Ein faschistischer Ehrengast in Serbien

von Max Brym

7/8-06

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Jean- Marie Le Pen begann seinen Präsidentschaftswahlkampf nicht in Frankreich, sondern in Serbien. Dazu schrieb der österreichische „Standard“: „Sichtlich gut gelaunt spazierte Jean-Marie Le Pen am Wochenende durch die nordserbische Provinzstadt Vrsac, Freunde hätten ihn eingeladen, um am Sonntag die Motorrad-Balkanmeisterschaft zu eröffnen, sagte der Chef der französischen rechtsradikalen Front National. Mit seinem Besuch in Serbien beginne er die Kampagne für die Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2007, erklärte er gegenüber der Tageszeitung Glas Javnosti. Denn er rechne mit den Stimmen der rund 100.000 in Frankreich lebenden Serben.“

Le Pen rief Belgrad dazu auf , den wegen Kriegsverbrechen gesuchten bosnisch-serbischen General Ratko Mladic nicht an das UNO-Tribunal in Den Haag auszuliefern. Nach Meinung des aktuell bekanntesten europäischen Faschisten, sei „ das Tribunal serbenfeindlich“. Natürlich sprach sich Le Pen  gegen die Unabhängigkeit Kosovas aus, für Le Pen ist der „Fall Kosova“ eine   "Warnung" für alle großen Länder, die sich einer repressiven Einwanderungspolitik widersetzten. Damit ist für Le Pen die albanische Mehrheitsbevölkerung in Kosova ein „ Problem der Einwanderung“, die es im Sinn des großserbischen Chauvinismus zu bekämpfen gelte. Der „abendländisch-großeuropäische Rassist“ Le-Pen wetterte in Serbien zudem gegen die Menschen aus der Türkei und Bosnien. „Die Türkei habe wegen zivilisatorischer und historischer Unterschiede nichts in der EU zu suchen, ebenso wenig wie Albanien und Bosnien und Herzegowina“, sagte Le Pen. Die bürgerlichen Oppositionsparteien in Vrsac kritisierten den Auftritt von Le Pen mit folgenden Worten: „Es sei eine Schande, dass ein Mann, der wegen seiner neofaschistischen und rassistischen Ideen aus dem EU- Parlament hinausgeschmissen wurde, in Serbien als Ehrengast zu einer Sportveranstaltung eingeladen werde.“

 Mit Transparenten "Wir wollen keinen Extremismus" demonstrierten mehrere Dutzend Menschen gegen Le Pen. Der Parlamentspräsident der Vojvodina, Bojan Kostres, rief die Gemeinde Vrsac als Sponsor des Motorradrennens auf, ein öffentliches Auftreten von Le Pen zu verhindern.

Serbische Behörden äußerten sich nicht zu Le Pens Besuch. Die Spitze der  faschistischen "Serbischen Radikalen Partei" (SRS) bestätigte, dass sie sich in Belgrad mit Le Pen über die Intensivierung der Zusammenarbeit aller nationalen europäischen Parteien unterhalten werde, um Widerstand gegen die Globalisierung und die Dominanz der USA zu leisten. Die französische Front-National und die „Serbische Radikale Partei“ sind wesentliche Eckpfeiler des Netzwerkes europäischer rechter Parteien. Zu dieser Vereinigung gehört auch die Partei des russischen Faschisten und Antisemiten Schirinowski.

Die SRS ist laut Umfragen mit rund vierzig Prozent die mit Abstand stärkste Partei in Serbien. Parteiführer Vojislav Seselj ist  wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen vor dem UN-Tribunal in Den Haag angeklagt. Le Pen beklagte sich bitter darüber, dass man ihm nicht erlaube, seinen "Freund Seselj" im Haager Gefängnis zu besuchen. Vor neun Jahren war Le Pen auf  Einladung von Seselj  zum ersten Mal nach Serbien gekommen.

 

Quellen: „Der Standard“ 22.8.06 www.kosova-aktuell.de Rubrik Serbien

                                                                                 

Editorische Anmerkungen

Der Text wurde uns vom Autor zur Veröffentlichung überlassen.