die man zu sehen meint, kommen weder von einer besseren Moral noch von linken Restbeständen in der eigenen Persönlichkeit. Sie kommen daher, dass diese Herrschaften ein anderes Feld beackern. All die treuen Mitglieder und Wählerinnen und Wähler, die in dieser Partei immer noch eine Hoffnung sehen wollen, müssen umsichtiger betreut werden als die vom Antikommunismus seit hundert Jahren vergifteten Anhänger der alten Sozialdemokratie. Die Betreuten dürfen sogar den Sozialismus ins Programm schreiben. Warum nicht, wenn es den einträglichen Posten nicht schadet ?! Aber man muss auch Zeichen setzen für die, bei denen man ankommen will. Da kommt eine gemeinsame "LL"-Demo im Gleichschritt mit der altsozialdmokratischen Schwesterpartei gerade recht.

Das infame Unternehmen der beiden Sozialdemokratien zielt zweifellos auf die Diffamierung und Isolierung der revolutionären Linken. Das hat auch sein Gutes. Das zeigt: Die Herrschaften haben es nötig.

Die Zeiten werden härter. Die Krise wird auch Deutschland erfassen. Bei den vom Kapitalismus schon ausgekotzten unteren zwanzig Prozent wird es nicht bleiben. Der "Mittelstand", die Masse der Arbeiter und Angestellten, das Kleinbürgertum, die kleinen Selbständigen stehen zur Verarmung an. Das wird Folgen haben. Man hat die "südliche Peripherie" vor Augen, die auf Unregierbarkeit zutreibt. Die "politische Landschaft" ist im Umbruch. Die Illusionen in die alte und die neue Sozialdemokratie werden in der alten Weise nicht zu halten sein. Da heisst es zusammenstehen und alles, was von Links gefährlich werden könnte, ausgrenzen, diffamieren, Scheinfronten aufbauen, Ablenkungsmanöver inszenieren.

Das alles gegen eine revolutionäre Linke, die doch so klein und zerfasert, auch wenig fit, verzweifelt nostalgisch und immer noch zu einheitlichem Handeln wenig fähig ist. Das kann sich schnell ändern, wenn die Verhältnisse ins Tanzen kommen. Die bürgerliche Reaktion und die Sozialdemokratie sehen das schärfer als die revolutionäre Linke selbst.

In diesen Zusammenhang gehört das kleine Manöver einer "neuen LL-Demo". Die sozialdemokratischen Apparatschiks und ihr hoffnungsvoller Nachwuchs mögen marschieren. Sie tun es im eigenen Interesse. Die, die ihnen nachlaufen werden, werden in den nächsten Jahren erleben, dass sie den Falschen nachlaufen.

Editorische Hinweise

Der Kommentar erschien auf der Website http://kritische-massen.over-blog.de