Am Rande der Partei Die Linke
Streit in Sachen Elsässer: Thies Gleiss ./. Edith Bartelmus-Scholich

01/09

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Vorbemerkung der Redaktion: Nach seiner antideutschen Eskapade bemühte sich Jürgen Elsässer seit einiger Zeit am Rande der Partei Die Linke (vorher bei der PDS) und an ihren Brotkörben Fuß zu fassen. Was ihm leidlich gelang. Dabei versuchte er seine um 180 Grad gewendete politische Position von dort aus in rechte Zusammenhänge zu verbreiten und Anhänger zu finden. Jüngster Höhepunkt (siehe die Sonderseite "Offener Brief an Jürgen Elsässer") stellt die Gründung einer sog. Volkinitiative dar. Kein Wunder also, dass am Rande der Partei Die Linke sehr schnell die ersten Reaktionen erfolgten. Wir dokumentieren zwei uns exemplarisch erscheinende Texte in der Reihenfolge ihres Erscheinens.

Der erste Text stammt von Thies Gleiss, Mitglied des Parteivorstands der Partei Die Linke. Formal gehört er keineswegs zum Rand der Partei. Jedoch ideologisch betrachtet sehr wohl. Er gehört als Trotzkist zur ISL, welche als Kleingrüppchen in der BRD für die Sache der 4. Internationale eintritt. Sein Artikel bezieht sich auf den Scharflinks-Artikel: Querfront: Jürgen Elsässer gründet "Volksinitiative gegen das Finanzkapital" von Edith Bartelmus-Scholich.

Seine Kontrahentin ist Edith Bartelmus-Scholich. Sie gehörte dem Landesvorstand der WASG-NRW an und stand der Linksparteigründung skeptisch gegenüber. Als Trotzkistin gehört sie auch der ISL an; jedoch der Fraktion, die bei der Fusion von WASG und PDS als WASGlerInnen nicht der Linken beitraten. Sie ist Herausgeberin der Website SCHARF LINKS. Ihre Antwort auf Thies Gleiss ist der nachfolgende zweite Text.

1.

Thies Gleiss <gleiss1@netcologne.de> schrieb am So, 18.1.2009:

Liebe GenossInnen
gestattet mir ein paar Bemerkungen zur "Elsässer Affäre"  (bei dem Namen eine "Volksinitiative" zu gründen, muss wohl sein...):

1. Die Internetzeitung Scharflinks bläht in der von ihr bekannten zweifelhaften journalistischen Effekthascherei einen Nebenaspekt in der neuen Positionierung von Jürgen Elsässer auf, der zwar hässlich ist und in gewisser Weise auch auf die Schwächen seiner Initiative hinweist, aber eben nur Nebensache ist und dessen marktschreierische Aufblähung von den hauptsächlich kritikwürdigen Aspekten der "Volksinitiative"
ablenkt. Ich gehe davon aus, dass Jürgen Elsässer nicht bewusst die Zusammenführung von Neonazis der NPD und Freien Kameradschaften oder den autonomen Nationalisten mit der Linken propagiert und haben will. Dass er sie allerdings auch nicht vermeiden kann, wenn er, wie er selbst schreibt, ein Bündnis von "Gauweiler bis Lafontaine" schmieden
will, ist offenkundig. Neben dem personalisierenden Skandalismus ist Scharflinks zusätzlich von der bei Ultralinken gängigen Beschränktheit auf Ideologiekritik geplagt, was eine Auseinandersetzung mit Jürgen Elsässer und seiner Initiative zu einer moralisierenden Angelegenheit macht, nach dem Motto "Es ist schon wieder einer von uns gegangen". Und
wem und was nützt das? Die Wikipedia-Nachhilfe durch Scharflinks, was alles Querfront-Strategien waren und sind, ist dabei zusätzlich eher irreführend als aufklärend.

2. Die neue (ist sie das wirklich??)  Orientierung von Jürgen E. ist ohne solch spekulative Unterstellungen politisch-inhaltlich zu kritisieren, weil sie - sofern zur Wirkung kommend - die LINKE und die Linke allgemein völlig desorientiert und zur Preisgabe ihrer Identität treibt. Ich habe in meinen verschiedenen Artikeln zur Genese und zum Charakter der Partei Die Linke immer wieder einen Aspekt herausgearbeitet, der mir der wichtigste von allen ist. Die LINKE ist der Beginn - oder kann es sein, wenn sie nicht von innen und außen wieder zurückgedrängt oder liquidiert wird - der Wiedergründung einer politisch unabhängigen
Klassenpartei der ArbeiterInnenklasse . Diese Unabhängigkeit von bürgerlichen Parteien und Ideologien, die von Marx, über das Kommunistische Manifest und Lenins parteitheoretischen Auslassungen bis zu Trotzkis und Ernest Mandels Beiträgen zum "Marxismus des subjektiven Faktors" immer wieder gefordert und in kritischer Abrechnung mit klassenübergreifende n "Volks"-Initiativen konkretisiert wurde, ist für die Existenz der LINKEN, ihr Attraktivität bei den Millionen von Menschen in Lohnabhängigkeit und ihre für allgemeine Handlungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung. Nur durch diese Klassenunabhängigkeit ist ein radikales, die Umwälzung der bestehenden Gesellschaftsordnung forderndes und erklärendes Programm möglich, wie auch ein Interessen geleitetes und im positiven Sinne rücksichtsloses Handeln erreichbar. Der Marx'sche Ausruf "Die Revolution in Permanenz" definiert die Arbeiterklasse zurecht als unabhängige, die gesellschaftlichen Kämpfe vorantreibende und die Widersprüche zuspitzende Kraft, die eben nur entwickelt werden kann, wenn sie sich unabhängig von den anderen gesellschaftlichen Klassen organisiert. Wie andere "Arbeiterparteien" ist auch die LINKE regelmäßig von Versuchen beeinflusst, diese Unabhängigkeit zugunsten klassenübergreifende r Orientierung preiszugeben. Das reicht von diffusen "Dritte-Weg-
Theorien" , die von randständigen Gruppen der Partei angepriesen werden , über platte Wahlkampfstrategien im Stil von "Die Wahlen werden in der Mitte gewonnen" bis zum "Neuen Gesellschaftsvertrag", wie ihn Gregor Gysi gerade der Fraktion im Bundestag aufschwatzen will.

Jürgen E.s Projekt einer Volksinitiative gegen das Finanzkapital reiht sich darin nahtlos ein, zeichnet sich allerdings durch den bei Jürgen E. seit jetzt gut dreißig Jahren bekannten Hang zu Plattitüden und Billigparolen aus. Der Preis für solche kleinen und großen Volksfronten ist immer der Verzicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse wirklich grundlegend ändernde Positionen und Ziele. Bezeichnenderweise entstehen diese "Volksfront" -Konzepte auch fast immer in Zeiten politischer Schwäche der
ArbeiterInnenbewegung und ökonomischer und Legitimationskrise der herrschenden bürgerlichen Klasse. Das Ergebnis ist immer das gleiche: die politische Schwäche der Arbeiterklasse wird nicht behoben, stattdessen wird die Legitimationskrise des Kapitals saniert oder zumindest abgeschwächt. Je nach Tiefe der Krise des Kapitalismus ist der politische und letztlich auch materielle Wert der Reparaturleistungen durch solche Volksfronten sehr hoch und steigt bei der Rettung der kapitalistischen Eigentums- und Herrschaftsverhältnisse weit über die heute verkündeten Milliardenrettungsschirme
hinaus.Der Initiative von Jürgen E. ist allerdings zunächst noch etwas anderes vorzuwerfen:
die politische Schwäche der ArbeiterInnenbewegung ist durch die Neugründung der LINKEN zurzeit gar nicht so schlecht, wie sie zur erfolgreichen Irreführung durch eine Volksfrontinitiativ e sein müsste. Jürgen E.s Projekt  wird also im besten Fall nur eine bizarre Marotte eines Randständigen bleiben und im schlechtesten die eh schon bunt
zusammen gewürfelte und streckenweise orientierungslose LINKE noch mehr desorientieren. Dennoch sollte die Linke in der LINKEN diese Gelegenheit nutzen, um mit allem Nachdruck für eine klassenunabhängige, radikale und eine neue, sozialistische Gesellschaft fordernde Positionierung der LINKEN zu kämpfen. Damit hätte der Quark von Jürgen E. noch einen nutzbaren Nährwert.

3. Wie jeder Unfug enthält die politische Initiative von Jürgen E. auch einige richtige Elemente. Auf einer Diskussionsliste der "internationalen sozialistischen linken" braucht nicht besonders betont zu werden, dass eine grundlegende Gesellschaftsveränderung und auch schon  die dafür nötige Eskalation sozialer Kämpfe nur international denkbar ist.  Ein
nationaler Sozialismus ist so falsch und grausam, wie in der Geschichte erlebt. Dennoch ist der Hinweis auf eine Renaissance des Nationalismus und nationaler Konkurrenzen im Zuge der gegenwärtigen Krisenprogramme nützlich und entlarvt die lange propagierten Theorien vom "Ende der kapitalistischen Nationalstaaten" als Fehlwahrnehmung oder zumindest Übertreibung. Diese bürgerlichen Rettungsprogramme greifen das nationalistische und nationale Hemd, weil es ihnen näher ist als die internationale Jacke globalisierten Krisenmanagements. Es sind Programme, die allerdings auf Verschärfung der Ausbeutung, auf Lohndumping und Verarmungsstrategie n aufbauen, wie auf Konkurrenz der Lohnabhängigen der jeweiligen Länder untereinander. Wer als Linker an
solchen Programmen teilnimmt, sie mit einer Volksinitiative veredelt, der gräbt sein eigenes Grab und sorgt für barbarische Verhältnisse in den armen Ländern. Aber auch eine linke Regierung (die nicht erreicht wird, wenn sich die LINKE als Juniorpartner in irgendwelche Koalitionen hineinwürgen lässt) wird oder würde heute "nationale Maßnahmen" ergreifen. Die Vergesellschaftung der Banken und Konzerne muss ja irgendwo anfangen und sollte gerade in den reichen Ländern ergriffen werden. Die Aufkündigung der EU-Verträge, der Austritt aus der Nato, die Durchführung rigider Umweltschutzmaß nahmen - all das wird
"national" begonnen werden. Aber die Linke wird dies nicht im Bündnis mit "vernünftigen Kapitalisten und Mittelständlern" erreichen können. Sie wird Maßnahmen ergreifen, die bestimmte Kräfte daraus ruhig stellen und politisch neutralisieren, sie zeitweise wie Unterstützer der Linken aussehen lassen - von Binneninvestitionen bis zur Kreditpolitik - aber sie wird immer die weitertreibende, eine internationale solidarische  und sozialistische Gesellschaft in der Praxis aufbauende Kraft bleiben müssen - oder sie wird untergehen. Die Voraussetzung dafür ist der Aufbau einer eigenständigen, politisch, programmatisch und
organisatorisch unabhängigen Partei der Kapitallosen, die demokratisch von unten nach oben organisiert ist, damit sie jeden Angriff auf ihre Unabhängigkeit nicht nur abwehren, sondern in eine  Eroberung neuer gesellschaftlicher Einflüsse umwandeln kann.  

Grüße urbi et orbi
Thies

2.

Antwort auf Thies Gleiss Einordnung „Volksinitiative gegen das Finanzkapital
“ von Jürgen Elsässer


Thies Gleiss, Mitglied im Vorstand der Partei DIE LINKE, schreibt: „Die Internetzeitung Scharflinks bläht in der von ihr bekannten zweifelhaften journalistischen Effekthascherei einen Nebenaspekt in der neuen Positionierung von Jürgen Elsässer auf, der zwar hässlich ist und in gewisser Weise auch auf die Schwächen seiner Initiative hinweist, aber eben nur Nebensache ist und dessen marktschreierische Aufblähung von den hauptsächlich kritikwürdigen Aspekten der "Volksinitiative" ablenkt. Ich gehe davon aus, dass Jürgen Elsässer nicht bewusst die Zusammenführung von Neonazis der NPD und Freien Kameradschaften oder den autonomen Nationalisten mit der Linken propagiert und haben will. Dass er sie allerdings auch nicht vermeiden kann, wenn er, wie er selbst schreibt, ein Bündnis von "Gauweiler bis Lafontaine" schmieden will, ist offenkundig.“

Die für ihn hauptsächlich kritikwürdigen Aspekte benennt Thies wie folgt: „Die neue (ist sie das wirklich??) Orientierung von Jürgen E. ist ohne solch spekulative Unterstellungen politisch-inhaltlich zu kritisieren, weil sie - sofern zur Wirkung kommend - die LINKE und die Linke allgemein völlig desorientiert und zur Preisgabe ihrer Identität treibt. ... Die LINKE ist der Beginn - oder kann es sein, wenn sie nicht von innen und außen wieder zurückgedrängt oder liquidiert wird - der Wiedergründung einer politisch unabhängigen Klassenpartei der ArbeiterInnenklasse. Diese Unabhängigkeit von bürgerlichen Parteien und Ideologien, die von Marx, über das Kommunistische Manifest und Lenins parteitheoretischen Auslassungen bis zu Trotzkis und Ernest Mandels Beiträgen zum "Marxismus des subjektiven Faktors" immer wieder gefordert und in kritischer Abrechnung mit klassenübergreifenden "Volks"-Initiativen konkretisiert wurde, ist für die Existenz der LINKEN, ihr Attraktivität bei den Millionen von Menschen in Lohnabhängigkeit und ihre für allgemeine Handlungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung.... Wie andere "Arbeiterparteien" ist auch die LINKE regelmäßig von Versuchen beeinflusst, diese Unabhängigkeit zugunsten klassenübergreifender Orientierung preiszugeben. Das reicht von diffusen "Dritte-Weg- Theorien" , die von randständigen Gruppen der Partei angepriesen werden , über platte Wahlkampfstrategien im Stil von "Die Wahlen werden in der Mitte gewonnen" bis zum "Neuen Gesellschaftsvertrag", wie ihn Gregor Gysi gerade der Fraktion im Bundestag aufschwatzen will. Jürgen E.s Projekt einer Volksinitiative gegen das Finanzkapital reiht sich darin nahtlos ein, zeichnet sich allerdings durch den bei Jürgen E. seit jetzt gut dreißig Jahren bekannten Hang zu Plattitüden und Billigparolen aus. Der Preis für solche kleinen und großen Volksfronten ist immer der Verzicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse wirklich grundlegend ändernde Positionen und Ziele.“

Zunächst hat Thies sicher Recht, dass die „Volksinitiative“ von Jürgen Elsässer geeignet ist, DIE LINKE und die Linke zu desorientieren. Erstes Opfer dieser Desorientierung ist offensichtlich Thies selbst geworden. Er ist nicht in der Lage Volksfront von Querfront zu unterscheiden – und weil das so ist, reiht er die "Volksinitiative" von Jürgen Elsässer als
Volksfront-Ansatz undifferenziert ein in die unterschiedlichsten Versuche in der Partei DIE LINKE, sich in das System zu integrieren. Es ist aber falsch und politisch verhängnisvoll, Elässers Initiative als Volksfront oder als eine Spielart des Standortkorporatismus einzuordnen; denn dies erlaubt Elsässer weiterhin sich und seine Ideen als links zu verkaufen. Elsässers Ideen und „Volksinitiative“ unter die diversen Ansätze zu subsumieren, die „Regierungssozialisten“ und Sozialdemokraten zur Integration in das System vorschlagen, blendet den Charakter seiner Vorstöße aus. Das klassenübergreifende Bündnis, das Elsässer vorschlägt, bewegt sich nicht nur im nationalen Rahmen – wie das auch bei manchen Vorschlägen von Lafontaine anzutreffen ist – sondern auch in nationalistischen Diskursen. Sein Hoffnungsträger und historischer Akteur ist nicht das Proletariat, sondern die Nation.

Bereits seit einigen Jahren bricht Elsässer sprachliche Tabus, indem er die Wortschöpfungen der Ultrarechten übernimmt. Beispielhaft sei das Wort „globalistisch“ genannt, welches außer bei Elsässer in der Politik nur in Nazikreisen verwendet wird. Die Verwendung der Worte folgt dabei der Übernahme von Analysen und Konzepten der Nazis. Elsässer teilt mit ihnen die Unterscheidung von gefährlichem Finanzkapital und nützlichem
Industriekapital und die Orientierung auf ein eurasisches Bündnis zur Schaffung einer „eurasischen Wohlstandszone“ gegen den amerikanischen Imperialismus. Er hat sich in der Vergangenheit u.a. dafür ausgesprochen, Zuwanderung zu beenden und Menschen mit abweichenden Lebensentwürfen, z.B. Homosexuelle gegen den „normalen“ Menschen in Konkurrenz gesetzt. Er befürwortete die Einbeziehung einer faschistischen Partei in die Regierung der Slowakei und warf dabei zugleich die Frage auf, ob der Antifaschismus oder die Erreichbarkeit sozialpolitischer Ziele für eine solche Entscheidung wichtiger sein sollten. In seinem Sprechen und Denken hat Elsässer die Querfront schon lange realisiert. Beifall erhält er dafür seit Jahren von der NPD und der Nazi-Presse.

Mit seinen Positionen korrespondiert eine sichtbare Zusammenarbeit mit dem ultrarechten Spektrum – einzig Kontakte zu Parteien waren bisher davon ausgenommen. Seine Distanzierungen von der NPD klingen allerdings nicht anders als die von Pro Köln oder von der Jungen Freiheit. Elsässer hat in den vergangenen Jahren nicht nur vor der strammrechten „Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V.“ gesprochen. Er trat auch auf dem Kongress „Mut zur Ethik“ und im Rahmen von Veranstaltungen des Vereins
„Freie Bürger für freie Demokratie“ auf. Diese Zusammenhänge werden als Nachfolgeorganisationen der aufgelösten rechten Psychosekte VPM angesehen. Übrig geblieben nach der VPM – Auflösung ist die Schweizer Wochenzeitung „Zeit-Fragen – Wochenzeitung für freie Meinungsbildung, Ethik und Verantwortung“. Für dieses Blatt, welches einem mit der Jungen Freiheit vergleichbaren Konzept folgt, schreibt Elsässer sein 2006 regelmäßig. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Elsässer seit Jahren persönlich die Querfront praktiziert.

Seine Gründung der „Volksinitiative gegen das Finanzkapital“ ist somit der Schritt, seine Querfrontaktivitäten auf eine organisatorische Basis zu stellen, nachdem er einige Jahre seine Ziele auf der diskursiven Ebene und durch versuchte Einflussnahme auf das Spitzenpersonal der Partei DIE LINKE verfolgt hat. Seine Enttäuschung, dass die Partei DIE LINKE seine Ideen nicht übernimmt, hat ihn zur Gründung der „Volksinitiative“ bewegt. Er ummantelt im Aufruf zur Gründung der „Volksinitiative“ das ultrarechte Gedankengut mit linken Sprachhülsen, und bricht damit in politische Milieus ein, die Nazis nicht erreichen können. Er verknüpft die ultrarechten Ideen mit der unrealistischen Erwartungshaltung auf restaurative, im nationalen Rahmen darstellbare Lösungen vieler zynisch als Modernisierungsverlierer bezeichneter Menschen. Wenn Elsässers Ansatz aufgeht, wird seine Bewegung ein Durchlauferhitzer nach Ultrarechts.

Elsässers Ansatz ist als Querfront einzuordnen und nicht als Volksfront – es sei denn jemand stuft das Milieu und die Ideologie von NPD und Nouvelle Droite als bürgerlich ein. Die Übernahme von Konzepten der Nazis ist nicht als Nebenaspekt und „hässlich“, sondern als Kern der „Volksinitiative“ zu behandeln. Keinesfalls ist Elsässers Initiative in eine Reihe mit im Rahmen des Nationalstaats verbleibenden Vorstellungen von „Regierungssozialisten“ oder Sozialdemokraten in der Partei DIE LINKE zu stellen, so kritikwürdig diese auch sind. Vielmehr ist es geboten mit diesen GenossInnen gemeinsam der „Volksinitiative“ entgegen zu treten.

Edith Bartelmus-Scholich, 18.1.09


Fußnote:

Zudem hat der Beitrag von Thies Gleiss die Schwäche, dass er die Partei DIE LINKE (noch) als Beginn einer politisch unabhängigen Partei der Arbeiterklasse betrachtet. Die Programmatik der Partei rechtfertigt allerdings diese Einschätzung nicht. Ihre Strategie ist zudem auf eine Integration in das System ausgerichtet. Sie unterwirft sich weit gehend der bürgerlichen Hegemonie.
 

Editorische Anmerkungen

Beide Texte erhielten wir über die Mailingliste: WASG-Infos@yahoogroups.de