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MfS,ZAIG,B-217
Berlin, 3.10.1989 Außerordentliche Kompliziertheit der politisch-operativen Lage, unter der die Aktion Jubiläum 40" durchgeführt werden muß, ist bekannt. Plan der Maßnahmen, Befehle und Einsatzpläne sind darauf ausgerichtet -ausgehend von jüngsten Entwicklungen und Entscheidungen, der damit verbundenen Lageentwicklung, ständige Prüfung und evtl. Präzisierung erforderlich. Besondere Beachtung und ständige Einschätzung erfordern
(In diesem Zusammenhang in Partei verbreitet Forderung, von Führung informiert zu werden.) 1. Pläne, Absichten feindlicher, oppositioneller Kräfte im Innern:
2. Zu beachten sind auch zahlreiche Veranstaltungen in Kirchen bzw. kirchlichen Räumen in der Hauptstadt im Zeitraum 6./7 Oktober, die sich teilweise direkt mit dem 40. Jahrestag beschäftigen bzw. anderweitig politisch motiviert sind (Erlöserkirche Berlin-Lichtenberg, Elisabethkirche Berlin-Mitte, Evangelisches Gemeindezentrum Berlin-Hohenschönhausen / Diakon Schatta, Gethsemanekirche Prenzlauer Berg / „Mahnwache für politische Gefangene in der DDR"). Prüfung, bei Notwendigkeit noch gezielte Gespräche mit einzelnen kirchenleitenden Kräften zu führen, um evtl. erkennbare provokatorische Absichten zu verhindern. Konsequente Unterbindung, daß von derartigen Veranstaltungen öffentlichkeitswirksame provokatorisch-demonstrative Aktivitäten ausgehen; Zusammenrottungen unmittelbar an diesen Objekten unterbinden; nach Auflösung solche Personen weiter unter Kontrolle halten und erneute Zusammenrottungen an anderen Orten verhindern. 3. Vor allem im Zusammenhang mit
zur konsequenten vorbeugenden Verhinderung
Gezielte Kontrolle bekannter feindlich-negativer Kräfte, um bei geringsten Hinweisen auf geplantes Wirksam werden diese konseqent zu blockieren bzw. zuzuführen, bei entsprechenden Personen aus den Bezirken möglichst Anreise in Hauptstadt verhindern. Durchsetzung umfassender Reisesperrmaßnahmen und Sonderfahndungen, um Einreisen von Personen von Westberlin aus, von denen Gefahren ausgeben können, zu unterbinden. In größerem Umfange Zurückweisungen vorgesehen, dabei teilweise komplizierte Bedingungen, besonders auf GÜST Bahnhof Friedrichstraße - auf entsprechende Reaktionen einstellen. Am 6.12.89 Ankunft Gorbatschow -vollständige Sperrung vorgesehen. (Einreise von Blüm im Zusammenhang mit Düsseldorfer Gastspiel gestattet; Treffen mit Eppelmann ebenfalls gestat-tet.) 4. Besondere Beachtung, daß angesichts Lage erhöhte Gefahren von Provokationen gegen Staatsgrenze - sowohl von außen als von innen;
5. Sicherung der Volksfeste,
besonders durch gesellschaftliche Kräfte, durch das politisch bewußte
Auftreten aller progressiven Besucher gewährleisten. Nochmals auf
Maßnahmen hinsichtlich Verhinderung des Auftretens von Durchführung des Feuerwerkes im Friedrichshain erfordert Räumung/ Sperrung von Teilen des Friedrichshains unmittelbar nach Beendigung der Volksfeste/Veranstaltungen, um Sicherheit zu gewährleisten. Gefahr von Zusammenstößen, Nichtverständnis für Maßnahmen. Alle Vorkehrungen treffen, damit im Zusammenhang mit Feuerwerk keine Gefährdungen von Personen oder Objekten eintreten können. 6. Anreise der ausländischen Repräsentanten und Delegationen - kurze Zeitabstände der Ankunft und Fahrt vom Flugplatz zu Objekten erfordern straffes Regime und hohe Ordnung in allen entsprechenden Handlungsräumen. Ständige Kontrolle/Observation der Strecken erfolgt. 360 000 gesellschaftliche Kräfte zur Spalierbildung vorgesehen - Einweisung der Führungskräfte sei erfolgt. Gehe davon aus, daß diese durch entsprechende politische Vorbereitung auch erforderliche Disziplin wahren. zitiert nach: Armin Mitter, Stefan Wolle (HG), "Ich liebe Euch doch alle...", Befehle und Lageberichte des MfS, Januar- November 1989, Berlin 1990, S.187-189 |