Betrieb & Gewerkschaft
Werftarbeiterstreik  in Istanbul

von
MLKP-Nachrichtendienst

7/8-08

trend
onlinezeitung

Am 16. Juni traten die Werftarbeiter von Tuzla*, Istanbul "für das Recht auf Leben und menschenwürdige Arbeitsbedingungen in den Streik, indem sie dem Aufruf von der Gewerkschaft Limter-Is folgten. Am Jahrestag des großen Arbeiterwiderstandes vom 15.-16. Juni 1970 haben die Arbeiter sich gegen versklavende Arbeitsbedingungen ohne jegliche Regeln und Arbeitsunfälle aufgelehnt und gingen gemeinsam mit vielen Teilen der Gesellschaft, die sie unterstützten, auf die Straße.

Die Arbeiter sowie die sie unterstützenden Gruppen sammelten sich früh am Morgen vor dem Büro von Limter-Is und bildeten Demonstrationszüge von den Bahnhöfen Icmeler und Aydintepe, um zu den Streikposten in Tuzla zu marschieren. Die Gewerkschafter trugen ein Transparent mit der Aufschrift: „Wir wollen menschenwürdige Arbeitsbedingungen, wir streiken" und riefen die Arbeiter dazu auf, sich am Streik zu beteiligen, indem sie folgende Parolen riefen: „Trotz allem Gewerkschaft, trotz allem Limter-Is" und „Wir wollen nicht länger sterben". Die verschiedenen Blöcke trafen sich vor der Gemi-Werft in Tuzla und blockierten den Verkehr zu dem Gelände der Werft. Angriffe von der Polizei wurden zurückgeschlagen. Während die Polizei die Streikposten mit Panzern und Spezialeinheiten einkreiste schleusten die Arbeitgeber einige Kleinbusse mit Streikbrechern von der Polizei eskortiert auf die Werften. 

Seit Wochen schon drohen die Arbeitgeber den Arbeitern mit Kündigung und Kürzung des Tageslohnes, falls sie am Streiktag nicht zur Arbeit erscheinen sollten und besuchten die Arbeiter in den Tagen vor dem Streik sogar zu Hause, um ihnen zu drohen. 

Der Vorsitzende von Limter-Is, Cem Dinc und der Vorsitzende von DISK, Süleyman Celebi, hielten die ersten Redebeiträge auf der Bühne, die um 10.00 Uhr auf dem Streikgelände eröffnet wurde.

Cem Dinc betonte noch einmal die Entschlossenheit der Gewerkschaft, gegen die Arbeitsunfälle zu kämpfen, die als Mord betrachtet werden, und erinnerte an die Tatsache, dass das Treffen mit den Arbeitgebern am 14. Juni nicht zustande gekommen war, weil die Arbeitergeber nicht wollten, dass Limter-Is teilnehme. Er stellte klar, dass es auf den Werften keine Lösung ohne Limter-Is geben werde.

Der Vorsitzende von DISK, Süleyman Celebi erklärte, dass die Forderungen vom Streik am 27.-28. Februar immer noch gültig seien und gab den Bossen der Werften eine Antwort, indem er sagte: „Wir werden diesen Ort in eine Hölle verwandeln, wenn auch nur ein einziger Kollege von uns entlassen wird". Celebi sagte zu GISBIR: „Ihr müsst euch mit Limter-Is an einen Tisch setzen und verhandeln, denn es sind tatsächlich sie, die für die Rechte der Arbeiter kämpfen, im Gegensatz zu denen , die nur der Linie der Arbeitgeber folgen." 

Im Anschluss an die Reden, Gesang und Tanz ergriff der Generalsekretär von Limter-Is, Kanber Saygili um 15.00 Uhr das Wort und verkündete das Ende des Streiks: „In Tuzla wird nichts sein wie zuvor. Mit unserer Entschlossenheit und Solidarität werden wir die Bedingungen hier ändern." Saygili sagte außerdem: „Unser Streik war eine Warnung an GISBIR, die Arbeitgeber und die TOBB (Bund der Handelskammern der Türkei) sowie gleichzeitig der Puls der gesellschaftlichen Opposition, der auf den Werften schlägt." Als Antwort an GISBIR und TOBB sagte er: „Wir werden nicht eher ruhen, bis ihr unsere Forderungen erfüllt habt. Wir werden solange hier sein und kämpfen wie es hier Werftarbeiter gibt. Keine Kraft kann uns von hier vertreiben..." Saygili begrüßte außerdem den großen Arbeiterstreik vom 15.-16. Juni 1970 und dankte den anwesenden Gewerkschaften und Massenorganisationen für ihre Unterstützung. 

Nach der Teilnahme an dem Streik vom 16. Juni in Tuzla wurde der Arbeiter Niyazi Tepeli am 17. Juni von der outgesourcten Firma Umut Gemi, die in der RMK Werft aktiv ist, entlassen. In der schriftlichen Kündigungsbegründung der Firma heißt es: „es hat sich gezeigt, dass Sie seit der Arbeitsaufnahme in unserer Firma eine Organisationstätigkeit unter den Arbeitern betreiben" und „Sie haben gegenüber dem Meister erwähnt, dass sie an der illegalen Aktion am 16. Juni 2008 teilnehmen werden." 

Tepeli begann am Morgen des 18. Juni mit Unterstützung der Gewerkschaft Limter-Is einen Widerstand vor der Werft. Er beendete seine Aktion am 21. Juni mit einer Pressekundgebung gemeinsam mit den Gewerkschaftsführern und 50 Werftarbeitern, die zu seiner Unterstützung gekommen waren. Ein Gewerkschaftsführer von Limter-Is sagte dort, dass die Kündigung von Tepeli ein weiteres Mal die Willkür des Outsourcingsystems zeige und die Tatsache, dass dieses System ein großes Hindernis für die gewerkschaftliche Organisierung darstellt. In der Erklärung wurde betont, dass sie den Kampf um die Wiedereinstellung von Tepeli und die legitimen Forderungen der Werftarbeiter fortsetzen werden, bis sie ihr Ziel erreicht haben.

Editorische Anmerkungen

*) Tuzla ist der südlichste Bezirk von Istanbul

Die Informationen stammen von der Seite der MLKP.