Alle Staatsmänner und Ideologen des
Neoliberalismus rechtfertigen ihre Negierung des
Selbstbestimmungsrechtes der Menschen in Kosova mit dem
angeblich progressiven „Multikulturalismus“. Die aufgeblasenen
Kolonialherren verordnen Kosova eine multikulturelle oder
multiethnische Gesellschaft. In Wahrheit ist das Projekt
-Multikulturalismus- reaktionärer Humbug.
Mittels der Begrifflichkeit - Toleranz- wird
den Menschen das Selbstbestimmungsrecht verweigert. Die
neoliberale „Multi- Kulti“ Ideologie bringt die Menschen
gegeneinander auf. Als Basis dafür gelten angeblich völlig
unterschiedlicher Lebensformen und Kulturen. Andererseits
sollen wirkliche Differenzen neutralisiert werden .Den
Kolonialherren geht es nicht um gleiche Rechte für Menschen
unterschiedlicher nationaler Herkunft in einem Gebiet, sondern
um die Betonung der Differenz zwischen ihnen.
Der slowenische Philosoph Zizek schrieb dazu
in dem Buch - "Ein Plädoyer für die Intoleranz":
„Multikulturalismus, ist die Neutralisierung von realen
Differenzen, die Verwandlung von politischen Positionen in
unterschiedliche "Life-Styles". Insofern sei der
Multikulturalismus nicht so unschuldig, wie er sich gebe. Er
sei vielmehr die Ideologie des globalen Kapitalismus. Diese
postmoderne Identitätspolitik der ethnischen und sexuellen
Partikularismen ist nicht das Refugium einer heimatlos
gewordenen Linken, sie passe vielmehr perfekt zu einer
entpolitisierten Idee von Gesellschaft, schrieb Zizek,
"Post-Politik" nennt er das.
In der Tat, der moderne Kolonialismus hat sich
eine andere Maskerade zugelegt. Ging es einst nur darum
relativ offen Gebiete als Kolonien zu verbuchen und zu
beherrschen, so fährt man heutzutage stärker als früher auf
die angeblich faszinierenden unterschiedlichen Kulturen ab,
die es weiter in ihrer Unterschiedlichkeit zu zementieren
gilt. Dies bedeutet jedoch keineswegs politische und soziale
Bestrebungen zu akzeptieren. Volkstanzgruppen die nichts mit
dem Anspruch nach wirklicher sozialer und nationaler
Unabhängigkeit zu tun haben sind gefragt. Eine Folkloregruppe
soll die andere Folkloretruppe tolerieren und sich streng von
ihr abgrenzen. Auf der anderen Seite wird ein substanzloser
multikultureller Lebensstil propagiert. Der Eingeborene soll
nach Berlin und Washington blicken und den dortigen
Lebensstil, den Life-Style bestimmter Talk-Shows imitieren.
Politik und Macht verbleibt in der Hand des Kolonialherren.
Ein Gebiet wie Kosova soll in die
unterschiedlichsten ethnischen und kulturellen Partikularismen
unterteilt werden. Niemand stellt fest, dass es in jeder
Kultur mindestens zwei Seiten gibt, eine rückständig
barbarische und eine fortschrittliche. Doch diese Prämisse
wonach es darum geht eine Kultur zu entwickeln, die in ihrer
Form national ist, ihrem Inhalt nach jedoch
internationalistisch verschließt sich dem Multikulturalisten
vollständig. Er ist angeblich modern und „kulturbeflissen“.
Aus diesem scheinbar neuem Politikansatz des neoliberalen
Systems lugt allerdings der klassische Kolonialismus hindurch.
Die Methode teile und herrsche wird mittels des
Multikulturalismus praktiziert.
Der Multikulturalismus ist zudem eine Form von
Rassismus. Der multikulturalistische Respekt vor der
Besonderheit des Anderen ist eigentlich die Behauptung der
eigenen Überlegenheit, eine privilegierte universelle
Position. Der Andere ist jedoch nicht multikulturell. Der
Multikulturalismus funktioniert höchstens für den
Kolonialherren - nicht für den Unterdrückten. Die einzige
Verbindlichkeit zwischen diesen „multiplen Gruppen", so Zizek,
"ist die Verbindlichkeit des Kapitals" - und diese ist
bekanntlich keine. Für Zizek folgt daraus, dass der Andere nur
toleriert wird, "insoweit er nicht der reale Andere ist,
sondern der aseptische Andere der vormodernen ökologischen
Weisheit, der faszinierenden Riten und so fort - in dem
Augenblick, wo man es mit dem realen Anderen zu tun bekommt
(...) ist Schluss mit der Toleranz".
Wenn der reale Andere wie in Kosova seine
realen Rechte einklagt findet die Toleranz ihr Ende. Es wurde
am 10. Februar in Prishtina geschossen und gemordet weil die
Menschen die reale Unterdrückung durch die UNMIK, die
Negierung der Selbstbestimmung nicht mehr hinnehmen wollten.
Zizeks schockierende Forderung nach einer "Dosis Intoleranz"
gegen den Schwachsinn des Multikulturalismus, wurde in
Prishtina durch die Multi-Kulti UNMIK, gegen jene angewandt
die Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit
forderten. Der multikulturalistische Kolonialismus ist eng
verbunden mit den alten Praktiken und Theorien des klassischen
Kolonialismus. Er teilt Völker, um sie
besser beherrschen zu können, die Kultur spricht angeblich
gegen die Selbstbestimmung. Ein Land wie Kosova soll auf
nationalistischer Basis geteilt werden ( Ahtisaari-Plan). Wer
diesen so genannten multikulturellen
Ansatz nicht teilt, dem wird jegliches Recht genommen, im
Bedarfsfall wird auf ihn geschossen.
Editorische Anmerkungen
Der Text erschien wurde uns vom Autor zur Veröffentlichung
überlassen.