Deutschlands Klassengesellschaft 2011
Der reale Lohn ist heute so niedrig wie 1985  -  Viele erben wenig, wenige Erben viel.

von
Reinhold Schramm

7-8/11

trend
onlinezeitung

Geschätzte 2.600 Milliarden Euro vererben die Deutschen bis 2020 - 800 Milliarden davon gehen auf das Konto der reichsten zwei Prozent der Bevölkerung.

Für die Vermögensbesitzer ist die Finanzkrise überwunden. Der Wert ihrer Anlagen hat das Vorkrisenniveau längst übertroffen. Die Profiteure des Aufschwungs der Wert- und Mehrwertschöpfung sind jedoch nicht sehr zahlreich. Ganz besonders profitierten die Vermögenden und Kapitalbesitzer. Das Geldvermögen wuchs im Jahr 2010 um 4,7 Prozent.  

Bis 2020 werden in der Deutschland AG voraussichtlich 2,6 Billionen Euro vererbt. Damit wechselt mehr als ein Viertel des so genannten »Volksvermögens« - vor allem aus der Wert- und Mehrwertschöpfung der abhängigen Lohnarbeit - von insgesamt 9,4 Billionen Euro (bzw. 9.400 Milliarden Euro) den Besitzer. Das (im DGB-Text nach seiner Herkunft und Entstehung undifferenzierte) »Volksvermögen« hat sich im letzten Jahrzehnt um rund 20 Prozent erhöht. Die Verteilung des Erbvermögens ist sehr ungleich: Viele erben wenig, wenige Erben erhalten viel. Nur in 0,2 Prozent der Fälle ist die Erbschaft mehr als 250.000 Euro wert. Rund 28 Prozent der Erbschaften machen weniger als 25.000 Euro aus. 

Die aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) bestätigt die Erkenntnisse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung: Das reichste Prozent in Deutschland verfügt über 23 Prozent des »Volksvermögens«, die obersten fünf Prozent der Bevölkerung kontrollieren fast die Hälfte (46 Prozent). Für den großen Rest - vor allem aus der Wert- und Mehrwertschöpfung - bleibt nichts: Die unteren 70 Prozent der Bevölkerung kommen nur auf 9 Prozent des Gesamtvermögens bzw. »Volksvermögens«.  Die reichsten zwei Prozent - aus der Gesamtbevölkerung der deutschen Klassengesellschaft - vereinigen ein Drittel aller Erbschaften auf sich - das sind bis 2020 etwa 800 Milliarden Euro.  

Der DGB kommt zur Feststellung der objektiven Realität in der deutschen Klassengesellschaft:  

»Seit der Jahrtausendwende driftet Deutschland stärker auseinander als andere Industrieländer - und die Finanzkrise verstärkte diese Umverteilung von unten nach oben. Während das ärmste Zehntel der Deutschen zehn Prozent weniger Einkommen hat als vor einer Dekade, verfügt das reichste Zehntel über 20 Prozent mehr. Der reale Lohn von Menschen mit geringer Qualifikation ist heute so niedrig wie 1985.« (DGB-Bundesvorstand)

Quelle vgl.: DGB - Klartext 24/2011: “Viele erben wenig, wenige Erben viel“.
DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik.
http://www.dgb.de/themen/++co++088177b4-9e6a-11e0-6c58-00188b4dc422   

Merke:  »Der reale Lohn von Menschen mit geringer Qualifikation ist heute so niedrig wie 1985«

Editorische Hinweise

Den Text erhielten wir vom Autor für diese Ausgabe.