Das besondere Dokument
Die Deutsche Burschenschaft - 
größter Dachverband der deutschen Burschenschaften.

Ein Geschichte und Gegenwart die keine Fragen offen lässt!

7-8/03
 
 
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Gegründet wurde die DB 1881. Zu Beginn des 20. Jahrhundert war eine reaktionär-monarchistische Grundhaltung bei den Mitgliedern der DB vorherrschend und drückte sich in einer Ablehnung der Weimarer Republik aus. Aufgrund dessen wurde an den alten Reichsfarben festgehalten, obwohl die historischen Farben der DB eigentlich Schwarz-Rot-Gold waren. Nach dem Ersten Weltkrieg versammelten sich zahlreiche DB-Mitglieder in (para)-militärischen Verbänden wie den Freikorps oder den Freiwilligenverbänden. Die Organisationszeit-schrift der DB, die "Burschen-schaftlichen Blätter" riefen 1923 gegen die Weimarer Republik auf - wegen ihrer angeblichen "Verbindung mit dem jüdischen Volk und der Festlegung auf parlamentarischen Mechanismus der Parteien". Die antisemitischen und antidemokratischen Ideologien der Burschenschaftsvertreter endeten häufig in blutigen Auseinandersetzungen, wie bspw. durch Beteiligung am "Kapp-Putsch". Ein "revolutionärer Nationalismus", das Führerprinzip, "Rassestandpunkte" sowie Blutzugehörigkeit zeichneten die Ideologie der DB-Mitglieder aus. Auch beim Hitler-Putsch 1923 konnte dieser auf breite Unterstützung durch Burschenschafter zählen. Die Gründung des NSDStB (Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund) im Jahre 1926 wurde maßgeblich von Vertretern der DB mit initiiert, die dort auch zahlenmäßig überrepräsentiert waren. Ziel des NSDStB war es, sogenannte "Rasselehrstühle" einzuführen, Wehrsportlager zu betreiben sowie gegen jüdische StudentInnen und politisch Andersdenkende vorzugehen. Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler begrüßte dann die DB außerordentlich, schließlich war diese führend bei der Unterstützung der NSDAP. 

Im Juni 1933 verkündete dann die DB ihre interne Gleichschaltung nach dem Führerprinzip und versprach die rigorose Anwendung des "Ariernachweises" in ihren Reihen. Von diesem Zeitpunkt an wurden zudem auch studentische Wohnkameradschaften, im soldatisch Stil gehalten, eingeführt, welche erst zu den noch heute üblichen Verbindungswohnhäusern führten. 
Im Oktober 1935 stimmte die DB für ihre freiwillige Überführung in den NS-Studentenbund, was ihrer vorläufigen Auflösung gleichkam. Darüber hinaus wurden alle DB-Mitglieder unter 35 Jahren dazu angehalten, sich entweder der SA, der SS oder dem Stahlhelmbund anzuschließen. Nach ihrer Neugründung im Jahre 1950 erlebte die DB Jahre des Auf- und Abschwungs.
Heute besteht die DB aus 130 Burschenschaften aus Deutschland und Österreich(!). Seit ihrer Neugründung kam es immer wieder zu neonazistischen Aktivitäten durch DB-Mitglieder. Anträge, welche sich für eine Distanzierung von rechtsextremen Vereinigungen wie der NPD aussprachen, wurden meist abgelehnt. Aufgrund der rechtsextremen Auswüchse in der DB spalteten sich 1996 schliesslich acht Verbindungen ab um die Neue Deutsche Burschenschaft (NDB) - einen eigenen, politisch rein konservativen, Dachverband zu gründen. 

Die DB kann nicht per se als rechtsextremistisch bezeichnet werden, dafür ist das Spektrum zu weitläufig, welches von Konservativen bis zu strammen Rechtsextremen reicht. Dennoch spricht die Gründung der NDB und die Zahl der in der sog. "Burschenschaftlichen Gemeinschaft", dem Sammelbecken der rechtsextremen Burschenschaften, vertretenen Verbindungen mit (aktuelle Zahl folgt) eine deutliche Sprache - ebenso die oben erwähnten ausgeschlagenen Distanzierungsversuche der konservativen Burschen. So ist bspw. der Nationalistische Hochschulbund (NHB) der NPD personell in der DB vertreten. Dieser empfiehlt seinen Mitgliedern den Einstieg in Verbindungen der DB aufgrund des völkischen Nationalismus, dem männerbündischen Prinzip sowie der Traditionspflege (dazu weiter unten mehr).
Zahlreiche rechtsextreme Persönlichkeiten tauchten zu Vorträgen der DB bzw. in Verbindungshäusern von DB-Mitgliedern auf. Darunter Horst Mahler (NPD), Rolf Schlierer (Alter Herr der Giessener Burschenschaft Germania und Vorsitzender der Republikaner), Redakteure aus dem Umfeld der rechten Zeitung Junge Freiheit und Personen aus FPÖ-Kreisen.
Auf dem Burschentag in Eisenach 1999 setzten sich dann auch die rechtsextremen Positionen in der DB durch, welche bspw. einen Antrag durch die DB für die Abschaffung des Volksverhetzungsparagrafen (der u.a. die Leugnung des Holocaust bestraft) forderten. Auch während den Auseinandersetzungen um die "Wehrmachtsausstellung" standen ebenso Vertreter der DB mit Rechtsextremen in Reih und Glied wie beim alljährlichen Besäufnis auf dem Marburger Marktfrühschoppen. Letztes aufsehenerregendes Ereignis (2001) war ein Übergriff durch Neo-Nazis in München, bei dem ein Mensch fast zu Tode geprügelt wurde. Die Münchener Burschenschaft "Danubia" versteckte in ihrem Haus den gesuchten Neo-Nazi, was sogar den bayerischen Innenminister und CSU-Rechtsaussen Günther Beckstein dazu veranlasste, vor den rechtsextremen Strömungen in der DB zu warnen.
Harmlose Burschen gibt es nicht -

Hierarchien, Lebensbund und Männerbündelei -
Wegbereiter erzkonservativer Traditionspflege!

Die Korporationen sind als Lebensbund strukturiert und dienen einer gezielten Erziehung hin zu erzkonservativen "Werten", die das Ziel haben, politische und gesellschaftliche Wirkungsmächtigkeit zu erzielen, also den ausschließenden Anspruch verfolgen, zukünftige Eliten auszubilden. Diese "Werte" sind auch bei DB-unabhängigen Verbindungen zu finden und sollten, unabhängig von eindeutig rechtsextremen Tendenzen, als nicht vereinbar mit gesellschaftlichen Vorstellungen von Emanzipation und Gleichberechtigung betrachtet und daher kritisiert werden.

Geschult wird der "Bursche" im Verbindungshaus über die Hierarchieleiter vom Fux (Anwärter), über den anerkannten Aktiva, bis hin zum Alten Herren, der das Studium abgeschlossen hat und der Verbindung weiterhin unterstützend zur Seite steht. Von unten nach oben ändert sich das Verhältnis von zunächst reinen Pflichten zu weitreichenden Rechten. Die Schulung der Füxe (Geschichte der Verbindung, Benimmregelbeherrschung) geht einher mit gewissen finanziellen Vorteilen durch die Infrastruktur des Verbindungshauses, einem billigem Zimmer und späteren Vorteilen im Berufsleben über Seilschaften der Bundesbrüder. Die späteren beruflichen Vorteile sind allerdings nur über die vorausgesetzte politische Übereinstimmung der Bundesbrüder zu erreichen und dienen bewusst als Mittel zur gesellschaftlich-politischen Machterhaltung. Manfred Kanther sah den Sinn seiner Verbindung darin, "auch weiterhin national gesinnte Menschen in alle führenden Berufe unserer Gesellschaft zu entsenden".

Schlagende Verbindungen (jene welche ihren Burschen die Fechtmensur auferlegen) schulen ihre Mitglieder ganz bewusst hin zu einer militärischen Wehrhaftigkeit. Als Aufnahmekriterium gilt hier: deutscher Mann mit Wehrdiensterfahrung. Doch auch nicht-schlagende Verbindungen beinhalten stets einen Ehrenkodex, der über Sanktionsmöglichkeiten (wie z.B. das Straftrinken, bei dem die Kneipe als Kasernenhof dient) aufrechterhalten werden soll.

Die Unterwerfung unter die Prinzipien des Lebensbundes nach der hierarchischen Stellung und dem Reglement der Verbindung gilt bis zum Tode und ist Sinnbild für die autoritären, obrigkeitsstaatlichen Denkweisen und das Menschenbild der Korporierten. 
Das Frauenbild der Korporierten scheint im 19. Jahrhundert stehengeblieben zu sein. Stereotype Geschlechterrollenzuschreibungen, angeblich "natürliche Bestimmungen" werden dort auch weiterhin ge-schlechterdifferenzierend verbreitet. Das männliche Selbstverständnis (tapfer, mutig, selbstbewusst) dient natürlich als höheres Ideal gegenüber dem angeblichen weiblichen, welches negativ für Toleranz und Gleichheit stehe. So wundert es auch nicht, dass Frauen in beinahe allen Korporiertenverbänden ausgeschlossen sind und maximal als "schmückendes Beiwerk" bezeichnet werden, das gerne zu Bällen geladen wird, aber sich ansonsten aus "Männersachen" rauszuhalten hat.

Gießener Burschenschaft dient als Kaderschmiede der NPD

Auf ihrem Bundeskongress im November 2002 wählten die Jungen Nationaldemokraten (JN), Jugendorganisation der NPD, Stefan Rochow zu ihrem Bundesvorsitzenden. Dieser war zuvor bereits Chef des hessischen Landesverbandes und Bundesvorsitzender der Jungen Landsmannschaft Ostpreussen (JLO). Seine aktuelle Postadresse ist im Großen Steinweg in Gießen. Dort residiert die Burschenschaft ‚Dresdensia-Rugia'. Diese tritt nicht erst seit neustem als Kaderschmiede für die NPD in Erscheinung.

Junge Herren, Alte Träume 

Hervorgegangen ist die ‚Dresdensia-Rugia' aus den Burschenschaften ‚Rugia zu Greifswald' und ‚Dresdensia zu Leipzig'. Erstere entstand nach der 1848er Revolution, als die Verbindungen allmählich gesellschaftsfähig wurden. Im Nazifaschismus wurde die Rugia eingegliedert. Als man nach dem Krieg keine Möglichkeiten hatte, auf dem Gebiet der DDR an alte Traditionen anzuknüpfen, schloß man sich 1951 in Frankfurt mit der ebenfalls ‚heimatlosen' Burschenschaft Dresdensia zusammen. Erklärtes Ziel war es, die Ursprungsburschen-schaften in Greifswald und Leipzig neu zu gründen, sobald dies möglich wäre. Im Wintersemester 1969/70 mußte die Verbindung "wegen Mangel an Mitgliedern" auf Eis gelegt werden. 1971 wurde sie in Gießen von fünf ‚abtrünnigen' Mitgliedern der Burschenschaft Germania reanimiert. Nach der Wende wurde die Ursprungsburschenschaft Rugia 1990 in Greifswald von örtlichen Studenten neu gegründet, woraufhin diese und die Dresdensia-Rugia zu "einer Burschenschaft die an zwei Hochschulen existiert" fusionierten.

Sie ist im völkischen Dachverband Deutsche Burschenschaften (DB) organisiert und gehört dort zum äußersten rechten Flügel. So war die Dresdensia-Rugia Mitunterzeichner des revisionistischen Aufrufs ‚Freiheit für Königsberg' (1992) in dem die Abtrennung des Kaliningrader Gebiets von Russland und die Wiederansiedlung von Deutschen in Polen gefordert wurde. Dieser Aufruf wurde pikanterweise auch vom örtlichen RCDS (CDU Hochschulgruppenverband) unterstützt. 

1987 wurde unter maßgeblicher Beteiligung der Dresdensia-Rugia der ‚Christlich Konservative Arbeitskreis Gießen/Mittelhessen' gegründet. Es folgten diverse Veranstaltungen mit Referenten aus dem revisionistischen, rechtskonservativen und neofaschistischen Spektrum, wobei der ‚Arbeitskreis' eine wichtige Scharnierfunktion zwischen konservativen und neofaschistischen Kreisen wahrnahm. Es wurden Personen aus dem extrem-konservativen bis faschistischen Klientel wie z. B. Rolf Schlierer (Bundesvorsitzender der Republikaner und Alter Herr der Germania Gießen) oder Dr. Hans Dietrich Sander (Autor im gesamten neofaschistischen Publikationsspektrum) geladen. Höhepunkt der Veranstaltungen war ein Vortrag von CDU-Rechtsausleger Heinrich Lummer, bei dem es zu massiven antifaschistischen Protesten kam. Daraufhin setzten die Alten Herren, die sich um das Image der Burschenschaft sorgten, unter Androhung der Beendigung der finanziellen Förderung ein Ende der Aktivitäten der damaligen Aktivitas durch (1992). 

Ab 1998 fanden erneut Veranstaltungen in ihrem Burschenhaus statt. Ein Highlight war im Mai 2000 eine Vortrags und Diskussionsveranstaltung mit dem Publizisten Dr. Claus Nordbruch. Dieser studierte in Süd-Afrika, wo er unter anderem damit beschäftigt war Kontakte zwischen örtlichen und deutschen Faschisten zu knüpfen. Diese Veranstaltung wurde von "recht unangenehm aussehenden Schläger-Nazis" gesichert. Es erschien die gesamte lokale NPD-Prominenz aus dem Lahn-Dill-Kreis/Ehringshausen (u.a. Alfred und Doris Zutt, Thomas Hantusch, Frank Ludwig) und der Wetterau (u.a. Volker Sachs). 

Ein weiterer Zwischen ereignete sich im Dezember 1999 auf dem Haus der Burschenschaft ‚Normannia-Leipzig zu Marburg'. Dort sei der Hausmeister durch ‚Sieg-Heil'-Rufe geweckt worden. Dieser habe sich bei den anwesenden Burschen über die Ruhestörung beschwert, was zur Folge gehabt habe, dass er mit Jürgen W. Gansels Luftgewehr beschossen worden sei.

Die Bedeutung der Dresdensia-Rugia für die nationalistische/ völkische Szene anhand von drei Beispielen.

Dr. Wolfgang Traxel
Wolfgang Traxel ist Alter Herr der Dresdensia-Rugia. Er dürfte weniger für die Einstellung der Aktivitäten anfang der 90er verantwortlich sein, sondern tritt als Autor in zahlreichen rechten und neofaschistischen Puplikationen auf (Junge Freiheit, Nation+Europa, Criticon, Student, National Zeitung). Aktiv ist er u.a. im Bund dt. Unitarier/Mittelhessen, der ‚Vereinigung alter Burschenschafter Leipzig' und dem ‚Ring freiheitlicher Studenten'.

Jürgen W. Gansel
J.W. Gansel tauchte erstmalig 1995 als Student der Politikwissenschaften in Gießen auf. Damals wurde eine von ihm unterschriebene Erklärung der Dresdensia-Rugia veröffentlicht, in der die Liquidation der "Deutschen Werte" durch die "Besatzer" anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes beklagt wurde. In den nächsten Jahren stieg er u.a. zum Vorsitzenden der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO)-Hessen, stellvertretendem NPD-Landesvorsitzenden von Hessen und Schulungsleiter der Jungen Nationaldemokraten (JN)-Hessen auf. Außerdem war er im NHB (Nationaldemokratischer Hochschul-bund) aktiv. Heute schreibt er für die NPD-Postille ‚Deutsche-Stimme' in Riesa und die Zeitschrift ‚Opposition'. Des weiteren wurde er in den Bundesvorstand der NPD gewählt. Den Grundstein für diese politische Laufbahn legte Gansel durch die Teilnahme an verschiedenen Demonstrationen der ‚Freien Kameradschaften' und der NPD wie bspw. 1997 in Marburg oder am 1.Mai 2000 in Wetzlar, wo er als einziger Teilnehmer mit einer Fahne der ‚Freien Kameradschaften' marschiert sein soll. 

Stefan Rochow
Kurze Zeit nach dem Verschwinden von Gansel tauchte Stefan Rochow in Gießen auf. Rochow war zuvor in Greifswald aktiv. Dort arbeitete er bereits in der JLO und dem Nationaldemokratischen Hochschulbund (NHB). Sein Bruder Matthias, ebenfalls Aktivita der Rugia zu Greifswald, ist dort stellvertretender NPD-Vorsitzender und sitzt außerdem im Bundesvorstand des NHB. Stefan Rochow wurde kurz nach seinem Umzug nach Gießen am 19.Januar 2001 in Ehringshausen zum hessischen Landesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten gewählt. 
Nach dem Auftauchen Rochows kam es in Gießen vermehrt zu Neonazi-Aktivitäten an der Universität. Wiederholt wurden von Unbekannten schwerpunktmäßig Gebäude der Bereiche Rechts- und Wirtschaftswissenschaften mit Aufklebern der JN und faschistischen und insbesondere antisemitischen Schmierereien verunstaltet. 
Im August 2002 war Rochow maßgeblich an der Organisation der NPD-Wahlkampftour beteiligt. Die NPD-Hessen versuchte im Vorfeld der Bundestagswahl in einer Woche 10 Veranstaltungen in verschiedenen Städten durchzuführen und wurde dabei meist mit Lärm und Eiern von Gegendemonstrant-Innen empfangen.
Im November 2002 wurde Rochow auf dem Bundeskongreß der JN im hessischen Kirchhain zum Bundesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten gewählt.

Jüngste Entwicklungen

Am 26.11.2002 kam es zu einem Umtrunk im Haus der Gießener Burschenschaft ‚Germania'. Das Haus der Germania liegt pikanterweise genau gegenüber dem AK 44, einem linken Kulturzentrum und Infoladen. Dabei waren u.a. auch die Burschen der Dredensia-Rugia, einschließlich Stefan Rochow, anwesend. Die Germania, ebenfalls im DB organisiert, distanziert sich offiziell von der Dresdensia-Rugia. Letztere sei, laut dem ehemaligen Altherren-Vorsitzenden der Germania, Dr. Horst Menzinger, "von der Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft Gießener Studentenverbindungen ausgeschlossen" worden. Dass in der Realität die Dinge etwas anders liegen belegen diverse Augenzeugenberichte über die Vorgänge des Abends: "Gegen 22 Uhr verließen ca. 20 Burschenschafter das Gebäude der Germania. An ihren Uniformen waren diese als Mitglieder der Burschenschaft ‚Dresdensia-Rugia' (Großer Steinweg) und der Landsmannschaft ‚Darmstadtia' (Klinikstraße; nähe Alter Wetzlarer Weg) zu erkennen". In der Gruppe befand sich auch Stefan Rochow. Laut gröhlend zogen die Burschen-schafter am AK44 vorbei und beschimpften die anwesende Personen. Dort seien Sprüche, wie "Ignatz Bubis ab ins Gas", "wir sehen uns im Arbeitslager" und "schwule Kommunisten" gefallen. Ca. 15 Minuten später griff die Gruppe nach Augenzeugenberichten einige Personen, die für "Linke" gehalten wurden, an . Die Angriffe konnten jedoch, laut Bericht, abgewehrt werden.

Am ersten Tag des Irak-Krieges (22.03.03) soll das Haus der Dresdensia-Rugia als Rückzugsort für eine kleine Gruppe Neonazis gedient haben, die zuvor in der Nähe des US-Depots in Gießen unter einem NPD-Transparent gegen den Irak-Krieg demonstriert hätten. Am 29. März 2003 sollte Rochow dann bei der 'Bundesweiten Großdemonstration des Nationalen Widerstandes' in Hanau, unter dem Motto 'Schluss mit der U.S.-Tyrannei' als Redner auftreten. Dort tauchte er jedoch nicht auf.

Fazit:

Die Dresdensia-Rugia ist eine bundesweit bedeutende Kaderschmiede für die NPD und andere faschistische Organisationen. Außerdem stellt sie durch ihre Kontakte zu anderen Vebindungen einen Schnittpunkt zwischen konservativen und faschistischen Strukturen (u.a. Freie Kameradschaften und vor allem NPD) in Gießen dar. In den letzten 13 Jahren hat es innerhalb der Verbindung einen Rechtsruck gegeben, in dem sie sich vom rechten konservativen Spektrum auf eindeutigen NPD-Kurs katapultierte. Trotzdem dürfte es nach wie vor reichliche Kontakte zu örtlichen konservativen Kreisen inkl. der CDU, geben. Auch sollte die Funktion rechtsextremer Studenten als potentielle intellektuelle Avantgarde nicht unterschätzt werden. Derartigen Tendenzen gilt es entschlossen entgegen zu treten, gerade wenn Verbindungen wie die Dresdensia-Rugia meinen, es gäbe Anlass zum feiern!!!

Deshalb rufen wir auf zur Demo am 28.06.03 - 12 Uhr Kirchenplatz in Giessen

Kein Raum für Nationalismus, 
Rassismus, Sexismus und Elitedenken!
Für eine selbstbestimmte, emanzipatorische 
Gesellschaft ohne Ausgrenzung und Diskriminierung!

UnterstützerInnen dieses Aufrufes:
AntiFa.Action.Tour.03, AntiFa Wetterau, Autonome AntiFa Wetterau, AntiFa-Café Infoladen Giessen, Jugend AntiFa Infoladen Giessen, [`solid] -ABM, DKP Giessen, DGB-Jugend Mittelhessen, StadtschülerInnenrat Giessen, AStA der JLU Giessen, JungedemokratInnen/Junge Linke (KV Giessen), Rote Hilfe Giessen, Vereinigte Verfolgte des Naziregimes/BdA Giessen, Jusos Unterbezirk Giessen, Demokratische Linke (Hochschulgruppe), AntiFa HG, autonome antifa (f)


...und wer es nicht glaubt, kann es nachlesen!
Der AStA der Justus-Liebig-Universität und ebenso der Infoladen Gießen haben neben anderen Schriften eine Auswahl an Monographien und Sammelbänden, die das Thema Verbindungen aus unterschiedlicher Perspektive untersuchen. Diese sind jewils dort auszuleihen bzw. käuflich zu erwerben.

Butterwegge, Christoph / Hentges, Gudrun (Hg.): Alte und Neue Rechte an den Hochschulen. Münster 1999.
Elm, Ludwig / Heither, Dietrich / Schäfer, Gerhard(Hg.): Füxe, Burschen,  Alte Herren. Studentische Korporationen vom Wartburgfest bis heute. Köln 1992.
Heither, Dietrich: Verbündete Männer. Die Deutsche Burschenschaft - Weltanschauung, Politik und Brauchtum. Köln 2000.
Heither, D./ Gehler, M./ Kurth, A./ Schäfer, G.: Blut und Paukenboden. Eine Geschichte der Burschenschaften. Frankfurt am Main 1997.
Projekt "Konservatismus und Wissenschaft" e.V(Hg.): Verbindende Verbände. Ein Lesebuch zu den politischen und sozialen Funktionen von Studentenverbindungen. Marburg 2000.
Reimann, Bruno W.: Avantgarden des Faschismus. Studentenschaft und schlagende Verbindungen an der Universität Gießen 1918-1937. Frankfurt am Main 2002.
Studentenvertretung der Uni München (Hg.): Alte Herren, Neue Rechte. Rechte Normalität in Hochschule und Wissenschaft. Münster 2002.

Editorische Anmerkungen:

Der Aufruf wurde dem trend im Juni 2003 zugeschickt, damit wir für die Demo am 28. Juni 2003 werben. Für Aktuelles ist jedoch INFOPARTISAN zuständig. Mit dem heutigen Datum ist der Demo-Termin bereits dicke überschritten. Dennoch veröffentlichen wir diesen Text, da er unabhängig von der Demo  wegen seines informativen Charakters inhaltlich bedeutsam und politisch nützlich ist.