Editorial
Ein dickes Dankeschön

von Rolf-Dieter Missbach & Karl-Heinz Schubert
01/05

trend

onlinezeitung
Mit dieser Ausgabe beginnt das 10. Veröffentlichungsjahr der trend onlinezeitung - eigentlich ein gegebener Anlass, um umfängliche Rückschau zu halten und sodann allerlei Versprechungen, politische Erklärungen etc. hinauszuposaunen.

Wir - die Herausgeber - werden dies nicht tun und verweisen statt dessen auf unsere Erklärung vom Mai 2004 "trend wieder online". Bezogen darauf können wir mit ein wenig Eigenlob und einem dicken Dankeschön an Redaktion und AutorInnen sagen, es hat sich gelohnt, dass wir gemeinsam nach dem Crash vom März 2004 weitergemacht haben.

Ein erster Höhepunkt dieses Jahres, der die Rekonstruktionsbemühungen des Jahres 2004 krönt, ist die Veranstaltung mit Robert Schlosser am 8.1.2005. Damit versuchen wir in aktuelle Theoriedebatten jenseits des Netzes einzugreifen und unsere Onlinezeitung wieder zu dem zu machen, was sie bereits schon einmal war: Ein Forum der inhaltlichen Vernetzung verschiedener Strömungen. Vielleicht gelingt es uns, durch diese Veranstaltung einen Motivationsschub zu geben, der im Hinblick auf diese Vernetzung vorwärts treibend wirkt. Wir werden sehen.

In der vorliegenden Ausgabe wurden von der Redaktion wieder interessante Artikel fürs WWW bereitgestellt, von denen wir persönlich auf zwei Artikel besonders hinweisen wollen.

Zum einen handelt es sich um Robert Hamms  "Geschichte der Hessischen Kinderläden", womit ein Blick für die jüngste linke Geschichte, für "Erziehungskritik, Institutionskritik und Gesellschaftskritik"aufgemacht wird, der nachhaltig unterstreicht, dass Konzepte grundlegender gesellschaftlicher Veränderungen den so genannten Reproduktionsbereich als einen wesentlichen Bereich der Formung der bürgerlichen Individuen nicht außer Acht lassen dürfen. Zum andern liefert Daniel Ittermann sozusagen dazu die politökonomische Ergänzung, denn bei Sozialisationsprozessen - ganz gleich ob im Kinderladen oder in der Staatsschule" - handelt es sich immer um Formen "kapitalistischer Vergesellschaftung". Oder anders ausgedrückt, beides zusammen gelesen ist das Ganze und das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Michael Heinrichs  „Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung“ gibt es jetzt ganz frisch in der zweiten Auflage, was beweist, dass der Einäugige der König unter den Blinden ist. So jedenfalls der O-Ton aus der Redaktion, als wir nachfragten, warum ein ergänzender Text "Klassen, Klassenkampf und Geschichtsdeterminismus" der 2. Auflage im trend gleichsam zu Werbezwecken gespiegelt wird. Und weil es besser ist, so die Redaktion, wenn überhaupt von Klassen und ihren Kämpfen auf theoretischer Ebene wieder die Rede ist - als wenn jene gesellschaftlichen Struktur, die den Grund der Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise darstellt,  im "automatischen Subjekt" der WertkriterInnen verschwindet.

Wie dem auch sei, so hielten wir dagegen, erfolgt die Darstellung der Klassen bei Heinrich so unpolitisch wie die einer Kartoffel und baten die Reaktion, die inhaltlich mit uns darin übereinstimmt, um eine Kritische Stellungnahme zu Heinrichs Klassenmurx. Diese, wenngleich auch zugesagt, liegt nun doch nicht vor, weil alle theoretischen Anstrengungen z.Z. auf die Veranstaltung mit Robert Schlosser gerichtet sind. Beim nächsten Update soll sie kommen. Arbeitstitel: Struktur und Prozess - mechanisch getrennt.

Schaun mer mal.