ANTIFADA?
Wie in einer antifaschistischen Zeitung "israelische Nazi-Methoden" verhandelt werden.
Antifaschistische Gruppen aus NRW

7-8/02
 

trend
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Wenn in der "antifaschistischen" Zeitung Lotta aus NRW "israelische Nazimethoden" wie sonst nur von Karsli oder Möllemann verhandelt werden, dann ist es Zeit, diese Zeitung nicht nur zu boykottieren, sondern dem auch argumentatorisch etwas entgegen zu setzen. Voila!

Eigentlich macht es keinen Sinn, antisemitische Machwerke argumentativ widerlegen zu wollen, ist doch der ihnen wesentliche Wahn der Vernunft prinzipiell nicht zugänglich. Das gilt auch und insbesondere für solche, die in einem linken oder antifaschistischen Anspruch verkleidet daherkommen. Das Problem, das sich im Fall der LOTTA stellt, besteht darin, dass sowohl den Machern, als auch den Rezipienten und Rezipientinnen dieser Zeitung zunächst einmal ein aufklärerischer Anspruch zu unterstellen ist, welcher der Kritik faschistischer Ideologie und nicht ihrem Gegenteil, wie der expliziten Affirmation antisemitischer Projektionen, wie sie idealtypisch von Leuten wie Jamal Karsli und eben einem offensichtlichen Gesinnungsfreund desselben in der neuesten Ausgabe der LOTTA(1) formuliert werden, sich verpflichtet sieht. Nur dies und die Hoffnung, dass das jämmerliche Versagen der Antifa angesichts der größten antisemitischen Massenmobilisierung der letzten Jahre - wenn nicht seit 1945 - bei einigen Antifaschistinnen und Antifaschisten zu einer kritischen Selbstreflexion führen möge, rechtfertigt den Versuch, den Artikel "Das (S)elend der Theorie. Über den strukturellen Antisemitismus der Antideutschen" von "Jassir Szuldnfraj" zu kritisieren.

Das Perfide an diesem Artikel ist nicht so sehr, dass der Gang der Argumentation - sofern überhaupt von einer solchen gesprochen werden kann - primitiv und kurzschlüssig ist, der Aufmacher billige persönliche Denunziation verspricht und nicht einmal dies einlösen kann, sondern darin, dass vorgeblich eine Kritik an "den Antideutschen" geleistet wird, die aber auf etwas anderes zielt: die Juden und den Staat Israel. Wohl um schon einmal das Ressentiment politisch korrekter Leser und Leserinnen zu mobilisieren, auf dass sie ihr Gehirn für das nun Folgende ausschalten, kommt nach einigem Vorgeplänkel der obligatorische und obligatorisch nicht nachgewiesene "Täterschutz"- und Sexismusvorwurf gegen einen Berliner Genossen der antideutschen Szene und der LOTTA-Autor sodann zur Sache: "Kern der AD-Ideologie ist das rückhaltlose und kritikfreie Bekenntnis zu Israel." Israel gelte den Antideutschen als "Vorreiter von Zivilisation, Humanität und Sozialismus, von Antirassismus und gutem Willen." Statt eine grundsätzliche Kritik des Nationalstaats zu leisten, hielten sie es mit dem "zionistischen Nationalismus" und müssten dazu "unveränderlich (gute) Charakterdisposition des Juden an sich" annehmen und zwar in rassistischer Abgrenzung zu den "dummen Palästinenser(n) und sonstigen Ölaugen." (S.42) Ob auf intellektuelle Genügsamkeit des Publikums spekulierend oder einfach nur auf schlampiger, nicht einmal den Mindestanforderungen wissenschaftlichen Arbeitens im Grundstudium entsprechender Arbeitsweise beruhend -, jedenfalls unterlässt es der LOTTA-Autor, irgendeinen empirischen Beleg, ein Originalzitat von antideutscher Seite für den Müll, den er sich da zusammenreimt, heranzuziehen. Das Bekenntnis zu Israel ohne Wenn und Aber ist das einzige, das auf antideutsche Positionierungen insofern zutrifft, als Israel als "die Staat gewordene Konsequenz aus dem Scheitern des bürgerlichen wie des kommunistischen Emanzipationsversprechen" (BAHAMAS) tatsächlich im Sinne des kategorischen Imperativs, alles zu unternehmen, dass Auschwitz sich nicht wiederhole, als selbstverständlich bewaffnete Nothilfemaßnahme gegen die fortgesetzte Raserei des Antisemitismus aus antifaschistischer Perspektive unbedingt zu verteidigen ist.

Statt Israel als Ort des Überlebens angesichts von Verfolgung und Vernichtung überhaupt einmal in den Blick zu nehmen, hat der Autor nichts Besseres im Sinn, als das zionistische Projekt für den Antisemitismus selbst verantwortlich zu machen. Zionistische Intellektuelle hätten aus einer "religiösen, ähnlich wie die muslimische konstituierten, jüdischen Gemeinschaft eine nationale zu machen (versucht)" (Fehler im Original). Als eine "Reaktion auf die Nationalisierung der Massen in West- und Mitteleuropa, die sich vor allem in Abgrenzung zu den Juden vollzog", fördere der Zionismus nun seinerseits - man höre und staune - einen (muslimischen) Antisemitismus "in dem Maße, in dem - und dies war eine weltweit wirksame Tendenz zu jener Zeit, als die PLO entstand [also um 1964, d. Autoren] - die Nationsbildung bei den ursprünglichen BewohnerInnen ... einsetzte." Abgesehen davon, dass bereits in den 1920ern und später während der arabischen Revolte von 1936-39 Wellen antijüdischer Pogrome den Nahen Osten erschütterten, die in der Kollaboration des Muftis von Jerusalem Al-Husaini (der bekanntlich politischer Ziehvater Arafats war) mit Nazideutschland gipfelten und im Terror der 50er und 60er Jahre ihre Fortsetzung fanden, also ein muslimischer Antisemitismus das zionistische Projekt von Beginn an begleitete (hier genügt ein Blick in die Geschichtsbücher), ist nicht so recht einsehbar, weshalb der Zionismus den Antisemitismus fördern soll. Hierzu aber später mehr. Die Analogie hingegen ist klar: Zunächst waren die Juden Opfer des europäischen Nationalismus, nun sind Araber Opfer der Zionisten, also die Juden von heute. Fast könnte man meinen, Jamal Karsli mit seinem Wort von israelischen "Nazi-Methoden" hätte vom LOTTA-Autor abgeschaut, wenn letzterer weiter schreibt: "... in ihrer praktischen Umsetzung besteht zwischen israelischen Siedlungen und arischen Wehrbauernhöfen kein prinzipieller Unterschied". (S. 44) Mit dieser intellektuell sehr bescheidenen Totalitarismustheorie mutiert in der LOTTA der Zionismus zunächst zum "Nationalbolschewismus" (S.43) und dann zum völkisch-eliminatorischen Faschismus, was der an den Haaren herbeigezogene Vergleich mit deutschen Heimatvertriebenen und der NS-Lebensraumpolitik suggerieren soll. (vgl. S. 44) Hätte der Autor auch nur einen blassen Schimmer von einer "grundsätzlichen Kritik des modernen, nationalen Staates", wie der Autor sie gegen die Israel-Solidarität der Antideutschen in Anschlag bringen möchte, müßte er wissen, dass der ökonomische und politische Ausschluß der Palästinenser aus dem Jischuw und später aus Israel zwar exakt den Mechanismen bürgerlicher Nationalstaatskonstitution geschuldet ist, dieser Ausschluß aber mitnichten der Pathologie kapitalistischer Krisenbewältigung qua totalem Volkskrieg - und genau hier gehören die arischen Wehrbauernhöfe im Gegensatz zur israelischen Siedungspolitik hin - entspricht. Die Gründung Israels nämlich "vollzog wie im Zeitraffer jenen in Europa zweihundertjährigen Prozeß der ursprünglichen Akkumulation - an der einheimischen arabischen Bevölkerung - nach, ohne allerdings die im Zuge der Kapitalisierung der Agrarwirtschaft erfolgte Freisetzung durch die Industrie kompensieren zu können."(2) Die für jede Staatlichkeit notwendige Herstellung eines homogenen Staatsvolkes (hier notwendigerweise eines jüdischen) fand zwangsläufig in Abgrenzung gegenüber den Arabern statt, die somit ineins zu ökonomischen Modernisierungverlierern und politisch Ausgegrenzten wurden. Und insofern die jüdische Staatsgründung sich nur gegen den permanenten arabischen Widerstand kriegerisch durchsetzen konnte und keine wechselseitige Anerkennung von Souveränität und Staatsgrenzen vollzogen wurde, entspricht auch der israelische Siedlungsbau der Logik der Durchsetzung nationalstaatlicher Souveränität, nämlich einer fortgesetzten territorialen Akkumulation und Konsolidierung, wie sie unter Kriegsbedingungen naheliegen. (Davon ist im Übrigen unberührt, daß die Siedlungen nur auf nachweislich öffentlichem Land errichtet werden und oftmals dort, wo zuvor schon Juden gelebt hatten, die im Verlauf der 1920er/30er Pogrome aber vertrieben wurden.) Dass das antizivilisatorische Ressentiment der der Idiotie des Landlebens(3) verhafteten arabischen "ursprünglichen BewohnerInnen" mit den Modernisierungsprozessen im Zuge der zionistischen Staatsgründung zwar vermittelt und gerade gegenüber dem Zionismus seine antisemitische Plausibilität erhält, hat allerdings nichts mit einer Behauptung eines kausalen Zusammenhangs (Zionismus fördere Antisemitismus) zu tun. Es sei demgegenüber dem LOTTA-Autor angeraten, sich unser am Rande des LOTTA-Artikels teilweise abgebildete antideutsche Flugblatt, auf das er seine Antideutschen-"Kritik" offenbar auch bezieht, bei klarem Verstande noch einmal zu Gemüte zu führen. Dort heißt es: "Trägt das Objekt antisemitischer Projektionen ... eine Verantwortung für diese? (...) Sind Juden in Israel selber schuld, wenn sie von palästinensischen Selbstmordkommandos in die Luft gesprengt werden? (...) Ist es nicht vielmehr so, daß die Zivilisation durch Herrschaft und Ausbeutung zwar beständig Haß hervorbringt, die Leidenden aber immer noch die Entscheidung treffen müssen, ob sie diesen mit in der Tat barbarischen Ideologien wie dem klerikalfaschistischen Islamismus antisemitisch wenden oder aber emanzipatorisch gegen die Grundlage des Leidens, die Vergesellschaftung durch Kapital und Staat, richten?"(4)

Wer stattdessen aus den Konstitutionsmerkmalen bürgerlicher Staatlichkeit und der ihr inhärenten Gewaltförmigkeit direkt auf einen faschistischen Charakter Israels schließt, leidet unter Zwangsvorstellungen. Denn im Gegensatz zum palästinensischen Selbstmordkollektiv, dem die Vernichtung des jüdischen "Dämons" (Arafat) SELBSTZWECK ist, handelt der israelische Staat im Rahmen der Erfordernisse der Verteidigung seiner Souveränität und dem Schutz seiner Bürger; hinsichtlich letzterem beispielsweise, wenn er Razzien gegen Selbstmordbomber vornimmt. Und es ist schon äußerst auffällig, dass in der LOTTA die vermeintliche jüdische Barbarei sich permanent in Detailbeschreibungen konkretisieren muß, vom islamischen Faschismus (der mitnichten eine "ethnokulturelle Kategorie" ist, wie der LOTTA-Autor uns weismachen will, sondern eine kritische, die auf gesellschaftlich-historische Konstitutionsbedingungen verweist, wie die des deutschen Faschismus´) hingegen nur als einem Hirngespinst der Antideutschen die Rede ist: "Dem bürgerlich-aufklärerischen Israel (und damit dem Judentum) steht im (fundamentalistischen) Islam eine antiemanzipatorische, barbarische Wesenheit gegenüber. Man möchte den Herren AD mal einen Besuch in Mea Schearim (orthodoxes Viertel in Jerusalem) empfehlen, damit sie das verifizieren können." (S. 45) Mit der expliziten und impliziten Inschutznahme der Palästinenser, deren antisemitisches Mordtreiben - weshalb wohl ermorden denn Arafats Al-Aksa-Brigaden ausgerechnet in besagtem orthodoxen Stadtviertel Juden, die den Zionismus überwiegend aus religiösen Gründen ablehnen? - angesichts "arischer Wehrbauernhöfe", angesichts revanchistischer jüdischer Heimatvertriebener (vgl. S.44) so nur als "antifaschistische Selbsthilfe" zu begreifen ist, bekommt auch das peinliche Pseudonym des Autors einen ungeheuerlichen "Sinn": Mit der Antisemitismuskeule verschleiern europäischen Ghettojuden (worauf die Verballhornung des Jiddischen wohl zielen soll) ihren Sündenfall gegenüber den Palästinensern, die nunmehr an deren Stelle getreten sind. Die spezifisch deutsche Funktion solcher antizionistischer Projektionen, aus welchen Richtungen sie auch immer formuliert sein mögen, wird aktuell statt von linksradikaler fast ausschließlich von jüdischer Seite kritisiert: "Wenn die Juden sich so aufführten, daß man ihnen nachsagen dürfte, sie handelten wie einst die Nazis, dann werden automatisch die Verbrechen der Vorväter relativiert und historisiert. Und dann - na endlich - dürfen die Kinder der Opfer nicht mehr auf die Kinder der Täter zeigen."(5)

Im LOTTA-Artikel hingegen ist von Deutschland nur die Rede, wenn es darum geht, einen Maßstab für vermeintliche Verbrechen Israels zu finden oder Antideutsche eines "antideutsch-deutschen Extremismus´" zu zeihen, welcher der Abwehr deutscher Schuld diene. Der dem LOTTA-Autor eigene Haß auf den vorläufigen Erfolg der Gründung Israels und seiner Behauptung als einzig bürgerlicher Staat im Umfeld autoritärer Regime, die ihre Integration nur durch den Affekt gegen "die Juden und ihre Schutzmacht Amerika" (wie ihn z.B. der Vater Mohammed Attas gegenüber dem SPIEGEL kund getan hat) herstellen können, verleiht sich dadurch seinen kruden Ausdruck, indem er ihn als "strukturellen Antisemitismus" bzw. die islamistischen Projektionen gegen Israel und die USA den Antideutschen zuschreibt. Die Unterstellung, die antideutsche Kritik nach dem 11. September würde selbst auf antisemitische Stereotypen, nur unter "umgekehrten Vorzeichen", mit einer "Gleichsetzung des Juden mit Finanzkapital und Kosmopolitismus" (S. 44) hereinfallen, bezieht sich wohl das bereits erwähnte antideutsche Flugblatt, in dem das islamistische Massaker von New York als eines von "eliminatorischen Antisemiten, welche die Juden, die USA und die westliche Zivilisation als Einheit betrachten und vernichten wollen"(6), charakterisiert wurde. Zwar spricht die Tat schon für sich selbst, als sie nicht Ausdruck einer diesem äußerlichen Intention, sondern der Antisemitismus selbst ist - allein die Interpretationen der antiamerikanischen Anti-Kriegsbewegung, die diesen Zusammenhang abstreitet, bestätigt ihn ungewollt, indem sie exakt die hier TATSÄCHLICH STRUKTURELL ANTISEMITISCHEN Projektionen gegenüber den USA reproduzieren. Aber auch die simple positivistische Zurkenntnisnahme islamischer Feinderklärungen allein - ohne jede materialistische Ideologiekritik, die unseren LOTTA-Autor ohnehin offensichtlich überfordern würde - belegt diesen Zusammenhang. Bereits in den frühen 1990ern formulierte die mit Bin Laden verbundene ägyptische Jamaa Islamiyya, dass die Unterlegenheit der islamischen Welt auf ein "Komplott des Weltjudentums" und seiner Agenturen: "internationale Konzerne", IWF und Weltbank, zurückzuführen sei(7). Bin Laden bezog lediglich in diesen Zusammenhang die USA systematisch mit ein: "Die Amerikaner" zögen "die Länder der Region in einen Teufelskreis hinein", und zwar durch "Kreditzinsen"(8). Die jüdische Präsenz im Nahen Osten in der Gestalt Israels gilt in dieser Vorstellung als Agentur der USA, die aber ihrerseits von einer "jüdischen Lobby" regiert würden(9). Rifai Taha, Mitarbeiter Bin Ladens aus dessen engstem Umfeld, formulierte den Wahn, daß die USA die Juden und die Juden die USA sind, in Zusammenhang mit ihrer vermeintlichen Eigenschaft, aus dem Verborgenen mittels hinterhältiger kommerzieller Verführungskünste die erdverbundenen Muslime schwächen zu wollen, wie folgt: "[Die Amerikaner] können uns mit Alkohol, Schönheitsprodukten ... der sogenannten Mode überhäufen, nichts wird uns aufhalten. Wer den Luxus geschmeckt hat, hat nicht die Seelenstärke, einen langen, weltweiten Krieg durchzustehen. (...) Amerika unterstützt die Zionisten, sie besetzen unser Land, zwingen unsere Völker zur Emigration ... Die Juden diktieren die amerikanischen Entscheidungen."(10) Und auch bei völlig gewaltfreien Islamisten kann diese Verschwörungstheorie - dass nämlich "zionistische Kreise" von New York aus die Globalisierung, identisch mit "amerikanischem Kultur- und Wirtschaftsimperialismus", vermittels erpresserischer Methoden und ausgeklüngelter Pläne betrieben, um Moral und Physis anständiger Muslime zu unterminieren, so beispielsweise auf der Website des "muslim-markts"(11) - nachgelesen werden. Gerade aber dieses manichäistisch aufgefasste Verhältnis zwischen islamischer Welt einerseits und dem Westen und seiner Speerspitze, der "Crusader-Jewish alliance", andererseits, zwingt bei aller Entgrenzung des antisemitischen Feindbildes immer wieder zur Konkretion am Beispiel Israel: "There is no doubt that the Palestine problem is the most important problem for every Muslim. (...) No people has suffered [the like of] the barbaric Jewish crimes from which the Palestinian people has suffered, with American and British Crusader support. (...) But we strike at the Jews, we strike at the Americans, and we are acting to establish an extensive Islamic state beginning in Afghanistan. We are serving all the Islamic causes, and, first and foremost, the cause of Palestine."(12) So jedenfalls der Al-Qaida-Funktionär Abu Hafs. War also die in unserem Flugblatt gestellte Frage, weshalb der antisemitische Gehalt des Anschlags auf das WTC seitens der Anti-Kriegs-Linken verleugnet werde, falsch, wenn den Antideutschen nun in der LOTTA frisch von der Leber weg entgegen gehalten wird, die Attentäter hätten den "Konnex 11. September-Israel ausschließlich dadurch hergestellt, dass sie die USA als Unterstützer Israels gebrandmarkt haben" (S. 44)? Die Frage war gerade wegen dieses "Konnex´" doppelt richtig und notwendig, denn der Angriff auf ausgerechnet ISRAELS Schutzmacht, der dem Israelhasser in der LOTTA so unproblematisch erscheint, dass er darüber kein weiteres Wort verliert, kann vom antisemitischen Kern islamistischer Ideologie nicht weggedacht werden.

Was also bleibt von der steilen These eines "strukturellen Antisemitismus´ der Antideutschen"? Unser deutscher Palästinenserfreund will aus der Parole: "Lang lebe Israel - Antisemiten bekämpfen", die wir - einige antideutsche Gruppen aus NRW - in Form eines Transparentes gegen den unsäglichen Antiamerikanismus des Anti-Kriegsbündnisses aus Autonomen und den Antisemiten vom Friedensforum(13) in die Diskussion einbrachten, einen "eliminatorischen Philosemitismus" herauslesen; wegen einer "Personifizierung" des Antisemitismus. Wieder einmal müssen wir auf unser Flugblatt verweisen, in dem die Entscheidungsfreiheit und individuelle Verantwortung für das Sich-zu-eigen-Machen antisemitischer Ideologie hervorgehoben wird (s.o.). Dass uns dies ausgerechnet in einem Heftchen der Antifa, deren Leidenschaft doch überwiegend der Veröffentlichung von Namen und Adressen von deutschen Faschisten gilt, vorgehalten wird, erstaunt schon sehr, hat aber wohl, wie gehabt, etwas mit der Entschuldung antisemitischer Umtriebe im islamischen Zusammenhang und ihrer linksdeutschen Solidarität bzw. der Weigerung einschlägiger Antifaschisten und Antifaschistinnen, ihre Hausaufgaben diesbezüglich zu machen, zu tun.

Antideutsche Gruppe Wuppertal, Antifa Duisburg, Antifa Mülheim/Essen-West, Antipostfa Recklinghausen, Antifaschistische Aktion Dortmund
Kontakt:  agw@gmx.li  

Anmerkungen

(1) LOTTA, antifaschistische Zeitung aus NRW, Nr. 8, Frühjahr 2002, S. 42-45, homepage: www.free.de/lotta  

(2)Initiative Sozialistisches Forum: Furchtbare Antisemiten, ehrbare Antizionisten. Über Israel und die linksdeutsche Ideologie, Freiburg i.Br., 2000, S. 64

(3)Vgl.: Die Worte des Vorsitzenden Mao Tse-Tung, Peking 1967, S. 36: "Ein ernstes Problem ist die Erziehung der Bauern."

(4)Antideutsche Gruppen aus NRW: Kritische Fragen an den friedensbewegten Protest,  http://de.indymedia.org/2001/09/8139.shtml  

(5)Jüdische Allgemeine, 06.06.02, S. 2

(6)Antideutsche Gruppen aus NRW: Kritische Fragen an den friedensbewegten Protest,  http://de.indymedia.org/2001/09/8139.shtml  

(7)Vgl.: Jacquard, Roland: Die Akte Osama Bin Laden. Das geheime Dossier über den meistgesuchten Terroristen der Welt, München 2001, S. 268

(8)a.a.O., S. 136

(9)a.a.O., S. 247

(10)a.a.O., S. 306 f

.(11) http://www.muslim-markt.de/boykott/cokacola.htm  

(12)Interview mit Abu Hafs; dokumentiert von: The Middle East Media Research Institute;  http://memri.org/bin/articles.cgi?Page=archivesArea=sdID=SP31301  

(13)Vgl. Düsseldorfer Stattzeitung terz 02/01, 03/01, 05/02; www.terz.org  

 

Editorische Anmerkungen:

Der Artikel wurde bei Indymedia am 17.7.2002 gepostet und kann dort diskutiert werden.
http://www.germany.indymedia.org/2002/07/26362.shtml