trend spezial: Die Debatte über die LL(L)-Demos am 13.1.2013 in Berlin

Für ein emanzipatorisches Gedenken an Rosa & Karl

von Emanzipatorische Linke

12-2012

trend
onlinezeitung

Vorbemerkung: Das Bündnis „Rosa & Karl“  rief am 7.12. 2012 zu einer eigenen Demo zeitgleich zur traditionellen LL(L)-Demo am 13.12.2013 in Berlin auf. Dieser spalterische Schritt, über dessen politischen Motive allerlei Spekulationen umlaufen, hatte verschiedene Stellungnahmen zur Folge, die wir in diesem TREND SPEZIAL dokumentieren. / red trend.

Für neue, emanzipatorische Formen des Gedenkens an Rosa und Karl.

Wir wollen das Andenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht nicht den Freunden von Massenmördern und den Bewunderern von Despoten überlassen. Rosa Luxemburg hat sich für innerparteiliche Organisationsfreiheit eingesetzt und es kann also nahe gelegt werden, dass sie die stalinistische Terrorherrschaft mit allen Mitteln bekämpft hätte. Es ist kaum vorzustellen, dass Karl Liebknechts im Zusammenhang mit der Verherrlichung der Gräuel von Maoisten gedacht werden kann. Wir unterstützen daher die Initiative einer alternativen Demonstration im Gedenken an die Ermordeten, die sich klar von Stalinismus, Maoismus und Diktaturverherrlichung distanziert. Wir wollen im Vorfeld dazu auch andere Veranstaltungen mit organisieren, die den Überzeugungen von Rosa und Karl gerecht werden. Nach all den Jahren der Zumutungen wird es Zeit für einen solchen Schritt. Von Jean Jaurès, mit dem Rosa Luxemburg oft genug heftige Auseinandersetzungen führte, ist der Ausspruch überliefert, dass Tradition nicht die Bewahrung der Asche, sondern das Entfachen des Feuers bedeute. Recht hatte er.

Im Januar 1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von rechten Freikorps ermordet. Die Mörder, extrem rechte Militärs, die sich nie mit Republik und Demokratie anfreunden sollten, wurden vom Schreibtisch des Sozialdemokraten Gustav Noske aus gesteuert. Wir wollen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht nicht verklären, wie es in weiten Teilen der Linken Mode geworden ist. Beide waren Menschen und sicherlich keine Ikonen einer von uns je verschieden vorgestellten emanzipatorischen Linken. Aber: Rosa und Karl hatten Haltung. Sie gehörten zu den ersten, die erkannten, dass mit der SPD etwas faul ist – fast 90 Jahre vor den Massenaustritten in Folge der Schröder-Fischer-Politik. Beide sind entschieden für den Frieden auf dem Höhepunkt der imperialistischen Rüstungsspirale eingetreten – Rosa Luxemburg als Stachel im träge gewordenen Fleisch der SPD-Führung, die längst im Kaiserreich angekommen war, und Karl Liebknecht als unermüdlicher Redner, der immer wieder die Machenschaften von Industrie und Militär aufdeckte und anklagte. Beide waren entschiedene Gegner einer immer mehr opportunistisch agierenden SPD-Führung, stemmten sich etwa in der Massenstreikdebatte gegen einen bürokratischen Gewerkschaftsapparat, versuchten aber auch, unbedachte und übereilte Aktionen in den Januartagen des Jahres 1919 zu verhindern.

Das Gedenken an die Ermordeten ist mit der Verherrlichung staatssozialistischer Verbrechen unvereinbar. Dennoch hat sich die traditionelle „LL-Demo“ schon seit Jahren zu einem eher gruseligen Ritual entwickelt, das von eben solchen Gruppen dominiert wird: Auf dem Demonstrationszug, der ja für sich in Anspruch nimmt, Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts zu gedenken, werden Portraits von Stalin, Mao oder Kim Il Sung hochgehalten, die bizarre nordkoreanische Erbdiktatur oder arabische Despoten gefeiert. Seit auf dem Friedhof in Friedrichsfelde, auf dem der toten Sozialisten gedacht wird, ein Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus steht, muss auch dieser immer wieder vor dem eintreffenden Demonstrationszug der Diktaturfreunde aus anachronistischen Sekten verteidigt werden – teilweise unter Einsatz der eigenen Unversehrtheit gegen die Dummheit der Geschichtslosigkeit.

DIE LINKE und sämtliche anderen demokratischen linken Organisationen haben sich schon seit Jahren von dieser Demonstration zurückgezogen. Angesichts der Übermacht der Diktaturverherrlicher auf dem Demonstrationszug und der ebenso problematischen vorgelagerten Konferenz der „jungen Welt“, die den Namen Rosa Luxemburgs für sich beansprucht, ist die Wiederherstellung eines würdevollen Gedenkens an die beiden ermordeten Mitbegründer der KPD nur möglich, wenn zu diesen entwerteten und unerträglichen Veranstaltungen Alternativen geschaffen werden.

Die Demonstration startet um 11 Uhr am Olof-Palme-Platz in Berlin-Tiergarten. Wir rufen darüber hinaus dazu auf, davor am sogenannten „Stillen Gedenken“ an der Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde teilzunehmen, auf dass diese weltweit größte linke Demonstration auch weiterhin ihre Bedeutung behält.

Wir treffen uns an diesem Tag um 9 Uhr am Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus und laden alle ein, sich uns anzuschließen.

Koordinierungskreis der Emanzipatorischen Linken (Ema.Li) www.ema.li
 

Editorische Hinweise

Wir spiegelten den Aufruf von der Website http://emanzipatorischelinke.wordpress.com/