Wenn die Masken fallen...

von Café Morgenland
7/8-06

trend
onlinezeitung

was der Antisemit sich wünscht, was er vorbereitet, ist der Tod des Juden“ (Jean Paul Sartre)

 

Am Abend des 1. August des Jahres 2006, fand in der Stadt Thessaloniki ein Ereignis statt, das nicht mal diejenigen, die die Illusion hatten, dass sie einigermaßen über den Antisemitismus der griechischen „traditionellen“ Linken Bescheid wussten, ahnen konnten:

Eine Meute des Jugendverbandes und der Partei der griechischen Kommunisten (nach einer massenhaften Manifestation einer antisemitischen Hysterie)  „sprengten die Bullenkette“ (wie sie stolz in „Rizospastis“ - ihrem Parteiorgan -, schrieben), die das Mahnmal des Holocaust am Freiheitsplatz (Platia Elefterias (1) schützte, und schändeten das Mahnmal mit Fotos gegen den Krieg im Libanon.  

Der Bruch mit dem Tabu: der Achtung der Erinnerung an die Opfer der Nazis, nicht durch Faschisten,  sondern von Personen, die sich Linke nennen, ist der vorläufige Höhepunkt einer Reihe von phrasenmäßigen und praktischen antisemitischen Äußerungen, in denen die griechische KP (kke) eine avantgardistische Rolle spielte.

So haben wir das Phänomen, dass ausgerechnet die gesetzestreueste Partei der „Linken“, dass die bravste  Organisation gegenüber den Polizeianweisungen, mit äußerster Militanz gegen die „uniformierte Arbeiter“ vorgeht, einzig und allein, um das Mahnmal zur Ehrung der Opfer des Nationalsozialismus, das nach vielen intensiven Versuchen, nach viele Jahren errichtet wurde, zu schänden.  

Die Schändung des Holocaust-Mahnmals und die Jubelfreude der antisemitischen Meute wirken als Parole für das Aufflammen eines Klimas, das nur zum Pogrom führen kann: Zu Angriffen gegen diejenigen, die als Zionisten gelten. Die so genannte Linke spricht inzwischen offen in ihren Foren, indem sie Verschwörungstheorien „über die Rolle von KIS“ (Zentralrat der Israeliten in Griechenland) streut.

Wir stehen solidarisch zu der Protesterklärung gegen die Schändung des Mahnmals der israelitische Gemeinde von Thessaloniki, die u.a. betont: „Dieses Mahnmal, das 1997 von Präsident Konstantinos Stephanopoulos eingeweiht wurde, wurde seitens des griechischen Staates der Erinnerung an die 50.000 griechischen Juden von Thessaloniki gewidmet, die von den Nazis vernichtet wurden. Jeglicher Versuch, dies mit anderen Ereignisse in Verbindung zu bringen ist daneben und beleidigt die Erinnerung an diese unschuldige Opfer“. 

Wir verurteilen diese Schändung als eine ekelhafte antisemitische Tat und rufen all diejenigen auf, die nicht vom antisemitischen Hass und antisemitischen Ideologien verfallen sind, Widerstand gegen solche Taten und Solidarität mit all denjenigen zu üben, die Gefahr laufen, Opfer antisemitischer Angriffe zu werden. 

Gegen die Schändung der Holocaust-Mahnmale.
Solidarität mit den israelitischen Gemeinden, mit den Jüdinnen und Juden in Griechenland.
                                                                                                              

4. August 2006

Café Morgenland
Terminal 119 - für die gesellschaftliche und individuelle Autonomie

Diejenigen, die den Aufruf mit unterzeichnen wollen, wenden sich an: email@cafe-morgenland.de

1) An diesem Platz fanden 1942 das „Zusammentreiben“ und darauf folgende öffentliche Demütigungen und Erschießungen von Juden durch die Nazis statt, deswegen befindet sich das Mahnmal dort, wodurch es zu einer besonderen historischen Bedeutung gelangt dort zu demonstrieren!

Editorische Anmerkungen

Der Text wurde uns von den AutorInnen zur Veröffentlichung überlassen.