Betrieb & Gewerkschaft

Toyota Venezuela
Klassenkampf in revolutionären Zeiten
7-8/07

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Protestierende Arbeiter bei Toyota VenezuelaSeit dem vergangenen Mittwoch protestieren die Arbeiter von Toyota de Venezuela vor den Werktoren in Cumaná, Bundesstaat Sucre, gegen die Ausbeutung durch den japanischen Autoproduzenten. Obwohl Toyota im vergangenen Jahr große Gewinne machen konnte, weigert sich das Unternehmen, Forderungen der Belegschaft zu erfüllen. Dazu gehört das Problem von durch Subunternehmen beschäftigte Arbeiter, die nicht in den Genuß von Vorteilen des bei Toyota geltenden Tarifvertrages kommen, sowie die nicht ausreichenden Leistungen der betrieblichen Krankenversicherung und schließlich eine Lohnerhöhung, die den großen Gewinnen des Konzerns in Venezuela angemessen ist.
Wie die dem Gewerkschaftsbund UNT angeschlossene Betriebsgewerkschaft Sintratoyota mitteilt, haben die Arbeiter am gestrigen Dienstag beschlossen, ihre Proteste fortzusetzen. Medienberichten zufolge liegt die Produktion lahm, auch wenn noch kein offizieller Streik ausgerufen wurde. Das Unternehmen hatte sie vorher aufgefordert, die Aktionen einzustellen, bevor es Verhandlungen geben könne. Auch der Gouverneur des Bundesstaates Sucre, Ramón Martínez, hatte den Arbeitern nahegelegt, ihre Proteste für sieben Tage auszusetzen, um Verhandlungen zu ermöglichen, was von den Protestierenden empört zurückgewiesen wurde. Zugleich sicherte der Gouverneur zu, nicht die Polizei gegen die Arbeiter einzusetzen.

Für den heutigen Mittwochmorgen (Ortszeit) ist der Besuch einer Kommission des venezolanischen Arbeitsministeriums angekündigt, dass den Konflikt untersuchen, die Ausrufung eines Streiks autorisieren und notwendige Notdienste festlegen soll.

In einer gemeinsamen Erklärung haben sich Gewerkschaftsvertreter der Autoproduzenten Ford, General Motors, MMC Automotriz, DaimlerChrysler und anderer mit den Arbeitern von Toyota solidarisiert und ein Eingreifen der Regierung in den Konflikt gefordert. Die Gewerkschafter unterstützen vor allem die Forderung nach einer Lohnerhöhung entsprechend der Produktionssteigerung, wie es im Arbeitsgesetz und in der venezolanischen Verfassung festgelegt sei. In Artikel 91 des 1999 verabschiedeten Grundgesetzes heißt es: "Jeder Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin hat Anspruch auf ausreichenden Lohn, der ein Leben in Würde ermöglicht und es erlaubt, die materiellen, sozialen und intellektuellen Grundbedürfnisse für sich und seine oder ihre Familie zu decken. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit wird garantiert, und es wird der Anteil festgelegt, der den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen am Gewinn des Unternehmens zustehen soll..."

Die Gewerkschaftsvertreter kritisieren fehlende Initiativen der Regierung und der zuständigen Ministerien, um die Konflikte in der Autoindustrie zu lösen. "Der Konflikt bei Toyota ist ein Beweis mehr, dass es unmöglich ist, irgendeinen Sozialismus gemeinsam mit Kapitalisten, Großgrundbesitzern, Bürokraten und Korrupten aufzubauen", heißt es in der Erklärung.

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel von der Seite RedGlobe, wo er am Mittwoch, 8. August 2007 erschien.

Quellen: Aporrea.org, Tribuna Popular / RedGlobe